Eve und der letzte Gentleman [1999]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 31. Mai 2003
Genre: Komödie / LiebesfilmOriginaltitel: Blast from the Past
Laufzeit: 112 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1999
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Hugh Wilson
Musik: Steve Dorff
Darsteller: Brendan Fraser, Alicia Silverstone, Christopher Walken, Sissy Spacek, Dave Foley, Joey Slotnick
Kurzinhalt:
Vor 35 Jahren war Calvin Webber (Christopher Walken) ein erfolgreicher, wohlhabender und etwas exzentrischer Erfinder. Als er der Meinung ist, dass eine Atombombe auf sein Haus abgeworfen wurde, flüchtet er mit seiner hochschwangeren Frau Helen (Sissy Spacek) in einen Luftschutzbunker, den Calvin als eine exakte Kopie ihres Wohnhauses entworfen hat. Dort unten bleiben sie für 35 Jahre, Nahrung Energie und Wasser haben sie genug, und nachdem ihr Sohn Adam (Brendan Fraser) gesund auf die Welt kam, sind ihre größten Sorgen vorerst vorüber.
Abgeschottet von der Welt wächst Adam bei seinen Eltern auf, er kannte nie mehr als diesen Keller, doch als die lange Wartezeit vorüber ist, wagen sich die Webbers an die Oberfläche. Dort begegnet Adam Eve (Alicia Silverstone) und ihrem Bekannten Troy (Dave Foley). Für den "letzten Gentleman" ist es der Beginn eines Abenteuers in eine nie gekannte Zeit ...
Kritik:
35 Jahre unter der Erde mit Vorräten, die diesen langen Zeitraum über haltbar sein sollen – kann das gut gehen? Und wie sinnvoll ist es, Regenwasser als Trinkwasser zu nutzen, ist das doch am ehesten nach einem Atomschlag kontaminiert?
Man sieht von Anfang an, zu ernst sollte man Eve und der letzte Gentleman nicht nehmen, denn absurd ist die Ausgangslage ohnehin, doch dabei nicht weniger unterhaltsam.
Drehbuchautor Bill Kelly gelang mit seinem Skript eine intelligente, witzige und spaßige Mischung aus Komödie und Romanze, die zwar keine Maßstäbe setzt, dafür aber bedeutend besser ist als Vieles, was sonst mit jenen Ansprüchen daherkommt.
Die Ausgangslage mag zwar hanebüchen klingen, bietet aber viel Potential und auch die Möglichkeit, den Zuschauer mit moralisch etwas anspruchsvolleren Sprüchen zu belehren, beziehungsweise ihm einen Blick auf unsere Zeit mit den Augen eines Menschen aus den 1960ern zu gewähren. Ob einem die bunten, lauten und verwirrenden Eindrücke unserer Zeit nicht auch unwirklich und "mutiert" vorkommen würden? Dem gegenüber stellen die Macher den comicartigen Look des als Haus eingerichteten Bunkers von Calvin Webber, was für die Sinne einen angenehmen Kontrast bildet.
Dialoglastig sind Komödien von Natur aus, umso besser, wenn diese mitunter richtig kleine Perlen beinhalten, wie es hier der Fall ist. Der witzigste Running-Gag ist sicherlich, wie der Vater dem Sohn Baseball zu erklären versucht, aber auch sonst gibt es immer wieder was zu lachen. Glücklicherweise wird der schwule Charakter nicht klischeehaft herausgearbeitet, sondern gibt sich wie jeder andere ganz normal – dafür aber umso kultivierter. Doch neben ihm und Hauptcharakter Adam verblasst die gestylte Eve leider merklich. Die hat zwar einige witzige Momente und viele nette Szenen, doch insgesamt wirkt die Figur etwas vernachlässigt und Darstellerin Alicia Silverstone unterfordert.
Dennoch ist das Drehbuch wirklich gut geraten und liefert eine solide Basis für die knapp 110 Minuten etwas anspruchsvollere, dafür umso witzigere Komödienunterhaltung, selbst wenn einige Witze mit der neu gegründeten Sekte über das Ziel hinaus schießen.
Die Wahl der Darsteller ist den Produzenten (darunter auch Actionregisseur Renny Harlin) wirklich gut gelungen. Die Besetzung harmoniert, wobei Sissy Spacek und Christopher Walken den ansonsten recht jungen Cast zweifelsohne veredeln.
Hauptdarsteller Brendan Fraser gelingt hierbei ein großes Kunststück, das man so recht gar nicht glauben kann. Er wirkt hier 10 Jahre jünger, als in dem im gleichen Jahr entstandenen Die Mumie [1999] – und kindlicher obendrein. Die Rolle scheint ihm allerdings Spaß gemacht zu haben, denn er tappt mit einer Begeisterung von einer peinlichen Situation in die nächste, so dass es eine Freude ist, ihm zuzusehen.
Wie bereits angesprochen muss Alicia (Batgirl aus Batman & Robin [1997]) Silverstone etwas zurückstecken. Sie hat nicht viel mehr zu tun, als hoch geschminkt umher zu hüpfen, beziehungsweise das "ich bin schwer zu kriegen"-Girl zu spielen. Dave Foley mimt den homosexuellen Mitbewohner von Eve überzeugend und witzig, ohne aber in Genreklischees zu versinken – ein witziger, wenn gleich nicht immer passender Nebencharakter wird von Joey Slotnick verkörpert, auch er leistet gute Arbeit.
Die Vorlage bietet für Sissy Spacek hier noch etwas mehr Humor, als für Christopher Walken.
Auch bei der Inszenierung gibt sich Regisseur Hugh Wilson keine Blöße und präsentiert hier seine beste Komödie – Lichtjahre witziger als Police Academy - Dümmer als die Polizei erlaubt [1984] oder Mission - Rohr frei! [1996] und immer noch deutlich unterhaltsamer als Tess und ihr Bodyguard [1994].
Zwar hätte man die Begegnung Adams mit dem Ausmaß und der Größe der wirklichen Welt von 1999 etwas überraschender oder eindringlicher inszenieren können, wie es nur ein Mal der Fall ist, doch verpatzte Szenen gibt es glücklicherweise keine.
Dass Komponist Steve Dorff seither bei keiner größeren Produktion beteiligt war, verwundert etwas, denn er schrieb für Eve und der letzte Gentleman eine eingängige, fröhlich und vor allem unbeschwerte Melodie, die den Touch des Films gekonnt einfängt und niemals fehlplatziert wirkt.
So rosig sieht es bei der deutschen Synchronisation leider nicht aus; besonders an Christopher Walken wird deutlich, dass sich manche Darsteller eben nicht synchonisieren lassen. Zwar ist der gewählte Sprecher wirklich gut, doch zu Walkens Gesicht passt er einfach nicht.
Selbiges gilt für Brendan Fraser; wirklich ärgerlich ist allerdings, dass manche Witze im deutschen gänzlich abgeändert wurden, so dass man im späteren Verlauf des Films den einen oder anderen Gag gar nicht mehr verstehen kann, weil er sich auf einen vorher ausgesprochenen Witz bezog. Dabei wäre es ein leichtes gewesen, die Witze akkurat und passend ins Deutsche zu synchronisieren – leider ist das aber immer wieder eine gängige Politik bei Komödien.
Nach den knapp zwei Stunden lehnt man sich als Zuschauer zurück in der Gewissheit, einen guten Film gesehen zu haben, einen so genannten "Feel Good"-Film, den man sowohl an einem kalten oder warmen Abend immer wieder anschauen kann.
Zwar gelingt es ihm nicht, über seine Grenzen hinauszuwachsen oder einige Komödieklischees zu umgehen, aber insgesamt ist den Machern ein überzeugender Film gelungen, der viele witzige Anspielungen aufweisen kann und der es schafft, dass einem die Charaktere schnell ans Herz wachsen.
Das geht so weit, dass man bei vielen Szenen gern die Augen schließen möchte, um nicht zu sehen, wie Adam sich öffentlich bloßstellt. Für eine Komödie ein gutes Zeichen.
Zuletzt sind allein die Tapeten und Möbel im 60er-Jahre Luftschutzbunker der Familie Webber das Einschalten wert und sorgen dafür, dass man immer wieder schmunzeln darf.
Fazit:
Regisseur Wilson gelang mit Eve und der letzte Gentleman eine bisweilen anrührende, witzige, vor allem aber charmante kleine Komödie, bei der man einige Mal richtig mitlachen kann, und bei der es viel zu schmunzeln gibt. Die Darsteller harmonieren, die Inszenierung passt, da kann nicht einmal die misslungene deutsche Synchronisation, die einige Gags völlig umformuliert und dadurch unbrauchbar macht, den Zuschauerspaß verderben.
Im Prinzip handelt es sich dabei freilich um nichts anderes, als eine "Junge trifft Mädchen"-Geschichte, doch die ist hübsch verpackt, mit einigen tollen Ideen gespickt und vor allem sauber erzählt.
Gelungene Unterhaltung ohne Nebenwirkungen.