Men in Black [1997]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 03. Juni 2012
Genre: Science Fiction / Komödie / ActionOriginaltitel: Men in Black
Laufzeit: 98 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1997
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Barry Sonnenfeld
Musik: Danny Elfman
Darsteller: Tommy Lee Jones, Will Smith, Linda Fiorentino, Vincent D'Onofrio, Rip Torn, Tony Shalhoub, Siobhan Fallon, Mike Nussbaum, Jon Gries, Sergio Calderón, Carel Struycken
Kurzinhalt:
An niemandem geht das Alter spurlos vorüber. Nachdem sich der Partner von Agent Kay (Tommy Lee Jones) in den Ruhestand verabschiedet hat, ist dieser auf der Suche nach einem neuen. Da wird er auf den Polizisten James Edwards (Will Smith) aufmerksam, der ohne es zu wissen jemanden verfolgt und gestellt hat, der nicht von dieser Welt ist. Weshalb sich der Flüchtige zu erkennen gegeben hat, ist Kay in Rätsel, darum sucht er Edwards auf und weiht ihn ein: Seit beinahe einem halben Jahrhundert leben auf der Erde unerkannt Außerirdische. Das zu koordinieren und sicherzustellen, dass sie nicht auffällig werden oder gar ihre Tarnung auffliegen lassen, ist Aufgabe einer Geheimorganisation, die sich "Men in Black" nennt.
Nach kurzer Bedenkzeit lässt sich Edwards rekrutieren, bekommt einen neuen Anzug und wird fortan nur noch Agent Jay genannt. Vor allem jedoch sieht er sich seiner ersten Aufgabe gegenüber. Zusammen mit Agent Kay soll er einen nicht identifizierten Außerirdischen (Vincent D'Onofrio) ausfindig machen, der etwas so wertvolles in seinen Besitz bringen möchte, dass das Schicksal der gesamten Erde auf dem Spiel steht ...
Kritik:
Mutanten, Dämonen und Außerirdische, Zeugen, die getötet werden und eine Geheimorganisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Geschicke der Welt zu lenken – all das kann man sich bei Men in Black kaum vorstellen. Und doch finden sich diese Elemente wohl in der Comic-Vorlage. Für die Kinoadaption wurde Vieles neu interpretiert und ein bedeutend größerer Wert auf Unterhaltung und Humor gelegt, auch wenn eine Riesenkakerlake, die sich ein menschliches Kostüm überzieht durchaus von schwarzem Humor zeugt. Es ist erstaunlich, was für einen bleibenden Eindruck Barry Sonnenfelds Science Fiction-Komödie hinterlassen hat. Kaum ein Filmfan weiß heute nicht, was es bedeutet, "geblitzdingst" zu werden (wenn einem eine bestimmte Gedächtnisspanne mittels Neutralisator ausgelöscht wird). Dabei gibt es mit den unauffällig gekleideten Agenten, die sich für die Einhaltung einer unsichtbaren Koexistenz von Außerirdischen und Menschen auf der Erde einsetzen, erst drei Filme, von denen die Fortsetzung, Men in Black II [2002] weder bei Kritikern noch Zusehern ein großer Erfolg war, wohl aber genügend Geld eingespielt hat, um einen dritten Teil rechtfertigen zu können.
Sieht man sich nach 15 Jahren Abstand den ersten Teil erneut an, weiß man manches heute besser zu schätzen als damals, zu einem Klassiker fehlen ihm jedoch eine zeitlose Erzählung und ein weniger naiver Blick auf das Geschehen.
Damals wie heute erstaunt es, dass eine hochkarätige Hollywood-Produktion eine so kurze Laufzeit vorweisen kann. Mit etwas mehr als eineinhalb Stunden vergeht die Zeit bei Men in Black wie im Flug, was auch daran liegt, dass man über die Charaktere nicht viel erfährt. Polizist James Edwards (Smith) bekommt bei der Verfolgung eines Flüchtigen einen Einblick in eine Welt, von der er bisher nichts wusste. Nicht nur, dass dieser senkrechte Wände hinaufklettern kann, als hätte er Saugnäpfe statt Finger an den Händen, er blinzelt auch auf eine Weise, wie es kein Mensch in der Lage wäre. Kurz darauf begegnet Edwards dem in einem schwarzen Anzug gekleideten Agenten Kay (Jones), der ihn informiert, dass die Erde so etwas wie eine neutrale Zone für Außerirdische ist und es eine Geheimorganisation gibt, die sich mit der unauffälligen Abwicklung dieser Ein- und Ausreisen beschäftigt. Vor allem aber sind die "Men in Black" darum bemüht, was vorsich geht geheim zu halten. Nach einem kuriosen Einstellungstest in diese elitäre Truppe aufgenommen muss der zu Jay umgetaufte Edwards feststellen, dass eine übermenschengroße Schabe auf der Suche nach einer Galaxis ist, die sich auf der Erde befinden soll. Sie hinterlässt eine Spur der Verwüstung und provoziert damit sogar, dass der ganze Planet vernichtet wird von Anhängern derjenigen Rasse, deren Galaxis sie stehlen will, und die in einem riesigen Raumkreuzer um die Erde patrouillieren. Das klingt im ersten Moment verwirrend, erstreckt sich jedoch auf die besagten eineinhalb Stunden, so dass genügend Zeit bleibt, der Geschichte zu folgen.
Als Kay Edwards ein Ultimatum stellt, bis wann er sich entschieden haben soll, ob er den Men in Black beitreten wolle, weist er ihn darauf hin, dass es nur einen Haken gibt: Er muss allen Kontakt zu seinen Mitmenschen abbrechen. Er wird aus dem System gelöscht und darf weder seine Familie noch seine Freunde je wieder sehen. Edwards genießt seinen letzten Sonnenuntergang 'in Freiheit' und meldet sich dann für seine Einstellung. Was er aufgibt wird das Publikum nie erfahren. Seine Familie wird nicht vorgestellt, sein Bekanntenkreis ebenso wenig. Bevor er jenen Außerirdischen zu Fuß verfolgt hat, so scheint es, hat Edwards nicht existiert. Was dieser Verzicht bedeutet ist auch nicht weiter wichtig. Ebensowenig, was jenes Alien überhaupt getan hatte, um verfolgt zu werden. Men in Black konzentriert sich auf kuriose Details und humorvolle Dialoge, insbesondere zwischen Kay und Jay, aber auch zwischen Jay und der Pathologin Laurel. Was man zu sehen bekommt ist immer interessant, aber nie ergreifend oder aufregend. Eine Bedrohung für die Figuren, selbst durch die mordende Kakerlake, kommt nicht auf. Insofern erinnert die Science Fiction-Komödie stark an Comic-Verfilmungen wie die TV-Serie Batman [1966-1968], bei der sich Komponist Danny Elfman sogar Anleihen für sein Men in Black-Thema geholt zu haben scheint. Das sollte man nicht als Vorwurf sehen, als witzige, unbedarfte Unterhaltung funktioniert den Film auch nach 15 Jahren noch. Mehr wollte Produzent Steven Spielberg wohl auch gar nicht daraus machen.
Fazit:
Abstruse außerirdische Designs, betont viel Humor, der auch von der Chemie zwischen den beiden Hauptakteuren Will Smith und Tommy Lee Jones lebt, und lautstarke Action-Momente zeichnen Men in Black aus. Dass sich die Comic-Verfilmung nicht zu ernst nimmt und wohl weit weniger düster ist als ihre Vorlage, tut ihr gut. Und doch bleibt das Gefühl, dass man über die Figuren zu wenig gesagt bekommt, man weder sie versteht, noch die großen Zusammenhänge. Diese Oberflächlichkeit hindert die Science-Fiction-Action-Komödie zwar zeitlos zu erscheinen, bewahrt sie jedoch auch davor, die Stimmung zu drücken.
Tadellos dargebracht sind es die lustigen Momente und die Wortgefechte, von denen Barry Sonnenfelds bislang erfolgreichster Film lebt. Wer sich darauf einlässt, darf sich für eineinhalb Stunden ansprechend unterhalten lassen, wobei der philosophische Ausklang beinahe bedeutungsvoller erscheint, als das zuvor Gezeigte rechtfertigen würde.