Kaiserschmarrndrama [2020]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 30. Juli 2021
Genre: Komödie / Krimi

Laufzeit: 96 min.
Produktionsland: Deutschland
Produktionsjahr: 2020
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Ed Herzog
Musik: Martin Probst
Besetzung: Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff, Enzi Fuchs, Eisi Gulp, Gerhard Wittmann, Daniel Christensen, Stephan Zinner, Ferdinand Hofe, Thomas Mraz, Sarah Viktoria Frick, Sigi Zimmerschied, Nora von Waldstätten, Maria Hofstätter, Matthias Egersdörfer


Kurzinhalt:

Um Susi (Lisa Maria Potthoff), der Mutter seines Sohnes, entgegen zu kommen, hat Provinzpolizist Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) eingewilligt, mit ihr in ein gemeinsames Haus zu ziehen. Nur dass die Doppelhaushälfte so schnell gebaut würde, hätte er nicht gedacht, was ihm zunehmend Unbehagen bereitet. Währenddessen soll Franz’ bester Freund Rudi Birkenberger (Simon Schwarz) nach einem Unfall aus dem Krankenhaus in seine Obhut entlassen werden und als wäre all das nicht genug, wurde im Wald des ansonsten so friedlichen Niederkaltenkirchen eine Leiche gefunden. Es ist ein Drama, für alle Beteiligten …


Kritik:
So leicht zugänglich die Krimikomödien um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer im niederbayerischen Niederkaltenkirchen für gewöhnlich sind, so schwierig ist es, im Nachgang die Gedanken zu ihnen zu Papier zu bringen. Was will man über einen Film mit dem Titel Kaiserschmarrndrama groß sagen, außer dass es ein „typischer Eberhofer“ ist? Ed Herzog widmet sich in der siebten Kinoverfilmung der Romanvorlagen von Autorin Rita Falk erneut mehr den privaten Problemen der Figuren, als dem Krimi. Genau darin liegt letztendlich jedoch auch der Reiz.

Der eigentliche Fall kommt bei diesen Geschichten meist arg kurz und in dieser Beziehung stellt das Kaiserschmarrndrama keine Ausnahme dar. Es beginnt damit, dass der beste Freund und häufig zwangsrekrutierte Mit-Ermittler von Hauptfigur Franz Eberhofer, Rudi Birkenberger, im Krankenhaus liegt, sehr zum Leidwesen aller anderen Personen dort. An dem Unfall, der ihn acht Wochen zuvor dahin gebracht hat, war in geringem Umfang auch Polizist Eberhofer beteiligt, der den unliebsamen Patienten vom Chefarzt aufs Auge gedrückt bekommt. Körperlich sei Birkenberger gesund, dass er immer noch nicht wieder gehen kann, läge an psychischen Barrieren. Aus dem Grund soll Rudi Birkenberger bei den Eberhofers unterkommen. Dort befinden sich Franz und Susi jedoch mitten im Hausbau, was Papa Eberhofer sichtlich missfällt. Ausgerechnet dann wird eine tote Joggerin im Wald beim beschaulichen Niederkaltenkirchen gefunden und zu allem Überfluss bereitet auch Hund Ludwig der Familie Eberhofer große Sorgen.

Für reichlich Erzählstoff ist damit gesorgt und wie gewohnt bevölkern zahlreiche Bekannte die Krimikomödie. Von Pathologe Günter über Wirt Wolfi bis hin zu Metzger Simmerl sind alle dabei. Zumal die Tote, Schwester des Pfarrers, Untermieterin des Metzgers war. In ihrer Wohnung entdeckt Eberhofer einen speziellen Raum mit Kamera und allerlei „Spielzeug“. Hinzu kommt eine Nebenhandlung um den selbsternannten Womanizer Flötzinger, der in der Frau von Rocker Beischl seine künftige Verflossene zu erkennen glaubt. Dass die Nebenhandlungen keinen wirklichen Bezug zur eigentlichen Geschichte haben, ist ein bekanntes Merkmal des Genres. Nichtsdestotrotz versuchen die Macher immerhin, viele Figuren trotz der kurzen Auftritte zumindest ein wenig voran zu bringen. Die meisten sind jedoch nur ein einziges Mal zu sehen. Im selben Zug verpufft auch der Auftritt der aus vorigen Filmen bekannten Sonderkommissionsermittlerin Mayerhofen, die Eberhofer den Fall abnimmt, als der Verdacht im Raum steht, in Niederkaltenkirchen könnte ein Serienmörder sein Unwesen treiben.

Ob die obligatorische Begrenzung der Laufzeit des Krimis für die arg kurz kommenden Gastauftritte ursächlich ist, oder die Autoren schlicht nicht wussten, was sie sonst mit den Charakteren anfangen sollten, sei dahingestellt. Es ändert am Ende nichts, dass diese Momente mehr wie ein Service für die Fans erscheinen, denn für die Entwicklung der Geschichte – oder der Figuren – wirklich notwendig.
Den größten Reiz zieht das Kaiserschmarrndrama wie die vorigen Filme aus den privaten Verwicklungen dieser allseits kantigen Figuren. Die sind ebenso überspitzt gezeichnet, wie unverwechselbar urig gleichermaßen. Gerade durch die dick aufgetragenen Klischees des dickköpfigen Eberhofer, der einmal mehr den Konflikt mit Susi um den Hausbau beinahe eskalieren lässt, hält die Geschichte dem Publikum den Spiegel vor. Das macht dank der stimmigen Besetzung so viel Spaß beim Zusehen wie eh und je, selbst wenn Krimifans den dahinterliegende Kriminalfall bereits nach wenigen Minuten gelöst haben.


Fazit:
Schlussendlich trägt Vieles zur passenden Atmosphäre des Provinzkrimis bei, angefangen von der Landschaft, über die Dialekte bis hin zu der teils arg blumigen Ausdrucksweise, durch die typische Vorurteile und Beleidigungen, sowohl durch als auch diese Figuren selbst betreffend, dem Publikum auf amüsante Weise vorgehalten werden. Ein Großteil verdankt Regisseur Ed Herzog der Besetzung, stimmig angeführt von Sebastian Bezzel, Simon Schwarz und Lisa Maria Potthoff. Ihnen gelingt es, dass man wissen möchte, wie es mit diesen Figuren weitergeht, selbst wenn diese mitunter alles andere als sympathisch auftreten. Mit viel Augenzwinkern erzählt, werden sich Kenner des Genres hier von der ersten Minute an zuhause fühlen. Der Kriminalfall nimmt gefühlt zwar weniger als ein Drittel der Laufzeit ein, doch dank der Figuren, die sich selbst treu bleiben und allesamt eigenwillig genug sind, entwickelt Kaiserschmarrndrama mühelos den gewohnten Charme, um ein weiteres Fest für Eberhofer-Fans zu werden. Letztlich ist das nicht mehr, als man in Vorabendserien im Fernsehen zu sehen bekommt, und wächst über leichte Unterhaltung auch nicht hinaus. Aber gerade in einem Jahr wie diesem klingt die provinzielle Exzentrik eines Franz Eberhofer-Falles nicht nur wie eine überaus willkommene Abwechslung, sondern so etwas wie eine sehnsüchtig herbeigesehnte Art von Normalität.