Bumblebee [2018]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 13. Dezember 2018
Genre: Science Fiction / ActionOriginaltitel: Bumblebee
Laufzeit: 113 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2018
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Travis Knight
Musik: Dario Marianelli
Darsteller: Hailee Steinfeld, John Cena, Jorge Lendeborg Jr., Pamela Adlon, John Ortiz, Jason Drucker, Stephen Schneider, Len Cariou, Justin Theroux, Dylan O'Brien, Angela Bassett, Peter Cullen
Kurzinhalt:
Im Kampf um ihre Heimatwelt Cybertron steht den Autobots unter Optimus Prime (Peter Cullen) eine bittere Niederlage gegen die Decepticons bevor. Aus diesem Grund wird der Soldat B‑127 (Dylan O’Brien) entsandt, die Erde auszukundschaften und dort eine Basis aufzubauen. Doch nach seiner Ankunft muss B‑127 feststellen, dass die Decepticons bereits auf der Erde sind. Bei einem Kampf, an dem auch der Elite-Soldat Agent Burns (John Cena) zum ersten Mal mit den Transformers in Kontakt kommt, wird B‑127 schwer beschädigt. Es vergeht einige Zeit, bis die junge Charlie (Hailee Steinfeld) auf den Roboter in Gestalt eines VW Käfers auf einem Schrottplatz aufmerksam wird. Sie nimmt das Auto mit nach Hause und entdeckt dort erst, dass der Transformer offensichtlich ein empfindungsfähiges Wesen ist. Sie nennt ihn Bumblebee und zwischen beiden entwickelt sich eine Freundschaft. Aber die Decepticons sind auf Bumblebees Aufenthaltsort aufmerksam geworden und tun sich mit der militärischen Geheimorganisation „Sektor 7“ zusammen, den Autobot aufzuspüren …
Kritik:
Vor über 10 Jahren präsentierte Filmemacher Michael Bay mit Transformers [2007] den ersten Spielfilm um die sich bekriegenden Riesenroboter der Decepticons und der Autobots. Es folgten bislang vier Fortsetzungen, die das erfolgreiche Schema wenn, dann nur variierten. Mit Bumblebee erhält der beim Publikum beliebte, stumme Autobot, der neben Optimus Prime bereits im Zentrum der Geschichten stand, sein eigenes Abenteuer – auch wenn es keine wirkliche Ursprungsgeschichte ist. Nach der wiederholt drögen Verschrottung und Zerstörung ganzer Landstriche der vergangenen Transformers-Filme, gelingt Filmemacher Travis Knight damit eine kleine Überraschung. Schade ist allenfalls, dass er sich nicht noch stärker von den Vorgängern löst.
Die Geschichte ist 20 Jahre vor den Ereignissen des ersten Films angesiedelt, aber Jahrtausende bzw. Jahrhunderte nachdem die Transformers, riesige Roboter vom Planeten Cybertron, die Erde bereits entdeckt hatten. Den genauen zeitlichen Ablauf zu verstehen, fällt merklich schwer, ebenso, weshalb sich Bumblebee und seine Mitstreiter bereits in moderne Autos verwandeln können, auch wenn sie noch gar nie auf der Erde gewesen sind. Geschweige denn, weshalb sie alle Englisch sprechen und verstehen. Wie dem auch sei, es ist das Jahr 1987 und die Autobots stehen im Kampf um Cybertron kurz davor, vernichtet zu werden. Deshalb sendet Optimus Prime Bumblebee (genannt B‑127) zur Erde, um dort eine Basis zu errichten. Dort angekommen, platzt er ungewollt in eine militärische Übung der Geheimorganisation „Sektor 7“ und wird unter Beschuss genommen. Mit Mühe kann er sich in einen VW Käfer aus dem Jahr 1967 verwandeln und fällt in einen Schlafmodus.
Zu Beginn hat es durchaus den Anschein, als würde Bumblebee hinsichtlich der Umsetzung dort anknüpfen, wo Bay seines Zeichens aufgehört hatte: Mit einer langen, kaum enden wollenden Action-Sequenz, in der alles mögliche zu Bruch geht und die allenfalls von aufgesetzten Sprüchen der Bots bzw. des Elitesoldaten Burns unterbrochen werden. Doch hat man den Auftakt soweit überstanden, stellt der Film Bumblebees künftige, menschliche Kontaktperson vor; die beinahe achtzehnjährige Charlie, gespielt von Hailee Steinfeld. Deren größter Wunsch ist es, ein eigenes Auto zu haben, sie ist kaum ohne die großen Kopfhörer und den daran angeschlossenen Walkman (!) zu sehen und könnte ein ganz normaler Teenager sein. Charlie ist eine geschickte Mechanikerin, eine Leidenschaft, die sie mit ihrem verstorbenen Vater geteilt hat, mit dem sie begann, ein Auto zu restaurieren. Ihre Mutter hat inzwischen einen neuen Freund und ihr jüngerer Bruder Otis akzeptiert ihn besser, als Charlie es kann. Charlie verleiht der Geschichte ein menschliches Schicksal, eine Bezugsperson, die interessiert und die sich zumindest über weite Strecken so verhält, wie man es auch von einer Achtzehnjährigen erwarten würde. Sie entdeckt Bumblebee – in VW Käfer-Form – auf einem Schrottplatz und nimmt ihn mit nach Hause. Als sie hinter seine wahre Natur kommt, entwickelt sich eine Freundschaft zwischen beiden, die dann in Gefahr gerät, als zwei Decepticons auf der Erde landen und zusammen mit Sektor 7 Jagd auf Bumblebee machen.
Im Mittelteil erzeugt Filmemacher Knight über weite Strecken ein Flair, wie man es von Genrevertretern wie Nummer 5 lebt! [1986] oder E.T. - Der Außerirdische [1982] kennt. Selbst wenn beispielsweise bei Bumblebees Erkundungstour durch Charlies Haus absehbar ist, was passieren wird, ist es dennoch unterhaltsam zu beobachten. Der Humor ist stets leichtfüßig genug, obwohl sich die Decepticons zweier Menschen auf unnötig grafische Weise entledigen. Die Schwierigkeiten sind vielmehr inhaltlicher Natur. Erst sehr spät wird (und dann auch nicht sehr ausdrücklich) klar, dass sich Bumblebee offensichtlich nicht daran erinnert, weshalb er überhaupt auf der Erde ist. Dass er selbst seine Erlebnisse mit Charlie kurzzeitig zu vergessen scheint, muss man sich ebenfalls erschließen, was das Verhalten des Autobots mitunter schwer nachvollziehbar macht. Auch gibt es einige kitschige Momente wie die Wiederbelebung eines Transformers, die sehr, sehr dick aufgetragen sind und interessanterweise gelingt John Cenas Figur dann am besten, wenn Agent Burns ernst gespielt und nicht in unpassenden Momenten witzig angelegt ist.
Diesbezüglich wiederholt Bumblebee unnötigerweise Schwächen der vorigen Filme der Reihe. Auch ist es an sich nicht notwendig, bereits inhaltlich alles so vorzubereiten, dass Transformers unmittelbar anschließen könnte, immerhin liegen noch 20 Jahren zwischen beiden Filmen. Schöner wäre es gewesen, die Macher hätten sich ein paar Dinge offen gehalten, auch um den Figuren ein gewisses Mysterium zu erhalten. So bleibt das Gefühl, als würden die Macher auf Nummer sicher gehen wollen und präsentieren viel Action, in der sich die gigantischen Maschinen erneut verprügeln. Dabei funktioniert der andere Teil der Geschichte, die Freundschaft zwischen Bumblebee und Charlie so gut, dass man gern mehr davon gesehen hätte. Immerhin werden Fans der Reihe etwas finden, was ihnen gefallen wird und diejenigen, die sich mehr Mensch statt Maschine wünschen, kommen ebenfalls auf ihre Kosten.
Fazit:
Der kleinere Maßstab im Vergleich zu den vorigen Transformers-Filmen, der sich beispielsweise im Finale bemerkbar macht, in dem zwar einiges zu Bruch geht, aber nicht eine ganze Stadt dem Erdboden gleichgemacht wird, tut dem Film sichtlich gut. Dass die Sequenz trotz der üblichen Roboter-Klopperei funktioniert, liegt vor allem daran, dass Bumblebee selbst als Figur aufgebaut wird und man mit ihm durchaus mitfiebert. Der größte Gewinn ist allerdings Hailee Steinfeld, die mit ihrem Charme und ihrer Natürlichkeit der Geschichte einen glaubwürdigen Bezugspunkt verleiht. Dass eine Freundschaft zwischen Mensch und Maschine in einem dieser Filme im Mittelpunkt steht, ist nicht nur eine Überraschung, es gelingt auch überraschend gut. Der Soundtrack mit den vielen Pop-Liedern aus jener Zeit ist pures 80er-Jahre-Gold und auch der Humor trifft hier öfter ins Schwarze als man erwarten würde. Mit Bumblebee gelingt Filmemacher Travis Knight der beste Transformers-Film seit langem und auch sonst ein unerwartet leichtfüßiges und unterhaltsames Kino-Abenteuer.