Man lebt nur zweimal [1967]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 02. Mai 2013
Genre: Action / ThrillerOriginaltitel: You Only Live Twice
Laufzeit: 117 min.
Produktionsland: Großbritannien
Produktionsjahr: 1967
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Lewis Gilbert
Musik: John Barry
Darsteller: Sean Connery, Akiko Wakabayashi, Mie Hama, Tetsurō Tanba, Teru Shimada, Karin Dor, Donald Pleasence, Bernard Lee, Lois Maxwell, Desmond Llewelyn, Charles Gray, Tsai Chin, Peter Fanene Maivia
Kurzinhalt:
Während der Mission einer amerikanischen Weltraumkapsel nähert sich ein anderes Flugobjekt der Fähre. Kurz danach reißt jeglicher Kontakt ab und mindestens ein Astronaut kommt ums Leben. Der Vorfall verstärkt die Spannungen zwischen Ost und West, da die USA entgegen deren Unschuldsbekundungen die UdSSR verdächtigen und mit Vergeltung drohen. Da in Kürze eine weitere Weltraummission geplant ist, beauftragt der britische Geheimdienst seinen Agenten James Bond (Sean Connery), der Ursache auf den Grund zu gehen. Paradoxerweise wird vermutet, dass das zweite Fluggerät in der Nähe Japans gelandet ist, obwohl die notwendige Technik dort angeblich noch gar nicht verfügbar ist.
In Tokyo trifft Bond den Leiter des japanischen Geheimdienstes, Tanaka (Tetsurō Tanba). Er stellt Bond die Agentin Aki (Akiko Wakabayashi) an die Seite, doch wer immer darauf aus ist, die internationalen Beziehungen weiter zu schwächen, hat den britischen Spion bereits ins Visier genommen. Die Situation wird noch prekärer, als auch eine russische Raumkapsel auf ähnliche Weise verschwindet. Schließlich entdeckt Bond, dass hinter alledem niemand geringeres steckt, als die Verbrecherorganisation S.P.E.C.T.R.E. mit Ernst Stavro Blofeld (Donald Pleasence) als Drahtzieher ...
Kritik:
Mit Man lebt nur zweimal änderten die Filmemacher ihren jährlichen Rhythmus, die Wartezeit seit dem letzten James Bond-Film war doppelt so lang. Dies spiegelt sich unter anderem im sichtbar gesteigerten Aufwand wider, der nicht mehr nur exotische Orte wie hier das japanische Festland und die dazugehörigen Inseln umfasst, sondern auch riesige Areale wie eine unterirdische Basis, die als Schauplatz für das Finale dient. Doch es ist, wie es meistens ist, wenn die Story nach Spezialeffekten verlangt – diese werden zwar so gut es für diese Zeit möglich ist umgesetzt, doch sie sind ebenso schnell überholt. Wie es nur ein Jahr später in 2001 - Odyssee im Weltraum [1968] gelang, Bilder vorzustellen, die auch nach 45 Jahren kaum zu übertreffen sind, wird auf immer ein Geheimnis bleiben.
Beinahe verschlägt es hier sogar den Geheimagenten James Bond selbst ins Weltall und die Zuschauer bekommen endlich wie auch er zu sehen, wer der Bösewicht ist, der mit seiner schneeweißen Katze die Welt so oft in Angst und Schrecken hält. Auch hinter den neuesten Unruhen steckt Ernst Stavro Blofeld, der eingangs eine amerikanische Raumkapsel kapert, während diese sich in einer Erdumlaufbahn befindet. Sein Ziel ist ebenso einfach wie beunruhigend: Die Amerikaner werden der Meinung sein, dass die Russen verantwortlich sind und da wenig später auch eine russische Kapsel vom Radar verschwindet, werden die Russen davon ausgehen, dass es sich um eine Vergeltung der USA handelt. In einer Zeit, in der die Spannungen zwischen den beiden Mächten ohnehin täglich größer werden, kann ein solcher Zwischenfall durchaus der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt. Die Folge wäre der Dritte Weltkrieg.
Dabei zeigt Man lebt nur zweimal auf anschauliche Weise, wie leicht die Supermächte gegeneinander auszuspielen sind und dass sie über alledem aus den Augen verlieren, dass weitere Gefahren auf der Welt drohen. Ob diese Mahnung beabsichtigt gewesen ist, sei dahingestellt, aber sie lässt sich mit anderen politischen Ausrichtungen heute ebenso treffen.
Über die recht offensichtlichen Spezialeffekte, die den Film einrahmen kann man hinwegsehen, was hier jedoch auffällt sind die inhaltlichen Längen, die er aufweist. So gibt es einige Storyfäden, die offenbar nur bezwecken, dass Bond einer weiteren Frau nahe kommt, auch wenn die Figur nicht wirklich wichtig ist. Und selbst eine der spektakulärsten Actionmomente im Film, bei dem ein Auto mit einem Hubschrauber abgeschleppt wird, macht inhaltlich nicht wirklich Sinn. Es scheint, als wollte der Regisseur seine Geschichte nicht unter zwei Stunden erzählen, auch wenn es knapper und packender möglich wäre.
Sie beginnt für Fans des britischen Geheimagenten erst einmal mit einem Schockmoment, der Filmtitel lautet nicht umsonst Man lebt nur zweimal. Tot(gesagt)e Spione haben bekanntermaßen weniger Feinde, auch wenn James Bond durch sein Auftreten ebenso in Erinnerung bleibt, wie durch seinen Namen. Es bleibt ihm und seinen Kollegen nicht viel Zeit, die Verantwortlichen hinter den Attacken im Weltraum zu finden, deren Basis in der Nähe von Japan vermutet wird. Und es dauert auch nicht lange, ehe Bond einer Firma auf die Schliche kommt, die der Terrorvereinigung Phantom nahe steht. Dass Phantom ab diesem Film den Namen des englischen Originals S.P.E.C.T.R.E. übernimmt, sollten Zuseher nur wissen, die deutsche Synchronisation ist in den frühen Bond-Filmen leider nicht sehr einheitlich. Die Nachforschungen von 007 gipfeln unter anderem in einer Helikopterverfolgungsjagd, deren Star ein kleines Fluggerät ist, bei dem man sich kaum vorstellen kann, wie es überhaupt fliegen soll. Dass Bond für den letzten Angriff der Mission verdeckt agieren soll, ist für das aufmerksame Publikum schon deshalb absurd, weil seine Tarnung bereits beim Training offensichtlich aufgeflogen ist.
Es gibt überraschend viele Unstimmigkeiten innerhalb der Story, die auch darum offensichtlich werden, weil sie nicht ansatzweise so komplex oder die Bedrohung für die Welt so greifbar gemacht wird, wie beispielsweise im letzten Film Feuerball [1965]. Das macht Man lebt nur zweimal nicht zu einem schlechten Agententhriller, aber zu einem zu wenig spannenden, insbesondere im direkten Vergleich mit seinen Vorgängern.
Fazit:
Gegen Sean Connerys Charisma wirkt der Bösewicht Blofeld, der nach langer Zeit endlich ein Gesicht bekommt, ausgesprochen blass. Dass sich beide nicht einmal ein richtiges Wortgefecht liefern dürfen, lässt einen wehmütig an Auric Goldfinger erinnern, der dem Doppelnullagenten mehr als nur gewachsen war. So bietet das Finale in Man lebt nur zweimal zwar gute Schauwerte, bleibt überdies aber erstaunlich unspannend.
Der Thriller selbst spiegelt das über weite Strecken wider und steht hinter seinen Vorgängern sowohl an Charme, wie auch an schweißtreibend packenden Momenten zurück. Selbst Connery scheint weniger agil und die leichtfüßige Ironie ist rar gesät. Dafür überzeugt die Produktion mit einem merklichen Aufwand und einfallsreichen, unterhaltsamen Actionsequenzen, die das Genre und die Filmreihe geprägt haben.