Arac Attack – Angriff der Achtbeinigen Monster [2002]
Wertung: |
Kritik von Lars Adrian |
Hinzugefügt am 18. August 2002
Genre: Horror / Komödie / ActionOriginaltitel: Eight Legged Freaks
Laufzeit: 99 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2002
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Ellory Elkayem
Musik: John Ottman
Darsteller: Kari Wuhrer, David Arquette, Scott Terra, Scarlett Johansson
Kurzinhalt:
Nach Jahren kehrt Chris McCormack (David Arquette) nach Hause in das Provinz-Nest Prosperity zurück. Die Mine seines inzwischen verstorbenen Vaters sollte der Kleinstadt einst Reichtum und Wohlstand bringen, doch inzwischen steht sie kurz vor dem Aus.
Bürgermeister Wade (Leon Rippy) hat aus diesem Grund ein Abkommen mit einer Giftmüllentsorgungsfirma abgeschlossen, das ihm viel Geld und der Gemeinde genug für einen Umzug einbringen sollte. Nun muss er nur noch die Anwohner von dem lukrativen Geschäft überzeugen. Doch genau hier pfuscht Chris ihm dazwischen, der gar nicht ahnt, dass in den Stollen des Bergwerkes bereits Giftmüllfässer lagern.
Als bei einem Unfall eben ein solches Fass in das örtliche Flüsschen gelangt, kommen über die Nahrungskette auch die "Insassen" einer Spinnenfarm am Rande der Kleinstadt mit den Chemikalien in Kontakt. Die Spinnen – es sind über Hundert an der Zahl – können sich aus ihren Terrarien befreien und wachsen wenig später enorm schnell über ihre normale Größe hinaus.
Auf ihrem Speiseplan: Prosperity und seine Einwohner.
Nun haben Sherrif Sam Parker (Kari Wuhrer) und Chris alle Hände voll zu tun, die Einwohner gegen die achtbeinigen Monster zu mobilisieren - aber, was kann man gegen eine Tarantel von der Größe eines Kleinlasters schon unternehmen? Von ihren unzähligen Artgenossen ganz abgesehen.
Kritik:
In den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts, kam eine Menge Horrorfilme in die Kinos, die trotz ihres geringen Budgets einen großen Erfolg hatten. Sie hatten alle mehr oder weniger das gleiche Thema: Riesige Insekten oder andere Tiere bedrohen eine Kleinstadt. In diese Kategorie fallen Klassiker wie Tarantula [1955] oder Formicula [1954].
Erfolgsregisseur Roland Emmerich (Independence Day [1996]) und sein Stammproduzent und Autor Dean Devlin sind Fans dieser Monsterfilme und wollten das Genre für die heutigen Kinobesucher neuaufleben lassen. Dass es dabei im Gegensatz zu Tarantula nicht bei einer einzigen Spinne bleibt, ist natürlich sonnenklar. Und auch die Spezial-Effekte sollten auf den aktuellen Stand der Technik gebracht werden.
Emmerich führte bei Arac Attack oder – wie der Originaltitel lautet – Eight Legged Freaks jedoch nicht selbst Regie, sondern verpflichtete Ellory Elkayem, der auch an der Story und dem Drehbuch mitgeschrieben hat und hier seine erste größere Kinoarbeit vorlegt.
Wie der Inhaltsangabe zu entnehmen ist, orientiert sich der Film auch an den erwähnten Klassikern.
Dass die Spinnen durch Umweltverschmutzung bzw. Chemiabfälle zu ihrer beeindruckenden Größe mutieren, ist ein Klischee des Genres, das man zwar schon dutzende Male gesehen hat, man dem Film aber auch nicht wirklich übelnehmen kann. Auch andere Elemente der Geschichte kommen dem Zuschauer bekannt vor: der paranoide wortgewandte Radiomoderator (Doug E. Doug), der tapsige Hilfssheriff (Rick Overton), der immer wieder für ein paar Lacher zuständig ist, der skrupellose Bürgermeister und Industrielle Wade (Leon Rippy), die attraktive geschiedene Sheriffdame (Kari Wuhrer), die mit ihrem alten – kürzlich in die Stadt zurückgekehrten – Jugendfreund (David Arquette) praktisch allein den Kampf gegen die Spinneninvasion aufnehmen muss und dabei die Liebe wiederfindet, oder ihr naseweiser Sohn (Scott Terra), der als einziger Ahnung von Spinnen hat. Wer sich an solchen Dingen stört, kann mit dem Film sicherlich nicht allzuviel anfangen. Denn um die Handlung oder überzeugende Charaktere geht es bei diesem Genre gar nicht.
Die Darsteller leisten allesamt solide Arbeit.
Besonders Kari Wuhrer, die hierzulande manchen noch am ehesten aus der Science-Fiction-Fernsehserie Sliders bekannt sein könnte, und der sympathische David Arquette (Scream [1996]) als Helden wider Willen können wirklich überzeugen.
Selbst die beiden Kinderdarsteller Scarlett Johansson und Scott Terra fallen nicht unangenehm auf. Sie agieren nachvollziehbar und nicht dumm.
Die wahren Stars des Filmes sind aber erwartungsgemäß die Spinnen. Ob es sich um Springspinnen, eine Tarantel oder sonst eher unbekannte Vertreter der achtbeinigen Spezies handelt, die Macher verstehen es von Anfang an, sie richtig ins Szene zu setzen.
Während man sich zu Beginn des Filmes noch vor den kleinen Monstern ekelt, ist man nach ihrer Mutation zu Riesenspinnen überrascht, wieviel Actionpotential in ihnen steckt, und welche skurrilen Einfälle das Drehbuch tatsächlich hat: Da wird eine Gruppe von Jugendlichen auf Motorrädern chancenlos von einer ganzen Horde Springspinnen bei Höchstgeschwindigkeit verfolgt, die nicht einmal vor einem Tanklaster zurückschreckt. Die Männchen einer anderen Spezies spinnen ihre Opfer (in der Regel Menschen!) bei lebendigem Leibe ein und setzen sie danach ihrem über dreimal so großen Weibchen zum Festmahl vor. Insbesondere das Zusammenarbeiten der verschiedenen Spinnen sorgt wiederholt für Verblüffung. Zum Beispiel reißt eine Spinne die geschlossene Autotür ab, und einen Sekundenbruchteil später schnappt sich eine andere den verdutzten Fahrer. Oder eine Tarantel von der Größe eines Jeeps bahnt sich ihren Weg durch ein Metalltor, um danach viele kleinere Spinnen durch den geschaffenen neuen Eingang auf die eingeschlossenen Bürger loszulassen.
Kleine Details, wie das Abrutschen der Hinterbeine, während eine Spinne auf ein Auto klettert, oder dass eine große Spinne beim Gehen unbeabsichtigterweise ein paar kleine mit ihren Beinen zerquetscht, verleihen dem Ganzen zumindest einen physikalisch realistischen Touch, und erfreuen den Zuschauer, da er sieht, dass sich die Beteiligten wirklich Mühe gegeben haben und Spaß bei der Arbeit hatten.
Tricktechnisch wurden diese Szenen hervorragend umgesetzt. Die Computer- und mechanischen Effekte sind gut bis sehr gut und selten als solche zu erkennen. Gerade die Tarantel mit ihrer umfangreichen Körperbehaarung, die Beißwerkzeuge der anderen Spinnen und ihre Bewegungen wirken vollkommen überzeugend, auch wenn sie mir in der Dunkelheit etwas besser gefallen haben, als bei den Tagaufnahmen.
Der (makabere) Humor und die Ironie kommen bei allem natürlich nicht zu kurz: Die Darsteller haben immer wieder einen lockeren Spruch auf den Lippen, die Spinnen spielen mit ihren Opfern Katz und Maus und machen wunderbar kreischende Geräusche, die den Zuschauer unwillkürlich schmunzeln lassen. Und selbst die Tötungsszenen sollte man mit einem Augenzwinkern betrachten.
Die Inszenierung ist makellos. Kamera und Schnitt erzeugen gerade bei den Actionsequenzen eine mitreißende Dynamik, ohne dass es zu Lasten der Übersichtlichkeit geht.
Der Musik-Score von John Ottman ist überwiegend gelungen und originell. Bei ein paar Szenen, die eigentlich als gruselig konzipiert waren, hätte ich mir jedoch weniger fröhliche, dafür aber spannungserzeugende Themen gewünscht.
Der Film erreicht allerdings nie das Niveau des grandiosen Arachnophobia [1990], der es mit kleinen Spinnen verstand, richtigen Horror und nervenzerfetzende Spannung mit subtilem Humor zu verbinden, aber vielleicht will er das ja auch gar nicht. Bei Arac Attack dominieren eindeutig Spaß und Action. Diesbezüglich ist ein Vergleich mit dem vergnüglichen Bats – Fliegende Teufel [1999] naheliegender.
Viele subtile Anspielungen, wie durch ein Plakat oder Kurzauftritte von bekannten Horror-Ikonen, machen den Kinobesuch auch für Fans lohnenswert.
Die tolle Tarantel hätte ich allerdings im Finale gerne noch einmal gesehen.
Weshalb der Film jedoch eine FSK-Freigabe ab 12 Jahren erhalten hat, ist mir einmal mehr unverständlich. Auch wenn alles übertrieben dargestellt wird, ist der Bodycount doch recht hoch und manche Szenen sind ziemlich brutal und eklig, und meines Erachtens erst für Zuschauer ab 16 Jahren geeignet.
Insgesamt ist Elkayem also ein Film gelungen, der sich seines Genres und potentiellen Publikums wohl bewußt ist. Man sollte ihn keinesfalls als ernstgemeinten Horrorfilm mit kritischen Untertönen gegenüber der Umweltverschmutzung ansehen, sondern ganz einfach als Hommage an die in der Einleitung genannten Monsterfilme mit hohem Spaßfaktor und geringem (oder gar keinem) Anspruch.
In dieser Hinsicht funktioniert Arac Attack einwandfrei: Schon lange habe ich mich im Kino nicht mehr so amüsiert oder auf angenehme Weise gegruselt bzw. geekelt. Sogar als Komödie ist der Film um ein Vielfaches überzeugender und vor allem witziger als viele Gurken, die in der letzten Zeit auf der Leinwand zu sehen waren; als Beispiel sei nur der völlig verkorkste Men in Black II [2002] genannt.
Leider ging die Rechnung von Roland Emmerich und Dean Devlin zumindest in den USA nicht auf. Zu Unrecht spielte der Film bei einem Budget von rund 30 Millionen Dollar nicht einmal 20 Millionen Dollar ein. Man kann nur hoffen, dass er in Europa und Asien mehr Erfolg hat. Verdient hätte er es.
Fazit:
Arac Attack ist eine actiongeladene und spannende Horrorkommödie mit hohem Ekelfaktor, die sich glücklicherweise nicht allzu ernst nimmt und nie langweilig wird. Kurz: Rund 95 Minuten perfekte Unterhaltung ohne Tiefgang!