Elysium [2013]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 25. August 2013
Genre: Science Fiction / Action

Originaltitel: Elysium
Laufzeit: 109 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Neill Blomkamp
Musik: Ryan Amon
Darsteller: Matt Damon, Jodie Foster, Sharlto Copley, Alice Braga, Diego Luna, Wagner Moura, William Fichtner, Emma Tremblay, Faran Tahir, Maxwell Perry Cotton, Valentina Giron, Yolanda Abbud L.


Kurzinhalt:
Im Jahr 2154 lebt der Großteil der Menschen auf einer verwüsteten Erde in Armut. Die Reichen, die es sich leisten können, kreisen auf der Raumstation Elysium um den Planeten. Dort mangelt es an nichts, selbst für frische Luft, grüne Wiesen, noble Häuser und eine medizinische Versorgung, die praktisch jede Krankheit heilen kann, ist für die Bewohner gesorgt. Verteidigungsministerin Delacourt (Jodie Foster) ist für die Sicherheit verantwortlich und lässt dabei Flüchtlingsschuttles, die von der Erde starten und versuchen, auf Elysium unterzukommen, mit Hilfe von Söldnern auf der Erde abschießen.
Der Arbeiter Max (Matt Damon), der schon als Kind träumte, nach Elysium zu reisen, wird bei einem Betriebsunfall einer tödlichen Strahlendosis ausgesetzt und hat nur noch wenige Tage zu leben. Darum lässt er sich von Spider (Wagner Moura) zu einer riskanten Operation überreden, bei der ihm ein Exoskelett angepasst wird, mit dessen Hilfe er den Androiden der Polizei ebenbürtig ist. Max soll für Spider die Informationen aus dem Kopf eines Elysium-Mitglieds stehlen. Dabei trägt John Carlyle (William Fichtner), den sich Max dafür aussucht, nicht nur brisante Geheimnisse bei sich, sondern war mit Delacourt einen folgenschweren Deal eingegangen. So setzt die Verteidigungsministerin den Söldner Kruger (Sharlto Copley) auf Max an, der verletzt bei seiner Jugendfreundin Frey (Alice Braga) unterkommt. Ihre Tochter ist ebenfalls todkrank und nur auf Elysium könnte sie wie Max geheilt werden ...


Kritik:
Die Technik ist schon seit einiger Zeit an dem Punkt angekommen, dass Filmemacher mit einem entsprechend großen Budget ihre Vision ohne Kompromisse umsetzen können. So auch Neill Blomkamp, der in Elysium gleich zwei Welten erschafft: Das Titel gebende Utopia als Raumstation, die um die Erde kreist und einen Planeten in der Mitte des 22. Jahrhunderts, dessen Bewohner verarmt, krank und perspektivlos sind. Die Geschichte, die er darin erzählt, bewegt sich in beiden Welten, erkundet aber keine wirklich. Ihre Figuren sind Abziehbilder eines Genres, das Blomkamp selbst in seinem Leinwanddebüt District 9 [2009] mit einem Realismus neu belebt hat, dessen Bedeutung unsere jetzige Gesellschaft widerspiegelte. Keine Stärke jenes Films findet sich hier.

Dabei scheint die Situation in Elysium gar nicht so abwegig. Diejenigen, die es sich leisten können, leben auf einer Raumstation, die wie ein Biotop aufgebaut ist mit Luxus so weit das Auge reicht: Frische Luft, grünes Gras und Cocktailpartys, so viele man sich nur vorstellen kann. Die Auswirkungen der erhöhten Strahlung werden in speziellen Medi-Betten in Sekundenschnelle geheilt, ebenso wie alle anderen Krankheiten oder Verletzungen. Was heute die noblen Vororte und Wohngegenden, ist hier in gewissem Sinne outgesourced worden. Für die Einhaltung der Sicherheit ist die Verteidigungsministerin Delacourt (Jodie Foster) verantwortlich, die Flüchtlingsschiffe, die von der Erde aus starten und auf Elysium zu landen versuchen auch entgegen der Anweisungen des Präsidenten abschießen lässt. Jemand muss schließlich die unliebsamen Entscheidungen treffen.
Die Erde ist überbevölkert, verschmutzt und selbst diejenigen Menschen, die respektable Berufe ausüben, verdienen nicht ansatzweise genug, um ein Ticket nach Elysium bezahlen zu können. Schon als Kind träumte der Waise Max mit seiner Freundin Frey davon, eines Tages dorthin zu gehen. Aber auch wenn er immerhin einen regelmäßigen Job beim Rüstungsunternehmen Armadyne besitzt, er wohnt in ebenso ärmlichen Verhältnissen wie die meisten Menschen.

Neill Blomkamp zeichnet ein Bild einer Welt als gigantisches Slum mit Hochhäusern, an denen weitere Etagen oder Wohnungen behelfsmäßig angebaut wurden. Die Polizei besteht aus Androiden, die brutal und rücksichtslos vorgehen, auch wenn sie im Vergleich zu den späteren Schurken ihre Opfer wenigstens nicht in Stücke reißen (was hier unnötig oft vorkommt). Arbeiter sind allzeit ersetzbar und so passiert es, dass Max einer tödlichen Strahlendosis ausgesetzt wird. Er hat noch fünf Tage zu leben und die einzigen medizinischen Vorrichtungen, die ihn heilen können, befinden sich auf Elysium. Darum lässt er sich darauf ein, von Spider mit einem Anzug ausgestattet zu werden, der ihn körperlich den Androiden ebenbürtig macht. Wenn er für Spider bestimmte Daten eines Elysium-Mitglieds stiehlt, kann er Max auf die Station bringen, so dass er noch rechtzeitig kuriert werden kann. So hanebüchen all das klingen mag, die Story wird in Elysium so gut verpackt, dass man es ohne mit der Wimper zu zucken akzeptiert. Doch beginnt der anfangs packende Datendiebstahl, werden zwei Probleme des Films deutlich, die sich bis zum Schluss hinziehen.

Zum einen, wie Autor und Regisseur Blomkamp mit seinen Bösewichten umgeht und zum anderen, wie er seine Action inszeniert. Jodie Foster ist eine Ausnahmeschauspielerin, die im Grunde genommen jede Rolle meistern kann. Aber ihre machthungrige, skrupellose Verteidigungsministerin ist mit einem nichtssagenden mimischen Ausdruck versehen, der ihre Handlungen nur noch unverständlicher macht. Ihre Motive sind so oberflächlich wie klischeehaft und wenn man glaubt, dass ihre Figur endlich etwas zu tun bekommt, wird sie komplett aus der Story herausgeschrieben. Ähnlich ergeht es William Fichtner in der Rolle des schmierigen Armadyne-CEO. Auch er hat außer einem kalten Blick keinen Beitrag zum Film zu leisten und ist so schnell verschwunden, wie er aufgetaucht ist. Stattdessen konzentriert sich das Drehbuch auf den Kampf zwischen Max und dem Söldner Kruger, gespielt von Sharlto Copley, der wie viele Söldner in solchen Filmen eigentlich nicht intelligent genug ist, eigene Entscheidungen zu treffen, es aber dann urplötzlich versucht. So gelungen Copleys Darbietung in District 9, so unerträglich ist er hier. Als Kruger werden ihm Sätze in den Mund gelegt, die unvorstellbar flach und abgedroschen klingen und wenn er beim Finale Max hinterher ruft "So hört sich das an, wenn ich hinter Dir her bin!", möchte man sich am liebsten die Ohren zuhalten. Ähnlich ergeht es Krugers Kollegen, deren Gespräche schlichtweg furchtbar geschrieben sind.

In der Hauptrolle gibt sich Matt Damon merklich Mühe, der düsteren Zukunftsvision eine menschliche Note zu verpassen, ebenso Alice Braga als erwachsene Frey. Am Ende reichen diese beiden Bezugspunkte aber nicht aus, um mit der Geschichte wirklich mitzufiebern.


Fazit:
Ab dem Moment, da Max in den Transport nach Elysium einsteigt ist es, als würde statt dem interessanten, düsteren Science Fiction-Film, den man bis dahin gesehen hat, das Drehbuch eines geistlosen Actionschmonzes auf die Leinwand gebracht. Dabei ist die Action durchweg so verwackelt inszeniert und so ungünstig und schnell geschnitten, als wenn Michael Bay in seiner fahrigsten Zeit Hand anlegt. Das würde auch die vielen, unnötigen Zeitlupen im Lauf des Films erklären, die aber wenigstens nicht verwackelt sind.
Elysium ist durchweg hervorragend und aufwändig gemacht. Beide Welten, auch wenn man sie nicht in der Tiefe gezeigt bekommt, wie man es erhoffen würde, überzeugen durch eine Detailtreue, die beeindruckt. Es sind allerdings die Bösewichte, welche die Geschichte in der zweiten Hälfte ruinieren. Jodie Fosters Rolle ist überzeichnet klischeehaft und am Ende vollkommen vergeudet, Sharlto Copley ist als labernder Überbösewicht schlichtweg peinlich. Kommt die Story wie erhofft auf Elysium an, schlägt sie Wege ein, die für die Figuren wenig Sinn ergeben und auch nicht zum Anfang passen wollen. Darüber täuscht auch nicht die pompöse, aber einfallslose Musik hinweg.