Collateral [2004]

Wertung: 5.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 03. Oktober 2004
Genre: Thriller / Drama

Originaltitel: Collateral
Laufzeit: 120 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2004
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Michael Mann
Musik: James Newton Howard, Antonio Pinto, Tom Rothrock
Darsteller: Tom Cruise, Jamie Foxx, Jada Pinkett Smith, Mark Ruffalo, Peter Berg, Bruce McGill, Irma P. Hall


Kurzinhalt:
Als der Taxi-Fahrer Max (Jamie Foxx) seine nächtliche Schicht antritt, trifft er auf die reizende Staatsanwältin Annie (Jada Pinkett Smith), die ihm sofort sympathisch ist. Doch nachdem er sie am Zielort abgesetzt hat, nimmt Vincent (Tom Cruise) seinen Wagen in Beschlag. Er will in dieser einen Nacht in Los Angeles fünf Besuche hinter sich bringen und möchte dafür Max' Taxi mieten. Widerwillig geht Max darauf ein – und er erkennt zu spät, dass Vincent ein Auftragskiller ist, der nacheinander fünf Ziele ausschalten muss. Doch Vincent zwingt Max, die Fahrt fortzusetzen.
Währenddessen kommt Drogenfahnder Fanning (Mark Ruffalo) einer Reihe von Morden auf die Spur, die auf einen größeren Zusammenhang hinzudeuten scheinen.
Als Max Vincents Pläne durchkreuzen und weitere Tote verhindern will, wird er noch tiefer in den Sog der Gewalt hineingezogen und die Fahrt durch das nächtliche Los Angeles mündet für alle Beteiligten in einer unausweichlichen Katastrophe.


Kritik:
Mit Star Wars: Episode II - Angriff der Klonkrieger [2002] machte Regisseur George Lucas die Digitaltechnik für Hollywood salonfähig. Bis dahin waren digitale Filmkameras extrem teuer, es gab nur wenig geschultes Personal, das sie bedienen konnte, und abesehen von einigen Independent-Produktionen war die Technik nicht zum Einsatz geommen. Dabei liegen die Vorteile von digitalen Kameras auf der Hand: Einerseits kann bedeutend mehr Material in einer Einstellung aufgenommen werden, andererseits ist die Weiterverarbeitung dieses Materials deutlich einfacher. Es ist keine zeitraubende Reinigung der Filmrollen mehr notwendig, Artefakte und Fehler auf dem Zelluloid gehören der Vergangenheit an. Vor allem aber sind etwaige Ausleuchtungsfehler, etwa ein zu dunkel geratenes Bild, sofort am Set auf dem Monitor sichtbar und werden nicht erst Tage später beim Sichten des gefilmten Materials in den sogenannten "Dailies" entdeckt.
Trotzdem stellte die "Grass Valley Viper Digital Cinematography Camera" von Thomson, die bei den digital gedrehten Sequenzen von Collateral verwendet wurde, die Filmcrew vor ungeahnte Schwierigkeiten. Zwar speichert die Kamera das Material in einer High-Definition-Auflösung von 1920 x 1080 Bildpunkten, und es war bis dahin die einzige Digitalkamera, die das Bild gleich in einem Bildverhältnis von 2,37:1 aufnahm (wobei im Gegensatz zu herkömmlichen digitalen Filmkameras mehr Bildinformationen pro Zeile erhalten bleiben), allerdings ergaben sich aus den Datenmengen schlichtweg Platzprobleme elektronischer Art. So werden die Farbinformationen, die in 4:4:4 R(ot)G(rün)B(lau) erfasst werden, zwar in einem 12-Bit langen Signal weitergeleitet, aber nur in 10-Bit gespeichert – da dies ein logarithmisches Signal ist, ist es jedoch annähernd so genau (und damit "farbenfroh"), wie ein 12-Bit Signal. Man konnte damit 55 Minuten Film ohne Unterbrechung aufnehmen. Um diese 55 Minuten Material aber anschließend vom Aufnahmemedium herunterzuladen, um sie (beispielsweise im Schneideraum) weiterzuverarbeiten, hätten die Macher bei unkomprimierter Videoqualität ganze 35 Stunden benötigt! Dass dies nicht wirtschaftlich ist, versteht sich von selbst. Also wurde das Videosystem zunächst so umgestellt, dass das gesamte Filmmaterial in unkomprimiertem Zustand auf 330 Terabyte hätte gelagert werden können – das entspricht in etwa 506 Millionen (!) handelsüblichen 80-Minuten-CDs. In der Industrie ist derart viel Speicherplatz natürlich ebenfalls kostspielig, somit wurde das Filmmaterial außerdem noch komprimiert, was Regisseur Mann aber nicht im Geringsten bereut, immerhin erlaubte die Technik es ihm, eine getreuere Farbwiedergabe zu erreichen. Und wie er selbst zugibt, seien "die Farben" genau das, was er an der digitalen Kamera am meisten schätze – und dies ist bei Collateral auch offensichtlich.
Doch haben digitale Kameras, trotz ihrer glasklaren und gestochen scharfen Bilder einen entscheidenden Nachteil gegenüber den etablierten Aufnahmeverfahren: Während helle Flächen sehr kräftig wiedergegeben werden, wirken schwach ausgeleuchtete Flächen wie der Horizont bei Sonnenuntergang, bedeutend dunkler, als mit einer normalen Kamera gefilmt. Wenn gleichzeitig helle Flächen in einem solchen Bild sichtbar sind, werden dunkle Bereiche sogar noch konturloser. Um dahingehend ein breiteres Spektrum an Farben und Schattierungen abdecken zu können, passten die Macher von Collateral ihre Kameras dementsprechend an – wobei es allerdings zu deutlichen Nachzieheffekten kommt, die gerade bei farblich sehr breit gefächerten Szenen (beispielsweise, wenn Tom Cruise durch eine Scheibe springt und dann über einen Stuhl stolpert) doch jedem Betrachter ins Auge springen. Im Kino ist dies insofern erträglich, als dass der Film mit der ursprünglich aufgenommenen Bildwiederholrate von 24 Bildern pro Sekunde abgespielt wird – für den europäischen Video- und DVD-Markt wird das Bild jedoch auf 25 Einzelbilder pro Sekunde beschleunigt; ob sich das aber auf die digital aufgenommenen Szenen auswirkt und ob dann die Nachzieheffekte noch stärker zu erkennen sind, muss man abwarten.
So mögen manchen Einstellungen in Collateral also auf den ersten Blick wie Aufnahmen eines Hobby-Filmers anmuten; allerdings stören diese Passagen im Film nicht wirklich, und was Regisseur Michael Mann an Farben und Eindrücken einer Nacht in Los Angeles eingefangen hat, ist schlichtweg atemberaubend.

Wie bei allen seinen Filmen üblich, setzt Mann die Kamera sehr bewusst und gekonnt ein, choreographiert auch die kleinsten Einstellungen und überflutet den Zuschauer mit einer Menge von Reizen, die es zu verarbeiten gilt. Der Zuschauer hat jedoch stets das Gefühl, dass die Eindrücke einem Zweck dienen und wirklich Sinn machen. Mit der neuen Digitaltechnik erweckt Mann die nächtliche Großstadt Los Angeles zum Leben und zeigt Bilder, die man in dieser Intensität noch nie auf der Leinwand gesehen hat, selten sah man das Nachtleben so farbenfroh, kühl und doch kaleidoskopartig faszinierend. Von den warmen, vertrauten Farben des Taxis, bis hin zum kalten Neongrün und -blau in den Clubs – die Palette an Farben und Mustern, die den Zuschauer erwartet, ist überwältigend und hypnotisierend zugleich.
Neben den Farben sind auch Kamera- und Schnittarbeitbei genauerem Hinsehen völlig durchdacht, denn es sind nicht alle Szenen mit digital aufgenommen. Kameraeinstellungen, Erzählrhythmus und Bildkomposition bewegen sich auf extrem hohen Niveau, erinnern schon nach wenigen Minuten an Manns bisherige Meisterwerke Heat [1995] und Insider [1999], ohne deren Stil bloß zu kopieren. Man muss bei jeder Einstellung nicht nur auf die offensichtlichen Geschehnisse, sondern genauso auf den Hintergrund achten, um auch dort alle Nuancen mitzubekommen, die Einfluss auf den Verlauf des Films haben.
Optisch gelang Mann erneut ein Meisterwerk, das die Sinne berauscht, ohne zu überfordern. Mehr zu verraten, ist ansich nicht notwendig, wer Collateral in einem dunklen Saal zu sehen bekommt, wird den Blick von den gestochen scharfen Bildern und den kräftigen Farben nicht mehr abwenden können.

Um diesen Eindruck noch zu verstärken, greift der Regisseur in Bezug auf Ton und Musik wieder auf eine Zusammenarbeit mehrerer Künstler zurück. Hinsichtlich des Tons ist die Wandlung der Klangatmosphäre offensichtlich, zum Beispiel wenn sich Max in einer der ersten Szenen in sein Taxi zurückzieht, und dort urplötzlich von den Geschehnissen der Außenwelt schon rein akustisch nichts mehr mitbekommt. Sobald Vincent jedoch mit im Wagen sitzt, dringen Stück für Stück immer mehr Außengeräusche ins Innere, vom Verkehrslärm bis hin zu Funkgerätdurchsagen.
Musikalisch sind hier neben James Newton Howard auch Tom Rothrock und Antonio Pinto zu hören, die ihren Teil dazu beitragen, einen der hörenswertesten und stimmigsten Soundtracks der letzten Zeit abzuliefern.
Zusammen mit dem rhythmischen und sehr schnellen Remix des Paul Oakenfold-Songs "Ready Steady Go", das während der Club-Schießerei gespielt wird, gibt sich der Score als eingängig, ruhig und ein wenig unheimlich; er spiegelt hervorragend das Nachtleben wieder und passt erstklassig zu den ruhigen, gesungenen Liedern, von denen einige auf dem Soundtrack enthalten sind. Der Score selbst erinnert mit seinen sphärischen Klängen eindeutig an Heat. Howard brachte hier leider nicht so viele Stücke ein, wie bei seinen letzten Arbeiten, dafür wirkt die musikalische Untermalung nie fehlplatziert und steigert den Eindruck der ohnehin herausragenden Bilder noch.
Interessanterweise fanden sogar Stücke aus Heat ("Steel Cello Lament" von Elliot Goldenthal), Insider ("Exile" von Pieter Bourke und Lisa Gerrard) und sogar 1492 – Die Eroberung des Paradieses ("Moxica & His Horse" von Vangelis) Verwendung.
Die gesamte Musik des Filmes eignet sich konsequenterweise besonders gut zum Autofahren, und auch wenn Collateral ein durchgängiges Thema vermissen lässt, gehört der Soundtrack zu den überraschendsten, besten und ungewöhnlichsten der jüngsten Zeit und ist nicht nur für Fans auf jeden Fall einen Blick wert.

Während Michael Manns Film also handwerklich und technisch sehr gut umgesetzt ist, offenbaren sich beim Drehbuch von Autor Stuart Beattie (Fluch der Karibik [2003]) dennoch kleinere Schwächen.
Die Ausgangslage dabei sicherlich äußerst interessant und intensiv entwickelt. Die Dialoge wirken stets natürlich, ebenso wie die differenzierten und ausgesprochen tiefgängigen Charakterzeichnungen, die man bei einem solchen Thriller nicht unbedingt erwartet hätte, allerdings scheint die Handlung selbst nicht ganz durchdacht.
So wird man das Gefühl nicht los, dass der Film ursprünglich ein anderes Ende hätte nehmen sollen. Zu Beginn berichten die ermittelnden Polizisten von einem früheren Fall, in dem ein Taxifahrer quer durch Los Angeles gefahren sein, mehrere Menschen und anschließend sich selbst gerichtet haben soll. In Bezug darauf stellen sich manche Zuschauer schon auf den Arlington Road [1999]-Effekt ein, der hier aber nicht eintritt. Aber etwa zwanzig Minuten vor Schluss wird dieser gesamte Handlungsstrang mit den Polizisten urplötzlich zu einem unversehenen Abschluss gebracht, statt dass man daraus beim Finale noch eine weitere Ereignisebene gemacht hätte. Gerade die detektivische Arbeit von Fanning, der an Max Unschuld glaubt (was im übrigen starke Parallelen zu Jagd auf Roter Oktober [1990] aufkommen lässt), hätte ein weiteres Storyelement ausmachen und die Spannung noch steigern können.
Im Gegensatz dazu bekommt der Zuschauer Max' Mutter Ida zu sehen, wobei die Sequenz leider wenig Neues über den Hauptcharakter offenbart, dafür aber kurzzeitig den Erzählfluss hemmt. Hier hätte man die Geschichte zweifelsohne straffen können, wobei der Krankenhausbesuch dem Film letztlich sicher nicht schadet, sondern ihm im Mittelteil lediglich ein anderes Tempo verleiht.
Wer das letzte Opfer auf Vincents Liste ist, werden die Kinobesucher darüber hinaus schon nach der ersten halben Stunde erraten haben, obwohl der Twist zum Finale sehr überzeugend eingebaut ist.
Was das Skript allerdings besonders auszeichnet, ist neben der ungewöhnlichen und beängstigenden Ausgangslage vor allem die Beschreibung der Charaktere und die Wandlung der Hauptfigur Max im Film. Denn trotz der schillernden Figur des Auftragskillers Vincent geht es doch in erster Linie um den einfachen Taxi-Fahrer Max. Bereits nach wenigen Augenblicken zu Beginn wird offenbar, was für ein Mensch Max ist, wie er sich seit Jahren mit seinem Beruf über Wasser hält und sich selbst immer wieder einredet, dass es noch nicht sicher sei, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Er soll im Film erkennen, dass das Leben nicht auf einen wartet, dass man es ergreifen muss, um es zu leben – sehr schön anzusehen ist dabei, wie er nach der klaustrophobischen Schießerei im Club immer aktiver wird, sich endlich in das Geschehen und Vincents Verbrechen einmischt. So ist die Aussage des Films entgegen der melancholischen Stimmung, der düsteren Atmosphäre und der gebrochenen und darum greifbaren Charaktere, eine lebensbejahende.
Und bis auf die wenigen oben genannten Kritikpunkte war am Drehbuch nichts besser zu machen. Vor allem aber geht die Vorlage mit ihrer Geschichte und der Entwicklung der Figuren ganz andere Wege, als man zunächst vermuten würde; selbst die duellartige Konfrontation in der U-Bahn wirkt nicht übertrieben actiongeladen oder aufgesetzt, sondern verleiht dem Film mit der letzten Einstellung einen sehr zynischen Touch, der wiederum Vincents Charakter in den vorherigen 110 Minuten hervorragend widerspiegelt.

Die Darsteller zollen der Vorlage und dem Filmemacher mit ihrem Engagement und ihrem Schauspiel Respekt, und das obwohl gerade die Hauptdarsteller eigentlich gar nicht für die Rollen vorgesehen waren. Jamie Foxx sprang für den ursprünglich angedachten Adam Sandler ein, und für Tom Cruise hatten die Produzenten zuerst sowohl Russell Crowe, als auch Colin Farrell oder Edward Norton im Sinn. Drehbuchautor Beattie wollte gar Robert De Niro in der Rolle sehen – in Anlehnung an dessen berühmten Part in Taxi Driver [1976].
Selbst Regisseur Michael Mann stieß erst spät zu dem Projekt hinzu, das Studio hatte den Stuhl zuvor Spike Lee, Martin Scorsese und Steven Spielberg angeboten. Mann war es auch, der das Setting des Films von New York nach Los Angeles verfrachtete – und er ist der erste Beteiligte, der im Film genannt wird, da es keinen Vorspann zum Film gibt und sogar der Titel erst beim Abspann erscheint.
Ob das dem als "fordernd" bekannten Darsteller Tom Cruise recht war, ist indes nicht bekannt. Dass er sich aber wie bei jedem seiner Filme lange und intensiv auf die Rolle vorbereitete, schon; so ließ er sich – wie Michael Mann ebenfalls – von einem Spezialisten im Umgang mit Waffen und scharfer Munition trainieren. Die daraus resultierende Erfahrung und Routine mit Schusswaffen ergibt zusammen mit seiner wirklich grandiosen darstellerischen Leistung als Auftragskiller einen der beunruhigendsten Charaktere, die seit langem auf der Leinwand zu sehen waren. Mimik, Gestik und Ausdrucksformen wirken absolut natürlich und bringen dem Zuschauer eine Figur näher, die wie kaum zuvor die Essenz des Bösen, als Resultat der vollkommenen Gleichgültigkeit gegenüber Anderen repräsentiert – seine unverkrampfte "Normalität" macht das Ganze noch beängstigender.
Übertroffen wird Cruise' Meisterleistung allenfalls von Jamie Foxx, der hier wie nie zuvor in seiner Filmfigur aufgeht. Dass er tatsächlich spielen kann, zeigte Foxx bereits in Oliver Stones An jedem verdammten Sonntag [1999] und man darf gespannt sein, wie er Blues-Legende Ray Charles in der kommenden Biographie mimen wird; in Collateral verkörpert er Max aber so überzeugend und in jeder Situation realitätsnah, dass man meinen könnte, er habe nur auf diese Rolle gewartet. Sowohl in den ruhigen Szenen, in denen er in sich selbst versunken über seine Pläne für die Zukunft redet, als auch wenn er beim Finale endlich den Mut aufbringt und handelt: Foxx ist jeder Szene und jedem Dialog gewachsen und besteht problemlos neben Superstar Tom Cruise. Allein sein besonnenes und facettenreiches Gespräch mit Jada Pinkett Smith zu Beginn ist das Kinoticket schon wert.
Gerüchten zufolge könnte bald eine weitere Zusammenarbeit zwischen Tom Cruise und Jamie Foxx, ins Haus stehen: Beide Darsteller sind für eine mögliche Kino-Adaption der 1980er-Jahre Kultserie Miami Vice [1984-1989] im Gespräch, vielleicht sogar unter der Regie von Serien-Veteran Michael Mann höchstpersönlich. Es wäre zumindest sicher nicht die schlechteste Idee!
Jada Pinkett Smith hat ihrerseits zwar nur eine kleinere Rolle, dafür darf sie hier nach ihrem enttäuschend unterfordernden Part in den Matrix [1999]-Fortsetzungen zeigen, dass sie wirklich spielen kann. Ihr ruhiges Spiel zu Beginn verleiht ihrem Charakter trotz weniger Worte mehr Tiefe, als sie in den letztjährigen beiden Hollywood-Großproduktionen zugeschrieben bekam.
Leider sehr wenig zu tun haben Mark Ruffalo, der als Fanning immerhin eine größere Rolle bekam, Peter Berg (zuletzt hinter der Kamera bei Welcome to the Jungle [2003] als Regisseur tätig) und Bruce McGill, der kaum ein Dutzend Sätze sagen darf. Doch sie alle spielen überzeugend genug, um ihren Figuren Glaubhaftigkeit zu verleihen.
Der Cast ist – wie man schon an den Namen der Nebendarsteller erkennen kann – sehr gut und harmonisch ausgewählt; dass neben Kino-Größe Tom Cruise (den man eigentlich noch in keiner schlechten Rolle gesehen hat), die anderen Darsteller zur Geltung kommen, ist zweifellos Regisseur Mann zu verdanken, der seine Riege zu Höchstleistungen anspornt und sie buchstäblich über sich hinauswachsen lässt.

Dass man Collateral auch auf Deutsch genießen kann, liegt unter anderem an den beiden Hauptsynchronsprechern; so wird Tom Cruise einmal mehr von Patrick Winczewski vertont, der in der Rolle sehr gut passt und die energischeren Tonlagen ebenso überzeugend trifft. Für Jamie Foxx nahm Charles Rettinghaus hinter dem Mikrophon Platz, der ebenfalls eine hervorragende Arbeit abliefert und das Flair des Films angemessen ins Deutsche rettet. Einzig die Nebenrollen sind nicht gerade rosig besetzt und lassen insbesondere bei Peter Bergs Stimme zu wünschen übrig. Abgesehen davon ist die Synchronisation aber handwerklich und inhaltlich gelungen, so dass man einen Kinobesuch durchaus empfehlen kann.

Collateral spielt zwischen sechs Uhr Abends und sechs Uhr morgens, und gerade für die Nachtaufnahmen griff Regisseur Mann zur digitalen Filmkamera und taucht damit das Geschehen in ein anderes Licht, als man bislang erwarten konnte. Mit der natürlichen Farbgebung und dem überwiegenden Verzicht auf Filter, gelang ihm ein Portrait von Los Angeles, wie man es bisher noch nicht gesehen hat. Schmutzig, unterkühlt, fremdartig und doch vertraut gibt sich die Millionenmetropole, die bei Nacht offenkundig gar nicht so vor Leben überquillt, wie man denken würde.
Die Technik ist sicher nicht jedermanns Sache, vor allem weil der Film eben nicht ausschließlich digital aufgenommen wurde, sondern nur zu 80 Prozent. Allerdings nimmt man den Unterschied nach kurzer Zeit ohnehin kaum mehr war. Betrachtet man die "neue" Technik als Stilmittel, wirkt Collateral nicht nur handwerklich exzellent umgesetzt, sondern dank Farben und Locations auch ungemein stylisch.
Dass der Film aber nicht nur zu einem optisch opulenten Fest ohne Inhalt verkommt, ist dem vielschichtigen Drehbuch zu verdanken, das neben sehr guten Dialogen mit einer unterhaltsamen, und nur auf den ersten Blick konstruierten Story aufwartet, die den Darstellern die Möglichkeit gibt, sich gegenseitig an die Wand zu spielen. Selten hat man die beiden Darsteller so überzeugend und energiegeladen gesehen, die Spannung im Taxi ist fast körperlich greifbar – und wäre es jetzt nicht schon Herbst, sondern noch Sommer, würde der Film rein stimmungsmäßig sein volles Potential entfalten können.
Es ist schön zu sehen, dass Michael Mann seiner Linie treu bleibt: Nach Heat und Insider greift er abermals auf eine Thriller-Story zurück, um letztendlich doch ein Charakterdrama zu erzählen. Stilistisch und dramaturgisch geht er dabei keine Kompromisse ein, trotz Spannung und des unbestreitbaren Unterhaltungswertes geht es ihm in erster Linie um die Figuren. Fast wundert man sich, wie es ihm immer wieder gelingt, Geld für seine Projekte aufzutreiben, die sich so weit ab vom üblichen Mainstream-Einerlei bewegen. Gerade deshalb ist man ihm und seinen Produzenten als Zuschauer so dankbar.


Fazit:
Dass sich Regisseur Michael Mann nicht mit X-beliebigen Darstellern umgibt, ist bekannt; Russell Crowe spornte er in Insider zu seiner bisherigen Bestleistung an, und auch aus Tom Cruise und Jamie Foxx vermag der Filmemacher das Beste zu holen. Die beiden spielen so natürlich, dass auch die langen, aufschlussreichen Dialoge nie langatmig werden, sondern immer neue Facetten ihrer Figuren offenbaren.
Verpackt ist das Ganze in eine spannende, wenn auch nicht gänzlich mitreißende Thrillerstory, die ansich nur als Vehikel für die Charakterstudien dient. Dennoch ist Collateral gerade zu Beginn und im letzten Drittel ungemein spannend, vor allem dank der herausragenden Inszenierung und der ungewöhnlichen verwendeten Technik, die dem Zuschauer das Nachtleben in einer der größten Städte der USA nahebringt, wie nie zuvor.
Wäre der Film nicht schon infolge der oscarreifen Darstellerleistungen sehenswert, dann aufgrund der erstklassigen Optik, die Los Angeles so lebensfeindlich wie einladend, unterkühlt und hitzig zugleich zeigt.