Anwaltsgeflüster - Ein Unrecht kommt selten allein [1998]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 17. August 2002
Genre: Komödie / UnterhaltungOriginaltitel: Legalese
Laufzeit: 87 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1998
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Glenn Jordan
Musik: Stewart Copeland
Darsteller: James Garner, Gina Gershon, Mary-Louise Parker, Edward Kerr
Kurzinhalt:
600 Anwälte auf dem Meeresboden seien eine gute Ausgangslage – das besagt ein gemeiner Witz. Doch ob sie alle Angela Beale (Gina Gershon) retten könnten? Sie hat den Mann ihrer Schwester erschossen, der seine Frau verprügelt und misshandelt hat. Star-Anwalt Norman Keane (James Garner) glaubt, dass Angela freigesprochen werden könnte, doch da er selbst in der Gunst der Leute auf Grund seiner letzten gewonnen Fälle nicht sehr gut steht, engagiert er den jungen, unerfahrenen Anwalt Roy Guyton (Edward Kerr), der an seinerstatt die Verhandlungen führen soll. Anweisungen bekommt Guyton durch einen kleinen Knopf in seinem Uhr, während Keane das Geschehen von seinem Büro aus überwacht. Rica (Mary-Louise Parker), Keanes Assistentin, hat einen Narren an dem jungen Anwalt gefressen und lässt sich auf eine Affäre mit ihm ein. Mit der Zeit wird Guyton selbstbewusster und er erkennt auch, dass Angela nicht so selbstlos gehandelt hat, wie man womöglich denken könnte.
Kritik:
Namen wie Gina Gershon und James Garner erwartet man eigentlich in einem aktuellen Kinofilm und nicht in einer amerikanischen Fernsehproduktion aus dem Jahre 1998. Aber wieso der Film nicht für's Kino produziert wurde, wird schnell klar, wenn man ihn sich ansieht; vielleicht wäre dann aber auch einiges anders gelaufen.
Legalese, so der englische Titel, legt mit viel satirischen Witz und guten Einfällen los, kommt aber nie von der seichten Unterhaltung weg, bevor er zum Ende hin in gehetzten und doch vorhersehbaren Szenen endet.
Die Charaktere sind allesamt gut angelegt, James Garner als Staranwalt, der trotz allem noch sein eigenes Süppchen kocht, ist ein guter Gegenpol zu Edward Kerr, der bedeutend besser spielt als die deutsche Sychronisation ihm zugstehen will. Er macht von Anfang an einen sympathischen Eindruck und geht glücklicherweise bei seiner dominanten Partnerin, Mary-Louise Parker, nicht unter.
Völlig zu kurz kommt allerdings Gina Gershon, die für den Werbeaufwand viel zu wenig Zeit vor der Kamera verbringen durfte. Als Nebenrolle ist ihr Charakter zwar ganz nett, aber sie wirkt chronisch unterfordert.
Ebenso ergeht es Kathleen Turner, die in einer Nebenrolle als schmierige Sensationsreporterin zu sehen ist; allerdings kommt ihr Charakter kaum zum Zug und wenn, dann darf sie mit wirrem Blick überkanditelte Sprüche von sich geben. Der ganze Charakter war für die Geschichte eher uninteressant.
Die Inszenierung erinnert nicht zuletzt dank der Musik von Stewart Copeland stark an eine Videoproduktion und kann auch wegen der konventionellen Kamera- und Schnitt-Tecknik nicht glänzen.
Das Drehbuch hat – wie schon gesagt – einige nette Einfälle, zeigt aber nichts, was man nicht schon einmal woanders besser gesehen hat. Vor allem das Finale wirkt gehetzt und überhastet, als wolle man schnell zum Punkt kommen, um nicht die übliche Fernsehfilmlauflänge zu überschreiten. Der Film hört genau dann auf, wenn man sich fragt, wie es mit den Charakteren weitergeht und auch die satirischen Seitenhiebe auf das amerikanische Rechtssystem und die Medien nehmen zum Schluss hin immer mehr ab.
Ich wurde das Gefühl nicht los, dass in der Idee bedeutend mehr Potential steckte, als letztendlich genutzt wurde. Mit einer Überarbeitung des Drehbuchs und einer kinogerechten Inszenierung wäre das ein sehr unterhaltsamer Film geworden – passabel war er so auch, allerdings verdirbt einem die deutsche Synchronisation einiges an Spaß. Zudem sieht man dem Film in jeder Sekunde seine Herkunft als TV-Produktion an.
Fazit:
Nette Unterhaltung für einen Fernsehabend, aber der Film besitzt weder den Witz noch den Esprit, dass ich ihn mir noch einmal ansehen werde. Edward Kerr beweist zwar, dass er das Zeug zu einem sympathischen Leinwandfüller hat (wie beispielsweise auch Matthew Broderick), genutzt hat ihm das seither allerdings nichts.
Um es kurz zu sagen: zu "billig" und unausgereift, um besser als der Durchschnitt zu sein.