Monuments Men - Ungewöhnliche Helden [2014]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 02. März 2014
Genre: Unterhaltung / Kriegsfilm / Drama

Originaltitel: The Monuments Men
Laufzeit: 118 min.
Produktionsland: USA / Deutschland
Produktionsjahr: 2014
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: George Clooney
Musik: Alexandre Desplat
Darsteller: George Clooney, Matt Damon, John Goodman, Jean Dujardin, Bill Murray, Bob Balaban, Cate Blanchett, Hugh Bonneville, Dimitri Leonidas, Justus von Dohnányi, Holger Handtke


Kurzinhalt:
Angesichts der unvorstellbaren Zerstörung, die unzählige Gebäude und Kunstschätze in Europa für immer dahingerafft hat, überredet Frank Stokes (George Clooney) den US-Präsidenten im Jahr 1943, eine Einheit nach Europa zu senden, um zu bewahren, was gerettet werden kann und zurückzuholen, was die Nazis geraubt haben. Zusammen mit James Granger (Matt Damon), Richard Campbell (Bill Murray), Walter Garfield (John Goodman), Jean Claude Clermont (Jean Dujardin) und Preston Savitz (Bob Balaban) reist Stokes nach Großbritannien. Dort stößt Donald Jeffries (Hugh Bonneville) zu ihnen, der das Team vervollständigt. Um möglichst viel aufdecken zu können, teilen sie sich auf.
Granger sucht in Paris die Kuratorin Claire Simone (Cate Blanchett) auf, die angeblich mit den Nazis zusammenarbeitete, auch wenn er überzeugt ist, dass sie im Widerstand war. Er will herausbekommen, wohin Stahl (Justus von Dohnányi) und Göring die Kunstwerke aus Paris haben bringen lassen. Stokes sucht unterdessen mit dem Rest in Belgien und Deutschland. Doch auch wenn ihnen eine Karte in die Hände fällt, auf der angebliche Verstecke der Raubkunst aufgeführt sind, dort ist nichts zu finden. Die Zeit drängt, denn nicht nur, dass Hitler den Befehl gegeben hat, im Fall seines Todes oder wenn der Krieg verloren ist, alles zu vernichten, auch ein russischer Trupp ist hinter den Kunstschätzen her – als Trophäen und zur Reparation ...


Kritik:
Es ist ein tragisches Resümee von Kriegen, dass sie einen kaum für möglich gehaltenen technischen Fortschritt in Gang setzen. Doch der Preis dafür ist unvorstellbar hoch. Einerseits, was den Verlust an Menschenleben angeht, andererseits, wie viele Kulturgüter in jener Zeit verschollen gehen oder zerstört werden.
Vernichtet man die Errungenschaften einer Generation, dann ist es, als hätte sie nie existiert. Diese Aussage von Frank Stokes, Anführer der späteren "Monuments Men" ist so wahr wie bedrückend. Doch die Erzählung ihrer wahren Geschichte, die sich Regisseur George Clooney in Monuments Men - Ungewöhnliche Helden vornimmt, wird der Bedeutung dessen, was auf dem Spiel steht, nur selten gerecht. Dank der hervorragenden und gut aufgelegten Besetzung übersieht man leicht, wie wenig das Drama in die Tiefe geht. Dass der Erzählfluss oft ins Stocken gerät, ist dabei der offensichtlichste Makel.

Filmkenner werden sich bei der Musik von Alexandre Desplat oft an Kompositionen von John Williams erinnert fühlen, der unter anderem zwei der erschreckendsten Anti-Kriegsfilm der letzten 20 Jahre vertont hat: Der Soldat James Ryan [1998] und Schindlers Liste [1993]. Doch Desplats Musik ist meist nicht an diese Werke angelehnt, sondern an die leichtfüßigen Themen des Altmeisters. Während der unterschwellige Score überaus gelungen ist, hat man das Gefühl, der Komponist hätte mit seinem beinahe schon fröhlichen Marsch den Ton des Films missverstanden.
Angeblich wurde der Starttermin von Monuments Men um drei Monate nach hinten verlegt, um mehr Zeit für die Fertigstellung der Spezialeffekte zu lassen. Und damit Filmemacher Clooney die Balance des Films zwischen ernsten und lockeren Momenten verbessern konnte. Ersteres ist gut gelungen.

Zehntausende Soldaten starben bei der Landung an der Normandie am 6. Juni 1944 – wenn Stokes und seine fünf Männer nur vier Wochen später dort eintreffen, ist der Küstenstreifen verlassen. Keine Leichen säumen die Dünen, es ist, als wäre nie etwas passiert. Doch statt dies den Zuschauern klar zu machen, scheint Regisseur Clooney diese Momente nur abhaken zu wollen.
Bei den eigenen Truppen angekommen, beginnen die Monuments Men, Kunstwerke in Sicherheit zu bringen und Raubkunst sicherzustellen. In Paris macht sich James Granger unterdessen daran, die als Kollaborateur inhaftierte Claire Simone zu befragen. Sie hat Aufzeichnungen darüber geführt, wohin die deutschen Soldaten die Kunst der französischen Juden und Museen gebracht haben. Dabei interessiert die vorsichtige Annäherung zwischen Matt Damon und Cate Blanchett mehr, als die Szenen der übrigen Einheit. Sie machen das Zögern, das fehlende Vertrauen im jeweils anderen spürbar.

Die Chemie der Besetzung zählt zu den größten Pluspunkten von Monuments Men. George Clooney, der neben der Regie auch die Hauptrolle übernimmt, strahlt gewohnt Autorität und Vertrauen aus, lässt die wichtigsten Momente jedoch seinen Kollegen. John Goodman und Jean Dujardin ergänzen sich ebenso gut wie Bill Murray und Bob Balaban in ihren gemeinsamen Momenten, deren Höhepunkt ein durchaus ergreifendes Porträt des Weihnachtsabends mitten im Kriegsgebiet ist. Auch Hugh Bonneville glänzt in seiner leider zu kurzen Rolle.
Sie alle haben ihren goldenen Moment, manche sogar mehrere und ihnen zuzusehen ist eine Freude. Doch gerät angesichts der stimmigen Atmosphäre der Figuren ihre Arbeit allzu oft in den Hintergrund.

Trotz aller Kritikpunkte, ist Monuments Men - Ungewöhnliche Helden weit davon entfernt, ein schlechter Film zu sein. Sieht man sich aber die zugrundeliegende Geschichte jener Männer an, gelingt es den Filmemachern nicht, mehr als nur den Unterhaltungsaspekt herauszuarbeiten. Die Bedeutung dessen, was sie letztlich gerettet haben, muss man ebenso suchen, wie die Tragik dessen, was für immer verloren wurde.
Dass es außer den amerikanischen Soldaten jener Einheit, die als Helden in schimmernder Rüstung erscheinen, nur stereotype Nazi-Deutsche und raffgierige Russen zu sehen gibt, lässt das Skript außerdem naiver erscheinen, als es vermutlich gemeint war.


Fazit:
Die Geschichte, die Monuments Men - Ungewöhnliche Helden erzählt, ist eigentlich umfangreich und aufwändig genug, dass man ihr eine Miniserie im Stil von Band of Brothers - Wir waren wie Brüder [2001] widmen sollte. Im Film kann George Clooney nur an der Oberfläche kratzen, sowohl, was den immerhin beinahe zwei Jahre dauernden Werdegang der Truppe, ihre Erfolge und Misserfolge angeht, aber auch in Bezug auf die vielen Figuren.
Sein unterhaltsamer Film ist eher ein Abriss derselben, geht aber zu selten in die Tiefe. Nicht einmal, wenn kostbare Kunstschätze mutwillig zerstört werden, schlägt sich das emotional packend in der handwerklichen Umsetzung nieder. Nimmt der Film zum Finale hin Tempo auf, erhält man einen Einblick, unter welchem Zeitdruck diese Mission von Anfang an stand. Doch von einer Dringlichkeit, vom Chaos und dem Elend des Krieges oder dem Ernst der Situation erzählt der Film selten und wenn, dann nur am Rande.