Beetlejuice [1988]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 1. September 2024
Genre: Fantasy / Komödie / Horror

Originaltitel: Beetlejuice
Laufzeit: 92 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1988
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Tim Burton
Musik: Danny Elfman
Besetzung: Michael Keaton, Alec Baldwin, Geena Davis, Catherine O’Hara, Winona Ryder, Jeffrey Jones, Sylvia Sidney, Robert Goulet, Dick Cavett, Glenn Shadix, Annie McEnroe, Simmy Bow, Maree Cheatham


Kurzinhalt:

An sich könnten Adam (Alec Baldwin) und Barbara Maitland (Geena Davis) nicht glücklicher sein mit ihrem Haus auf dem Land. Doch dann geschieht ein Unglück und wie Adam und Barbara feststellen müssen, haben sie einen Autounfall nicht überlebt, sind aber als Geister zurück in ihrem Haus. Schlimmer noch, ziehen Charles (Jeffrey Jones) und Delia Deetz (Catherine O’Hara) mit ihrer Tochter Lydia (Winona Ryder) ein. Delia ist eine Künstlerin, die das Haus umgestalten will, während Charles nur seine Ruhe sucht. Lydia hingegen ist vom Tod und dem Mystischen fasziniert und kann die beiden jüngst Verstorbenen sogar sehen. Als es Adam und Barbara nicht gelingt, Familie Deetz aus dem Haus zu vertreiben, damit sie ihre Ruhe haben, greifen sie auf die Dienste eines uralten Geistes zurück. Betelgeuse (Michael Keaton) behauptet, er könne ihnen helfen, doch der überdrehte Tunichtgut ist nur darauf aus, das Reich der Toten endlich zu verlassen – und er will dorthin keinesfalls zurückkehren …


Kritik:
Der Erfolg von Tim Burtons makabrer Fantasy-Komödie Beetlejuice hat Filmemacher nebst Hauptdarsteller nicht nur ermöglicht, in ihrer nächsten Zusammenarbeit ein bekanntes Comic-Franchise auf die große Leinwand zu bringen, Batman, sondern ist bereits kurz nach Erscheinen zu einem Genreklassiker avanciert, der den skurrilen Humor des Regisseurs einem breiten Publikum zugänglich machte. Mit zeitlichem Abstand funktioniert das immer noch so gut – oder so wenig – wie damals.

Die Geschichte handelt von dem Ehepaar Adam und Barbara Maitland, die im beschaulichen Örtchen Winter River in Connecticut in einem idyllischen Haus auf dem Land wohnen. Sie wollen ihren Urlaub dazu verwenden, ihr Heim nach ihren Vorstellungen zu dekorieren, doch auf dem Rückweg von einem Einkauf verunglücken die beiden und als sie wieder zuhause sind, müssen sie feststellen, dass sie den Unfall nicht überlebt haben. Aus unerfindlichen Gründen können sie das Haus nicht verlassen und die Welt, die sie vorfinden, wenn sie es versuchen, ist so bizarr wie die Wesen dort gefährlich. Auch das „Handbuch für kürzlich Verstorbene“, das sie im Haus finden, ist keine große Hilfe. Schlimmer wird die Situation noch, als die Familie Deetz einzieht und beginnt, ihr Haus umzugestalten. Darum machen es sich Adam und Barbara zur Aufgabe, die neuen Eigentümer als Geister zu vertreiben. Doch das gestaltet sich schwieriger, als sie vermuten und so greifen sie auf die Hilfe des selbsternannten „Bio-Exorzisten“ Betelgeuse zurück, ausgesprochen als der Titel gebende „Beetlejuice“. Aber nachdem sie den Lottergeist freigelassen haben, richtet dieser in der wirklichen Welt nicht nur Chaos und Unheil an, sondern will sich vor allem nicht erneut in das Leben nach dem Tod verbannen lassen.

Betelgeuse ist dabei obszön, anzüglich, sexistisch und letztendlich darauf aus, eine Teenagerin zu heiraten. Michael Keaton, dessen Darstellung der Titelfigur ungemein zu deren Popularität beigetragen hat, ist dabei nicht einmal der eigentliche Hauptdarsteller, selbst wenn der Film heute untrennbar mit ihm verbunden ist. Er ist überhaupt erst nach der Hälfte zu sehen und an sich der Bösewicht der Geschichte. Betelgeuse besitzt auch nicht den verschmitzten, frechen Charme eines selbstsüchtigen Dämons, der seine eigenen Ziele verfolgt und seine Opfer dabei um den Finger wickelt, sondern ist dem Ehepaar Maitland nach dem ersten Zusammentreffen derart unsympathisch, dass sie seine Hilfe gar nicht mehr in Anspruch nehmen wollen. Beetlejuice zieht seinen Humor aus dem überdrehten Klamauk, den Betelgeuse veranstaltet einerseits, wie den makabren Momenten andererseits. Derer gibt es zahlreiche, beispielsweise wenn Adam und Barbara das Leben nach dem Tod als einen bürokratischen Alptraum erleben und dort die Seelen derjenigen antreffen, die wie sie die Welt verlassen haben und nun auf eine Beratung warten, was sie weiter tun sollen – jeweils in dem Zustand, wie sie gestorben sind.

Das Design der Produktion trägt ungemein zu dessen Atmosphäre bei mit einem Blick in die „nächste Welt“, in der riesige Monster ihr Unwesen treiben, oder wenn Betelgeuse sich in Teile der Inneneinrichtung verwandelt, um die Familie Deetz heimzusuchen. Dass Filmemacher Tim Burton dabei auf Stop-Motion-Animation setzt, unterstreicht in gewisser Weise den Fantasy-Faktor noch, als würde der Regisseur den großen Genreklassikern zusätzlich Tribut zollen wollen. Die Machart verleiht Beetlejuice einen Charme, den die Figuren nie besitzen, so einnehmend und leichtfüßig sie allesamt gespielt sind. Alec Baldwin und Geena Davis scheinen in ihren Rollen zu Beginn beinahe mehr Spaß zu haben, wenn sie mit allerlei makabren Einlagen versuchen, die neue Familie aus ihrem Heim zu vertreiben, während sie später kaum mehr derart gefordert sind. Als Goth-Teenagerin ist Winona Ryder ein wahres Highlight, aber auch Catherine O’Hara und ihr männlicher Ko-Star beweisen viel komödiantisches Talent, wenn die Geister von ihrem Körper Besitz ergreifen und sie zu Songs von Harry Belafonte tanzen dürfen.

Doch offenbart sich hier auch eine der größten Schwächen von Beetlejuice, denn obwohl das Drehbuch den beiden jüngst Verstorbenen ein „Handbuch“ präsentiert, aus dem sie ersehen könnten, was mit ihnen geschieht und wie das Leben nach dem Tod aufgebaut ist, es gelingt Burton und seinen Autoren nicht, daraus eine greifbare Mythologie zu entwickeln. Anstatt das Publikum mit Adam und Barbara zusammen entdecken zu lassen, weshalb die Dinge so sind, wie sie sind und was sie als Geister tun können, wissen sie scheinbar bereits zu Beginn einfach, dass sie sich Körperteile abtrennen und wieder anfügen können. Oder dass sie Türen verschließen und Dinge bewegen können. Anstatt diese Welt nach der unseren zu entwerfen und darin einzutauchen, wirft die düstere Fantasy-Komödie mit vielen Ideen um sich, zu denen auch zählt, dass die Figuren immer wieder verkleinert in einem Miniaturmodell von Winter River spazieren, das Adam gebaut hat. Doch diese unbändige Kreativität ist nicht eingebettet in ein stimmiges Gesamtkonzept, sondern wird dann präsentiert, wenn die Verantwortlichen etwas Skurriles zeigen wollen. Das schmälert nicht die Wirkung der Humoreinlagen, doch ohne dass diese in einer packenden Geschichte geerdet sind, hängen sie oftmals merklich in der Luft.


Fazit:
Dass Michael Keaton in seiner Rolle der Titelfigur insgesamt weniger als 15 Minuten zu sehen ist, überrascht durchaus. Ebenso, wie sehr der Fokus der Figuren sich im Verlauf der nur eineinhalb Stunden verlagert. Liegt er zu Beginn noch bei Adam und Barbara, spielen sie zunehmend eine untergeordnete Rolle, wenn sowohl Betelgeuse als auch Lydia, ihr Vater und vor allem ihre Stiefmutter ins Zentrum rücken. Das hat auch zur Folge, dass die Figuren allesamt kaum ausgearbeitet erscheinen. Wird zu Beginn noch vorgestellt, dass Adam und Barbara keine Kinder haben können, was sie sehr traurig stimmt, wird dies später nie wieder aufgegriffen. Auch Adams Faszination von dem Modellbau wird nicht weiter erklärt, oder Lydias Faszination vom Tod, wobei Adam und Barbara sie zum Leben ermutigen wollen. Stattdessen erkundet die Story den überzeichneten Fantasyaspekt des Lebens nach dem Tod, das aber ebenfalls nur angerissen, anstatt greifbar vorgestellt wird. Dass Betelgeuse als Figur fasziniert, liegt unzweifelhaft an der Darbietung, die Keaton weit überwiegend improvisiert hat. Doch gilt dies mehr für das Konzept, das Regisseur Tim Burton in Beetlejuice vorstellt, als für die Erzählung selbst, die nur selten mitreißt und in sich kaum stimmig erscheint. Lässt man sich auf Grund der skurrilen Erzählung und der überbordenden Ideen darauf ein, kann man durchaus seinen Spaß haben. Es bleibt nur mehr die Atmosphäre in Erinnerung, als irgendeine andere Figur außer dem Lottergeist selbst.