Contact [1997]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 26. Dezember 2002
Genre: Science Fiction / DramaOriginaltitel: Contact
Laufzeit: 153 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1997
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Robert Zemeckis
Musik: Alan Silvestri
Darsteller: Jodie Foster, Matthew McConaughey, David Morse, Tom Skerritt, Michael Chaban
Kurzinhalt:
Ihr Vater Ted (David Morse) veranlasste Ellie (Jena Malone / Jodie Foster), sich nach dem Tod ihrer Mutter für die Sterne zu interessieren. Nächtelang versuchte sie mit ihrem Funkgerät, Menschen, die so weit wie möglich von ihr entfernt wohnten, zu erreichen.
Jahre später arbeitet sie bei SETI, der Suche für Außerirdisches Leben und hört den Kosmos nach allerlei Funksignalen ab. Als die Regierung ihr Projekt einstellen möchte, empfängt Ellie tatsächlich ein Signal, das sich als weitreichender herausstellt, als es zunächst scheint.
Wesen von der Wega schicken der Welt eine Bau-Anleitung für eine sonderbare Maschine. Doch damit hat Ellies Abenteuer erst begonnen.
Kritik:
Auszeichnungen über Auszeichnungen erhielt Regisseur Rober Zemeckis für sein Unterhaltungsdrama Forrest Gump [1994] - danach nahm sich der Erfolgsregisseur mit dem Hang zum satirischen Zeigefinger (Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten [1984], Der Tod steht ihr gut [1992]) drei Jahre Auszeit und verfilmte dann den Science-Fiction-Roman Contact von Pulitzer-Preis-Autor Carl Sagan.
Mit einem Budget von 90 Millionen Dollar (100 spielte der Film in den USA wieder ein) brachte Zemeckis Contact auf die Leinwand und versuchte dabei eine Gratwanderung zwischen Unterhaltung und anspruchsvollem Drama im Stile von 2001 - Odyssee im Weltraum [1968]. Mit an Bord war - nachdem sie kurzzeitig aus- und nach einer neuen Drehbuchfassung wieder eingestiegen war - Jodie Foster, die schon zwei Jahre vor Kinostart Interesse bekundet hatte.
Die Geschichte folgt einem neuartigen Ansatz: die Außerirdischen landen nicht mit vielen Lichtern und pompösen Raumschiffen auf der Erde, sie infiltrieren die Menschheit auch nicht aus dem Hinterhalt und wollen sie "zu ihrem Glück" zwingen. Vielmehr senden Sie der Erde ein Fernsehsignal zurück, das vor 26 Jahren die Wega erreichte und betten darin geschickt eine Bauanleitung für eine Maschine ein - alles auf Basis der Mathematik.
Der Sinn und Zweck der Maschine ist nicht völlig klar, gebaut wird sie dennoch.
Im Mittelpunkt steht die vom Leben gebeutelte Ellie, die sich mehrmals der Frage stellen muss, ob Gott wirklich existiert, und die letztendlich ihren Platz im Leben erkennen soll.
Gespart wird natürlich nicht an ergreifenden Szenen oder anrührenden Monologen - eine wirkliche Erleuchtung bleibt allerdings aus. Zuzuschreiben ist das zwar nicht Matthew McConaughey, der wie gewohnt solide spielt; allerdings seiner Rolle, die im Film ohnehin nicht viel zu tun hat, aber überflüssig und in gewissem Sinne fehlplatziert wirkt.
Glücklicherweise verzichtet das Drehbuch darauf, Ellie als Allzeitopfer darzustellen, die sich gegen die unterdrückende Männerwelt nicht behaupten kann. Vielmehr ist sie eine starke Persönlichkeit, die sich großteils auch entfalten kann, ohne dass ihre Gefühlswelt dabei zu kurz kommen würde.
Was ein wenig an Ellies Schicksal fehlt, ist die Originalität; die vorgebrachten Argumente, die Schicksalsschläge und die Widrigkeiten, auf die die junge Frau im Leben stößt, sind alle bereits x-Mal gezeigt und diskutiert worden, auch wenn das Ganze vor dem Hintergrund eines Erstkontakts mit Außerirdischen zugegeben neuartig wirkt.
Dass das Frauenportrait - wie es im Mittelteil bisweilen den Anschein hat - nicht zu einem orientierungslosen Drama verkommt, ist ganz offensichtlich Hauptdarstellerin Jodie Foster zu verdanken, die eine eindrucksvolle und bewegende Darstellung der Ellie liefert.
Auch die anderen Darsteller, die ihr oft "nur" zuspielen dürfen, brauchen sich davor nicht zu verstecken: Matthew McConaughey agiert, wie schon erwähnt, solide; Tom Skerritt überzeugt durch seine Mimik und doppelzüngigen Dialoge; David Morse hat leider nur relativ kurze Auftritte, kann in denen jedoch seinen bekannten Charme ausspielen und wirkt wie immer sehr natürlich. Es ist verwunderlich, dass er selten für größere Rollen engagiert wird.
Wenig zu tun hat James Woods, der - wie in den letzten Jahren häufig - eine Nebenrolle bekleidet, diese aber gewohnt mit einem leicht sarkastischen Spiel, spritzigen Dialogen und einer gekonnten Mimik ausfüllt, so dass es ein Fest ist, ihm zuzusehen.
Erwähnenswert ist auch Jena Malone, die die junge Ellie mimt. Auch wenn sie nicht viel Zeit auf dem Bildschirm verbringen darf, spielt sie sehr gut und überzeugend - dass ihre braunen Augen per Computer blau koloriert wurden, um zu denjenigen von Jodie Foster zu passen, fällt glücklicherweise nicht auf.
Romanautor Carl Sagan starb 1996 im Alter von 62 Jahren noch bevor der Film fertig gestellt war; es wird berichtet, dass er sehr genau darauf achtete, dass die Produktion wissenschaftlich so korrekt, wie möglich sei.
Bekannt ist er den meisten als Autor von verschiedenen wissenschaftlichen Sachbüchern, darunter auch "Unser Kosmos".
Doch gerade mit Contact handelte sich der Pulitzer-Preisträger zusätzlichen Ärger ein, da Francis Ford Coppola einen Prozess gegen ihn und Warner Bros. anstrengte; die Idee für Contact sei für Zoetrope Studios entwickelt worden. Um daraus einen Roman zu machen, oder gar die Filmrechte zu verkaufen, hätte Sagan erst 250.000 $ Ablösesumme zahlen müssen.
Der Ausgang des Prozesses ist mir nicht bekannt.
Der Inszenierung sieht man unzweifelhaft Robert Zemeckis Stil an, der den Film deutlich über den Durchschnitt hebt.
Lange Kamerafahrten, interessante Einstellungen (bereits die Anfangssequenz ist beeindruckend) und das sichtlich ausgenutzte WideScreen-Bild machen den Film schon optisch interessant.
Dabei verwendete der Regisseur alle möglichen technischen Mittel, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen; neben sehr gut fotografierten Szenen und ebenso gut zusammengeschnittenen Sequenzen, bringt Zemeckis bei scheinbar an einem Stück gedrehten Szenen den Computer mit ein und holt dadurch das beste aus allen Techniken heraus:
So geschehen bei der Szene, in der Ellie bei der Reise zum ersten Mal die Schönheit des Universums erkennt. Sechs Mal ließ der Regisseur die Aufnahme wiederholen, wobei Jodie Foster jedes Mal ein anderes Gefühl ausdrücken sollte - Freude, Furcht, Traurigkeit, usw.; am Schluss wurden diese einzelnen Aufnahmen am Computer zu einer zusammengeschnitten und die Gesichtszüge in einander "gemorpht", ohne dass man das als Zuschauer wirklich sehen würde.
Nicht auszudenken, wie der Film ausgesehen hätte, hätte George Miller (Mad Max [1979]) Regie geführt, wie einst vorgesehen war.
Musikalisch wird der Film, wie alle Zemeckis-Filme seit Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten [1984], von Alan Silvestri begleitet, der ein einprägsames und schönes Thema geschaffen hat, das er glücklicherweise nicht ständig wiederholt, sondern angenehm variiert.
Allerdings ist relativ wenig im Film in diesem Sinne vertont worden, meistens lassen die Macher die Bilder für sich sprechen, so dass auch in den untermalten Szenen die Musik nie aufdringlich erscheint.
Aber trotz der authentisch erscheinenden Kostüme und Bauten, der zum Teil sehr guten Spezialeffekte und der technischen Pluspunkte, gibt es bei Contact auch Dinge, die nicht so gut gefallen:
Einigen Spezialeffekten sieht man den Ursprung als Bits und Bytes nur allzu deutlich an, was ansich nicht sehr negativ wäre, wenn das größte Manko nicht am Schluss käme.
Statt dem Zuschauer den eigentlichen Kontakt vorzuenthalten, und den Film genau dann enden zu lassen, wenn alle weiteren Erklärungen nicht mehr plausibel und befriedigend sein können, geht Contact viel weiter und bombardiert den Zuschauer mit Gegensätzen auf einer fremden Welt, von der man letztendlich doch nichts zu sehen bekommt. Und der eigentliche Ausklang wirkt so aufgesetzt, dass man nicht anders kann als sich zu fragen, wieso der Film nicht 20 Minuten eher aufgehört hat.
Es ist nicht viel verraten, wenn man offenbart, dass Jodie Foster am Ende mit Weganern zu tun hat, und diese ihr gänzlich anders erscheinen, als man zunächst vermuten würde. Kein Geheimnis ist ebenso, dass der Film mit einem überflüssigen Gerichtsprozess endet, der in den letzten Zügen auch noch sämtliche Verschwörungstheoretiker zufrieden stellt, ohne auf die logischsten Fragen und Antworten einzugehen.
Wieso unternimmt die Menschheit nicht einfach einen weiteren Versuch?
Die Macher haben sich dabei sichtlich Mühe gegeben, so folgt der Lichterkreis im Tunnel den Chakra-Punkten und reicht von rot (Materialismus) bis gold (Erleuchtung), und auch auf der Wega werden Gegensätze absichtlich miteinander verwoben, um das Aussehen eines Traumes zu simulieren; die helle Bucht, ohne Sonne, Wellen, die sich rückwärts bewegen und Schatten die sich von einer Szene zur nächsten leicht verändern.
Einige Spezialeffekte im Film wurden zudem von Regisseur Peter Jackson (Der Herr der Ringe [2001-2003]) inszeniert, als Wiedergutmachung dafür, dass Zemeckis als ausführender Produzent bei Jacksons Film The Frighteners [1996] fungierte.
Über Kleinigkeiten und Details kann man sich nicht beklagen, wenn man Contact unter die Lupe nimmt: Ausschnitte einer Pressekonferenz mit dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton wurden umgeschnitten und in den Film integriert, um den Anschein zu erwecken, als spreche der Präsident über den Kontakt mit Außerirdischen (was CNN einige Jahre später dazu veranlasste, ihr Logo in fiktionalen Filmen zu verbieten).
Der Charakter von Kent Clark basiert auf dem wirklichen SETI-Wissenschaftler Dr. Kent Cullers und alle im Film gezeigten Satellitenschüsseln sammelten während der Aufnahmen Daten aus dem All.
Auch Anspielungen auf die Beteiligten gibt es zuhauf, so wird die junge Ellie, Jena Malone, von ihrem Vater "Fünkchen" genannt, im Original "Sparks" - geboren ist Malone in Sparks, Nevada, und die wiederkehrende Bemerkung, "wenn die Menschen die Einzigen im Universum wären, wäre das eine ziemliche Platzverschwendung" ist ein Zitat von Autor Carl Sagan.
Ein Fest für Fans ist die Eröffnungssequenz, in der zahlreiche bekannte Lieder und Zitate angespielt werden, darunter das Thema zur TV-Serie Dallas, The Twilight Zone, und die bekannten Reden von Martin Luther King ("I have a dream"), Franklin Roosevelt am 8. Dezember 1941 zur Bombardierung der US-Streitkräfte in Pearl Harbor ("A date that will live in infamy"), der Bericht über die Ermordung John F. Kennedys, das Desaster des Challenger-Shuttles und vieles, vieles mehr.
Doch all das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Contact zu lang wirkt, im Mittelteil mit der Entscheidung ringt, ob der Film nun ein philosophisches Drama über die Existenz Gottes sein soll, oder ein unterhaltsamer Science-Fiction-Film, und vor allem der aufgesetzte Schluss einen schalen Beigeschmack hinterlässt.
Die Darsteller spielen wie immer sehr gut und auch handwerklich gibt es kaum etwas zu bemängeln - und doch scheint es, dass Regisseur Robert Zemeckis, bekannt geworden durch seine Zurück in die Zukunft [1985-1990]-Reihe, nach Forrest Gump keinen ausnahmslos gelungenen Film mehr gedreht hat; auch Schatten der Wahrheit [2000] und Cast Away - Verschollen [2000] haben unübersehbare Schwächen.
Sehenswert ist Contact dennoch, schon aufgrund des interessanten Ansatzes und der Liebe zur wissenschaftlichen Authentizität, die der Film aufweist.
Fazit:
Wer lange genug nach Fehlern sucht, der findet sie auch - so eine alte Weisheit. Bei Contact muss man leider nicht allzu lange suchen.
Während die Schwächen im Mittelteil, in dem der Film uferlos zu mäandrieren beginnt, angesichts der Prämisse und dem Beginn des Finales, sowie sehr gut gefilmter und spannender Szenen, leicht vergessen werden, ist es der eigentliche Schluss, der den Fehler begeht, dem Zuseher zu viel zu zeigen und den Charakteren im Film die tatsächliche Erleuchtung dagegen vorenthält.
Weniger wäre hier mehr gewesen und hätte einen nicht so unbefriedigenden Abschluss des gut gespielten und toll gemachten Films geboten.