G.I. Joe - Geheimauftrag Cobra [2009]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 26. August 2010
Genre: Action / Science FictionOriginaltitel: G.I. Joe: The Rise of Cobra
Laufzeit: 118 min.
Produktionsland: USA / Tschechien
Produktionsjahr: 2009
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Stephen Sommers
Musik: Alan Silvestri
Darsteller: Channing Tatum, Marlon Wayans, Rachel Nichols, Saïd Taghmaoui, Ray Park, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Dennis Quaid, Christopher Eccleston, Joseph Gordon-Levitt, Sienna Miller, Byung-hun Lee, Arnold Vosloo, Jonathan Pryce
Kurzinhalt:
Mit keinem geringeren Ziel als die Weltherrschaft, versucht James McCullen (Christopher Eccleston) ein neues Waffensystem zu stehlen. Der Versuch misslingt, auch wenn Captain Hausers (Channing Tatum) Team, das die Raketen transportierte, nicht der Grund dafür ist. Bei McCullens Hinterhalt kamen bis auf Hauser und Ripcord (Marlon Wayans) alle Soldaten um, doch wurde die Situation von einer Truppe der Spezialeinheit der Joes von General Abernathy (Dennis Quaid) gerettet. Während Hauser und Ripcord um eine Aufnahme bei der streng geheimen Einheit bitten, holt McCullen erneut zum Schlag aus.
Diesmal soll der Angriff auf die versteckte Basis der Joes erfolgen. Ausgeführt wird der Anschlag von Ana (Sienna Miller), Hausers Ex-Verlobter und Schwester seines im Kampf umgekommenen besten Freundes Rex (Joseph Gordon-Levitt). Wie durchdacht McCullens Operation ist, müssen die Joes erkennen, als nicht nur Anas Coup gelingt, sondern die erste der Raketen zum Einsatz kommt ...
Kritik:
Wie das Studio einen Film, der in der Produktion 175 Millionen Dollar gekostet und weltweit nicht einmal das Doppelte eingespielt hat, als erfolgreich genug ansehen kann, um eine Fortsetzung zu rechtfertigen, verstehe wer will. Sollte das geplante Sequel zu G.I. Joe - Geheimauftrag Cobra ähnlich hoch budgetiert sein, sollten sich die Filmemacher etwas einfallen lassen, um die Zuschauer erneut zum Kinobesuch zu bewegen. Der erste große Leinandautritt der Spielzeughelden besitzt dabei genügend Eigenschaften eines unterhaltsamen Actionfilms, nur für mehr reicht es leider nicht.
Regisseur Stephen Sommers, dem man mehr Filmerfolge zuschreibt, als er in den letzten Jahren tatsächlich für sich verbuchen konnte, richtet seine G.I. Joe-Realverfilmung eindeutig an ein junges Publikum, und offensichtlich auch ein an ein männliches. Das weniger, weil leicht bekleidete Damen gezeigt werden, als vielmehr, weil er eine Menge zu Bruch gehen lässt. Der eigentliche Hintergrund um die Joes, wie die Mitglieder der Spezialeinheit genannt werden, interessiert ebenso wenig wie die Motivation ihrer Gegner. Bei der Überführung einer neuen Waffentechnologie wird der Konvoi um Captain Duke Hauser (Channing Tatum) von einer unbekannten, aber sehr gut bewaffneten Truppe angegriffen. Und doch gelingt es nicht, die neue Technik zu stehlen. Dafür treffen die Protagonisten Hauser und Ripcord – für die Humoreinlagen soll Marlon Wayans verantwortlich sein – auf General Abernathy (routiniert und unterfordert Dennis Quaid) und dessen Team der Joes. Für die Einführung lässt sich Sommers keine große Zeit, schmückt seine Charaktere dafür mit zahlreichen Rückblenden, die die Verwobenheit der Story um Duke und Ana, sowie Anas Bruder Rex vertiefen sollen, und auch der namenlose Snake Eyes bekommt mehrere Rückblicke spendiert, die die Herkunft seiner Figur erklären sollen. Was G.I. Joe hierbei zugute kommt ist die Leichtfüßigkeit, mit der die Filmemacher durch die Untiefen ihrer Story stapfen, und auch das permanente Augenzwinkern, als wären sie sich der Oberflächlichkeit der Figuren durchaus bewusst. Die Selbstironie wird eingeschworenen Fans zwar verborgen bleiben, die viel eher auf die authentische Darstellung ihrer Jugendhelden eingestellt sind, doch werden sie auch die zahlreichen Anleihen an die James Bond-Reihe übersehen, mit denen Sommers seinen Superheldenfilm ausstattet.
Wichtiger als die hanebüchene Geschichte, oder die gezeigte Technik, von der die Macher überzeugt sind, sie wäre bis in 20 Jahren erreichbar, und wichtiger auch als die reißbrettartigen Figuren, ist wie der Film dargebracht wird. In einer Zeit, in der viele Sommerfilme durch hektische Schnittfolgen zerstört werden, oder Filmemacher jedes Gespür für Tempo und Dynamik vermissen lassen, erweist sich Stephen Sommers handwerklich überraschend routiniert. Selbstverständlich setzt er die Zeitlupen ein, um die überdrehte Optik herauszustellen, aber selbst beim Finale, das auf mehreren Ebenen stattfindet, oder bei mehreren Schwertkämpfen, bekommt man als Zuseher einen guten Überblick vermittelt, ohne dass sich der Regisseur in einem Szenenwechselstakkato verheddert. Bedauerlicherweise ist G.I. Joe dabei besser gefilmt als gemacht, und auch wenn die Anzahl der Spezialeffekte sicherlich eine Herausforderung bedeutete, überrascht die schwankende Qualität dennoch. Während man manche Einstellungen nicht als Effekt vermuten würde, oder selbst die Unterwasserstadt in einigen Einstellungen verblüfft, fallen andere Trickeffekte auf schockierende Art und Weise auf. Wo das hohe Budget abgeblieben ist, bleibt auch angesichts der beteiligten Darsteller fraglich.
Die Besetzung ist letztlich auch das dringlichste Problem des Films. Während Christopher Eccleston in Bösewichtsrollen schon schlimmeres verkörperte, und Sienna Miller durchaus überzeugt, sind es gerade die schimmernden Helden, die enttäuschen. Channing Tatum erscheint so uncharismatisch wie Marlon Wayans verkrampft auf die Komikrolle eingeschossen, sodass beide nicht bemerken, dass sie als Buddy-Team keinerlei Chemie entwickeln. Rachel Nichols erfüllt ihr Soll ebenso wie Saïd Taghmaoui und der unterforderte Adewale Akinnuoye-Agbaje. Während Ray Park unter der undurchdringlichen Maske verschwindet, fragt man sich, weswegen Jonathan Pryce den amerikanischen Präsidenten als ängstlichen Amtsinhaber porträtiert. Joseph Gordon-Levitt war dieses Jahr in Inception [2010] zu sehen – man braucht nicht lange zu überlegen, in welcher Produktion er mehr gefordert war.
Fazit:
Wer bei G.I. Joe - Geheimauftrag Cobra einen reinen Unterhaltungsfilm für Jungs und Junggebliebene erwartet, wird auf seine Kosten kommen. Regisseur Stephen Sommers scheint sich auch der absurden Story und der eindimensionalen Charaktere bewusst und versucht gar nicht erst, den Film als mehr zu verkaufen, als er sein soll. Angesichts des hohen Budgets und der Ankündigungen im Vorfeld, hätte man aber schlicht mit mehr gerechnet.
Woran es mangelt sind charismatische Hauptdarsteller, denn dem vorgestellten Duo glaubt man weder ihren Beruf, noch besitzen sie genügend Ausstrahlung, dass man ihnen auf ihrem aberwitzigen Abenteuer folgen möchte. Wen das nicht stört, wer G.I. Joe als die kurzweilige, anspruchslose und bis ins Detail vorhersehbare Unterhaltung sieht, die der Popcorn-Film sein möchte, der wird jedoch nicht enttäuscht.