Aliens - Die Rückkehr (Special Edition) [1986]

Wertung: 6 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 13. September 2004
Genre: Science Fiction / Action / Horror

Originaltitel: Aliens
Laufzeit: 157 min.
Produktionsland: USA / Großbritannien
Produktionsjahr: 1986
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: James Cameron
Musik: James Horner
Darsteller: Sigourney Weaver, Carrie Henn, Michael Biehn, Lance Henriksen, Paul Reiser, Bill Paxton, William Hope, Jenette Goldstein, Al Matthews


Kurzinhalt:
Als das Shuttle, in dem Ripley (Sigourney Weaver) zusammen mit Jones von der Nostromo geflohen war, endlich von einem Bergungsschiff aufgegriffen wird, sind 57 Jahre vergangen. Die aus dem Kälteschlaf aufgeweckte Ripley sieht sich auf der Erde allerdings den Anschuldigungen der Firma gegenüber, die von der Existenz der Aliens nichts wissen will.
Doch als der Kontakt mit dem inzwischen kolonisierten Planeten LV-426, auf dem die Nostromo das außerirdische Wesen damals aufgegriffen hatte, abreißt, macht sich ein Trupp Marines – darunter Hicks (Michael Biehn), Apone (Al Matthews), Hudson (Bill Paxton), Vasquez (Jenette Goldstein) und Bishop (Lance Henriksen) – unter der Leitung von Lieutenant Gorman (William Hope) auf den Weg, um die Lage zu erkunden. Widerwillig gehen auch Ripley als Beraterin und der Firmenangestellte Burke (Paul Reiser) mit und sehen sich auf dem Planeten Ripleys schlimmsten Alpträumen gegenüber. Von den über 100 Kolonisten fehlt jede Spur, einzig das verängstigte Mädchen Newt (Carrie Henn) kann die Truppe ausfindig machen, und die Kolonie selbst ist verwüstet. Doch als die Marines mit eigenen Augen sehen, was Ripley prophezeite, scheint es zu spät – und die Überlebenden auf LV-426 gefangen ...


Kritik:
Es gibt nur wenige Namen von Regisseuren, bei denen Filmfans rund um den Globus hellhörig werden; Steven Spielberg ist so einer, und James Cameron. Mit Titanic [1997] brachte er den erfolgreichsten Film aller Zeiten in die Kinos, ehe er diesen Rekord mit Avatar – Aufbruch nach Pandora [2009] überbot. Dabei begann die Filmkarriere von James Francis Cameron, geboren am 16. August 1954 in Ontario, Kanada, alles andere als hitverdächtig.
1971 zog er nach Amerika, schloss sein Physikstudium an der Universität von Kalifornien ab, und fuhr im Anschluss zum Geld verdienen einige Zeit Lastwagen quer durch das Land. Dabei finanzierte er sich den Luxus, Drehbücher zu verfassen, realisierte wenig später seinen ersten Kurzfilm Xenogenesis [1978], ehe ihn Trash-Filmer Roger Corman unter seine Fittiche nahm, bei dem schon Regielegenden wie Francis Ford Coppola, Martin Scorsese und Jonathan Demme gelernt hatten. Bei Corman, der mit seinen Low-Budget-Horror-Filmen seit langer Zeit im Geschäft war, aber nie einen "großen" Film produzierte, lernte Cameron, mit wenig Geld umzugehen. Bei seiner ersten Regiearbeit, Piranha II [1981], hatte Cameron gar nichts zu sagen, Produzent Ovidio G. Assonitis hatte dem eigentlichen Regisseur den Film weggenommen und seine eigene Version mit zusätzlichen Szenen zusammen geschnitten, auch wenn Cameron weiterhin als Regisseur aufgeführt wird. Sein Durchbruch kam mit dem düsteren Science Fiction-Film Terminator [1984], der trotz seines geringen Budgets von unter 10 Millionen Dollar mit ausgefeilten Tricks und einer intensiven Atmosphäre überzeugte – der Erfolg war gewaltig und ermöglichte es James Cameron, an größeren Projekten zu arbeiten. So sollte er für 20th Century Fox eine Story für Alien II entwickeln, und durfte anschließend den Film in Großbritannien selbst inszenieren. Der weltweite Erfolg etablierte Cameron als Actionregisseur und führte ihn über seinen gewagt ruhigen Abyss – Abgrund des Todes [1989] zu seinem ersten Flop – produziert von seiner eigenen Firma "Lightstorm Entertainment". Mit dem lange erwarteten Terminator 2 – Tag der Abrechnung [1991] gelang ihm allerdings der gewünschte Erfolg und für seinen nächsten Film mit Hauptdarsteller Arnold Schwarzenegger, True Lies – Wahre Lügen [1994] gründete Cameron sogar seine eigene Spezialeffektefirma "Digital Domain". Mit dem sich ewig verzögernden Titanic gelang ihm trotz des explodierten Budgets von fast 200 Millionen Dollar der größte Erfolg des letzten Jahrtausends.
Seinem Hang für choreographierte Szenen, facettenreiche Charaktere und einer umwerfenden Optik, die übergangslos reale und Trickaufnahmen verbindet, ist er dabei stets treu geblieben. Die Schwierigkeiten am Set von Aliens hätten dabei aber fast verhindert, dass der Film überhaupt gedreht wurde. Denn auch wenn James Cameron in den USA mit Terminator fast jedem Filmemacher bekannt war, in Großbritannien war der Film noch nicht angelaufen und die Crew am Set wollte sich von dem gerade einmal 29jährigen Regisseur nichts sagen lassen, dessen damalige Ehefrau Gale Anne Hurd den Film auch noch produzierte. Als dann der Darsteller James Remar, der ursprünglich die Rolle von Hicks spielte, von Cameron auf Grund von künstlerischen Differenzen gefeuert wurde, und der Regisseur mit der Arbeit von Kameramann Dick Bush und seiner geringen Setausleuchtung so unzufrieden war, dass auch er seinen Hut nehmen durfte, war das Chaos komplett und nicht nur vorprogrammiert. Bisweilen sah es gar so aus, als wolle die Filmcrew meutern, ließ sich nicht dazu überreden, die angefangene Szene fertig zu drehen, wenn laut Gewerkschaft Feierabend war und sabotierte den Mann auf dem Regiestuhl mit allerlei Wehwehchen. Mit Adrian Biddle als neuem Kameramann und dank der Schauspieler, die ihrerseits engagiert bei der Arbeit waren, ging es schließlich trotz der Querelen voran, so dass Aliens mit dem recht geringen Budget von nicht einmal 20 Millionen Dollar realisiert wurde – und weltweit über 130 Millionen wieder einspielte.

Dabei ist Aliens was die Mischung aus Action und Spannung angeht bis heute in seinem Genre ungeschlagen, und auch nach fast 25 Jahren ist das bestechendste Element des Films nach wie vor sein Skript.
James Cameron gelang mit seinem Drehbuch gleichermaßen eine Neuinterpretation des Stoffs des ersten Films, wie eine gekonnte und sich natürlich entwickelnde Fortsetzung, die alle Elemente des ersten Teils aufnimmt und sie gekonnt weitererzählt. Die Ausgangslage ist dabei so natürlich wie originell, der krasse Zeitunterschied zwischen den ersten bei den Filmen gibt dem Autor viele Möglichkeiten, die Charaktere und die Situation auf dem Planeten des ersten Films zu verändern und seinen Bedingungen anzupassen. Dabei wird Ripley zu Beginn eben nicht wie eine Kriegerin und Kämpferin porträtiert, sondern wächst in diese Rolle hinein, nachdem sie anfangs verletzlich und durch ihre Erlebnisse traumatisiert gezeigt wird. James Cameron baut den gesamten Film auf ihr auf, gibt den anderen Figuren (allen voran Hicks und Hudson) aber trotzdem genügend Spielraum, neben ihr bestehen zu können. In das Szenario auch noch ein Kind einzubauen, um Ripleys Mutterinstinkte zu wecken ist dabei ebenso genial wie die Fortführung der eigentlichen Alien-Saga und die Erweiterung des "Brutverhaltens" der außerirdischen Monster. So bekommt man hier neben einem Feuergefecht mit Dutzenden Aliens auch eine Königin zu sehen, die für die zahlreichen Eier verantwortlich ist. Ist einem als Zuschauer bewusst, was der Crew der Nostromo in Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt [1979] mit nur einem Widersacher widerfahren ist, muss man angesichts der dezenten Hinweise auf die Population der Menschensiedlung und der daraus resultierenden Anzahl Aliens schlucken und fiebert mit den anfangs lässigen, dann aber im Nu stark dezimierten Marines mit, die auf dem unwirtlichen Planeten gefangen sind. Wie innerhalb von wenigen Minuten aus einem Rettungseinsatz ein Kampf ums Überleben werden kann beschreibt Cameron dank des hervorragenden Szenenaufbaus und mit dem langen Fernbleiben der Monster. Allein die Idee des Terraforming, um den im ersten Film lebensfeindlichen Planeten zumindest ohne Raumanzug erträglich zu machen ist ein erstklassiger Einfall.
Doch auch innerhalb der einzelnen Sequenzen wartet das Skript mit zahlreichen Überraschungen und Wendungen auf, gibt den Aliens ein kollektives und damit umso tödlicheres Verhalten mit und verblüfft mit den Einfällen beim Finale außerdem. Erzeugt Autor James Cameron in den ersten 70 Minuten mit seinen eindringlichen Charakterstudien und dem unheimlichen Ambiente eine fast erdrückende Atmosphäre, lässt er dem Zuschauer in der zweiten Hälfte des Films kaum mehr Zeit, durchzuatmen. Die Actionsequenzen ergeben sich aus der Geschichte heraus, und gipfeln schließlich in einem denkwürdigen "Faustkampf", der bis heute ungeschlagen ist. Camerons Vorlage unterscheidet sich so vollkommen von der des Vorgängers, dass es überrascht, wie gut es ihm gelang, dieselbe Stimmung zu erzeugen. Sein Ansatz mag zwar gänzlich anders sein, passt dennoch zum Alien-Universum und erweitert es um so viele Details, dass man seinen Film beinahe als alleinstehenden Action-Horror-Film anpreisen könnte.
Da ist es nicht erstaunlich, dass Cameron für das Aliens-Skript ein gänzlich anderes umarbeitete, damit es zum ersten Alien-Film passend zu machen. Die Unterschiede zwischen dem letztendlichen Film und der Story-Zusammenfassung, die Cameron 1983 für das Studio geschrieben hatte, sind übrigens doch erheblich; dort gab es beispielsweise den Charakter Burke noch überhaupt nicht, auch hieß der Planet nicht LV-426, sondern Acheron (wie im Skript zum ersten Film). Zudem war Ripleys Tochter (das Bild im Film ist übrigens das von Sigourney Weavers Mutter) ursprünglich noch am Leben und auch die Entdeckung der Alieneier im fremden Raumschiff durch die Kolonisten ging länger. Sergeant Apone sollte das erste Scharmützel überleben und Ripley sollte ebenso wie Hicks und Newt von den Aliens eingesponnen werden. Seine erste Drehbuchversion reichte Cameron im Mai 1985 beim Studio ein und es ist erstaunlich, wie sehr es der endgültigen Fassung ähnelt, auch wenn einige Szenen und Figuren anders ausgearbeitet sind, als im letztendlichen Film. Angesichts der Charaktere und ihrer Entwicklungen, wäre es nicht gerecht, den Stoff auf ein reines Action-Drehbuch zu reduzieren.

Dass Hauptdarstellerin Sigourney Weaver wieder mit an Bord sein würde, war mehr als ungewiss, auch wenn Autor und Regisseur Cameron den Film ganz auf sie zugeschnitten hatte. Die Verhandlungen mit dem Studio und Weavers Agenten gestalteten sich zunehmend schwieriger, bis Cameron selbst eingriff. Er rief Arnold Schwarzeneggers Agenten an und unterhielt sich mit ihm informell darüber, dass er momentan an dem Film Aliens arbeite, und man entschieden habe, Ripley (und damit Weaver) aus dem Film zu streichen. Schwarzeneggers Agent meldete sich postwendend bei demjenigen von Sigourney Weaver und teilte ihm dasselbe mit, woraufhin sich Weavers Agent kurzum mit 20th Century Fox, dem Produktionsstudio, kurzschloss und in Windeseile den Vertrag fertig machte, so dass der zweite Film der Alien-Reihe auf jeden Fall mit Ripley als Hauptfigur gemacht würde. Doch hatte Weaver einige Forderungen an James Cameron, beispielsweise, dass sie keine Waffe benutzen und im Film sterben wollte. Was daraus letztendlich geworden ist, ist im Film zu sehen, auch wenn es den Regisseur einiges an Überredungskunst gekostet hat, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Dafür war Weaver mit den anspruchsvollen, ruhigen Szenen zu Beginn des Films sehr zufrieden und zeigte sich dementsprechend entrüstet, als sie die erste Kinofassung sah, die 1986 in den USA startete – dort kam der Film nämlich in einer um 17 Minuten gekürzten Version heraus, die eben viele der ruhigen Charaktermomente vermissen ließ. Erst als Weaver protestierte und ankündigte, in keiner weiteren Fortsetzung mitwirken zu wollen, veröffentlichte Fox ein Jahr später auf Laserdisk die erweiterte "Special Edition" als "Director's Cut", so wie ihn James Cameron ursprünglich wollte.
Wie engagiert sie ihre Rolle angegangen ist, sieht man jedoch in jeder einzelnen Einstellung, ihre Darbietung bei der Konfrontation mit den Aliens, ihre wiederkehrenden Alpträume und die Verzweiflung, als sie das Geschehen der Kolonisten auf LV-426 auf dem Monitor mit ansehen muss, ist hervorragend gespielt und brachte ihr zurecht eine Oscarnominierung ein. Man nimmt ihr die ruhigen und verletzlichen Momente zu Beginn ebenso ab, wie ihre kämpferische, fast schon tollkühne Haltung beim Finale des Films; ihre Handlungen bleiben stets nachvollziehbar, ihre Motivation immer greifbar. Sie ist nicht nur die beste Darstellerin im Film, sondern ist der Rolle als starke, ungewöhnliche Heldin auch ohne weiteres gewachsen.
Dass sie sich bei den Dreharbeiten um ihre junge Kollegin Carrie Henn kümmerte, ist nicht verwunderlich, für die Kinderdarstellerin war dies das erste und das letzte Mal, dass sie in einem Film zu sehen war; Henn spielt dabei die junge Newt mit einer Überzeugungskraft, dass es eine Freude ist, ihr zuzusehen. Ihre natürliche Ausstrahlung ist dabei ohne Zweifel ihr größter Pluspunkt. Es ist irgendwie schade, dass sie seither in keiner anderen Produktion mehr zu sehen war, aus ihr hätte eine bekannte und talentierte Darstellerin werden können.
In gewisser Weise markiert Aliens ein kleines Familientreffen für Regisseur Cameron und manche seiner Darsteller: mit Michael Biehn, Lance Henriksen und Bill Paxton hatte er schon bei Terminator gearbeitet, die damals erst 26jährige Jenette Goldstein, die hier als die skurril-toughe Marine-Kämpferin Vasquez zu sehen ist, besetzte er sowohl in Terminator 2, als auch in Titanic wieder (wo übrigens erneut Bill Paxton mitspielt). Bei keinem der Beteiligten gibt es etwas zu bemängeln – Biehn, der als einziger der Marines-Darsteller kein zweiwöchiges Training absolvierte, weil er später besetzt wurde, spielt mit der von ihm gewohnten Zurückhaltung, sein schüchternes Auftreten verleiht ihm allerdings gleichermaßen ein rätselhaftes wie sympathisches Erscheinen und die Chemie mit Hauptaktrice Weaver stimmt von der ersten Sekunde an. Mit Lance Henriksen wurde ein mysteriöser wie vertraut erscheinender Darsteller für eine ungewöhnliche und doch fordernde Rolle besetzt – er überzeugt ebenso, wie der chronisch panische Bill Paxton, der mit seinen sarkastischen Bemerkungen zwar immer wieder für Auflockerung sorgt, aber trotzdem genügend Ernst vorweist, um seine grundsympathische Rolle überzeugend darzubringen.
William Hope spielt hier zwar nur eine etwas größere Nebenrolle, dass sein zwiespältiger Filmcharakter aber trotz seiner Fehler und Schwächen sympathisch und verständlich bleibt, ist ihm zu verdanken. Die ungewöhnlichste Rolle bekleidet zweifelsohne der als Standup-Comedian bekannt gewordene Paul Reiser, dem später mit der TV-Serie Verrückt nach dir [1992-1999] der Durchbruch zusammen mit Ko-Darstellerin Helen Hunt gelang. Reiser mimt seine undurchschaubare Rolle mit der notwendigen Ernsthaftig- und Kaltschnäuzigkeit und gehört damit zu den unliebsamsten Figuren im Film. Eine letzte Szene, in der er eingewoben zu sehen ist, und Ripley ihm eine Granate in die Hand drückt, um sein Leiden zu beenden, wurde zwar geschrieben und gedreht, ist aber weder in der Kino-, noch in der Director's Cut-Fassung enthalten.
Der letzte bekannte Darsteller im Bunde ist Al Matthews als Sergeant Apone, der nicht nur stets sympathisch erscheint, sondern auch der erste farbige Marine war, der in Wirklichkeit (während des Vietnam-Krieges) in den Rang eines Sergeants befördert wurde. Seinen letzten Auftritt auf der Leinwand hatte der charismatische Mime in James Bond 007 – Der MORGEN stirbt nie [1997] – er starb im Oktober 2002 in Spanien an Krebs.
Ihm wie allen anderen Beteiligten kann man nur gratulieren, die gesamte Besetzung ist sehr gut ausgewählt und spielt ihre Rollen mit dem notwendigen Eifer, um die zum Teil nur sehr kurz auftretenden Figuren glaubhaft zu machen; dank ihnen kann man mit den erfolglos scheinenden Fluchtversuchen der Charaktere im Film ständig mitfiebern.

Inszenatorisch übertrifft James Cameron seinen Vorgängerfilm Terminator vor allem durch den geschickten Einsatz der weitläufigen Sets und der erstklassigen Spezialeffekte, die er zu vielen Panorama-Einstellungen verbindet. Er nutzt die verschiedenen Farbgebungen geschickt aus, um eine jeweils unterschiedliche Atmosphäre zu erzeugen, die an Bedrohlichkeit stets zunimmt. Den Höhepunkt erreicht das zweifelsohne bei der letzten Konfrontation mit der Alien-Queen, die schlichtweg atemberaubend gefilmt ist. Die Actionszenen bekommen durch den Einsatz der Monitore, auf denen Bilder mitten aus dem Geschehen gezeigt werden, einen nicht zu vernachlässigenden Touch Authentizität mit. Der krasse Gegensatz, den Cameron mit seinen ersten Eindrücken der menschlichen Kolonie und den später verwüsteten Inneneinrichtungen erzeugt, fasziniert durch die radikale Änderung der vermeintlich bekannten Umgebung und vermittelt so schon von der ersten Sekunde an eine unheimliche Stimmung.
Dass die Actionszenen nie unübersichtlich geraten ist ebenso ein Verdienst von Regisseur und Cutter, wie die stilistisch perfekt eingepassten Weltraumaufnahmen, der ruhige Flug über die Kolonie zu Beginn und das ruhige, spannungsgeladene Erkunden des Komplexes durch die Marines.
Dabei konnte sich Cutter Ray Lovejoy (der zuvor unter anderem an 2001: Odyssee im Weltraum [1968] beteiligt war) zuerst auf keinen Nenner mit Cameron einigen, da beide ein völlig anderes Gespür für den Erzählrhythmus hatten. Wie sie dann dennoch zueinander fanden, und wie sie aus Aliens einen der best-fotografierten und geschnittenen Filme seiner Zeit machten, können Interessenten dem Audio-Kommentar des Regisseurs auf den Heimkinokollektionen entnehmen. Lovejoy starb leider im Oktober 2001 und war somit nicht an dem Kommentar beteiligt.
Handwerklich gibt sich Aliens absolut makellos, erzeugt sowohl in den Außen-, als auch Innenaufnahmen eine ungeheure Dynamik und entwickelt nach dem ruhigen, charakterbetonten Anfang ein mitreißendes Tempo, dem man sich als Zuschauer nicht entziehen kann.

Zu verdanken ist der hervorragende Eindruck zweifelsohne auch den zahlreichen Bauten, seien es nun die Innensets, oder die weiträumigeren Aufnahmen in der Kolonie; auch das Innere des Marines-Schiffs Sulaco überzeugt mit einfallsreichen und detaillierten Räumen, die in jeder Einstellung authentisch wirken. So wundert es auch nicht, dass der Film in den ersten 50 Minuten bereits doppelt so teuer aussieht, als er eigentlich war. Doch die wahre Kunst der Setdesigner lag darin, die Kulissen bis in den letzten Winkel auszunutzen. Nicht nur beim Schiff, auch bei den Koloniekomplexen mit den zahlreichen Ebenen wird jeder Raum ausgekostet.
Dasselbe gilt für die Aliens selbst, die zwar anders als noch im ersten Film aussehen, aber dennoch sehr ähnlich wirken. Der schweizer Designer H.R. Giger war übrigens nicht mehr für ihr Design verantwortlich, da Regisseur Cameron ganz eigene Vorstellungen von den Sets und den Aliens – auch der Alien-Queen – hatte und sich seine Vision nicht durch andere Designer zerstören lassen wollte. All das umzusetzen lag letztendlich an Stan Winston, Tom Woodruff, Jr. und Alec Gillis, die hier eine atemberaubende Arbeit abgeliefert haben. Wenn sich Ripley dem Duell mit der Queen stellt, oder das Shuttle über die Kolonie schwebt – nie hat man das Gefühl, es würde sich dabei um einen Effekt handeln und der Showdown in der untersten Etage des Reaktors gehört zu den best-gemachten und fotografierten der Filmgeschichte.
Die Filmcrew hatte dabei nur ein halbes Dutzend Alien-Anzüge zur Verfügung, dass man als Zuschauer das Gefühl hat, es würde sich dabei um mehrere Dutzend handeln, ist nur der hervorragenden Schnittarbeit zu verdanken.
Egal ob das Set-Design, oder die Spezialeffekte im Weltraum, das Aussehen und die Bewegung der Aliens oder aber die kokonartigen Gebilde mit den eingewobenen Kolonisten, der Film ist technisch auch heute nicht besser zu machen, manche der Blue-Screen-Aufnahmen sehen bei heutigen Produktionen zudem meist schlechter aus als hier.

Für die Musik wurde James Horner verpflichtet, der sich mit seinen Scores zu Star Trek II: Der Zorn des Khan [1982] und Star Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock [1984] bereits einen Namen im Science Fiction-Genre gemacht hatte – davon gibt es auch einige Themen im Film zu hören. Trotzdem war die Zusammenarbeit zwischen Horner und Cameron alles andere als einfach.
So war Horner der Meinung, dass er zu wenig Zeit für das Schreiben des Soundtracks bekommen hatte, und zahlreiche seiner älteren Scores wiederverwertete – Cameron indes war mit der Platzierung der Musikstücke vollkommen unzufrieden und bestimmte letztlich den Einsatz der Musik im Film durchweg selbst. So kommt es auch, dass beinahe kein Stück an der Stelle im Film zu hören ist, an der es von Horner eigentlich gedacht war. Dafür wiederholen sich ein paar Themen mehrmals und manches des Score wurde gar nicht verwendet. Zwar wurde vor einigen paar Jahren eine CD mit mehr Musik aus dem Film auf den Markt gebracht, wie sich das ganze aber im Film anhöre würde, ist bis heute unbekannt, da es die Macher leider nicht schafften, wie bei der ersten DVD-Box-Veröffentlichung von Alien, auch hier einen alternativen Score anzubieten.
Zur Musik selbst genügt es schon zu sagen, dass James Horners Themen zu den meistkopierten und in anderen Filmen, sowie Trailern eingesetzten Musikstücken überhaupt gehören. Seine finale Hymne zum Kampf mit der Queen kommt sogar in Stirb langsam [1988] am Schluss vor; ihm gelang einer der tiefgehendsten, unterschiedlichsten und doch energetischsten Soundtracks, die es bisher zu hören gab, von seinen beunruhigenden, sphärischen Themen, bis hin zur ultimativen Actionsuite, wenn Ripley den Marines mit dem Panzer zu Hilfe eilt. Die Musik zieht sich wie ein roter Faden durch den Film, greift manche Themen aus dem ersten Film wieder auf, überrascht mit disharmonischen Akkorden, temporeichen Schlagzeugsoli und kräftigen Orchesterthemen. Immer den Szenen angemessen eingesetzt ist der Score für den Film ebenso unverzichtbar wie andersherum.
In den richtigen Momenten wird dafür gar keine Musik eingespielt, wodurch die Bilder noch beunruhigender wirken. Auch wenn James Horner damals mit der Verfahrensweise von James Cameron nicht einverstanden gewesen sein mag, die Art und Weise, wie die Musik im Film eingesetzt wird ist ebenso hervorragend, wie die Musik selbst, die in die Sammlung eines jeden Soundtrack-Fans gehört. Der Score ist zeitlos und prägnant, ein kongeniales Meisterwerk auf der Höhe von Star Wars – Krieg der Sterne [1977].

Die Kunst zu improvisieren und sich auf neue Gegebenheiten einzustellen, erlernte Regisseur Cameron während seiner Arbeit bei Roger Corman, wie viel ihm das hier nützen würde, hätte er sich sicher nicht träumen lassen, denn die Filmcrew stieß auf so viele Probleme während des Drehs, dass manch andere daran vielleicht verzweifelt wären.
So konnte man weder die Original Konstrukionspläne, noch das damals benutzte Modell des Nostromo-Shuttles Narcissus ausfindig machen, das zu Beginn des Films zu sehen ist. Die Macher mussten daher sowohl das Äußere, als auch das Innere Aussehen anhand der Filmszenen von Alien rekonstruieren. Als Cameron überdies die Designer bat, ein Design des Shuttleshiffs der Sulaco zu entwerfen, konnte ihn keine der Zeichnungen zufrieden stellen, darum baute er sich letztendlich selbst eines aus alten Flugzeug- und Helicoptermodellen.
Der Regisseur wies die Marines-Darsteller zudem an, ihre Uniformen selbst zu "verzieren"; also mit Aufklebern oder anderen Accessoires zu versehen, um so Authentizität einzubringen. Aus dem Grund wurde die Frühstückssequenz an Bord der Sulaco auch als letztes gedreht, um die Vertrautheit der Crew besser herauszustellen.
Eines der ungewöhnlichsten Probleme war zweifelsohne Jenette Goldsteins Schwierigkeiten, als sie eine Handfeuerwaffe abfeuern sollte; auf Grund des Rückstoßes sah ihre Darbietung einfach nicht glaubhaft aus, darum wurde sie in den Einstellungen von der jüngst angetrauten des Regisseurs, Produzentin Gale Anne Hurd gedoubelt.
Stan Winston musste zudem eine immens leichte Puppe mit dem Aussehen von Carrie Henn entwerfen, da Sigourney Weaver auf Grund von Rückenproblemen das Kind nicht so lange auf dem Arm tragen konnte.

Dass man von all den skurrilen Eigenheiten der Produktion im fertigen Film nichts sieht, ist ein Verdienst von Regisseur, Kameramann und Cutter, die hier allesamt eine erstklassige Arbeit abliefern. Ihnen gelang das Kunststück, den kongenialen Alien mit einer komplexeren Story und mehr Action noch zu übertreffen.
Zwar besitzt der Film eine nicht ganz so einzigartige Atmosphäre wie der Vorgänger, dafür überrascht er mit noch mehr Tiefgang, atemberaubenderen Szenen und einem lebendig gewordenen Horror, den man so bisher noch nicht gesehen hat. Wie sehr der Film die Gesellschaft geprägt hat merkt man nicht nur daran, dass zig andere Produktionen an Aliens erinnern, sondern, dass sogar das Smithsonian Institute in Washington, D.C. Interesse bekundete: Dort steht inzwischen eines der Alien-Eier, die beim Dreh des Films verwendet wurden.


Fazit:
Kaum jemand hätte gedacht, dass den Machern das Kunststück gelingt, qualitativ an den ersten Film anzuschließen, und als Regisseur James Cameron mit der Tag-Linie zum Film den "Kriegszustand" ausrief, konnten sich nur wenige etwas darunter vorstellen. Sein Ansatz ist so vollkommen anders, als derjenige von Ridley Scotts Film, und gleichermaßen genial umgesetzt.
Wenn nach der atmosphärisch unheimlich dichten ersten Stunde das Chaos ausbricht und der Puls des Zuschauers von Minute zu Minute weiter nach oben getrieben wird, wird Camerons Vision deutlich: technisch perfekt umgesetzt präsentiert er in Aliens ein Horrorszenario, das sich Fans des ersten Films nicht in ihren kühnsten Träumen hätten vorstellen können. Die insgesamt sieben Oscarnominierungen (zwei davon gewannen die Macher tatsächlich) sind vollauf berechtigt, sei es der phänomenale Score, die erstklassige Kamera- und Schnittarbeit oder Sigourney Weaver, die ihrer Filmfigur noch mehr Tiefe verleiht, als im ersten Teil.
James Cameron erschuf ein Science Fiction-Epos der besonderen Art, ein zeitloses Meisterwerk, das bis heute unübertroffen ist und auch beim zigten Mal anschauen nichts von seiner Faszination verloren hat.