Black Hawk Down [2001]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 04. Dezember 2003
Genre: Kriegsfilm / Drama

Originaltitel: Black Hawk Down
Laufzeit: 142 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2001
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Ridley Scott
Musik: Hans Zimmer
Darsteller: Josh Hartnett, Ewan McGregor, Jason Isaacs, Tom Sizemore, William Fichtner, Eric Bana, Sam Shepard, Ewen Bremner, Tom Hardy


Kurzinhalt:
Im Jahr 1992 verhungerten die Bürger Somalias zu Hunderttausenden, denn die wichtigste Waffe der Machthaber im Bürgerkrieg war der Hunger. Unter Leitung der US-Streitkräfte begann 1992 ein Einsatz der UN in Somalia, um den Zivilisten Nahrung zukommen zu lassen und Recht und Ordnung wiederherzustellen. Doch die Lieferungen wurden abgefangen, oder die Zivilisten nach Erhalt des Lebensmittel erschossen. Der einflussreichste Warlord, Mohammed Farah Hasan Aidid, erkaufte sich damit Zeit, stets darauf bedacht, nicht die amerikanischen Soldaten selbst zu treffen – solange sie nicht angegriffen wurden, durften sie nicht zurückfeuern.
Am 3. Oktober 1993 wollten die USA ihrem Ziel, Aidid in Gewahrsam zu nehmen, näherkommen, indem sie einige seiner Gefolgsleute im Olympischen Hotel in Mogadischu festsetzten, um sie über den Aufenthaltsort des Kriegsherren auszufragen.
Der anschließende Überfall der Streitkräfte begann um 15:40 Uhr und war nach 15 Minuten ansich schon beendet. Mit einem Konvoi sollten die Soldaten und Gefangenen – Aidid war nicht unter ihnen – aus der Innenstadt gebracht werden. Doch die Milizen schnitten den US-Streitkräften die Fluchtpunkte aus dem Stadtzentrum ab und begegneten ihren Feinden mit einer Feuerkraft, derer auch die eingesetzten "Black Hawk"-Helikopter nicht gewachsen waren. Zwei der Flugmaschinen wurden abgeschossen und die Sondereinsatzkräfte konnten erst nach 15 weiteren Stunden mit Mühe sicheren pakistanischen Boden erreichen.
Das Einsatz-Resümee zählt 18 gefallene US-Soldaten, über 1000 getötete Somalis und ein Massaker, das unter Präsident Bill Clinton seines Gleichen suchte – er bezeichnete dies als seine finsterste Stunde. Knapp ein Jahr später erklärte er den Rückzug der USA aus Somalia – der Krieg gegen Aidid war aufgegeben.
Black Hawk Down portraitiert den Kampf der US-Soldaten ums Überleben in jenen schicksalhaften 15 Stunden.


Kritik:
Ansich für den Spätsommer 2001 vorgesehen, wurde Ridley Scotts Film nach den Anschlägen auf das World Trade Center am 11. September 2001 vom Studio verschoben – die Thematik schien aktuell nicht angemessen. Im Januar 2002 lief das Werk dann schließlich an, konnte aber bei einem Budget von 90 Millionen Dollar lediglich knapp 110 Millionen wieder einspielen.
In Deutschland war ursprünglich Oktober 2001 als Kinostart angepriesen, wurde dann allerdings auf Frühjahr 2002 verschoben. Letztendlich startete Black Hawk Down hierzulande sogar erst im Oktober 2002 – angeblich, weil das deutsche Publikum für dieses Thema ohnehin nicht aufgeschlossen sei.
Dabei ist der Film vor allem Eines: Eine äußerst positive Überraschung nach Scotts desaströser Schweigen der Lämmer [1991]-Fortsetzung Hannibal [2001]. Erschreckend realistisch und überzeugend wird der Zuschauer mitten in ein Kriegsgebiet entführt, Seite an Seite mit den unterlegenen US-Soldaten in Feuergefechte verwickelt und mit einer Härte den Schrecken des Krieges ausgesetzt, dass man die patriotischen Lobpreisungen am Schluss des Films gern verzeiht.

Drehbuch-Autor Ken Nolan ist insofern zu gratulieren, dass es ihm bei der Adaption von Mark Bowdens Buch gelingt, die Strategie des US-Militärs mit einfachen Worten zu erklären, und gleichzeitig die Freundschaften und Interaktionen innerhalb der Truppe zum Vorschein kommen zu lassen.
Überdies wird nicht das somalische Volk – wie zu vermuten wäre – als mordlüstern und böse dargestellt, sondern eine grundsätzliche Unterscheidung zwischen Miliz und Zivilisten getroffen. Großartige Charakterentwicklungen darf man allerdings schon deshalb nicht erwarten, da das sich das Geschehen ja in kurzer Zeit abspielt.
Der Haupt-Aspekt des Skripts liegt zweifelsohne auf der Action und der Spannung; ob das für ein derart heikles Thema angemessen ist, muss jeder für sich entscheiden. Es wirkt glücklicherweise im Film nicht aufgesetzt oder gehetzt, sondern ergibt sich aus der Situation, in der sich die Soldaten befinden. Dass der Film dennoch einige sehr kritische Töne anschlägt, ist wohl nicht zuletzt Regisseur Scott, gebürtiger Brite, zu verdanken, wobei die größte und offensichtlichste Kritik aus den wahren Ereignissen abzuleiten ist: Wie das US-Militär davon ausgehen konnte, mitten in eine von schwerbewaffneten Milizen besetzte Stadt einzudringen, und dann mit einem Konvoi bestehend aus einem Dutzend Fahrzeugen wieder entkommen zu wollen, müsste jedem nur halbwegs vernunftbegabten Menschen schleierhaft sein.
Dass Aidids Truppen das Gebiet besetzt hielten, war bekannt – wieso sollten sich seine Anhänger also eine solche Aktion gefallen lassen? So sorgfältig der Einsatz auch geplant gewesen sein mag, sein Scheitern war schon allein aufgrund dieser Tatsache besiegelt. Nolans Skript versucht gar nicht, dies zu vertuschen, sondern führt die Naivität des Militärs gekonnt vor – gleichwohl seine Vorlage nicht preisverdächtig ist, bleibt sie doch der Grund-Thematik angemessen und versteht es, den Charakteren (allen voran dem von Josh Hartnett verkörperten Sergeant Matt Eversmann) die nötige Tiefe zu verleihen. Zwar wirken manche Szenen, wie aus anderen Kriegsfilmen entliehen, aber das liegt in der Natur der Sache.

Obwohl die verpflichteten Schauspieler nicht alle der Liga der 20-Millionen-Dollar-Gage entstammen, beweisen sie trotzdem eindrucksvoll, dass sie deshalb noch lange nicht der zweiten Klasse angehören. Wie gewohnt, mussten sie ein zweiwöchiges Trainingsprogramm bei der Army durchlaufen.
Mit am beeindruckendsten ist sicherlich Jason Isaacs absolut überzeugender US-Slang, der nicht einmal ansatzweise vermuten lässt, dass der Brite wenig später in Harry Potter und die Kammer des Schreckens [2002] als Lucius Malfoy zu sehen war.
Eric Bana ist inzwischen eher als grünhäutiger Hulk [2003] bekannt, darf hier allerdings deutlich mehr von seinem Talent zeigen, und hatte seitdem unter anderem eine denkwürdige Rolle als Hektor in Wolfgang Petersens Troja [2004].
Tom Hardy machte später als Bösewicht in Star Trek: Nemesis [2002] von sich reden, und spielt in Black Hawk Down ebenfalls schon gut.
So auch Orlando Bloom, der Legolas aus der Herr der Ringe-Trilogie, hier aber nur eine sehr kleine Rolle bekleidet. Bloom war auch im Kino-Hit Fluch der Karibik [2003] vertreten, und ist in Ridley Scotts neuestem Werk Königreich der Himmel [2005] wieder mit von der Partie.
Dass Tom Sizemore (Das Relikt [1997]) mittlerweile mehr durch seine juristischen Probleme auf sich aufmerksam gemacht hat, soll seine Leistung in Black Hawk Down nicht schmälern. Er zeigt einmal mehr eindrucksvoll, dass Der Soldat James Ryan [1998] kein Ausrutscher war und er in der Tat hervorragend spielen kann – wenn er will.
Einzig schwach gibt sich Ewan McGregor, dessen Rolle nicht wirklich viel Spielraum ließ. Sein Film-Charakter wurde im Übrigen umbenannt, da der reale Soldat derzeit eine 30-jährige Haftstrafe wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes verbüßt – die Produzenten empfanden es als angebracht, den Namen daher aus künstlerischen Gründen abzuändern.
Zweifelsohne Hauptcharakter und bester Darsteller im Film ist Josh Hartnett, der seinem Jungen-Image aus Pearl Harbor [2001] deutlich entwachsen ist. Ruhig, gefasst und doch emotional präsentiert er seine Film-Figur, immer im Kampf mit sich selbst, ob seine Ideale durch den Anblick des Bürgerkrieges nicht doch utopisch erscheinen. Es ist schade, dass Hartnett sich immer wieder in zweitklassigen Komödien vergeudete, zu besserer Leistung ist er offensichtlich mühelos in der Lage.

Gespannt sein durfte man auf die Inszenierung, denn obwohl Ridley Scotts letzter großer Erfolg Gladiator [2000] mit dem Oscar für den besten Film ausgezeichnet wurde, waren die Nominierungen für Kamera und Schnitt eigentlich unverdient. Zu stylisch, zu sehr auf MTV-Musik-Video getrimmt, mit grobkörniger Kamera, einfallslosen und unpassenden Farb-Filtern und indiskutablen Zeitraffer-Aufnahmen zerstörte Scott vor fünf Jahren bei seinem Monumental-Epos mehr, als er tatsächlich gewann. Auch in Hannibal fand sich der Einsatz der schneller laufenden Bilder und grobkörniger, ausgewaschener Einstellungen.
Für Black Hawk Down griff der Regisseur erneut zu ausgiebigen Farb-Filtern; trotzdem ist die Inszenierung diesmal deutlich durchdachter geraten. Zeitlupen finden sinnvolle Verwendung, und dank der Oscar-gekrönten Arbeit von Schnittmeister Pietro Scalia behält man stets den Überblick über das Geschehen, sogar in den hektischsten Momenten.
Inszenatorisch ist der Film deshalb bedeutend besser als Scotts letzte Werke, und er lässt diesbezüglich keine Wünsche offen.
Man kann also durchaus in Freudentaumel ausbrechen angesichts der Tatsache, dass Simon West, der den Filmstoff entdeckte und an Produzent Jerry Bruckheimer weiterreichte, ihn nicht selbst umsetzte – stattdessen inszenierte West Lara Croft: Tomb Raider [2001], mit welchem (Miss-)Erfolg ist bekannt.

Aufwändig gestalteten sich darüber hinaus die Bauten und Kulissen von Black Hawk Down: Sowohl die Innenstadt, als auch die Barracken wirken vollkommen authentisch, und insbesondere die Absturzstellen der beiden "Black Hawk"-Helikopter sind äußerst detailliert und beeindruckend.
Die Spezialeffekte bewegen sich ebenfalls auf sehr hohem Niveau; insbesondere die Computer-generierten Rauchschwaden über der Stadt sind für Kenner aber schnell zu entlarven. Etwas enttäuschend ist nur, dass man die Crashs der Hubschrauber nicht in dem Maße gezeigt bekommt, wie man das bei einem gewöhnlichen Big-Budget-Film erwarten würde – allerdings zollen die Macher den Opfern so ihren Respekt und lenken die Perspektive des Zuschauers weg von einer vordergründigen Action-Schlacht.
Eindrucksvoll gestalten sich nicht zuletzt die realistischen und furchteinflößenden Feuergefechte, die dabei aber nie auf Effekthascherei ausgelegt sind.

Einen Großteil zum Ambiente trägt überdies Hans Zimmers Musik bei, die – und das erstaunt am meisten – fern von seiner gewöhnlichen Bombast-Musik der vorangegangenen Jahre für sphärische, ruhigere Klänge sorgt.
Es scheint fast so, als hätte sich Zimmer die Kritik unter anderem für Pearl Harbor zu Herzen genommen, denn danach kehrte er zu deutlich minimalistischeren Mitteln und damit ungleich effektiveren Scores zurück, die aber immer noch sehr elektronisch gehalten sind. Ein erfreulicher Trend, der auch in Ring [2002] zu erkennen war.
Zimmers Score zu Black Hawk Down ist atmosphärisch dicht, beunruhigend, rhythmisch und doch eingängig; er unterstützt die Szenen gekonnt, ohne je negativ aufzufallen. Selbst die choralen Klänge, so ungewöhnlich sie anfangs anmuten, passen hervorragend in das Gesamt-Konzept und machen den Soundtrack zu einer Empfehlung für Lieberhaber guter Film-Musik.

Gleichwohl der Film den Oscar für den besten Ton einheimsen konnte, gibt sich selbiger auf der in Deutschland erhältlichen DVD eher verhalten. Zwar werden insbesondere die Toneffekte hervorgehoben, und sie vermitteln ein durchaus gutes räumliches Gefühl – im Vergleich zu dem ebenfalls Oscar-nominierten Der Herr der Ringe – Die Gefährten, zieht die DVD-Präsentation allerdings den Kürzeren. Dafür sind die Dialoge zu leise ausgesteuert und an manchen Stellen bemerkt man sogar ein hochfrequentes Pfeifen, das jedoch infolge der stetigen Hintergrundgeräusche kaum auffällt.
Absolut ungenügend bei der deutschen DVD-Fassung ist aber die Bildqualität, da das Bild einmal mehr nicht vom originalen US-Master stammt, sondern von einem deutschen Kino-Master. Entsprechend unscharf, verrauscht und detailarm sehen die Bilder bisweilen aus. Der Kontrast lässt ebenso wie die Farben zu wünschen übrig und helle Flächen überstrahlen deutlich. Wieso es manche deutschen DVD-Firmen bis heute nicht auf die Reihe bekommen (oder die Kosten scheuen), das Original-Master einzukaufen, sondern stattdessen immer wieder auf eine Eigenabtastung setzen, verstehe wer will; es schadet der DVD-Präsentation jedenfalls merklich.

Eine glatte Fehlentscheidung hat sich bei Black Hawk Down erneut die deutsche FSK erlaubt, die den Film ab 16 Jahren freigab. So abschreckend die Gräueltaten des Bürgerkrieges wirken mögen – angesichts von abgetrennten Körperteilen, schwerverwundeten Zivilisten, Kindern und Soldaten, sowie explizit dargestellter Gewalt, ist diese zu niedrige Einstufung mehr als nur unverständlich – oder vielleicht auch nicht.
Sollte je eine Kommission die Schädlichkeit von brutalen Filmen auf junge Zuschauer analysieren wollen, so sollte sie sich die FSK genauer ansehen; als Negativbeispiel der möglichen Auswirkungen.

An den Dreharbeiten waren im Übrigen richtige Piloten der "Black Hawks" beteiligt; auch die gezeigten Helikopter sind authentisch – manche der Piloten waren in jener Nacht vom 3. auf den 4. Oktober sogar im Einsatz.
Ein paar geschichtliche Ungereimtheiten haben sich in diesen Antikriegsfilm allerdings dennoch eingeschlichen – viele davon aber beabsichtigt. So empfand es Ridley Scott als wichtig und notwendig, die Namen der Soldaten auf ihren Helmen anzubringen, obwohl dies in der Realität nicht der Fall war. Dadurch sollten die Zuschauer die einzelnen Soldaten besser auseinander halten können.
Darüber hinaus verloren 18 US-Soldaten während des Einsatzes ihr Leben, obgleich der Epilog des Films 19 nennt. Letzterer ist Matt Rierson, der bei einem Angriff zwei Tage später getötet wurde und dem posthum der "Silver Star" verliehen wurde (Rierson half zuvor bei der Befreiung des eingeschlossenen Konvois).

Selten fiel es so schwer, einen Film abschließend zu bewerten, wie bei Black Hawk Down: Trotz der gelungenen Umsetzung, der erschreckend realistischen Kampfszenen und des erschütternden Bürgerkriegsszenarios, vermisst man bei dem Werk ein wenig inhaltliche Tiefe und Subtilität.
Autor und Regisseur machen es sich relativ einfach, Stellung zu beziehen, wenn es darum geht, ob der Einsatz gerechtfertigt war, erwähnen allerdings mit keinem Wort, dass die US-Regierung ihre Truppen bereits ein Jahr später aus Somalia abzog und das geschundene Volk sich selbst überließ.
Möglicherweise ließ sich der Film auf diese Weise in den USA besser vermarkten, denn eine Niederlage wollte nach diesem verheerenden Einsatz keiner eingestehen.

Mohammed Farah Hasan Aidid starb am 1. August 1996 an mehreren Schusswunden – ob durch einen Attentäter oder rivalisierende Milizen ist nachwievor unklar.


Fazit:
Es ist erfreulich festzustellen, dass Ridley Scott sein Talent nicht verloren, sondern nur verborgen hat. Der Balance-Akt zwischen Drama und Action ist ihm hier gut gelungen, und doch wirken viele der Erkenntnisse in Black Hawk Down, als wären sie schon zig Mal verarbeitet worden.
Vielleicht kommt dadurch am besten zum Ausdruck, dass jede neue Generation Soldaten mit denselben Idealen und derselben Ignoranz an ihre Arbeit geht – ohne aus der Geschichte gelernt zu haben. Der Somalia-Einsatz war die größte Niederlage der US-Streitkräfte in den 1990er Jahren, doch davon ist im Film selbst leider nicht allzu viel zu sehen.
Abschreckend und überwältigend ist der Konflikt dennoch dargebracht, und der Antikriegsfilm sicher nichts für schwache Nerven. Trotzdem scheint Black Hawk Down das gewisse Quäntchen Etwas noch zu fehlen. Wer sich aber an dem fehlenden inhaltlichen Tiefgang nicht stört, darf gerne noch einen halben Punkt hinzurechnen.