Die Dämonischen [1956]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 03. Oktober 2002
Genre: Horror / Science Fiction

Originaltitel: Invasion of the Body Snatchers
Laufzeit: 80 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1956
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Don Siegel
Musik: Carmen Dragon
Darsteller: Kevin McCarthy, Dana Wynter, Larry Gates, King Donovan, Carolyn Jones


Kurzinhalt:
Als Dr. Miles Bennell (Kevin McCarthy) von einer Geschäftsreise zurückkehrt, findet er seinen Heimatort leicht verändert vor. Zuerst wurde er noch sehnlichst erwartet, aber seine versprochenen Patienten fühlen sich wieder völlig gesund – Familienbetriebe werden plötzlich geschlossen und manche Einwohner denken sogar, dass ihre Verwandten gar nicht ihre Verwandten sind; sie sähen aus wie sie, sie redeten wie sie – aber sie seien es nicht.
Anfangs denkt Bennell sich nichts dabei, zumal seine Jugendliebe Becky Driscoll (Dana Wynter) wieder in der Stadt ist, und er wie eh und je von ihr bezaubert ist. Doch wenig später wird im Haus von Miles Freunden Jack und Theodora Belicec (King Donovan, Carolyn Jones) ein Leichnahm gefunden, ein menschlicher Körper, der Ähnlichkeit mit Jack besitzt. Er scheint, sich noch vollends entwickelt zu haben und ist dann plötzlich verschwunden. Langsam kommen Miles und Becky dahinter, dass außerirdische Wesen die Menschen der Kleinstadt ersetzen – doch da könnte es für die beiden schon zu spät sein, und für den Rest der Welt ebenso.


Kritik:
Der Film beruht auf dem gleichnamigen Roman von Jack Finney, der wiederum ansich eine Abwandlung von Robert Heinleins Puppet Masters ist, der ebenfalls schon verfilmt wurde – allerdings scheint der Stoff von Finney in Hollywood deutlich beliebter zu sein: 1978 wurde Invasion of the Body Snatchers neu aufgelegt, mit dem deutschen Titel Die Körperfresser kommen (1978). 1992 gab es dann noch eine Neuauflage mit dem Titel Body Snatchers (1992), sicher die bessere Verfilmung von den letzten beiden.

Die Dämonischen muss sich vor dem immerhin 36 Jahre späteren Film aber nicht verstecken, legen sie beide doch wert auf Atmosphäre ohne reisserische Spezialeffekte; zerstörte Kleinstadtidylle im Gegensatz zu einer groß angelegten Materialschlacht im Stile von Independence Day (1996). Die Geschichte des Klassikers ist einfach gestrickt, bietet aber viele nette Anspielungen und dank der für diese Zeit typischen Ausstattung (Frisuren, Kleidung, Ausstattung) auch etwas für's moderne Auge – die meisten Kleidungsstücke könnte man heute ohne weiteres wieder anziehen, ohne aufzufallen.
Dank der übersichtlich aber nicht zu lange gezeigten Kleinstadt bekommt man von Anfang an ein gutes Gefühl für die Situation, in der der Film spielt, obwohl das ganze in Rückblenden geschieht.

Die Darsteller reagieren – wie in solchen Filmen üblich – meist leicht übertrieben (ein Überbleibsel der Theaterwurzeln), aber auch das ist kein Grund zum Klagen; wieso sollte man einem Film seine Entstehungszeit nicht ansehen dürfen? Die Charaktere handeln in aller Regel recht vernünftig, auch wenn sich hier und da ein paar Storylöcher auftun. So scheint es zum Schluss, dass die Menschen einfach so durch ihre außerirdischen Pendants ausgetauscht werden können, während sie schlafen – zuvor wurde jedoch gesagt, dass der "Klon" den normalen Menschen in sich aufnimmt, während er schläft. Für mich hörte sich das nach einem länger andauernden Prozess an.

Bauten, Beleuchtung, Masken, Kamera und Schnitt sind allesamt gut und passen auch reibungslos zusammen. Einzig die Musik von Carmen Dragon wirkt oft zu laut, zu aufdringlich, gerade in den spannenden Szenen, wenn ein ruhiges Stück effektvoller gewesen wäre. Aber auch das ist eben der Zahn der Zeit, wie man an vielen "Oldies" sehen kann.

Die Steigerung der Geschichte zum Schluss des Films hat mir besonders gut gefallen, die Verzweiflung, die Hilflosigkeit der Protagonisten angesichts der drohenden Invasion durch die Außerirdischen wurde sehr gut eingefangen – wer einen actiongeladenen Film mit viel Spezialeffekten erwartet, wird aber sicher nach kürzester Zeit die Lust verlieren.

Wieso in der deutschen Synchronisation allerdings alle englisch klingenden Namen durch andere, meist deutsche, ausgetauscht wurden (Miles durch Peter, Becky durch Mary), verstehe wer will. Sogar damals hätte ich das vermutlich schon überflüssig gefunden.

Wie viele Filme aus dieser Ära, kann man sich Die Dämonischen immer wieder ansehen und entdeckt dabei noch das ein oder andere Detail. Zwar sieht man dem Film nicht nur auf Grund des schwarz-weißen Bildes seine Entstehungzeit an, aber das ist ja keinesfalls schlecht.
Angesichts unzähliger (meist minderwertiger) Science-Fiction-Videoproduktionen, die in den 80ern und 90ern den Filmmarkt überschwemmt haben, ist dieser Film hier sicherlich mehr als nur einen Blick wert.


Fazit:
Die Dämonischen ist unumstritten ein Klassiker und meiner Meinung nach ein deutlich besserer Film als Die Körperfresser kommen – spannend, atmosphärisch dicht, stört einzig die teils zu aufdringliche Musik das Nostalgiegefühl. Auf Effekthascherei wird bewusst verzichtet, dafür stehen die sympathischen Charaktere im Vordergrund – und ihr Kampf gegen einen übermächtigen und "unsichtbaren" Gegner.
Ein Film für jede Jahreszeit, Science Fiction-Horror wie man ihn heute noch machen könnte und manchmal auch sollte.