Night School [2018]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 13. November 2018
Genre: KomödieOriginaltitel: Night School
Laufzeit: 111 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2018
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Malcolm D. Lee
Musik: David Newman
Darsteller: Kevin Hart, Tiffany Haddish, Megalyn Echikunwoke, Taran Killam, Al Madrigal, Mary Lynn Rajskub, Anne Winters, Romany Malco, Ben Schwartz, Rob Riggle, Keith David, Donna Biscoe, Bresha Webb
Kurzinhalt:
17 Jahre, nachdem Teddy Walker (Kevin Hart) am Tag der High School-Abschlussprüfung das Handtuch warf und die Schule ohne Abschluss verlassen hat, steht er vor einem gewaltigen Problem: Unerwartet hat er seinen Job verloren und muss feststellen, dass es ohne Abschluss schwer ist, etwas Neues zu finden. Darum entschließt er sich notgedrungen, die Abendschule seiner ehemaligen High School zu besuchen, um seinen Abschluss nachzuholen. Dort ist inzwischen sein damaliger Mitschüler Stewart (Taran Killam) Rektor und die Lehrerin der Klasse, Carrie (Tiffany Haddish), scheint nicht gewillt, sich von ihm zu einem Abschluss bezirzen zu lassen. Von alledem darf Teddys Verlobte Lisa (Megalyn Echikunwoke) nichts erfahren, der er vorspielt, im Luxus zu leben, aus Angst, sie könnte ihn als der, der er ist, nicht lieben. So ersinnt Teddy mit seinen ebenso lernresistenten Klassenkameraden und -innen einen Plan, wie sie die anstehende Prüfung, mit der Stewart Teddy für die Gemeinheiten von einst leiden lassen möchte, doch noch „bestehen“ können …
Kritik:
Eigentlich behandelt die Komödie Night School gleich mehrere wichtige Themen, die allerdings über lange Zeit in breitgetretenen Gags unterzugehen drohen, ehe sie am Ende auf eine Art in den Fokus gerückt werden, dass man sie gar nicht übersehen kann. Inwiefern Filmemacher Malcolm D. Lee mit den verschiedenen Arten von Humor ein größeres Publikum ansprechen kann, sei jedoch dahingestellt. Wer sich darauf einlässt, findet von allem etwas, aber trotz des Unterhaltungswerts und auch bzw. auf Grund der Lauflänge nicht wirklich genug.
Der obligatorische Prolog setzt im Jahr 2001 an und zeigt uns die Geschwister Teddy und Denise Walker, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie stehen beide vor ihrem High School-Abschluss, vor dem es Teddy mehr graust, als er sich eingesteht. Am entscheidenden Tag wirft er schließlich das Handtuch und geht ohne Abschluss von der Schule, wobei er ankündigt, auch ohne erfolgreich zu werden. Nach einem Sprung 17 Jahre vorwärts hat es auch den Anschein, als hätte Teddy es geschafft: Er fährt einen Porsche, hat eine bildschöne Freundin und schwelgt im Luxus. Doch all das ist, wie wir erfahren, nur eine Fassade, die Teddy aufrechterhält, weil er fürchtet, dass Lisa ihn als der, der er ist, nicht lieben würde.
Dabei ist er der erfolgreichste Verkäufer eines Barbecuebedarfshändlers und könnte demnächst sogar auf der Karriereleiter nach oben klettern, bis Teddy durch seine eigene Tollpatschigkeit selbst dafür sorgt, dass er sich einen neuen Job suchen muss. Doch die wachsen – insbesondere für Arbeitssuchende ohne Schulabschluss – nicht auf Bäumen. Damit ihn sein Freund Marvin einstellen kann, muss Teddy seinen Schulabschluss nachholen. Hierfür will er die Abendschule ausgerechnet bei der High School besuchen, auf die er früher gegangen war und wo inzwischen sein ehemaliger Mitschüler Stewart Rektor geworden ist.
So ausufernd die Inhaltsbeschreibung klingt, sie deckt nur einen kleinen Teil der fast zwei Stunden dauernden Komödie ab. Das eigentliche Problem ist, dass man von dem, was Teddy im Rahmen seiner Abendschulkurse erlebt, möglichst wenig erzählen sollte, um die wenigen gelungenen Gags in Night School nicht zu verderben. Es soll genügen zu sagen, dass Teddys Klassenkameraden alle ihre ganz eigene Persönlichkeit und Gründe besitzen, weshalb sie die Abendkurse besuchen. Dass er dabei auf den eingewanderten Kellner Luis trifft, den Teddy um seinen Job gebracht hat, weil er sich vor Lisa nicht blamieren wollte, ist dabei eine gute Idee.
Es dauert erstaunlich lange, ehe Filmemacher Malcolm D. Lee was den Humor betrifft unter die Gürtellinie abrutscht. Aber die Momente, in denen er es tut, umfassen (so wenig überraschend wie witzig) neben Körpergerüchen und Geschlechtsteilen auch Erbrochenes, was das Ganze umso ekliger macht.
Bedauerlich ist dabei, dass Tiffany Haddish als Lehrerin Carrie über weite Strecken so wenig zu tun bekommt. Dafür stehen Teddys Mitschüler allesamt für unterschiedliche Teile der Bevölkerung, die mit ihren so grundverschiedenen familiären Hintergründen und Werdegängen verdeutlichen, wie entscheidend eine gute Bildung mit einem entsprechenden Abschluss ist, um nicht irgendwann gesellschaftlich in „Schubladen“ abgedrängt zu werden, sondern einen eigenen Weg gehen zu können. Gerade hier trifft Night School durchaus hörenswerte und vor allem richtige Aussagen.
Doch tröstet das nur bedingt darüber hinweg, dass Filmemacher Malcolm D. Lee den üblichen Klischees des Genres folgt, mit allen Höhen und Tiefen. Das tut er über weite Teile in einer Story, die merklich ziellos dahinmäandriert, anfangs ein Liebesfilm sein will, dann jedoch die Lovestory über zwei Drittel beinahe vollständig ausblendet. Trotz der vielen Figuren wird kaum jemand näher beleuchtet und auch die Idee, in der Mitte des Films einen Einbruch einzubauen, scheint nur deshalb ins Skript eingeflossen, um irgendeinen dramaturgischen Höhepunkt bieten zu können, und die Laufzeit in die Höhe zu treiben. Dabei nimmt die Geschichte erst dann wirklich Fahrt auf und entwickelt trotz der sympathischen Beteiligten erst dann eine Chemie, als sich die Komödie mit Teddy und seiner Einschränkung hinsichtlich des Lernens tatsächlich beschäftigt. Dann legt auch der Humor merklich zu. Doch bis es soweit ist, ist mehr als die Hälfte bereits vergangen.
Fazit:
Recht schnell gewinnt man den Eindruck, als würde sich Regisseur Malcolm D. Lee nicht festlegen wollen, mit welcher Art Humor er seine Komödie erzählen möchte. Sind die Gags anfangs noch verbaler Natur, mischen sich in wenigen Momenten und entsprechend unpassend zotige Eskapaden dazu. Der klassische, oftmals mimische Slapstick tritt ebenfalls nur sporadisch auf, meist bei den Schlagabtauschen zwischen Kevin Hart und Tiffany Haddish. Ähnlich unentschlossen ist auch die Story selbst, die inhaltliche Haken schlägt, ohne einen roten Faden zu finden. Dass Teddys Unfähigkeit, sich auf den Unterricht zu konzentrieren, eine klinische Ursache hat, überrascht zwar nicht, lenkt jedoch auf anschauliche Weise den Blick des Publikums auf Einschränkungen, deren Wirkung man sich kaum vorstellen kann, wenn man nicht davon betroffen ist. Am Ende trifft Night School deshalb die richtigen Aussagen und hat auch das Herz am rechten Fleck. Obwohl die Komödie nicht für so viele Lacher gesorgt, wie man sich das womöglich wünschen würde, gibt es genügend gute Momente, um über viele der Schwächen hinwegzusehen. Das wird auch durch die deutlich bessere zweite Filmhälfte erleichtert, die durchgehender erzählt und gelungener ist, als die erste.