Der Herr der Ringe – Die Gefährten (SEE) [2001]
Wertung: |
Kritik von Lars Adrian |
Hinzugefügt am 22. Dezember 2002
Genre: FantasyOriginaltitel: The Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring
Laufzeit: 200 min.
Produktionsland: Neuseeland / USA
Produktionsjahr: 2001
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Peter Jackson
Musik: Howard Shore, Enya (Songs)
Darsteller: Elijah Wood, Ian McKellen, Viggo Mortensen, Sean Bean, Sean Astin, Orlando Bloom, John Rhys-Davies, Billy Boyd, Dominic Monaghan, Ian Holm, Liv Tyler, Hugo Weaving, Cate Blanchett, Christopher Lee, Andy Serkis
Kurzinhalt:
"Die Welt ist im Wandel. Vieles, was einst war, ist verloren, da niemand mehr lebt, der sich erinnert.
Es begann mit dem Schmieden der Großen Ringe. Drei wurden den Elben gegeben, den unsterblichen, weisesten und reinsten aller Wesen. Sieben den Zwergenherrschern, großen Bergleuten und Handwerkern. Und neun Ringe wurden den Menschen geschenkt, die vor allem anderen nach Macht streben. Denn diese Ringe bargen die Kraft, den Willen, jedes Volk zu leiten.
Doch sie wurden alle betrogen, da ein weiterer Ring gefertigt wurde. Im Lande Mordor, im Feuer des Schicksalsberges, schmiedete der Dunkle Herrscher Sauron heimlich einen Meisterring, um alle anderen zu beherrschen. In diesen Ring flossen seine Grausamkeit, seine Bosheit und sein Wille, alles Leben zu unterdrücken. Ein Ring, um sie alle zu knechten.
Der Reihe nach gerieten die Länder Mittelerdes unter die Herrschaft des Ringes. Doch einige leisteten Widerstand; ein letztes Bündnis von Menschen und Elben zog gegen Mordor. An den Hängen des Schicksalsberges kämpften sie um Mittelerdes Freiheit. Der Sieg war nah, und als Isildur (Harry Sinclair), des Königs Sohn, seines Vaters Schwert ergriff und den Ring von Saurons Hand trennte, war Sauron, der Feind der Freien Völker Mittelerdes, besiegt.
Der Ring ging an Isildur, der nun Gelegenheit hatte, das Böse für immer zu vernichten. Doch die Herzen der Menschen sind leicht zu verführen und der Ring der Macht hat seinen eigenen Willen. Er verriet Isildur zu seinem Tod.
Und was nicht in Vergessenheit hätte geraten dürfen, ging verloren. Geschichte wurde Legende. Legende wurde Mythos. Und 2500 Jahre lang geriet der Ring in Vergessenheit. Bis er sich eines Tages einen neuen Träger suchte. Der Ring fiel dem Geschöpf Gollum (Andy Serkis) in die Hände, das ihn tief in die Schluchten des Nebelgebirges trug und dort dem Ring verfiel. Der Ring verlieh Gollum ein unnatürlich langes Leben: 500 Jahre lang vergiftete er dessen Verstand und in der Finsternis von Gollums Höhle wartete er. Dunkelheit legte sich wieder über den Wald der Welt. Gerüchte wurden laut über einen Schatten im Osten. Ein namenloses Grauen ging um. Und der Ring der Macht spürte, dass seine Zeit nun gekommen war. Er verließ Gollum.
Doch dann geschah etwas, das der Ring nicht beabsichtigt hatte: Er wurde von dem unwahrscheinlichsten Geschöpf gefunden, einem Hobbit, Bilbo Beutlin (Ian Holm) aus dem Auenland." Elbenkönigin Galadriel (Cate Blanchett)
Sauron, der seit jeher an den Ring gebunden war, beginnt, seine Kräfte wiederzugewinnen, und seine Ringgeister, die furchteinflößenden Schwarzen Reiter oder Nazgûl, machen sich auf die Suche, den Ring zu finden.
Bilbos Neffe Frodo (Elijah Wood) soll zusammen mit seinem Freund Samweis Gamdschie (Sean Astin), dem Zauberer Gandalf (Ian McKellen), Aragorn (Viggo Mortensen), Boromir (Sean Bean), dem Zwerg Gimli (John Rhys-Davies), dem Elben Legolas (Orlando Bloom) und den Hobbits Peregrin "Pippin" Tuk (Billy Boyd) und Meriadoc "Merry" Brandybock (Dominic Monaghan) nach Mordor gehen, um dort den Ring in den Feuern des Schicksalsberges zu zerstören. In den Händen dieser neun Gefährten liegt das Schicksal von ganz Mittelerde.
Das Böse ist den Gefährten dicht auf der Spur. Sauron hat in dem Zauberer Saruman (Christopher Lee) einen Verbündeten gefunden. Zusammen setzen sie unzählige monströse Orks auf die Jagd nach dem Ring an.
Doch auch Gollum, der nichts so sehr begehrt, wie den Ring, seinen Schatz, hat sich an die Fersen des Ringträgers geheftet.
Kritik:
Im Dezember 2001 war es soweit: Der erste Teil der Herr der Ringe-Trilogie, Die Gefährten, startete weltweit in den Kinos. Lange Zeit galt das monumentale, epische Werk von Autor John Ronald Reuel Tolkien, das das meistgelesene Buch des Zwanstigsten Jahrhundert nach der Bibel ist, als unverfilmbar.
1978 scheiterte Regisseur Ralph Bakshi mit einer Trickfilm-Adaption.
Und hinsichtlich der Neuverfilmung meldeten viele Herr der Ringe-Fans im Vorfeld zunächst nicht unerhebliche Bedenken an: Immerhin hatte Regisseur Peter Jackson bis dahin hauptsächlich durch mehr oder weniger humorvolle Splatter-Horrorfilme, wie Braindead [1992] oder The Frighteners [1996], auf sich aufmerksam gemacht, obwohl er auch das sehr gute ungewöhnliche Drama Heavenly Creatures [1994] inszenierte.
Der Film beginnt mit einem Prolog, erzählt von Elbenkönigin Galadriel, in dem die Vorgeschichte nahegebracht wird, was es mit dem Ring der Macht eigentlich auf sich hat. Der Prolog ist zu Beginn des Kurzinhalts dieser Kritik fast wortgetreu wiedergegeben und zählt zu den besten Einfällen von Regisseur und Drehbuchautor Peter Jackson und seinen Co-Autorinnen Fran Walsh und Philippa Boyens.
Ihnen ist das Kunststück gelungen, den Zuschauer in nur wenigen Minuten in das völlig fremde Mittelerde zu versetzen und die komplexen Hintergründe, die Tolkien unter anderem in den Anhängen zu Der Herr der Ringe und Das Silmarillion beschreibt, auch denjenigen in kürzester Zeit verständlich zu machen, die die Vorlage nicht gelesen haben.
Danach stellt uns Bilbo Beutlin das Auenland und die Hobbits vor und wir lernen die wichtigsten Charaktere des Filmes kennen: Frodo Beutlin, Samweis "Sam" Gamdschie und Zauberer Gandalf der Graue.
Wenn die Kamera zum ersten Mal langsam über das grüne, von der Sonne beschienene Auenland fährt und uns die friedliebenden und fröhlichen kleinwüchsigen Hobbits und ihre wohnlichen Höhlen, die Smials, von innen und außen zeigt, kann man als Zuschauer einfach nicht anders, als glücklich schmunzeln und eine zufriedene Wärme in sich zu fühlen. Von diesem Moment an hat man die Hobbits in sein Herz geschlossen und ich kenne kaum einen Film, der mich von Anfang an so sehr emotional an sich gebunden hat, wie Die Gefährten.
Vor diesem Hintergrund wird einem auch sofort klar, was auf dem Spiel steht, sollte der Dunkle Herrscher Sauron den Sieg davontragen, und was Frodo aufgibt, als er bereitwillig seine Mission annimmt und das Auenland trotz aller Gefahren verlässt.
Jeder, der die Bücher von Tolkien gelesen hat, könnte sich keine bessere Umsetzung des Auenlandes auf Film vorstellen und es ist Jacksons Verdienst, dass sich der Zuschauer sofort heimisch fühlt.
Doch auch die anderen Stationen von Frodos Reise entsprechen voll und ganz dem Geist Tolkiens:
Das Gasthaus zum "Tänzelnden Pony" in Bree; Bruchtal, das Haus von Elbenfürst Elrond; der Gebirgspass von Caradhras; die Minen von Moria; Lothlórien, das Reich von Elbenfürstin Galadriel; die gewaltigen Steinfiguren der Argonath zu beiden Seiten des Flusses Anduin; die Lichtung Parth Galen zu Füßen des Amon Hen und das Gebirge Emyn Muil – man erkennt, wieviel Mühe sich die das Team gegeben hat, um die phantastische Welt von Mittelerde zum Leben zu erwecken, und dass auch auf die kleinsten Details Wert gelegt wurde.
So wurden zum Beispiel die Wiesen und Gärten des Auenlandes schon ein Jahr vor Beginn der Dreharbeiten angepflanzt, und keine Kunstgräser verwendet. Oder für die Designs der verschiedenen Schauplätze sind die bekannten Tolkien-Illustratoren Alan Lee und John Howe verantwortlich.
Auch das Böse in Mittelerde wurde beeindruckend umgesetzt:
Saruman in seinem Turm Orthanc in Isengart, Saurons Allsehendes Auge und die Uruk-hai sind durchdacht und furchteinflößend, ohne dass die Filmemacher auf billige Effekthascherei zurückgreifen. Insbesondere die verschiedenen Ork-Masken zeugen von einer bemerkenswerten Kreativität der Make-Up-Künstler.
Die mit Abstand unheimlichsten Wesen, sind die neun Schwarzen Reiter, Nazgûl oder Ringgeister. Sie könnten, was Aussehen und Auftreten angeht, geradezu einem Alptraum entsprungen sein. Ihre markerschütternden Schreie lassen den Betrachter zusammenzucken und die gleiche Furcht empfinden, die Frodo, Sam und die anderen beiden Hobbits Merry und Pippin haben.
Der absolute Höhepunkt des Filmes ist ohne Frage die komplette Moria-Sequenz, in der alle neun Gefährten zu sehen sind:
Angefangen bei einem krakenähnlichen Seeungeheuer, über die Wanderung in endlos scheinenden riesigen Minengängen, einem Kampf gegen Orks und einen riesigen Höhlentroll in einer beängstigend kleinen Kammer, bis zur Flucht über die Brücke von Khazad-dûm, die über einen riesigen Abgrund führt, und der Konfrontation zwischen Gandalf und dem Balrog, einem Dämon aus uralter Vorzeit – was die Macher hier geschaffen haben, ist einer der denkwürdigsten Momente der Filmgeschichte und dermaßen spannend und atmosphärisch dicht inszeniert, dass der Zuschauer mehrmals buchstäblich nach Atem ringt.
Die Spezial-Effekte stellen nicht nur hier, sondern im ganzen Film so ziemlich alles in den Schatten, was bisher auf der Kinoleinwand zu sehen war, und zeigen was mit modernster Tricktechnik heute möglich ist, wenn diese der Story und nicht dem reinen Selbstzweck (siehe die beiden enttäuschenden Star Wars-Prequels von George Lucas) dient.
Peter Jackson hat ein großartiges Gespür dafür, welche jeweilige Technik – echte Bauten, Miniatur-Modelle, Computer-Unterstützung, Make-Up oder Kostüme – er verwenden muss, damit das Gezeigte – selbst, wenn es sich dabei um riesige fliegende Adler handelt – überzeugt.
Besonders der Höhlentroll, der ganz offensichtlich am Computer entstanden sein muss, denn auf eine andere Weise wären die Aufnahmen nicht machbar gewesen, wirkt unglaublich real und beängstigend, und der Balrog steht ihm in nichts nach.
Kleinigkeiten, wie zum Beispiel das Hitzewabern um den Balrog herum, stellen da nur noch das I-Tüpfelchen zur Perfektion dar, wobei gerade subtile Effekte, wie zum Beispiel die kleinen Hobbits oder den Zwerg Gimli neben Gandalf oder den anderen großen Menschen zu sehen, den Zuschauer absolut davon überzeugen, sich in Mittelerde zu befinden.
Einen Großteil tragen dazu auch die tollen Sound-Effekte bei, was unter anderem bei den Szenen zur Geltung kommt, in denen Frodo den Ring der Macht aufzieht. Diese leben neben der brillianten visuellen Umsetzung in erster Linie von der akustischen Unterstützung.
Kamera und Schnitt sind exzellent und zeigen den heimlichen Hauptdarsteller des Filmes, Neuseeland, von seiner besten Seite. Es ist kaum vorstellbar, dass sich Tolkien beim Schreiben etwas anderes vorgestellt hat, als die grandiosen Landschaften dieser Insel. Jackson kostet jeden Moment davon aus, lässt die Kamera um die Schauplätze wandern, dass es eine wahre Freude ist. Auch die phantastischen Orte, wie Sarumans Turm Orthanc oder Saurons Reich Mordor, werden mit innovativen Einstellungen und Kamerafahrten präsentiert. Selten erschienen Realität und Trick so perfekt als Einheit, wie hier.
Die Kampfszenen sind voll ausgenutzt, man fühlt sich mitten im Geschehen, ohne dass es abstoßend brutal wäre. Trotzdem ist der Film schon aufgrund seiner Thematik und der erschreckenden Orks für Kinder ungeeignet. Die FSK-Freigabe "Ab 16 Jahren" ist berechtigt und hätte schon für die Kinofassung gelten müssen.
Für die Musik wurde Howard Shore verpflichtet, der hauptsächlich durch seine Arbeit an Thrillern, wie Das Schweigen der Lämmer [1991] oder Sieben [1995], bekannst ist. Anfangs war ich etwas skeptisch, ob er tatsächlich die richtige Wahl für einen Fantasy-Film sein würde.
Doch schon nach wenigen Minuten waren sämtliche Zweifel zerstreut. Sein Score hätte besser nicht sein können. Die Melodien sind getragen und bewegend, in Action-Szenen dynamisch und bei den Hobbits fröhlich. Gerade der Einsatz von Solisten – inklusive der beiden wunderbaren Songs von Enya – und Chor fügt sich ideal in die Stimmung des Filmes ein, zumal auch Tolkiens Vorlage viele Lieder und Gedichte enthält. Selten hat sich eine Film-Musik so phänomenal den Ereignissen auf der Leinwand angepasst.
Zurecht wurde Shore dafür mit dem Oscar ausgezeichnet. Er vollbringt das für Der Herr der Ringe, was John Williams mit seiner Musik zu den neuen Star Wars-Episoden anscheinend verlernt hat: Das Geschehen zu unterstützen, ohne aufdringlich und laut zu sein.
Als Glücksgriff erweist sich das Ensemble von Die Gefährten:
Elijah Wood spielt Frodo mit der richtigen Mischung aus Neugier und Zurückhaltung, während er erst langsam in die große Verantwortung hineinwachsen muss, die ihm auferlegt wurde.
Sean Astin, Dominic Monaghan und Billy Boyd verkörpern seine drei Hobbit-Freunde Sam, Merry und Pippin. Sie erscheinen von Anfang an sympathisch und freundlich.
Dazu gesellen sich der lustige John Rhys-Davies als Zwerg Gimli und Orlando Bloom als Elbe Legolas Grünblatt, die beide überzeugen können und einige denkwürdige Szenen haben.
Viggo Mortensen als Streicher beziehungsweise Aragorn entwickelt im Laufe des Filmes – besonders in den Kampfszenen – ein mitreißendes Charisma und wird in den beiden nächsten Teilen sicherlich mehr in den Mittelpunkt der Geschichte rücken.
Beeindruckend ist auch Sean Bean als sich in innerem Konflikt befindender Mensch Boromir. Er liefert hier eine seiner besten Darstellungen der letzten Jahre und es verwundert, dass er für den Oscar als bester Nebendarsteller nicht einmal nominiert wurde.
Ian McKellen als Gandalf der Graue ist die Personifizierung des weisen Zauberers. Seine ebenso ruhige wie entschlossene Art, seine Mimik und Gestik – all dies zeugt von einer Reife, die dem Zuschauer noch lange im Gedächtnis haften bleibt, und zu Recht oscarnominiert wurde, auch wenn der Darsteller den Oscar letztendlich nicht bekam.
Selbst die Nebenrollen sind hervorragend besetzt:
Den bösen Zauberer Saruman erweckt der ehemalige Dracula-Darsteller Christopher Lee mit angemessen bedrohlicher Ausstrahlung zum Leben.
Ian Holm, Hugo Weaving und Cate Blanchett haben zwar nur verhältnismäßig kurze, dafür umso eindrucksvollere Auftritte als Bilbo Beutlin, Elrond und Galadriel.
Und Liv Tyler spielt die schöne Elbin Arwen mit bewegender Anmut, voller Mut und Güte.
Die deutsche Synchronisation des Filmes kann im Großen und Ganzen durchaus überzeugen.
Lediglich die Sprecher von Frodo und Sam hinterlassen einen lustlosen und unpassenden Eindruck. Insbesondere, wenn Frodo von der Klinge der Nazgûl oder dem Speer des Höhlentrolls verletzt wird, klingt Wood im Deutschen weinerlich und kindlich, wohingegen im englischen Original der Schmerz deutlich ist.
Erwartungsgemäß wirken auch die Original-Stimmen von Ian McKellen und Viggo Mortensen viel natürlicher als ihre Synchronsprecher.
Aus diesem Grund kann ich – wie meistens – nur die Empfehlung aussprechen, sich die englische Original-Fassung anzuschauen, wenn man die Möglichkeit dazu hat.
Neben den technischen Errungenschaften und schauspielerischen Leistungen, ist aber auch die Leistung der Drehbuchautoren zu erwähnen, die die ersten beiden Bücher von J.R.R. Tolkiens Der Herr der Ringe – den meisten als ein Band unter dem Titel Die Gefährten bekannt – so kongenial für die Leinwand adaptiert haben.
Sicherlich haben sich Peter Jackson, Fran Walsh und Philippa Boyens einige künstlerische Freiheiten genommen: Abschnitte, Gespräche, Personen und der zeitliche Rahmen gekürzt oder verändert oder manche Passagen komplett neu geschrieben.
So werden zum Beispiel die 17 Jahre, die zwischen dem Weggang Bilbos aus dem Auenland und dem Aufbruch Frodos nach Mordor vergehen, auf wenige Monate verkürzt. Elbe Glorfindel und Elronds Tochter Arwen verschmelzen zu einer Person, nämlich Arwen. Die Liebesgeschichte zwischen Aragorn und Arwen, hauptsächlich in Tolkiens Anhängen zu Der Herr der Ringe erwähnt, ist deutlicher herausgearbeitet. Oder der Charakter des Uruk-hai Lurtz wurde erfunden, da ein direkter Gegner für die Gefährten in der Vorlage nicht existiert, während die Nebenhandlung mit Tom Bombadil gänzlich gestrichen wurde.
Tolkien-Puristen mögen ihre Probleme damit haben; ich für meinen Teil – obwohl ich Fan der Bücher bin – halte sämtliche dieser Änderungen nicht nur für sinnvoll, sondern sogar dramaturgisch notwendig.
Das geschriebene Wort entfaltet seine Wirkung auf grundverschiedene Art, wie die auf Zelluloid gebannten Bilder. Und dem Drehbuch von Der Herr der Ringe – Die Gefährten gelingt das Kunststück, die besten Elemente der literarischen Vorlage auf die Leinwand zu bringen und trotzdem einen eigenständigen Film zu liefern, der auch ohne Kenntnis der Bücher funktioniert.
Inwieweit das auch für die beiden weiteren Filme gilt, wird man spätestens im Dezember 2003 erfahren.
Noch ein paar Anmerkungen zu den Unterschieden zwischen der Original-Kinofassung von Der Herr der Ringe – Die Gefährten und der Special Extended Edition (SEE), die dieser Kritik zu Grunde liegt:
Die Kinofassung ist nicht wirklich schlechter als die um 30 Minuten längere SEE. Trotzdem sollte man die SEE vorziehen. Sie wirkt in vielerlei Hinsicht einfach stimmiger und in sich geschlossener.
Es wurden nur relativ wenige komplett neue Sequenzen eingefügt, wie zum Beispiel die Einführung des Auenlandes durch Bilbo oder die Geschenkübergabe in Lothlórien.
Stattdessen wurden viele Szenen und Gespräche um kleine Ergänzungen bereichert. Den Charakteren, insbesondere Aragorn, wird dadurch mehr Raum gewährt, sich zu entwickeln. Während mir in der Kinofassung zum Beispiel gerade Galadriel kühl und distanziert vorkam, entspricht sie in der SEE viel eher meiner Vorstellung von einer warmherzigen und gütigen Elbenkönigin, die ich beim Lesen der Bücher hatte.
Der ganze Film erscheint in der SEE nicht so gehetzt und vor allem der Vorlage näher.
Was Peter Jackson mit Der Herr der Ringe-Verfilmung als Regisseur, Co-Autor und Produzent auf die Beine gestellt hat, ist ein beispielloses und mutiges Projekt, das zweifellos in die Kinogeschichte eingehen wird. Er investierte über fünf Jahre seines Lebens, um seine Vision von Mittelerde auf die Leinwand zu bringen. Mit einem kaum vorstellbaren Aufwand drehte er allen Unkenrufen zum Trotz die insgesamt drei Teile am Stück ab, schon logistisch eine Mammutarbeit.
Zumindest hinsichtlich Die Gefährten haben sich die Mühen gelohnt: Künstlerisch wie kommerziell war der Film ein voller Erfolg. Er spielte über 860 Millionen Dollar ein und ist damit momentan auf Platz fünf der weltweit erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Er wurde bei der Oscar-Verleihung 2002 unter anderem mit vier Oscars (Kamera, Visuelle Effekte, Make-Up und Musik) und neun weiteren Nominierungen gewürdigt – obwohl es natürlich eine Schande ist, dass er in den Kategorien Regie, Film, Adaptiertes Drehbuch, Schnitt, Kostüme, Austattung, Ton, Song und Nebendarsteller (Ian McKellen) leer ausging und "nur" die vier oben genannten Technik-Oscars erhielt. Darüber hinaus hatte er auch auf Video und DVD in zwei Versionen einen riesigen Erfolg.
Bei all diesen Auszeichnungen, der perfekten Tricktechnik und dem immensen Aufwand gerät jedoch schnell in Vergessenheit, dass Jackson einen wunderschönen Film gedreht hat, bei dem die außergewöhnliche Geschichte und die lebendigen Charaktere im Mittelpunkt stehen, und eine Aussage Hoffnung macht, die ganz im Sinne Tolkiens sein dürfte, obwohl sie zumindest wörtlich nicht von ihm stammt: "Selbst der Kleinste vermag den Lauf des Schicksals zu verändern."
Fazit:
Der Herr der Ringe – Die Gefährten ist einer der sehr seltenen Fälle einer gelungenen Buchadaption, die nicht sklavisch an der literarischen Vorlage klebt, sondern das Medium des Filmes ausnutzt, und gleichzeitig dem Geist Tolkiens trotzdem treu bleibt.
Das Ergebnis ist ein mitreißendes Abenteuer, das neben Fans und Fantasy-Liebhabern jeden in seinen Bann zieht, der sich auf die grandiose Reise mitnehmen lässt.
Die Gefährten ist nicht nur ein Ausnahme-Film, sondern ein Erlebnis, das in der heutigen Zeit äußerst selten geworden ist.
Kurz: Ein perfektes Meisterwerk in jeder Hinsicht, einer der besten Filme der letzten Jahre und ein unbedingtes Muss!