Frequency [2000]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 08. Januar 2005
Genre: Fantasy / KrimiOriginaltitel: Frequency
Laufzeit: 114 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2000
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Gregory Hoblit
Musik: Michael Kamen
Darsteller: Dennis Quaid, James Caviezel, Shawn Doyle, Elizabeth Mitchell, Andre Braugher, Noah Emmerich, Melissa Errico, Daniel Henson, Jordan Bridges, Stephen Joffe
Kurzinhalt:
John Sullivan (James Caviezel) ist Polizist und auch nach 30 Jahren damit beschäftigt, das Trauma um den Unfalltod seines Vaters Frank (Dennis Quaid) zu verarbeiten. Der Feuerwehrmann kam bei einem Einsatz ums Leben unter hinterließ Frau und Kind. Seit Jahren wohnt John allein im Haus seiner Eltern, seine jüngste Beziehung ist erneut in die Brüche gegangen. Doch als wie kurz vor Franks Unfall von Sonnenstürmen angeregt Nordlichter den Abend erhellen, empfängt John einen Funker auf dem alten Funkgerät seines Vaters.
Nach einiger Zeit wird ihm klar, dass er mit niemand geringerem als Frank Sullivan Kontakt aufgenommen hat und es gelingt ihm sogar, seinen Vater vor dem tödlichen Unfalltod zu bewahren. Doch damit setzen sie eine Ereigniskette in Gang, deren Auswirkungen sie nicht abschätzen können – die vor 30 Jahren stattfindende ungeklärte Mordserie nimmt noch schrecklichere Ausmaße an und sogar Johns Mutter Julia (Elizabeth Mitchell) fällt ihr zum Opfer. So müssen nun John und Frank zusammen arbeiten, um den Täter vor 30 Jahren zu fassen, ehe er weitere Morde begeht – dabei läuft ihnen die Zeit davon, denn die Aurora Borealis wird schwächer und der Funkkontakt könnte jeden Moment abbrechen ...
Kritik:
Zeitreisefilme gibt es – wenn man kritischen Menschen zuhört – schon viel zu lange; die meisten laufen nach demselben Schema ab (Zeitreisender reist "versehentlich" in die falsche Zeit und hat Probleme, wieder zurück zu kommen – oder böser Zeitreisender versucht Geschichte zu ändern, während guter Zeitreisender dies verhindern will) und wenn man zu lange über die Stories der Filme nachdenkt, bekommt man entweder Kopfschmerzen, oder muss müde lächeln, da egal wie man es dreht und wendet, Zeitreisen schlicht nicht möglich sind, wie sogar der Physiker Stephen Hawking eingeräumt hat.
Wenn man sich mit einer solchen Einstellung dem Fantasy-Genre nähert, wird man zweifelsohne nicht glücklich werden. Aber auch aufgeschlossenere Naturen werden einräumen, dass Filme mit Zeitreisen meist an mehreren Dingen kranken können; entweder ist die Geschichte zu wenig innovativ und zu oft erzählt, oder aber man kommt schlicht weg nicht an die besten Filmen im Genre – Die Zeitmaschine [1960] oder die Zurück in die Zukunft-Trilogie – heran, geschweige denn vorbei. Darüber waren sich die Macher von Frequency wohl bewusst, denn auch wenn sich die Story in etwa liest wie eine klassische, wenn auch arg klischeehafte Zeitreisegeschichte, der Film selbst wartet neben guten Charakterzeichnungen auch mit der ein oder anderen sehr guten Idee auf, verpackt das alles in eine Krimigeschichte und wäre das letzte Drittel nicht zu konventionell geraten, hätte Gregory Hoblit ein wirkliches Juwel des Genres geschaffen. So ist sein Film zwar durchweg unterhaltsam und bisweilen auch spannend geraten, doch wenn man wirklich ein wenig darüber nachdenkt, löst sich die Story ansich in Nebelschwaden auf.
Für Toby Emmerich markiert Frequency nicht nur seinen Einstand als Filmproduzent, es war auch das einzige Drehbuch des Hollywood-Mannes, der seither an über zwei Dutzend Produktionen beteiligt war und bereits Mitte der 1990er als Mitarbeiter des Sound-Department angefangen hat. Für sein einziges Skript suchte er sich zwar eine arg hanebüchene Story heraus, die aber mit der wirklich konstruierten Grundidee gut umzugehen vermag. Hat man den ersten schweren Brocken mit der Funkverbindung durch die Zeit einmal geschluckt, offenbart Emmerichs Drehbuch einige wirklich gut gelungene Charaktermomente, die zum einen die Vater-Sohn-Beziehung betreffen, aber auch aufzeigen, wie sehr Kleinigkeiten das Raum-Zeitgefüge durcheinander bringen können. Wenn Frank Sullivan versucht zu verstehen, dass sein Überleben des Unfalls andere Menschen das Leben kosten kann, ist er wie paralysiert und steckt in eben derselben Zwickmühle, wie John, der nun versuchen muss, eine 30 Jahre alte Mordserie aufzuklären. Dabei hätte man sicherlich etwas mehr Polizeiarbeit erwarten und einen richtigen Thriller daraus basteln können, insgesamt gelingt Emmerich das Spiel auf zwei Zeitebenen und die Verknüpfung der verschiedenen Ereignisse aber sehr gut.
So kommt gerade in der zweiten Hälfte der Krimi mehr zum Zug und überrascht mit einem handfesten, wenn auch zu kurzen Finale. Dass der zu versöhnliche Schluss nicht jedermanns Geschmack treffen wird, ist verständlich, passt zum Film aber dennoch. Nur darf man während der Abspann läuft nicht daran gehen, über die Geschichte nach zu denken, denn wie die meisten Zeitreisefilme, steckt auch Frequency voller Paradoxa und Ungereimtheiten, die Logik-Fanatikern ein wahres Festmahl präsentieren würden.
Dass die Darsteller das inhaltliche Potential des Skripts erkannt haben, sieht man schon an den namhaften Schauspielern, die sich für Hoblits Film verpflichten ließen. Neben Dennis Quaid, der sowohl in der ersten, als auch in der zweiten Hälfte sehr gut und überzeugend spielt (und sich beim Dreh eine Verletzung zuzog, die mit 16 Stichen genäht werden musste), überrascht der bis dahin eher unbekannte James Caviezel mit einer persönlichen und wirklich guten Darbietung, die seinen Charakter voll zur Geltung kommen lässt.
Der gesamte Cast ist stimmig zusammen gestellt, darunter auch Andre Braugher und Elizabeth Mitchell, die in ihren Rollen ebenso überzeugen wie Noah Emmerich in seinem kurzen Auftritt und Shawn Doyle.
Inszenatorisch gibt sich Gregory Hoblit (Zwielicht [1996]) solide, fängt das Flair von 1969 ebenso ein, wie die Großstadt in 1999; mit guten Bildern, einer wirklich exzellent zusammengestellten Explosion zu Beginn und einer routinierten Schnittarbeit – auch die Visionen und Rückblenden sind gut gelungen – lässt er keine Wünsche offen und zieht gerade beim Finale auf mehreren Ebenen das Tempo nochmals gekonnt an.
Die Musik von Michael Kamen erscheint da schon bedeutend unkonventioneller, erinnert an seine ruhigen Scores passt mit den gefühlvollen Melodien doch sehr gut zur Stimmung des Films, ohne negativ aufzufallen.
Dass die Musik zur Eröffnung des Films aus dem Rahmen fällt verwundert insofern nicht, als dass das Thema von Komponist J. Peter Robinson stammt, der aber ansonsten nicht an Frequency beteiligt war.
Für Fans ist Kamens Score somit vor allem auf Grund der eher zurückhaltenden Musik interessant, umso tragischer, dass es keine Soundtrack-CD des Films gibt.
Während Frequency beim genreüblichen Spezialeffektreigen etwas aus der Rolle fällt, sind doch gerade die dezenten Morphing-Effekte und auch die beeindruckende Flammenhölle zu Beginn, sowie der Brand im Lagerhaus überaus gut geraten. Zwiespältiger sind dahingehend allerdings die Maskenarbeiten der gealterten Figuren. Während gerade Dennis Quaids Maske hervorragend aussieht – einzig übertroffen durch Elizabeth Mitchells Make-up 1999 (wobei die Darstellerin ansich jünger ist, als ihr Filmsohn Caviezel) – hinterlassen die Masken von Andre Braugher und Shawn Doyle keinen so guten Eindruck.
Bedenkt man die jedoch überaus stimmige Atmosphäre des Films, und die zahlreichen Außendrehs, wirkt Frequency deutlich teurer, als seine 31 Millionen Dollar – leider konnte der Film weltweit etwas mehr als das Doppelte seiner Kosten einspielen und war damit alles andere als ein Erfolg.
Filme mit Zeitreisen gibt es wie Sand am Meer, die meisten davon sind nicht sonderlich gut und viele andere sogar noch bedeutend schlechter. Im Kino war Gregory Hoblits Film als 'Familienklischee-Drama mit Fantasy-Elementen' verschrien und wurde entsprechend durchschnittlich bewertet; zu Unrecht, denn wer genau hinsieht wird feststellen, dass sich hinter dem Fantasy-Element weit mehr verbirgt, als man zunächst annehmen würde. Drehbuchautor Emmerich spielt gekonnt mit seiner Ausgangslage und serviert dem Zuschauer ein paar verblüffende Ideen, den beiden Hauptdarstellern zuzusehen ist überdies nicht nur unterhaltsam, sondern stellenweise auch wirklich spannend und dank der soliden handwerklichen Umsetzung, die Regisseur Hoblit mit ein paar malerischen Kameraeinstellungen und einigen sehr guten Bildcollagen spickt, gehört der Film eindeutig zu den besseren Vertretern des Genres.
Mag sein, dass viele Zuschauer etwas anderes erwartet haben, und aus der zweiten Filmhälfte hätte man mehr heraus holen können, trotzdem ist Frequency Krimifans mit Fantasy-Neigung durchweg zu empfehlen.
Fazit:
Es stimmt schon, dass die Ausgangsidee mit der Funkverbindung über die Zeit hinaus schlichtweg an den Haaren herbei gezogen ist, und dass der Drehbuchautor das erkannte sieht man schon daran, dass er dies schnell übergeht und mit der Story fortfährt, allerdings vermag Regisseur Gregory Hoblit seinem ungewöhnlichen Krimi dank der einfallsreichen Szenen in der ersten Hälfte und einiger Überraschungen im letzten Drittel bedeutend mehr innovative Ideen zu entlocken, als viele seiner Kollegen.
Zu sehen wie die beiden Figuren die neue Situation verarbeiten, wie sie immer neuen Problemen gegenüber stehen und über die Zeitbarriere hinweg zusammen arbeiten müssen, macht nicht nur Spaß, es ist auch spannend und dank der guten Kamera- und Schnittarbeit sehr gut anzusehen.
So ist Frequency zwar nicht der beste Zeitreisefilm, aber doch ein einfallsreicher Vertreter des Genres, dessen Ende zwar zu versöhnlich geraten ist, der aber wie im Flug vergeht – dank der sehr guten Darsteller ist er nicht nur für Genrefans einen Blick wert, solange man nicht zu sehr über die Story nachdenkt.