Der 13. Krieger [1999]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 20. Februar 2022
Genre: Action / Fantasy

Originaltitel: The 13th Warrior
Laufzeit: 102 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1999
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: John McTiernan, Michael Crichton
Musik: Jerry Goldsmith
Besetzung: Antonio Banderas, Diane Venora, Vladimir Kulich, Dennis Storhøi, Omar Sharif, Anders T. Andersen, Richard Bremmer, Tony Curran, Mischa Hausserman, Neil Maffin, Asbjorn Riis, Clive Russell, Daniel Southern, Oliver Sveinall, Sven Wollter, Albie Woodington, John DeSantis


Kurzinhalt:

Im 10. Jahrhundert wird Ahmad ibn Fadlan (Antonio Banderas) aus Baghdad ins Exil entsandt, um im entfernten Europa als Botschafter zu fungieren. Auf dem Weg dorthin treffen er und seine Gefolgschaft auf eine Gruppe Wikinger aus dem Norden. Von der fremden Kultur fasziniert, entscheidet sich Ahmad, dem Ruf zu folgen, der den Anführer der Nordmänner, Buliwyf (Vladimir Kulich), auffordert, mit zwölf weiteren Kriegern in das Reich von König Hrothgar (Sven Wollter) zu ziehen. Dort sucht ein uraltes Grauen die Siedlungen heim. Als Ahmad mit Buliwyf, Herger (Dennis Storhøi) und den übrigen Kriegern eintrifft, finden sie Tod und Zerstörung vor. Mit dem aufziehenden Nebel am Abend bestätigen sich die Befürchtungen der Nordmänner, dass sie sich den Wendol gegenüber sehen, übernatürlichen Wesen, die die Köpfe ihrer Opfer mitnehmen. Nach dem ersten verheerenden Angriff, liegt es an den Kriegern, herauszufinden, weshalb die Wendol sie attackieren und wie sie sich wehren können. Es ist ein Kampf, bei dem sie zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen sind …


Kritik:
Wie John McTiernans Verfilmung von Michael Crichtons beinahe berühmt-berüchtigtem Roman Schwarze Nebel [1976] eigentlich aussah, wird das Publikum vermutlich nie erfahren. Nach vernichtenden Testvorführungen zuerst auf Eis gelegt und schließlich nach Übernahme des Projekts durch Crichton selbst, der neue Szenen und ein neues Ende drehte sowie einen anderen Komponisten verpflichtete, ist Der 13. Krieger kein Film, der einer ursprünglichen Vision entspricht. In gewisser Weise sieht man dies dem Werk auch an, doch was hier bedeutend besser gelingt als erwartet, ist die beunruhigend packende Atmosphäre der Erzählung.

Der Film ist erzählt aus Sicht des aus Baghdad stammenden Ahmad ibn Fadlan, irgendwann im 10. Jahrhundert. Er ist an sich Poet am Hof des Kalifen, doch nach einer amourösen Begegnung mit der Frau eines einflussreichen Mannes wird er als Botschafter ins Exil entsandt. Auf seinem Weg dorthin begegnet er einer Gruppe Nordmänner, die von einem König ihrer Heimat angefordert werden, um eine uralte Bedrohung abzuwehren, die Tod und Zerstörung über das Land bringt. Dreizehn Krieger werden dafür benötigt und eine Seherin prophezeit, dass der 13. Krieger ein Mann mit dunkler Haut sein muss. So schließt er sich ihrer Sache an und im Reich von König Hrothgar angekommen, müssen sie erkennen, dass ihr Gegner die mystischen Wendol sind, die mit dem Nebel kommen und die Köpfe ihrer Opfer mitnehmen. Inhaltlich ist dies nicht mehr als das Mindestmaß dessen, was es braucht, um eine packende Geschichte zu erzählen und dass es sich bei Der 13. Krieger lediglich um eine Abwandlung der Beowulf-Sage handelt, ist kein wirkliches Geheimnis. Es ist vielmehr einer der Gründe, weshalb Crichton mit seiner Romanvorlage für Aufsehen sorgte. Obgleich es die historische Figur des Ahmad ibn Fadlan tatsächlich gegeben hat und dieser auch wirklich als Botschafter tätig war, ist es entscheidend zu beachten, dass die Schilderungen des Films rein fiktiver Natur sind.

Dies würde den Verantwortlichen entsprechend auch die Freiheit ermöglichen, die Geschichte ihren Vorstellungen nach auszuschmücken und zu gestalten. Doch über die simple Prämisse wachsen McTiernan (Stirb langsam [1988]) und Crichton (u. a. Autor der Romanvorlage von Jurassic Park [1993]) nie hinaus. Ohne erkennbaren Grund oder gar persönliche Vorbehalte, dass er seine ursprüngliche Aufgabe so nicht wird erfüllen können, schließt sich Ahmad ibn Fadlan den aus dem Norden stammenden Wikingern an. Dass er ihre Sprache anfangs nicht versteht, führt zu einem überaus gelungenen Moment, der an den ebenfalls von John McTiernan inszenierten Jagd auf Roter Oktober [1990] erinnert, aber da die einleitende Erzählung sich rasch verliert, beobachtet Ahmad die für ihn seltsamen Gebräuche jener Gesellschaft, ohne sie zu kommentieren. Das heißt nicht, dass das Aufeinanderprallen der unterschiedlichen Kulturen nicht für amüsante Szenen sorgen würde. Ganz im Gegenteil, wenn Ahmad ibn Fadlan mit für ihn ungewohnten Waffen zu kämpfen hat oder sein Glaube ihm bestimmte Dinge gebietet, verbergen sich darin greifbare Beobachtungen. Doch erweckt die Erzählung abseits weniger Augenblicke nie das Gefühl, als würden sich die unterschiedlichen Sichtweisen einander annähern.

Anstatt sich mit einer greifbaren Charakterentwicklung aufzuhalten, beschränken sich die beiden Filmemacher auf die oftmals brachial-actionreiche Erzählung, die eingangs eine bessere Stimmung erzeugt, als die ausladenden Kampfszenen später zu nutzen vermögen. Kommen die dreizehn Krieger in dem Königreich an, sehen sie sich einer unbewehrten Siedlung gegenüber, in der es kaum Männer oder Jungen gibt. Bereits wenig später zieht Nebel auf und mit ihm kommen die Wendol – zu hunderten. Auf der Suche nach den Hintergründen, denen das Publikum ebenso unwissend gegenübersteht wie Hauptfigur Ahmad ibn Fadlan, reißt Der 13. Krieger eine Mystik an, die fasziniert und beunruhigt anhand der Unerklärlichkeit der angreifenden Wesen. Dass der Film auf das „warum?“ aber keine Antwort findet, ist bedauerlich, zumal Crichtons Romanvorlage wenigstens erläutert, wer die angreifenden Nebelmonster sind. Es ist ein loses Ende von vielen, die die Geschichte zurücklässt.

Eine romantische Begegnung des Erzählers in der Siedlung wird nicht weiterverfolgt, was aus den Nordmännern wird, scheint nicht zu interessieren und wohin die Reise am Ende gehen soll, wird nicht weiter erläutert. Dass John McTiernan und Michael Crichton aus den vielversprechenden Anfängen nicht viel zu machen vermögen, ist schlicht schade, denn mit den Intrigen des Königssohns hätte es die Möglichkeit gegeben, einen Konflikt in der komplexen Gesellschaft der Wikinger zu entwerfen. Doch auch diese Figur taucht irgendwann einfach nicht mehr auf. Lässt man diese inhaltlichen Unvollständigkeiten jedoch außen vor und übersieht man auch die Tatsache, dass bei den Kämpfen kaum eine Situation erzeugt wird, in der das Schicksal des erzählenden Helden wirklich in Gefahr scheint, dann kann man Der 13. Krieger wenigstens als durchweg solide inszenierte, stimmungsvoll umgesetzte Actionunterhaltung für ein erwachsenes Publikum sehen. Dass die Verantwortlichen damit ihren Möglichkeiten oder ihrem eigenen Anspruch aber gerecht geworden sind, darf man bezweifeln.


Fazit:
Die Elemente, die Filmemacher John McTiernan – und später auch Michael Crichton – hier aufgreifen, wenn die Gruppe der zwölf Krieger um Hauptfigur Ahmad ibn Fadlan aufbricht, um eine unbekannte Gefahr abzuwehren, sind zugegebenermaßen nicht neu. Aber die Atmosphäre, die sie spätestens dann erzeugen, wenn die Gruppe in der traumatisierten Stadt angelangt ist, oder sie sich selbst den Wendol gegenüber sehen, ist durchaus packend. Die im Grunde durchaus komplexen Figuren, die leider kaum beleuchtet werden, sind allesamt fokussiert und trotz ihres rauen Auftretens sich der Gefahr um sich selbst und die anderen wohl bewusst. Hier verbergen sich viele Facetten und auch eine unheilvolle Mystik, die der Film leider nicht weiter aufgreift oder erklärend vertieft. Dafür sind die Kampfszenen durchweg mitreißend und eindrucksvoll inszeniert, nochmals hervorgehoben durch die natürliche Fackelbeleuchtung und die tolle musikalische Untermalung durch Jerry Goldsmith. Es tröstet ein wenig darüber hinweg, dass die Figuren zu wenig vorgestellt werden, als dass ihr Schicksal im Kampf wirklich interessieren würde. So bleibt Vieles bei Der 13. Krieger unvollendet und ungenutzt. Sieht man sich jedoch an, was den Verantwortlichen bereits bei den Ansätzen gelungen ist und wie Antonio Banderas selbst aus seinem kaum entwickelten Charakter einen unwahrscheinlichen Helden zu formen vermag, ist das nicht nur unterhaltsamer, sondern immer noch überzeugender, als viele andere Genrevertreter.