Mean Girls – Der Girls Club [2024]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 13. Januar 2024
Genre: Komödie / MusikOriginaltitel: Mean Girls
Laufzeit: 105 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2024
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren
Regie: Samantha Jayne, Arturo Perez Jr.
Musik: Jeff Richmond
Besetzung: Angourie Rice, Reneé Rapp, Auliʻi Cravalho, Christopher Briney, Jaquel Spivey, Bebe Wood, Avantika Vandanapu, Tina Fey, Tim Meadows, Jenna Fischer, Busy Philipps, Jon Hamm, Ashley Park, Mahi Alam
Kurzinhalt:
Nachdem die 16jährige Cady Heron (Angourie Rice), die bislang zuhause unterrichtet wurde, mit ihrer Mutter (Jenna Fischer) von Kenia in die USA zurückkehrt, besucht sie an der North Shore High School zum ersten Mal den Unterricht mit Gleichaltrigen. Doch Cadys Idealvorstellungen werden enttäuscht, als sie sich regelrecht ausgegrenzt fühlt. Einzig die beiden Außenseiter Janis (Auliʻi Cravalho) und Damian (Jaquel Spivey) nehmen sie auf. Dann ergibt sich jedoch die Möglichkeit, dass Cady in die Clique der „Plastics“ um Regina George (Reneé Rapp), Karen (Avantika Vandanapu) und Gretchen (Bebe Wood) aufgenommen werden könnte. Cady will zuerst ablehnen, doch Janis und Damian ermutigen sie – immerhin ist Regina nicht nur als Trendsetterin angesehen, sondern auch gefürchtet. Vor allem könnte Cady die Plastics ausspionieren, denn Janis hat mit Regina noch eine Rechnung zu begleichen. Als sich Cady in Reginas Ex-Freund Aaron (Christopher Briney) verliebt, wird die Situation nur noch komplizierter, denn eine Regel der Plastics lautet, Ex-Freunde sind tabu …
Kritik:
Mean Girls – Der Girls Club ist die filmische Adaption eines Musicals, das auf Girls Club - Vorsicht bissig! [2004] basiert, der wiederum eine Romanverfilmung darstellt. Es unterstreicht vielleicht, wie populär die Geschichte einer High School Schülerin ist, die ohne es zu wollen genau zu der Art Mensch wird, die sie nicht sein möchte. Mit eingängigen Songs unterlegt, die zum Mitwippen einladen, und einer lebendigen, zeitgemäßen Choreografie, richtet sich das hauptsächlich an ein junges Publikum. Universell bleibt die Story trotzdem.
Im deren Zentrum steht die Teenagerin Cady Heron, die mit ihrer Mutter aus Kenia in die Vereinigten Staaten zurückkehrt. Dort trifft Cady, die bislang zuhause unterrichtet wurde, erstmals auf Gleichaltrige in der Schule, mit allen sozialen Verwicklungen, die damit einhergehen. Begreift sie den Neubeginn eingangs noch als Chance, wird sie ausgegrenzt und einzig die beiden Außenseiter Janis und Damian nehmen sich ihrer an. Sie klären Cady über die verschiedenen Cliquen auf und weshalb es sich nicht lohnt, sich irgendeiner anzuschließen. Doch dann wird Cady eingeladen, sich an den Tisch der „Plastics“ zu setzen. Während Gretchen und Karen oberflächlich und einfacher gestrickt sind, ist Regina die unangefochtene Königin der High School. Unerbittlich zermalmt sie ihre Feinde, setzt Trends und ist sich ihrer Wirkung auf Männer wohl bewusst. Da Janis einst Reginas Freundin war und noch eine Rechnung mit ihr offen hat, soll Cady die Plastics infiltrieren. Doch dann verliebt sie sich in Reginas Ex-Freund Aaron – und Ex-Freunde sind tabu. Als Regina davon Wind bekommt und Aaron zurückgewinnen will, nur um Cady zu verletzen, ersinnt die mit Janis und Damian einen gemeinen Plan.
Im Zuge dessen verschwimmt schließlich, wer das eigentliche Biest ist, wer wen manipuliert und sich im Rampenlicht sonnt, ohne Rücksicht auf Verluste oder die Gefühle anderer. Mean Girls erzählt wie die Vorlagen nicht nur davon, wie sehr Ausgrenzung Menschen verletzen kann, sondern auch, wie sehr man aus Rachegelüsten zu der bzw. dem wird, was einem überhaupt erst diese Verletzungen beigebracht hat. In Zeiten von Social Media und Cyber-Mobbing hat die Geschichte nichts von ihrer Aktualität verloren, ganz im Gegenteil. Dabei folgt das Drehbuch, das wie das 20 Jahre alte Original aus der Feder von Tina Fey stammt, die hier im übrigen dieselbe Rolle bekleidet wie damals, ebenso Tim Meadows als Schuldirektor, der ursprünglichen Geschichte beinahe akribisch, selbst wenn auf aktuelle Entwicklungen wie Social Media Bezug genommen wird. Es ist gewissermaßen der Zeitlosigkeit der Geschichte zu verdanken, dass diese im Prinzip weiterhin so gut funktioniert.
Die entscheidende Frage hierbei ist jedoch, ob Mean Girls – Der Girls Club durch das Musical-Element in irgendeiner Art und Weise ein besserer Film wird, oder die Story in klassischer Manier ebenso gut bzw. besser hätte erzählt werden können. Eingerahmt wird die Erzählung von Janis und Damian, die sich dabei unmittelbar an das Publikum richten und sogar die Moral letztendlich nochmals zusammenfassen. Das wäre von Haus aus gar nicht notwendig, da die Geschichte und Figuren mühelos für sich selbst sprechen. Auch muss man sich damit arrangieren können, dass sich herkömmliche Dialoge urplötzlich in Gesang wandeln. Doch das ändert nichts daran, dass die Songs selbst durchaus eingängig, einzelne Solos wie „I’d Rather Be Me“ oder „World Burn“ sogar fantastisch aufgebaut sind. Das liegt auch an Reneé Rapp und Auliʻi Cravalho, die nicht nur ihre Figuren toll zur Geltung bringen, sondern ein beeindruckendes Gesangstalent besitzen. Sie helfen auch darüber hinweg, dass die von Angourie Rice tadellos verkörperte Cady Heron eine zu rasche Wandlung durchmacht und die vielleicht blasseste Figur der Geschichte bleibt.
Gleichzeitig sind die Songs zunehmend aufwändiger choreografiert, verbinden nicht nur ein immer umfangreiches Ensemble, sondern auch lange Kamerafahrten mit einfallsreichen Perspektiven. Es ist beinahe, als würden die Filmschaffenden Samantha Jayne und Arturo Perez Jr. zum Ende hin den handwerklichen Stil finden, den man sich von Beginn an wünschen würde, so dass sich Mean Girls nicht nur von anderen Genrevertretern, sondern vor allem von der Vorlage merklich abheben könnte. Die teilweise leise dargebrachten Beobachtungen, wie dass hinter der Fassade von Gretchen und Karen im Grunde tiefe Unsicherheiten schlummern, die sie in Reginas Schatten verbergen können, oder dass Cady nur in ihrem Zusammenleben mit Gleichaltrigen Lektionen lernen kann (und muss), die sie in der wohl behüteten Umgebung beim Heimunterricht bisher nicht lernen konnte, sind so gelungen wie wichtig. Aber sie ändern nichts daran, dass die Geschichte selbst kaum Neues bietet und eben so bereits erzählt wurde. Ob der Musical-Aspekt dabei eine gelungene oder unnötige Erweiterung ist, muss man selbst entscheiden.
Fazit:
Man könnte der Musicaladaption durchaus vorwerfen, dass sie kaum neue, aktuelle Themen aufnimmt, die für ein heute junges Publikum relevant wären. Die Auswirkungen der Kerngeschichte werden zwar um Social Media erweitert, aber andere, neu hinzugefügte Themen, die Heranwachsende beschäftigen, finden sich nicht. Nichtsdestotrotz kommen die gesellschaftskritischen Kommentare auch in den eingängigen Songs zur Geltung, die einen ansteckenderen Rhythmus und Tempo besitzen, als man vermuten würde. Auch dank der tollen Besetzung macht es durchaus Spaß, hier zuzusehen, wobei es beabsichtigterweise erstaunlich schwerfällt, sich den eigenen Sympathien der Figuren gegenüber klar zu werden. So gelungen die handwerkliche Umsetzung von Samantha Jayne und Arturo Perez Jr. allerdings ist, sie wiegt nicht auf, dass sich die Personen oftmals wie Karikaturen verhalten und die Geschichte weniger wie eine böse Komödie, als eine Satire über eine solche anmutet. Zu blödelig, wenn auch nie boshaft verhalten sich die Figuren, von denen namhaft besetzte Nebencharaktere gar nicht zur Geltung kommen. Dabei gibt es Vieles, was an Mean Girls – Der Girls Club gefällt, und selbst wenn abzuwarten bleibt, ob die Musicalverfilmung ähnlichen Kultstatus erreichen wird, wie das nunmehr zwei Jahrzehnte alte Original, er ist überraschend charmant, poppig und unterhaltsam dargebracht.