Die Eiskönigin - Völlig unverfroren [2013]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 23. Dezember 2014
Genre: Animation / Komödie / MusikOriginaltitel: Frozen
Laufzeit: 102 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung
Regie: Chris Buck, Jennifer Lee
Musik: Christophe Beck
Stimmen: Kristen Bell (Yvonne Greitzke, Pia Allgaier), Idina Menzel (Dina Kürten, Willemijn Verkaik), Jonathan Groff (Leonhard Mahlich), Josh Gad (Hape Kerkeling), Santino Fontana (Robin Kahnmeyer, Manuel Straube), Alan Tudyk (Robert Palfrader), Ciarán HindsChris Williams (Nik Hartmann)
Kurzinhalt:
Seit sie auf der Welt ist kann die Prinzessin Elsa (Idina Menzel / Dina Kürten, Willemijn Verkaik) Schnee und Eis erzeugen. Für sie und ihre Schwester Anna (Kristen Bell / Yvonne Greitzke, Pia Allgaier) bietet es viele Möglichkeiten zum Spielen – bis Anna verletzt und entschieden wird, dass Elsa ihre Fähigkeit geheimhalten muss, sogar vor ihrer Schwester, die sich an nichts erinnert. Jahre später wird Elsa, die inzwischen zurückgezogen gelebt hat, zur Königin gekrönt. Nach der Krönung überwältigt sie ihre Gabe und das ganze Volk erfährt davon.
Verunsichert flieht Elsa in die Berge, während über das Königreich ein tiefer Winter hereinbricht. Anna macht sich auf, ihre Schwester mit Hilfe von Kristoff (Jonathan Groff / Leonhard Mahlich) zu finden, während sie ihrem Verlobten Hans (Santino Fontana / Robin Kahnmeyer, Manuel Straube) die Macht über das Königreich überlässt. Auf ihrem Weg zu Elsas Eispalast finden sie den Schneemann Olaf (Josh Gad / Hape Kerkeling), den Elsa erschaffen hat. Sie ist fest entschlossen, ihr Leben in Einsamkeit zu verbringen, um niemandem zu schaden. Als Anna sie vom Gegenteil überzeugen will, geschieht ein Unglück …
Kritik:
Disneys Die Eiskönigin - Völlig unverfroren ist ein wundervoll animiertes Familienabenteuer, dem man insbesondere in den ersten zwei Dritteln ansieht, welche Vermarktungswege sich das Studio dafür noch offen hält. Dass dies nicht stört liegt zum einen an dem zauberhaften Aussehen der Figuren und der Welt, in der sie leben und den eingängigen Songs, die eine derart breite Palette an Stilrichtungen abdecken, dass man vermuten würde, sie könnten kaum zusammenpassen. Trotz allem bleibt das Gefühl, dass sich die Story auch hätte anders entwickeln können.
Sie beginnt mit den beiden Prinzessinnen Anna und Elsa, die zusammen im Schloss aufwachsen. Elsa hat von Geburt an die Gabe, Eis zu erzeugen, doch sie kann sie nicht kontrollieren. Woher Elsa diese Fähigkeit besitzt, bleibt ein Geheimnis. Beim Spielen verletzt sie ihre Schwester Anna unabsichtlich und nur durch die Magie der Trolle kann Anna vor dem Tod bewahrt werden. Daraufhin bricht Elsa den Kontakt zu ihr ab und verkriecht sich in ihrem Zimmer im Schloss.
Jahre später soll Elsa zur Königin gekrönt werden und nach langer Zeit werden die Tore des Schlosses wieder geöffnet. Doch die Zeremonie ist ein Desaster und Elsa, deren Fähigkeiten das ganze Königreich in eine Winterlandschaft verwandelt haben, flieht in die Berge.
Es wäre ein Leichtes, Elsa nun zur Bösewichtin der Geschichte zu machen. Doch die Regisseure Jennifer Lee und Chris Buck entscheiden zum Glück anders. Jahrelang verängstigt von ihrer Gabe begrüßt sie die Macht und die Freiheit, die sie ihr verleiht. Dass sie die Bürger des Königreichs ins Unglück stürzt ist ihr dabei gar nicht bewusst. Ebenso wenig, wozu sie im Stande ist. Während Anna sich aufmacht, ihre Schwester zu suchen, formiert sich im Königreich Widerstand gegen die als Hexe verschriene Elsa.
Dass Die Eiskönigin - Völlig unverfroren wie viele Disney-Abenteuer zuvor zum großen Teil von den Helfern der Helden, bzw. der Bösewichte lebt, überrascht nicht. Doch der eigentliche Schurke zeigt sich im Film erst sehr spät. Die Highlights sind hier der Schneemann Olaf, den Elsa mit ihrer Gabe zum Leben erweckt hat, und der Elch Sven, treue Begleiter von Kristoff, der wiederum Anna dabei hilft, Elsa zu finden. Sven erinnert dabei frappierend an das Pferd Maximus aus Rapunzel - Neu verföhnt [2010] und Olaf ist durch sein putziges Auftreten und seine ansteckende, kindgleiche Naivität ohnehin der Publikumsliebling. Dass Elsa in der Lage ist, ein solches Wesen aus Schnee und Eis zu erschaffen und ihm Leben einzuhauchen, würde die Möglichkeit bieten, dass sie sich auf diese Weise eine neue Familie oder gar ein Gefolge erschafft, um ihre Einsamkeit im Eispalast zu überwinden. Doch in diese Richtung spinnt das Skript die Ideen nicht weiter.
Überhaupt bleibt das Gefühl, dass die Ausgangslage viel mehr Möglichkeiten bietet als der Film schließlich zu nutzen vermag oder nutzen möchte. Ist erst einmal absehbar, worauf die Geschichte hinarbeitet, tut sie dies ohne wirkliche Umwege und der Schurke wird schließlich vorgestellt, weil eine solche Geschichte eben einen Schurken braucht, auch wenn es keinen großen Sinn ergibt.
Aber setzen die Songs an, die nicht nur preisgekrönt sind, sondern in bester Disney-Manier zum Mitwippen und Mitsingen einladen, sind diese Bedenken vergessen. Was dabei überrascht ist die Dynamik, welche die Songs entwickeln. Diese erinnert nicht von ungefähr mehr an Musicals als an die Musikeinlagen bisheriger Zeichentrickklassiker. Es ist also, als hätten die Songschreiber das Musical schon fest im Blick gehabt, als sie die Lieder geschrieben haben. Am offensichtlichsten wird das beim Titelsong "Lass jetzt los" und bei "Zum ersten Mal", die sich beide hervorragend in die Geschichte einfügen und sie voranbringen. Stilistisch erinnern sie sowohl vom Aufbau, als auch der Instrumentierung her an Musicals wie Wicked – Die Hexen von Oz [2003]. Doch das ist kein Kritikpunkt. Ganz im Gegenteil.
Fazit:
Auch wenn die Story meist aus der Sicht von Anna erzählt wird, wie sehr Elsas Leben durch ihre Gabe und der Angst davor von Kindesbeinen an bestimmt wurde, wird bei ihrem Befreiungsschlag mit ihrem energiegeladenen Solo deutlich, das auch visuell so überwältigend ist wie irgendein Highlight bisheriger Disney-Klassiker. Ihre Figur hätten die Macher inDie Eiskönigin - Völlig unverfroren durchaus noch mehr in den Mittelpunkt rücken können und es bleibt der Eindruck, als würde der Animationsfilm viel außen vor lassen.
Nichtsdestoweniger reißen die Songs mit und die liebevoll zum Leben erweckten Figuren laden ein, ihr Abenteuer mit ihnen zu bestreiten. Dabei mögen ein paar Songs zu viel enthalten sein, doch das wird das Zielpublikum nicht stören. Dass es sich das Studio nicht wird nehmen lassen, der Welt von Die Eiskönigin einen weiteren Besuch abzustatten, überrascht somit nicht. Im Vergleich zu Rapunzel ist der Film weniger knuffig, aber nicht minder unterhaltsam. Und nicht nur für das Weihnachtsfest genau die richtige, Hoffnung weckende und lebensbejahende Art Unterhaltung.