Asche zu Asche [2003]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 13. Januar 2004
Genre: Krimi

Originaltitel: The Inspector Lynley Mysteries: Playing for the Ashes
Laufzeit: 87 min.
Produktionsland: Großbritannien
Produktionsjahr: 2003
FSK-Freigabe: -

Regie: Richard Spence
Musik: Robert Lockhart
Darsteller: Nathaniel Parker, Sharon Small, Lesley Vickerage, Phyllis Logan, Neve McIntosh, Ruth Gemmell, Joe Duttine, Daisy Beaumont, Mark Brighton, Andrew Clover


Kurzinhalt:
Der erfolgreiche Kricket-Spieler Kenneth Waring (Mark Brighton) kommt bei einem Feuer ums Leben, und der Schuldige scheint schon bald gefunden: sein Sohn Jimmy (Curtis Flowers). Doch während Helen Clyde (Lesley Vickerage) und D.S. Havers (Sharon Small) von Jimmys Schuld überzeugt sind, glaubt D.I. Lynley (Nathaniel Parker) nicht daran.
Da in derselben Nacht in der Nähe eine Tierrechtsbewegung unter der Leitung von Chris Faraday (Joe Duttine) aktiv war, zu der auch Olivia Whitelaw (Neve McIntosh) gehört, die wiederum die Tochter von Miriam Whitelaw (Phyllis Logan) ist, welche wiederum Mentorin von Kenneth Waring war, sieht Lynley dort einen Zusammenhang – entgegen Jimmys Geständnis und unzähligen Beweisen.
Doch je tiefer die Ermittler Havers und Lynley graben, desto mehr zerbrochene Familien fördern sie zu Tage, und auch Jeannie Waring (Ruth Gemmell) hat offensichtlich ein Motiv, denn ihr verstorbener Mann hatte sich von ihr getrennt.


Kritik:
Nach beinahe einem Jahr startet im ZDF unter der Reihe "Lady-Thriller" die zweite Staffel der in Großbritannien bekannten und erfolgreichen Krimi-Reihe The Inspector Lynley Mysteries mit vier neuen Folgen, erneut basierend auf den Romanen von Autorin Elizabeth George.
Und wer der Meinung war, dass beim Finale der ersten Staffel die Darsteller endlich Zugang zueinander gefunden hatten, der wird erfreulicherweise bestätigt. Denn während der Fall selbst bisweilen an den Haaren herbeigezogen wirkt, ist der Umgang zwischen Havers und Lynley freundschaftlicher geworden – wenn da nur das "Sir" bisweilen nicht wäre, das im Deutschen die Anrede per Du quasi schon verbietet.

Das Drehbuch, adaptiert von Kate Wood krankt leider an dem alten Problem der Lynley Mysteries, denn die Hauptstory kann mit keinem wirklich neuen Aspekt aufwarten, den man so nicht schon zig Mal gesehen hat. Wie für Autorin Elizabeth George üblich, spielen sich die Verbrechen in der gehobenen Schicht ab, schon deshalb, weil Lynley selbst Teil dieser Gesellschaft ist. So werden nach und nach die Geheimnisse und die Vergangenheit der Erfolgreichen und Wohlhabenden aufgedeckt, um darunter ein verrottetes Lügenkonstrukt zu offenbaren. Dabei fehlt keines der klischeebeladenen Details, sei es der fremdgehende Ehemann, die eifersüchtige Ehefrau, ein korrupter Medienstar oder eine Mentorin, die nur das beste für alle Beteiligten im Sinn hatte.
So vorhersehbar spielt sich leider auch die Handlung ab, deren Auflösung dann allerdings so unverhofft kommt, dass man sich fragt, ob das schon alles war. Sicherlich werden eben die überlegenen Reichen als gebrochene Menschen dargestellt, doch dieses Schema F ist inzwischen einfach zu abgenutzt, als dass man sich dafür noch begeistern könnte. Zudem kann die Story mit keiner unabsehbaren Wendung, oder einem einzigartigen Detail aufwarten.
Dem gegenüber stehen die Szenen zwischen Havers und Lynley, die sich zwar nicht privat, dafür in beruflicher Hinsicht näher kommen. Diese Sequenzen machen wirklich Spaß und zeigen, dass in den Charakteren noch genügend Potential steckt, das es auszuloten gilt.

Die Darsteller scheinen sich inzwischen auch deutlich besser zu kennen, als noch bei den Dreharbeiten zur ersten Staffel. Ihr Umgang mit einader, ihre Gestik und Mimik ist deutlich kollegialer, als noch in den letzten Episoden, Nathaniel Parker scheint die Rolle von Lynley nach wie vor wie auf den Leib geschneidert, Sharon Small wirkt indes weit weniger tolpatschig, sondern agiert deutlich selbständiger.
Immer noch als Nebendarstellerin wird Lesley Vickerage behandelt, die dafür deutlich persönlichere Momente mit Lynley verbringen darf, als bislang. Es deutet sich langsam an, worauf ihre Beziehung hinauslaufen wird.
Von den "Gaststars" bleibt am ehesten Neve McIntosh in Erinnerung, die als ehemals drogenabhängige Olivia Whitelaw zwar keine Sympathiepunkte verbuchen kann, dafür aber ihren Charakter gut zum Ausdruck bringt.
Der restliche Cast passt zu den jeweiligen Rollen, Meisterleistungen sind dabei aber nicht zu finden.

Dafür gibt sich die Inszenierung deutlich routinierter und sauberer, als man das bisher gewohnt war. So wirken weder die Kamerafahrten, noch die Schnittwechsel übereilt oder ungeübt, vielmehr beweist Regisseur Richard Spence ein gutes Auge für Kameraeinstellungen und überzeugt mit einer handwerklich gelungenen Umsetzung, die das 16:9-Format auch ausnutzt.
Selbiges gilt für Komponist Robert Lockhart, der zwar nach wie vor ein durchgängiges Thema vermissen lässt, dafür aber nie fehlplatziert laut einspielt.

Was bleibt ist ein Krimi, bei dem das Privatleben des Ermittlerduos interessanter geraten ist, als der Fall selbst; das ist ein Mal zu verschmerzen, doch häufiger sollte es nicht vorkommen.
Vielleicht liegt es ja auch daran, dass die Fälle immer nach demselben Muster zu lösen sind; ein neuer Ansatz wäre hier, dass die Ermittler den Täter schon kennen, es ihm aber nicht nachweisen können.
Vielleicht hat Elizabeth George so einen Fall ja noch in petto, es wäre wünschenswert.


Fazit:
Die charismatischen Darsteller retten Asche zu Asche über den Durchschnitt, der Rest ist dabei nicht wirklich schlecht, nur altbacken und bekannt. Was die Lynley Mysteries vermissen lassen ist eine innovative Handlung, denn auch wenn die schönen Fassaden der Upper Class in jedem Fall niedergerissen werden, hat man sich an dieser Art Ermittlung irgendwann einfach satt gesehen.
Ein Krimi ohne Nebenwirkungen, aber auch ohne Höhepunkte.