Faculty – Trau keinem Lehrer [1998]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 02. September 2002
Genre: Science Fiction / Horror / Komödie

Originaltitel: The Faculty
Laufzeit: 104 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1998
FSK-Freigabe: ab 16

Regie: Robert Rodriguez
Musik: Marco Beltrami
Darsteller: Josh Hartnett, Elijah Wood, Clea DuVall, Jordana Brewster, Shawn Hatosy, Laura Harris


Kurzinhalt:
In der Herrington Highschool in Ohio geht alles seinen gewohnten Gang: Zeke (Josh Hartnett) verkauft seine selbst gebrauten Aufputschmittel auf dem Schulhof, Casey (Elijah Wood) wird wie immer von seinen Mitschülern tyrannisiert (zum Teil auf recht brutale Weise) und würde der Star-Quarterback der Football-Mannschaft Stan (Shawn Hatosy) nicht auf einmal sagen, er will lieber aufgrund seiner schulischen als seiner sportlichen Leistungen aufs College gehen, hätte vermutlich niemand den Tag bewusst wahrgenommen.
Doch etwas stimmt nicht in dieser Idylle, wie Casey und Delilah (Jordana Brewster) bald feststellen. Sie ist die Chefredakteurin der Schulzeitung und auf der Suche nach einer großen Story. Deshalb brechen sie ins Lehrerzimmer ein und durchsuchen Schränke und Tische. Als Coach Willis (Robert Patrick) und eine Lehrerin ins Zimmer kommen, müssen die beiden Schüler – in einem Wandschrank versteckt – mit ansehen, wie die Schulkrankenschwester Rosa Harper (Salma Hayek) von den Lehrern angegriffen wird. Casey und Delilah flüchten und kommen mit der Polizei zurück – doch der Kampf scheint nie stattgefunden zu haben. Zusammen mit vier anderen Schülern erfahren sie, dass ihre Schule von außerirdischen Parasiten übernommen wurde, die sich in den Menschen – Lehrer wie Schüler – einnisten. Sie tüfteln den Plan aus, die Königin der Invasoren auszuschalten, bevor die gesamte Welt den Eindringlingen zum Opfer fällt. Doch inzwischen könnte jeder ein Alien sein, sogar einer von ihnen – und, wer ist überhaupt die Königin?


Kritik:
Außerirdische Invasoren, die sich die Menschen zu Nutze machen und die Welt übernehmen wollen – eine uralte Geschichte. Robert A. Heinlein schrieb dies bereits 1950 in seinem Roman The Puppet Masters nieder, der inzwischen auch schon verfilmt wurde. Der Autor Jack Finney wandelte die Story ab und verfasste Die Körperfresser kommen, ebenfalls schon mehrfach verfilmt. Wieso sollte diese Geschichte im Jahr 1998 mit jugendlichen Darstellern überhaupt jemanden interessieren?

Womöglich, weil keine der bisherigen Verfilmungen dieses Stoffes vollkommen überzeugen konnte – oder, weil Drehbuchautor Kevin Williamson (Scream [1996]) viel Wert darauf legte, alle bekannten Klischees vorzuführen und The Faculty von vorne herein als Satire auf das Genre ausgelegt war.
Das Drehbuch ist, Williamson-typisch, mit vielen Filmzitaten, Anleihen und Hommagen gespickt, von The Thing [1982] über manche Filme des Regisseurs Robert Rodriguez , bis hin zu den direkten Vorläufern ist alles vertreten. Die Dialoge sind pointiert und auf die jugendlichen Darsteller zugeschnitten, die sich glücklicherweise nicht mit irgendwelche philosophischen Aussagen abquälen müssen, sondern natürlich und realistisch reden und agieren dürfen.
Interessant ist hier vor allem, dass es dem Drehbuch gelingt, auf zwei Arten und Weisen zu überzeugen: zum einen funktioniert der Film hervorragend, wie angesprochen, als Satire auf das Genre, gleichzeitig ist er jedoch auch ein brutaler, spannender Science-Fiction-Schocker mit witzigen Einlagen vor der Kulisse einer 08/15-Highschool.

Die Charaktere sind dabei sehr natürlich und unterschiedlich angelegt. Am sympathischsten ist sicherlich Casey, der von seinen Mitschülern gehänselt wird und sich im Laufe des Films beweisen muss. Elijah Wood (Der Herr der Ringe – Die Gefährten [2001]) wirkt hier erneut überaus lebensnah, fast schon schüchtern vor der Kamera und verleiht seinem Filmcharakter alles, was er benötigt, um vor den anderen Darstellern bestehen zu können. Josh Hartnett hat wieder Gelegenheit, seinen Sympathie-Bonus auszuspielen, obwohl er anfangs als verzogener, durchtriebener Jugendlicher dargestellt wird. In seiner Rolle geht er ebenfalls voll auf, ebenso wie der Rest der Jungdarsteller. Clea DuVall als missverstandene, schüchterne Außenseiterin, fällt durch ihre zurückhaltende Art besonders positiv auf.
Doch, wenn man sich die Besetzung des Films ansieht, dann ist nach den Jungdarstellern noch lange nicht Schluss: Robert Patrick, der nach seinem größten Erfolg als Bösewicht in Terminator 2 [1991] zwar viele, aber sehr wenig gute Rollen hatte, spielt ebenfalls sehr gut, auch wenn er wie der Rest der "Erwachsenen" eher eine Nebenrolle hat. Famke Janssen und Salma Hayek gehören ebenfalls zu der hochkarätigen Besetzung und beide kommen kurz, dafür aber richtig, zum Zug.

Mit einem Augenzwinkern hat der Autor das Drehbuch verfasst, und nahm die Gelegenheit wahr, sich bei einigen ehemaligen Lehrern zu revanchieren – das sieht man dem Film an und genau deshalb macht er so viel Spaß. Der Schulalltag wird angenehm natürlich und verständlich dargestellt und gerade die kleinen, subtilen Vorbereitungen, die die weitreichende Invasion der Parasiten verdeutlichen und meist nur im Hintergrund zu sehen sind, zeigen dem Zuschauer, dass das Drehbuch nicht wie heute üblich in wenigen Stunden heruntergehetzt, sondern durchdacht und mit einem vorhandenen Konzept umgesetzt wurde.
Alle Anspielungen (auf Filme, etc.) und Andeutungen (auf die Invasoren) aufzuzählen, würde viel zu lange dauern und die Freude am Mitentdecken verderben, und den meisten Zuschauern wird das auch beim ersten Ansehen nicht auffallen. Wer den Film jedoch mehrmals sieht, wird immer wieder neue Details bemerken und gerade dies genießen können.

Dass der Film trotz des jugendlichen Hintergrunds nicht für Kinder geeignet ist, sieht man am offensichtlichsten an der gezeigten Brutalität. Sicher ist sie meist comichaft gehalten und deshalb hin und wieder "lustig", aber dennoch auf keinen Fall für Kinder oder Jugendliche zu empfehlen – über die käufliche (?) Inkompetenz der FSK werde ich mich diesmal nicht weiter auslassen.

Verbunden mit Brutalität sind verständlicherweise auch Make-Up und – heutzutage fast unabdingbar – Spezialeffekte. Trotz des geringen Budgets von gerade einmal 15 Millionen Dollar, sind die Effekte (besonders beim Finale) mehr als nur überzeugend, um nicht zu sagen, erstaunlich! Der Übergang zwischen Real, Computer und Maske ist ansich nie erkennbar. Offensichtlich wussten die Produzenten mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln umzugehen, wobei die Darsteller, die damals großteils unbekannt waren, sicher bestimmt nicht so teuer waren, wie bei heutigen Hollywood Großproduktionen. Wenn für die drei Hauptakteure in anderen Filmen bereits je 15 Millionen ausgegeben werden, bleibt eben für den Rest des Films meist nicht viel übrig.

Elijah Wood ist mit der Der Herr der Ringe-Reihe auch unter die Millionen-Verdiener gegangen, Josh Hartnett kassierte für Pearl Harbor [2001] auch im sechsstelligen Bereich. 1998 jedoch, waren beide relativ unbekannt, allerdings nicht weniger talentiert.

Szenen- und Storyaufbau wirken durchdacht und geben dem Zuschauer viele Gründe zum Schmunzeln – vor allem aber Gelegenheit, sich perfekt unterhalten zu lassen. Nicht zuletzt der Musik von Marco Beltrami und dem hervorragend für den Film angepassten Cover des Pink Floyd Liedes "Another Brick in the Wall" ist es zu verdanken, dass die Szenen noch spannender geraten sind, als sie es durch Kamera und Schnitt ohnehin schon gewesen wären.
Die Auflösung ist nicht unbedingt neu, aber im Vergleich zu vielen anderen Filmen wirkt das Finale schlüssig und wie aus einem Guss.

Als wäre das alles nicht schon genug, besitzt der Film auch noch eine positive Aussage – nicht, dass es bei einem reinen Unterhaltungsfilm wirklich wichtig wäre, aber erfreulich ist es doch.


Fazit:
Eine saubere Inszenierung, glaubhafte Dialoge und gut aufgelegte Darsteller heben diesen witzigen Science-Fiction-Horror-Film weit über den Durchschnitt und nehmen der Masse an verkorksten Teen-Horrorfilmen wie zum Beispiel Ich weiß noch immer, was Du letzten Sommer getan hast [1998] oder Dich kriegen wir auch noch! [1998] jegliche Entschuldigungsbasis.
Ein Top-Unterhaltungsfilm, spannend und intelligent – für Zuschauer, die es nicht stört, etwas mitzudenken und die sich gerne eine moderne und gelungene Variation des Körperfresser-Stoffes ansehen wollen.