Alien: Covenant [2017]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 19. Mai 2017
Genre: Science Fiction / Horror / Thriller

Originaltitel: Alien: Covenant
Laufzeit: 122 min.
Produktionsland: Großbritannien / Australien / Neuseeland / USA
Produktionsjahr: 2017
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Ridley Scott
Musik: Jed Kurzel
Darsteller: Michael Fassbender, Katherine Waterston, Billy Crudup, Danny McBride, Demián Bichir, Carmen Ejogo, Jussie Smollett, Callie Hernandez, Amy Seimetz, Nathaniel Dean, Alexander England, Benjamin Rigby, Uli Latukefu, Tess Haubrich


Kurzinhalt:

15 Jahre, nachdem die Überlebenden der Prometheus ihre Reise zur Heimatwelt der "Konstrukteure" genannten Außerirdischen angetreten haben, empfängt die Crew des Kolonisierungsschiffes Covenant auf seiner Reise zu einer neuen Welt ein Signal von einem Planeten, der bislang als für die Kolonisierung ungeeignet galt, nun aber lebensfähige Bedingungen aufweist. Entgegen der Meinungen seiner ersten Offizierin Daniels (Katherine Waterston) entscheidet Captain Oram (Billy Crudup), den Planeten genauer zu untersuchen. So idyllisch die Welt im ersten Moment ist, es scheint dort kein Leben zu existieren. Doch dann stößt der Erkundungstrupp auf ein fremdes Raumschiff und erste Crewmitglieder zeigen Anzeichen einer Erkrankung. Schon bald sehen sich Daniels und der Androide Walter (Michael Fassbender) einer tödlichen Bedrohung gegenüber, die viel zielgerichteter ist, als es zunächst den Anschein hat ...


Kritik:
So ambitioniert die Geschichte von Ridley Scotts Prometheus - Dunkle Zeichen [2012] als Science Fiction-Story war, so mängelbehaftet war die Umsetzung, nicht zuletzt, weil der Film kaum Antworten auf die Fragen lieferte, die er aufwarf. Mit der Fortsetzung Alien: Covenant verspricht der Filmemacher, Vieles besser zu machen und die Lücke zu seinem Klassiker Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt [1979] zu schließen. Angesichts der Versprechen ist umso enttäuschender, was für einen Film man letztlich geboten bekommt.

Die Geschichte setzt 15 Jahre nach Prometheus und 10 Jahre vor Alien an. Das Kolonisierungsraumschiff Covenant ist auf dem Weg nach Origae-6, um dort mit zwei Tausend Kolonisten eine neue Welt zu besiedeln. Wie die Crew befinden sich diese im Tiefschlaf. Nach einem katastrophalen Zwischenfall wird die Besatzung aus der Stasis geweckt und entdeckt eine offenbar von Menschen stammende Übertragung von einem nahe gelegenen Planeten. Um dem Ursprung auf den Grund zu gehen, ändert die Crew den Kurs und entdeckt auf dieser friedlich erscheinenden Welt das Raumschiff, mit dem sich Elizabeth Shaw und der Androide David am Ende von Prometheus auf die Suche nach denjenigen Wesen gemacht haben, die die Menschheit erschaffen haben.

Es dauert erstaunlich lange, ehe Alien: Covenant die bekannten außerirdischen Monster zeigt und wenn Ridley Scott es tut, sind es anfangs nicht diejenigen, wie man sie aus Alien kennt. Wieder präsentiert der Filmemacher Figuren, die ohne die geringste Ahnung vom Ökosystem einer fremden Welt oder von den Gefahren desselben, durch dessen Landschaft stapfen und dabei keine Raumanzüge oder überhaupt Atemmasken tragen. Das Verhalten der Charaktere ist dabei nicht ganz so abstrus und ärgerlich wie in Prometheus, aber gleichzeitig nur wenig besser. Von der Crew, die zum Zwecke der Kolonialisierung aus Paaren besteht, hat außer dem Androiden Walter (vom Aussehen her gleich wie David), der neuen Frau im Zentrum, Daniels, und dem unerwartet zum Captain der Mission beförderten Oram, kaum jemand etwas zu tun. Unabhängig davon wie engagiert die Darsteller auftreten, allen voran Michael Fassbender und Katherine Waterston, lassen die Figuren merklich an Tiefe vermissen.

Bedeutend schlimmer ist jedoch, dass der Filmemacher seine Versprechen nicht einhält. Die zwei drängendsten Fragen aus Prometheus, weswegen die Menschen erschaffen wurden und weshalb ihre Schöpfer sich entschieden, ihrer Existenz ein Ende zu bereiten, beantwortet Alien: Covenant nicht. Das Skript wirft die Fragen nicht einmal mehr auf. Bereits bei der eigenen Story tun sich Sprünge und Löcher auf, die bis zum Ende bestehen bleiben. Was genau ist mit Shaw geschehen? Was genau ist Davids Ziel? Und wenn Scott tatsächlich die Brücke zu Alien schlagen will, wieso passt der Standort des Alien-Schiffes am Ende dann immer noch nicht?
Doch mit solchen Details beschäftigt sich der Filmemacher nicht, sondern präsentiert stattdessen mehrere der Aliens in verschiedenen Evolutionsstufen, die allesamt sehr offensichtlich aus dem Computer stammen. Das macht den Horror, der von diesem Wesen ausgeht bedeutend weniger greifbar und wird auch dadurch nicht aufgewogen, dass man zum ersten Mal ihre Sichtweise gezeigt bekommt. Im Gegenteil, für Wesen ohne Augen scheint es arg plump, über eine ganz normale Kameraaufnahme einen müden Filter mit kleinen Unregelmäßigkeiten zu legen.

Dadurch gestaltet sich die handwerkliche Umsetzung von Alien: Covenant überaus frustrierend. So gelungen das Design der Convenant selbst, des außerirdischen Schiffes und der Tempel auf der Planetenoberfläche sind, so gewöhnlich ist die Inszenierung. Werden die Trickeffekte gerade beim Monster offensichtlich, ist das schlichtweg ärgerlich. Selbst die Entwicklung der Geschichte überrascht bei weitem nicht in dem Maße, wie man erhoffen würde. Die meisten Wendungen sehen Kenner des Genres meilenweit kommen und das aufgesetzte Finale nach dem eigentlichen Showdown auf dem Planeten, hat man so vor über 30 Jahren schon packender gesehen.

Regelrecht ärgerlich ist dagegen, wie Regisseur Ridley Scott die Gewalt inszeniert. Abgesehen von der Tatsache, dass die aus Pärchen bestehende Crew wohl die emotionalen Auswirkungen des Verlusts durch die Aliens erhöhen soll, scheint Scott die Gewalt regelrecht zu genießen. War Alien beileibe kein zimperlicher Film, weidete er sich nicht an dem gezeigten Leid der Personen. Wie Alien: Covenant ab 16 Jahren freigegeben werden konnte, verstehe wer will. Bezeichnend hier ist sowohl die vollkommen überflüssige Slasher-Sequenz, mit der das Finale eingeleitet wird und bei der es nicht ausreicht, dass jemand mitansehen muss, wie der Partner vor den Augen grausam getötet wird. Allein die Tatsache, dass Scott einen abgetrennten Kopf nicht ein oder zwei Mal, sondern ein halbes Dutzend Mal aus genau derselben Perspektive zeigt, verdeutlicht, worum es dem Regisseur wohl geht.


Fazit:
So stark und einfallsreich die ersten 45 Minuten von Prometheus - Dunkle Zeichen waren, so stark ließ der Film im Anschluss inhaltlich nach. Alien: Covenant ist in den schwachen Momenten nie ganz so schwach, dafür aber in keinem Moment so ambitioniert oder gelungen wie der Auftakt des Vorgängers. So viel wie hier gelingt dank der Darsteller und des Designs, der grundlegenden Atmosphäre, des an den Originalfilm erinnernden Scores, so viel misslingt im nächsten Moment. Die zentrale Figur des letzten Films derart sang- und klanglos aus der Geschichte zu streichen, ist ihr nicht angemessen. Es hilft auch nicht, auf das virale Marketing zu Alien: Covenant oder eventuelle gelöschte Szenen zu verweisen. In der vorliegenden Form weist der Film viele ärgerliche Lücken auf und auch die gelieferten Erklärungen sind oft nur dürftig und als Sequel wie als Prequel gleichermaßen enttäuschend. Wieder auf eine Fortsetzung zu verweisen, ist geradezu dreist. Alien bezog die Spannung aus dem Unbekannten, aus einem Aufbau, in dem der Horror oft nur spürbar und nicht sichtbar war. Hier klaut der Filmemacher sowohl von sich selbst, als auch von James Camerons Aliens - Die Rückkehr [1986], ohne dessen oder seine eigene Vorlage zu erreichen.
Vor allem beraubt Ridley Scott seine eigene Kreation, das Alien, Stück für Stück seiner Magie und jeglicher fremdartiger Aura.