Kill the Boss [2011]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 19. April 2012
Genre: Komödie

Originaltitel: Horrible Bosses
Laufzeit: 98 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2011
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Seth Gordon
Musik: Christopher Lennertz
Darsteller: Jason Bateman, Charlie Day, Jason Sudeikis, Kevin Spacey, Colin Farrell, Jennifer Aniston, Jamie Foxx, Julie Bowen, Donald Sutherland, Ioan Gruffudd, P.J. Byrne, Brian George


Kurzinhalt:
Nicht einmal seine Großmutter durfte Nick (Jason Bateman) vor ihrem Tod noch besuchen – wegen der Arbeit. Und nun wird ihm die in Aussicht gestellte Beförderung durch seinen Boss Dave Harken (Kevin Spacey) ebenfalls vorenthalten. Für Nick steht fest: Die Welt wäre besser dran ohne Harken. Seine Freunde Dale (Charlie Day) und Kurt (Jason Sudeikis) denken über ihre Vorgesetzten ebenso. Und aus dem Kommentar während eines Feierabendbiers, dass man sich ihrer entledigen sollte, wird unversehens schnell ein Plan für einen Mord. Für drei Morde genauer gesagt.
In einer Bar lernen sie den zwielichtigen Dean Jones (Jamie Foxx) kennen, dessen Spitzname unverwechselbar klingt. Er gibt ihnen Tipps, wie sie die Schwachstellen ihrer Opfer finden können. So machen sich die drei auf, ihre Chefs zu überwachen. Harkens Achillesferse ist schnell ausgemacht und Kurts Boss Bobby (Colin Farrell) hat genügend Drogen in der Wohnung, um für lange Zeit hinter Gitter zu wandern. Einzig Dales Chefin Julia (Jennifer Aniston), die ihn ständig sexuell bedrängt, scheint nicht mit konventionellen Mitteln beizukommen. Doch die Frage ist, sind Nick, Dale und Kurt wirklich bereit, jemanden zu ermorden? Von der technischen Umsetzung durch ihre Tollpatschigkeit ganz abgesehen ...


Kritik:
Es fällt nicht schwer sich vorzustellen, wie Kill the Boss als Komödie der 1970er oder -80er Jahre ausgesehen hätte – oder sogar noch früher. Die Grundgeschichte wäre vielleicht sogar gleich ausgefallen mit drei befreundeten Männern, deren Vorgesetzte ihnen das Leben zur Hölle machen und die darum den Plan schmieden, sie loszuwerden. Dass Seth Gordons Film aus der heutigen Zeit stammt sieht man nicht an seiner Idee, sondern daran, dass tatsächlich jemand in dem Film ermordet wird. Dass es unvorhergesehen geschieht, ist die einzige Überraschung innerhalb der etwas mehr als eineinhalb Stunden. Angereichert mit reichlich Schimpfwörtern, anzüglichen Bemerkungen und Verhaltensweisen richtet sich die Komödie insbesondere in den USA an ein erwachsenes Publikum, da allein die Menge an benannten Geschlechtsmerkmalen über das hinausgeht, was einem jungen Zuseher zugemutet werden sollte. Doch der eigentliche Plot befindet sich unter Vorabendserienniveau.

Die Ausgangslage ist dabei denkbar einfach: Nick, Dale und Kurt sind drei Freunde, die alle einen unterschiedlichen Beruf haben und doch ein gemeinsames Problem, ihren Chef. Obwohl sie selbst alle fleißige und brave Arbeitnehmer sind, werden sie von ihren Vorgesetzten getriezt, dass es kaum zum Aushalten ist. Nick soll schon um sechs Uhr morgens im Büro sein, um sein Arbeitspensum zu schaffen. Kommt er zwei Minuten zu spät, sitzt er bei Dave Harken in dessen Büro. Und auch wenn Harken ihm seit geraumer Zeit eine Beförderung in Aussicht stellt, geht Nick erneut leer aus. Dale hingegen ist seit kurzem verlobt und als Zahnarzthelfer in der Praxis von Dr. Julia Harris angestellt. Die belässt es aber nicht nur bei anzüglichen Bemerkungen, sondern nötigt ihn beinahe schon zum Sex. Der einzige nicht ganz so nette ist Kurt, der als Buchhalter einer Chemiefabrik arbeitet und dessen neuer Chef Bobby Pellitt, der Sohn seines vorherigen, nur daran interessiert ist, die Firma zu schröpfen und sich zur Ruhe zu setzen. Kurt wirft indes ein Auge auf jede Frau in seiner Nähe und bringt damit nicht nur sich in Schwierigkeiten.

Das Verhalten der Vorgesetzten ist so stark überzeichnet, dass dabei leider auch die wenigen wahren Momente unterzugehen drohen. Sei es die Erkenntnis, dass Harken Nick begreiflich macht, dass er entweder für ihn, oder für niemanden in der Branche arbeiten wird. "Sie gehören mir!" droht er ihm. Auch Pellitts Motive werden klar, während man beinahe vermuten könnte, dass die Nymphomanin Julia ein Spiegelbild all jener männlichen Chefs ist, die ihre Angestellten mit anzüglichen Avancen bedrängen, so dass ihnen unwohl ist. Doch Kill the Boss eine solche Gesellschaftskritik zu unterstellen, ist vielleicht zu viel des Guten.
In einer Bar lernen sie einen Mann kennen, dessen Spitzname schon für Schmunzeln sorgt. Er nimmt ihnen 5.000 Dollar ab und wartet mit altklugen Ideen und Sprüchen auf, wie die drei jeweils den Chef eines anderen ausschalten sollen. Ist kein direktes Motiv vorhanden (wie der eigene Boss), könnte ein perfektes Verbrechen gelingen. Doch schon bei den Observierungen bringen sich Nick, Dale und Kurt in so viele haarsträubende Situationen, dass mitunter ein Fremdschämen-Gefühl beim Publikum einsetzt. Von einer quasi inhalierten Packung Kokain, bis hin zu DNS, die sich Kurt buchstäblich dort abkratzt, wo für gewöhnlich keine Sonne scheint, ist alles vertreten. Dales aufsteigende Hysterie setzt dabei besondere Akzente.

Für sich allein genommen sind die drei Hobby-Mörder jeweils ein hoffnungsloser Fall, alle zusammen sind wie eine Naturgewalt peinlicher Unfähigkeit. Daraus eine düstere Komödie, vielleicht sogar mit Screwball-Anleihen zu gestalten, ist durchaus möglich. Doch Regisseur Gordon entschließt sich dazu, dem Trend aktueller Erwachsenen-Komödien zu folgen und pflastert Kill the Boss mit vielen Kraftausdrücken, zumindest angedeutet nackter Haut und etwas Gewalt. Hätte vor 30 oder 40 Jahren trotz oder gerade Aufgrund der abstrusen Handlung eine Läuterung bei den Vorgesetzten eingesetzt, um schließlich das Geschehen zum Besseren zu wenden, muss es heute mindestens eine Leiche geben. Möchte man die letztendliche Aussage des Films deuten, weiß man dabei aber nie, ob nicht noch jemand viel schlimmeres dem letzten Vorgesetzten nachfolgt.


Fazit:
Es ist nicht vorwurfsvoll oder negativ gemeint zu sagen, dass sich Kill the Boss vermutlich hauptsächlich an ein heranwachsendes, männliches Publikum in ausgelassener Feierlaune richtet. Und die werden den Film am ehesten so genießen, wie er gemeint ist. Sieht man ihn als schwarzhumorige Komödie, ist die Geschichte nicht nur zu überraschungsarm, sondern einfach nicht bissig genug. Es hätte viel Potential gegeben, die geldgierigen, ausbeuterischen Vorgesetzten bloßzustellen, ihnen den Spiegel vorzuhalten. Doch stattdessen entscheidet sich Regisseur Seth Gordon, den Film als Klamauk zu erzählen. Zugutehalten sollte man ihm, dass er so zumindest keine Anleitung liefert, wie man seinen Chef unter die Erde bringt.
In einer Zeit, in der die Hälfte aller Arbeitnehmer innerlich gekündigt hat, hätte man hier die Möglichkeit ergreifen können, eine weitreichendere Aussage zu treffen. Wer darauf hofft, wird leer ausgehen. Stattdessen erwarten einen bekannt vorkommende Witze, die von einem sympathischen Cast ansprechend vorgetragen werden. Die bösen Chefs bleiben auf Grund der Darstellerleistungen länger in Erinnerung. Immerhin: Das anvisierte Zielpublikum sollte sich bei alledem gut amüsieren können.