Minions - Auf der Suche nach dem Mini-Boss [2022]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 23. Juni 2022
Genre: Animation / KomödieOriginaltitel: Minions: The Rise of Gru
Laufzeit: 87 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2022
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren
Regie: Kyle Balda, Brad Ableson, Jonathan del Val
Musik: Heitor Pereira
Stimmen: Steve Carell (Oliver Rohrbeck), Pierre Coffin, Alan Arkin (Thomas Gottschalk), Taraji P. Henson, Michelle Yeoh, Jean-Claude Van Damme, Lucy Lawless, Dolph Lundgren, Danny Trejo, Russell Brand, Julie Andrews, RZA
Kurzinhalt:
Im Jahr 1976 will der fast 12jährige Gru (Steve Carell / Oliver Rohrbeck) nichts sehnlicher, als einmal der größte Schurke der Welt zu werden. Mit seinen treuen Minions, darunter Kevin, Stuart, Bob und Otto (Pierre Coffin), hat er sogar schon eine eigene Gefolgschaft. Nachdem sie ihren Anführer Wilder Knöchelknacker (Alan Arkin / Thomas Gottschalk) unsanft seines Postens enthoben hat, hat die bekannte Verbrecherorganisation „Die Fiesen 6“ eine Stelle frei und so sieht Gru seine Chance gekommen. Er bewirbt sich und wird sogar zu einem Vorstellungsgespräch geladen, zu dem er allerdings ohne die Minions gehen will, damit sie ihn nicht – wie so oft – in eine peinliche Situation bringen. Die Fiesen 6 lehnen seine Bewerbung aber ab, da Kinder nicht erwünscht sind. So stiehlt Gru ein für die Gruppe wichtiges Amulett und wird fortan sowohl von ihnen als auch von Wilder Knöchelknacker gejagt, der Gru entführt. Um ihren Mini-Boss zu befreien, machen sich Kevin, Stuart und Bob auf nach San Francisco, während sich Otto auf die Suche nach dem Amulett begibt, das er verloren hat …
Kritik:
Nach dem so kurzweiligen wie harmlosen Minions [2015] kehren die chaotischen und ebenso bemühten gelben, kleinen Helfer des Schurken Gru in Minions - Auf der Suche nach dem Mini-Boss zurück, um einmal mehr Chaos zu verbreiten. Wie der Titel bereits vermuten lässt, ist Gru ein bedeutender Teil der Erzählung, insofern handelt es sich hier eher um ein Prequel zu Ich - Einfach unverbesserlich [2010] denn eine Fortsetzung des ersten Solo-Abenteuers. Aber auch, wenn es hier mehr Erzählstränge gibt als zuvor, sie scheinen durch noch weniger miteinander verbunden. Das Ergebnis ist wie zuvor harmlos, aber noch weniger von allem anderen.
Die Geschichte ist im Jahr 1976 angesiedelt. Die Schurkenorganisation der „Fiesen 6“ hat gerade ihren Gründer Wilder Knöchelknacker hinausgeworfen, nachdem dieser für sie ein wertvolles Amulett gestohlen hatte, den Zodiac-Stein. Mit dessen Hilfe wollten die Schurken die mächtigsten der Welt werden. Die freie Stelle wird ausgeschrieben und der noch nicht einmal 12jährige Gru, selbst darauf aus, Karriere als Schurke zu machen, hat sich bei seinen Idolen darauf beworben. Allerdings ist er der Meinung, dass seine treuen Minions, die ihn immer wieder in peinliche Situationen bringen, nicht der richtige Umgang sind, um sich bei den Fiesen 6 zu empfehlen. Darum geht er allein zu dem Vorstellungsgespräch, bei dem Gru mitgeteilt wird, dass Kinder nicht aufgenommen werden. So stiehlt er kurzerhand den Zodiac-Stein und zieht damit nicht nur den Zorn der Fiesen 6, sondern auch von Wilder Knöchelknacker auf sich, der sich an seinen vorigen Mitstreitern rächen will. Und da die Minions das Amulett verlieren, müssen Kevin, Stuart, Bob und Otto auf einen Road Trip gehen, um ihren Mini-Boss zu retten und den Zodiac-Stein wiederzufinden.
Das klingt allerdings bedeutend komplexer oder aufwändiger, als es insgesamt ist, zumal sich ein Großteil der Geschichte auf die Erlebnisse von Gru konzentriert, der in der Schurken-Kunst ausgebildet wird. Das ist insofern wenig packend, da über sein Idol, Wilder Knöchelknacker, kaum etwas erzählt wird. Ebenso wenig über Gru selbst. Auch die übrigen fünf der Fiesen 6 werden kaum vorgestellt. Sie definieren sich einzig durch ihre Eigenschaften: Die Nunchuck-schwingende Nonne, der Kämpfer mit den Fäusten, die Gebäude einstürzen lassen können usw.. Die Namen der wenigsten hört man nach der Montage zu Beginn mehr als einmal, wenn überhaupt. Die beiden Erzählstränge der Titel gebenden Minions wurden dabei in der Filmvorschau von Minions - Auf der Suche nach dem Mini-Boss großteils skizziert (und prägnant präsentiert), was nicht heißt, dass diese Abschnitte nicht amüsant wären. Nur sind sie eben auch wenig mehr als eine Aneinanderreihung von einzelnen Sketches, die durch kaum etwas zusammengehalten werden. Kevin, Stuart und Bob werden, auf der Suche nach Gru, in Kung Fu ausgebildet, der treue Otto verfolgt mit einem Dreirad den Zodiac-Stein quer durchs Land. Dabei geschieht allerlei Lustiges, aber emotional eingebunden ist man dabei nicht und eine richtige Spannung kommt ebenfalls kaum auf. Würde man die einzelnen Situationen als individuelle Kurzfilme präsentieren, wäre der Unterhaltungswert womöglich sogar höher.
Dabei gibt es hier durchaus Ansätze, die gelungen sind. Das Discoflair der 70er-Jahre wird durch Frisuren, Farben und Musik greifbar eingefangen, wobei die Frage erlaubt ist, ob das Kinderzielpublikum mit den mehrmals präsentierten Verweisen auf Der weiße Hai [1975] oder Rocky [1976] etwas wird anzufangen wissen. Auch der Vorspann nach dem Schurken-Teaser im Stil der James Bond-Filme macht durchaus Laune – nur greift Minions - Auf der Suche nach dem Mini-Boss später kaum mehr Elemente jener Agentenreihe auf. Es ist, als würden die Regisseure schlichtweg alle Ideen auf die Leinwand werfen und zusehen, was hängen bleibt, selbst wenn die Einfälle kaum miteinander verbunden sind. So gibt es durchaus einige Momente, die für Erheiterung sorgen, wobei die Szenen der Minions ohne Untertitel präsentiert und ihre Absichten trotzdem deutlich werden. Worauf viele ihrer Situationen hinauslaufen, wird ein älteres Publikum jedoch kaum überraschen und auch die anwesenden Kinder haben in der besuchten Vorstellung wenig gelacht.
Mit Auftritten des jungen Wissenschaftlers Dr. Nefario oder auch der aus den Ich - Einfach unverbesserlich-Filmen bekannten Anti-Verbrecher-Liga schlagen die Verantwortlichen die Brücke zu den übrigen Teilen der Reihe. Auf der Suche nach dem Mini-Boss ist dabei überraschend laut, sehr bunt und beinahe ohne Unterbrechung temporeich erzählt, insbesondere in der ersten Filmhälfte. In der zweiten hingegen wird deutlich, wie viel sich technisch im Vergleich zum ersten Film verbessert hat. Die Welt der Minions, so überzeichnet sie ist, bietet viele Wiedererkennungsmerkmale und wirkt lebendiger, als bislang. Es ist eine Aussage, die man für die Geschichte so nicht wiederholen kann.
Fazit:
Die teilweise vier gleichzeitig erzählten Geschichten der einzelnen Figuren scheinen zwar auf den ersten Blick komplex, aber inhaltlich geschieht in dreien von ihnen kaum etwas von Belang, oder aber der Verlauf wird in einer Szene vollständig vorgestellt. Damit erscheint die Geschichte des zweiten Minions-Abenteuers, das sich weniger mit den Minions beschäftigt, als der Titel vermuten lässt, mehr wie eine Ansammlung von Kurzfilmideen, als eine große, aufeinander aufbauende und in sich stimmige Geschichte. Vor allem aber packt die Story nicht, da Szenen mit emotionaler Zugkraft nicht voneinander abhängen und selbst Grus Entwicklung kaum erlebbar wird, sondern seine Erkenntnis am Ende sogar mündlich vorgetragen werden muss. Durch die bunte Präsentation, die immer in Bewegung bleibt, wird ein junges Publikum zwar unterhalten, aber Momente, an die man sich im Nachgang erinnern würde, finden sich bei Minions - Auf der Suche nach dem Mini-Boss wenige bis keine. Technisch ist das aufwändiger als zuvor und man mag sagen, dass wenn Kinder eine tolle Zeit haben, dies nicht negativ zu werten ist. Aber Erwachsene, die früher mitgelacht haben, werden sich hier oft langweilen, trotz der knackigen Laufzeit von nur eineinhalb Stunden. Man kann eben einen Witz nur bedingt oft hören, ehe er alt wird. Dieser hier wurde in den letzten zwölf Jahren, auch dank der Minion-Kurzfilme schon so oft erzählt.