Cars 2 [2011]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 2. Juli 2012
Genre: Animation / KomödieOriginaltitel: Cars 2
Laufzeit: 106 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2011
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung
Regie: John Lasseter, Brad Lewis
Musik: Michael Giacchino
Stimmen: Larry the Cable Guy (Reinhard Brock), Owen Wilson (Manou Lubowski), Michael Caine (Dietmar Wunder), Emily Mortimer (Martina Hill), Eddie Izzard (Christian Weygand), John Turturro (Walter von Hauff), Brent Musburger (Kai Ebel), Thomas Kretschmann, Bonnie Hunt (Bettina Zimmermann), Franco Nero (Norbert Gastell), Tony Shalhoub (Rick Kavanian), Jason Isaacs
Kurzinhalt:
Der Abschlepptruck Mater (Larry the Cable Guy / Reinhard Brock) ist ganz aus dem Häuschen, endlich ist sein bester Freund, das Rennauto Lightning McQueen (Owen Wilson / Manou Lubowski), wieder in Radiator Springs eingetroffen, nachdem er einen weiteren Piston Cup gewonnen hat. Er hat die gemeinsame Zeit mit seinem Freund schon ins Detail verplant und übersieht dabei, dass Lightning auch gerne Zeit mit seiner Freundin Sally (Bonnie Hunt / Bettina Zimmermann) verbringen möchte. Als Mater außerdem hört, wie der Rennwagen Francesco Bernoulli (John Turturro / Walter von Hauff) in einer Fernsehsendung über McQueen herzieht, weil dieser bei dem von Sir Miles Axlerod (Eddie Izzard / Christian Weygand) gestellten Welt Grand Prix nicht mitmachen will, kann er sich nicht im Zaum halten und meldet sich bei Bernoulli per Telefon. Um seinen Freund zu verteidigen, willigt Lightning ein, bei dem Grand Prix mitzufahren, mit dem Axelrod seinen alternativen Kraftstoff Allinol bewerben will.
Beim ersten Rennen in Tokyo angekommen, bekommt Mater von einem Spion wichtige Informationen untergeschoben. Fortan sind die britischen Agenten Finn McMissile (Michael Caine / Dietmar Wunder) und Holley Shiftwell (Emily Mortimer / Martina Hill) der Meinung, Mater wäre ebenfalls ein Geheimagent. Damit gerät aber nicht nur er ins Visier von Professor Z (Thomas Kretschmann), sondern auch Lightning McQueen, dessen Rennen sabotiert werden sollen ...
Kritik:
Mit Cars 2 wurde zum ersten Mal ein Pixar-Spielfilm nicht mehr in die Oscar-Kategorie der besten Animationsfilme aufgenommen. Es war ein herber Rückschlag für das Studio, das außerdem mit ungewohnt harscher Kritik gegenüber dem Rennabenteuer konfrontiert wurde. Nach so vielen Filmen, die fantasievoll und herzerwärmend erzählt waren, scheint die außergewöhnliche Pixelschmiede an dem Punkt angekommen, da ihnen die Ideen ausgehen. Dass für das kommende Jahr ihr erster Prequel-Film angekündigt ist, scheint das im ersten Moment nur zu bestätigen.
Was sich dabei hinter John Lasseters Rennagentenstory verbirgt, ergibt zwar einen für Kinder durchweg unterhaltsamen Film, dem jedoch die zweite Ebene, auf der die erwachsenen Zuseher bei Pixar meist angesprochen werden, vollkommen fehlt. Davon abgesehen wirkt der Genremix nicht nur erzwungen und naiv, sondern in beiderlei Hinsicht so oberflächlich, dass es jeweils bessere Vertreter gibt.
Die Geschichte verlagert dabei das Augenmerk von Rennfahrer Lightning McQueen weg und hin zu dem Abschleppwagen Mater (in der deutschen Filmfassung Hook genannt). Der freut sich so sehr, seinen besten Freund nach der Rennsaison wiederzusehen, dass er gar nicht erkennt, dass McQueen Zeit mit seiner Freundin Sally verbringen möchte. Als es Mater schafft, McQueen unfreiwillig zu einem Welt Grand Prix anzumelden, darf er auch zum ersten Mal mit zu den Rennen kommen. Die Weltreise führt aus dem ländlichen Radiator Springs zuerst nach Tokyo, anschließend nach Italien und zu guter Letzt nach London. Drei Rennen muss Lightning McQueen gewinnen, wobei sein größter Gegner der eingebildete Francesco Bernoulli ist.
Doch dies ist nur die halbe Geschichte von Cars 2, die bereits mit einem Einsatz des britischen Agentenautos Finn McMissile auf einer Ölbohrinsel beginnt, wo er Fotoaufnahmen macht, die er noch gar nicht zuzuordnen weiß. Die Spur führt ihn zum Welt Grand Prix nach Tokyo, wo das Rennen von einem finsteren Schurkenauto manipuliert wird. An sich ins Leben gerufen von Sir Miles Axlerod, um den alternativen Kraftstoff Allinol zu bewerben, scheint es diesen Gangstern darum zu gehen, die modernen Autos bloßzustellen. Sie sind ebenso alte, rostzerfressene Kisten wie Mater selbst eine ist.
Dass Mater nicht die hellsten Scheinwerfer besitzt, macht insbesondere für junge Zuseher seinen Reiz aus und sorgt mit seiner unbedarften Art immer wieder für amüsante Momente. Eine Verwechslungsgeschichte, bei der er als Geheimagent gesehen wird, obwohl er McMissile und dessen Kollegin Holley Shiftwell immer wieder zu erklären versucht, dass er nur ein Abschleppwagen ist, ist keine wirklich neue Idee und kostet alle Klischees aus, die man sich hier nur vorstellen kann. Die actionreichen Momente zieht Cars 2 dabei auch aus eben jenen Passagen, die mit Explosionen, Raketenbeschuss und Maschinengewehren viele Bonbons fürs Auge bieten, aber mit eben jener Aussage des ersten Cars [2006]-Films nichts mehr gemein haben.
Das anvisierte, junge Publikum bekommt dieselbe Aussage präsentiert, wie sie in beinahe allen Kinderfilmen vorgekaut wird, nämlich dass man seine Freunde akzeptieren soll, wie sie sind, dass man sich nicht verstellen soll und Freundschaft und Familie wichtiger sind, als die fünf Minuten im Rampenlicht. Das ist weder sehr einfallsreich, noch hebt sich John Lasseters Regie damit von anderen Genrevertretern ab.
Dass es Mater am Ende doch noch gelingt, den Bösewicht zu stellen, dass er außerdem der einzige ist, der überhaupt hinter die Identität des Schurken kommt (von den Zuschauern einmal abgesehen, die schon viel früher so weit gedacht haben), versteht sich von selbst. Die albernen Szenen mit ihm sorgen auch dann noch für Lacher, wenn man den Witz am Ende des Moments schon lange kommen sieht. Doch fragt man sich, ob Cars 2 eine Story erzählt, die Pixar erzählen wollte, oder ob es eine ist, die man erzählen musste, weil einem nichts besseres eingefallen ist. Die erwachsenen Zuseher sollen sich wohl an den zahlreichen Automobilmodellen sattsehen, die bisweilen durchaus eindrucksvoll erscheinen. Beeindruckend sind auch die neonfarbenen Straßenzüge in Tokyo und die fotorealistische Umgebung in London. Doch inhaltlich ist der zweite Cars-Besuch sichtlich enttäuschend.
Komponist Michael Giacchino versucht durch seine musikalische Untermalung, die Brücke zwischen Radiator Springs und dem überraschenden Agentenleben zu schlagen. Das gelingt ihm auch sehr gut, doch dass Regisseur Lasseter seinen Hauskomponisten Randy Newman nicht erneut verpflichtete ist dennoch bedauerlich.
Fazit:
Pixar-Fans der ersten Stunde werden bei Cars 2 all das vermissen, was ihre Filme bisher ausgezeichnet hat: Eine blühende Fantasie, liebevolle Figuren und eine Geschichte, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen, aber durch unterschiedliche Story-Bestandteile anspricht. Vielmehr erscheint der zweite Film um das Rennauto Lightning McQueen und seinen Freund, den Abschleppwagen Mater, wie eine unausweichliche und uninspirierte Fortsetzung, bei der sich die Idee mit einer Agentengeschichte um den einfach gestrickten Mater interessanter anhört, als sie ist.
Technisch ist das bisweilen durchaus beeindruckend und regelmäßig actiongeladen, aber wer hofft, bei dem nur drei Strecken umfassenden Welt Grand Prix wenigstens eine Runde mit Lightning mitfahren zu können, der wird enttäuscht. Packende Autorennen weichen hier Raketen und Kugeln, und ruhige, aber wichtige Aussagen wie die durch Doc Hudson (Paul Newman) im ersten Film, sind gar nicht zu finden. Dass so auf Schauwerte denn auf Inhalt gesetzt wird, ist für Pixar ungewöhnlich und am Ende nicht nur für Fans eine Enttäuschung. Immerhin: Das Zielpublikum ist zu jung, als dass ihm dies auffallen würde.