Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt [1979]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 9. September 2004
Genre: Science Fiction / Horror
Originaltitel: Alien
Laufzeit: 117 min.
Produktionsland: Großbritannien
Produktionsjahr: 1979
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Ridley Scott
Musik: Jerry Goldsmith
Darsteller: Tom Skerritt, Sigourney Weaver, Veronica Cartwright, Harry Dean Stanton, John Hurt, Ian Holm, Yaphet Kotto, Bolaji Badejo, Helen Horton, Eddie Powell
Kurzinhalt:
Die Crew des Frachtraumkreuzers Nostromo, bestehend aus Captain Dallas (Tom Skerritt), Ripley (Sigourney Weaver), Lambert (Veronica Cartwright), Brett (Harry Dean Stanton), Parker (Yaphet Kotto), Ash (Ian Holm), Kane (John Hurt) und Jones, nachdem der Bordcomputer ein fremdes Signal aufgefangen hat, wird aus dem Tiefschlaf geweckt. In der Annahme, dass es sich dabei um ein Rettungssignal handelt, begibt sich die Crew samt Raumschiff zu einem fremden, ungastlichen Planeten.
Dort entdecken sie ein fremdartiges Raumschiff, doch bei einer Erkundungsexpedition wird eines der Crewmitglieder mit einer fremdartigen Lebensform infiziert. Wieder an Bord, ist der Erreger scheinbar verschwunden. Doch damit beginnt für die Crew ein alptraumhafter Kampf ums Überleben ...
Kritik:
Nachdem der am 30. November 1937 in South Shields, England, geborene Ridley Scott seine Ausbildung am "Royal College of Art" in London abgeschlossen hatte, kam er zum Fernsehsender BBC und arbeitete dort als Set-Designer. In den 1960er Jahren begann er mit seiner Regiearbeit an Fernsehserien wie Z Cars [1962-1978], ehe er mit Die Duellisten [1977] seinen ersten Kinofilm vorstellte. Dazwischen (und auch später) drehte er immer wieder Werbefilme fürs Fernsehen, insgesamt über 2000 Stück. Was den Zuschauern von Die Duellisten am meisten in Erinnerung blieb war der neuartige, überwältigende visuelle Stil, mit dem der Regisseur den Film versah. Diese Anerkennung war es, die es Scott ermöglichte, nur zwei Jahre später bei dem Science Fiction-Horror-Film Alien Regie zu führen.
Seinen Hang zu opulenten Bildern stellte er aber nicht nur da, sondern auch im düsteren Zukunftsthriller Blade Runner [1982] unter Beweis. Mit Legende [1985] folgte ein Fantasyspektakel, ehe sich Scott mit Der Mann im Hintergrund [1988] vom fantastischen Genre verabschiedete und bodenständigere Filme drehte. Erntete er für Black Rain [1989] noch gemischtes Lob, erhielt er für Thelma & Louise [1991] seine erste Oscarnominierung. Mit seiner opulenten Nacherzählung der Entdeckung Amerikas in 1492 - Die Eroberung des Paradieses [1992] fuhr er zwar nicht künstlerisch, dafür finanziell einen ersten Flop ein und widmete sich mit White Squall - Reißende Strömung [1996] nach einer künstlerischen Pause wieder dem ruhigeren Erzählkino, das optisch auch moderater daherkam. Seinen artistischen Fehlgriff Die Akte Jane [1997] konnte er mit Gladiator [2000] wieder ausbügeln, mit dem ihm auch die Wiederbelebung des Sandalenkinos gelang; für diesen Film schuf seine eigene Spezialeffekte-Firma "Mill Film" in London die meisten Effekte. Nur ein Jahr später lieferte er zwei Projekte ab, aber auch wenn Hannibal [2001] als Fortsetzung zu Das Schweigen der Lämmer [1991] erfolgreich war, so recht wollte sich der Regisseur im Nachhinein nicht mehr dazu äußern. Mit dem aufwändigen und anspruchsvollen Black Hawk Down [2001] gelang ihm zwar kein großer Erfolg, doch konnte er seine Reputation als intensiver und visuell zeitlos begabter Regisseur einmal mehr behaupten – der Film ist seiner 2001 verstorbenen Mutter Elizabeth Jean Scott gewidmet. Schon mit seinem nächsten Film, Tricks [2003] landete er jedoch wieder in den roten Zahlen.
Zusammen mit seinem Bruder, Filmemacher Tony Scott gehören ihm die "Shepperton Studios" in Großbritannien. Im Jahr 2003 wurde Sir Ridley Scott zum Ritter geschlagen.
1979 hätte sich sicherlich niemand der Beteiligten gedacht, dass sie mit Alien nicht nur einen Meilenstein der Filmgeschichte schufen, sondern auch einen der einflussreichsten Filme dieses Genres, der bis heute in vielen Bereichen maßgebend geblieben ist. Dabei wurden mit dem Drehbuch von Dan O'Bannon und Ronald Shusett nicht nur die Weichen für Alien gelegt, sondern – da Shusett, der O'Bannon beim Drehbuchentwurf half im Gegenzug O'Bannons Hilfe bei seinem Skript in Anspruch nahm – auch diejenigen für den immerhin 11 Jahre später umgesetzten Total Recall [1990], für den sich ebenfalls die beiden Autoren verantwortlich zeichnen. Für den ersten Teil der Alien-Reihe haben aber nicht nur sie am Drehbuch gefeilt, sondern auch die Produzenten Walter Hill (der zu einem Zeitpunkt sogar die Regie übernehmen wollte) und David Giler. Sie veränderten beispielsweise sämtliche Namen der Hauptfiguren und im ursprünglichen Skript sollte die Hauptrolle von Ripley auch von einem Mann gespielt werden.
Wie der Film ohne die Änderungen geworden wäre, lässt sich nicht sagen, fest steht nur, dass den Autoren hier eine der beklemmendsten und Furcht einflößendsten Kreaturen und Szenerien gelang, die man sich bislang vorstellen konnte. Mit ihrem ruhigen Aufbau, den sympathischen und lebensnahen Figuren und einem Widersacher, der so andersartig, so perfekt ausbalanciert und dabei trotz seiner eigentlichen Solidität beinahe unbesiegbar erscheint, erschufen sich ein perfekt abgestimmtes Drehbuch, das die Darsteller im selben Maß fordert, wie es den Zuschauer paralysiert zurücklässt.
Der konstante Spannungsaufbau bis zum Finale hin wirkt nie langatmig und spannt einen dennoch ständig auf die Folter, die Größe des Schiffs wird dabei ebenso offenbar wie die Einsamkeit, in der es durchs All treibt. Bis heute gehört O'Bannons und Shusetts Skript zu den besten, die es in dem Genre je gegeben hat. Dass es zudem nicht einmal auf einer Romanvorlage basiert, sondern aus eigener Kreation heraus entstand, macht die Komplexität und den durchdachten Aufbau nur noch bewundernswerter.
Bei den Darstellern setzten die Macher auf frische, unverbrauchte Gesichter – mit Sigourney Weaver fanden sie außerdem die unscheinbarste und charismatischste Heldin jener Zeit. Die bei den Dreharbeiten erst 29jährige Schauspielerin hatte zwar erst in wenigen Produktionen mitgewirkt, überzeugte die Produzenten aber in dem Maße, dass sie ihr statt Veronica Cartwright den Vorzug für die Hauptrolle gaben. Im Film spielt sie nach einer anfänglich unterkühlten Einleitung mit einer Eindringlichkeit, dass man als Zuschauer in jeder Einstellung mit ihr mitfiebert und wenn sie schlussendlich dem Alien allein gegenübersteht ist die Angst in ihren Augen buchstäblich spürbar. Es ist bis heute kaum vorstellbar, dass sie für ihre Verkörperung nicht nur keine einzige Auszeichnung erhielt, sondern lediglich für den britischen "Oscar", den BAFTA Award nominiert war. Blickt man heute auf Alien zurück war ihre Rolle der Auslöser für zahlreiche starke Frauenrollen in Filmen – darunter auch zweifellos im ebenso berühmten Terminator [1984].
Veronica Cartwright sollte wie erwähnt ursprünglich die Hauptrolle übernehmen, wurde kurzfristig jedoch auf einen kleineren Part verlegt. Angesichts ihres zum Schluss hin erzwungenen und unglaubwürdigen Spiels eine gute Entscheidung. Sie bleibt die schwächste Schauspielerin im Film.
Tom Skerritt hat zwar keine große Rolle, füllt die jedoch mit seinem Charisma gewohnt solide auf. Zwar hätte man sich von ihm energischere Momente gewünscht, sein Spiel lässt aber niemals zu wünschen übrig, ebenso wenig das von Harry Dean Stanton, der zumindest zu Beginn für einige aufgelockerte Momente sorgen darf. Zu den besten Darstellern gehört zudem Yaphet Kotto, der mit seiner Natürlichkeit und der überzeugenden Reaktion auf diese außergewöhnliche Situation sofort Sympathien gewinnt. Auch John Hurt, dessen Auftritt ausgesprochen kurz aber einprägsam ist, spielt mit einer Überzeugungskraft, dass man nie an der Authentizität der Geschehnisse zweifelt.
Durch sein enigmatisches Auftreten bleibt Ian Holm in Erinnerung, der britische Darsteller erschreckt hier mit seiner unterkühlten Art ebenso, wie mit seiner schieren Präsenz.
An sich gar nicht im Film zu sehen sind Eddie Powell und Bolaji Badejo, die im Kostüm des Alien stecken.
Auch wenn die Besetzung auf den ersten Blick bis auf wenige Ausnahmen keine großen Namen vorweisen kann, sie alle spielen mit sichtlichem Engagement und verleihen ihren Figuren in der kurzen Zeit genügend Tiefe, damit man als Zuschauer mit ihnen mitleidet, während sie in dieser fast schon klaustrophobischen Situation gefangen sind. Bemerkenswert ist hier auch, wie sie sich am Anfang noch verspielt in die Haare bekommen, aber zusammengeschweißt durch die Geschehnisse dann gemeinsam nach einem Ausweg suchen. Die Dialoge sollen dabei zum Teil improvisiert sein, was zur natürlichen Umgangsform sicherlich beigetragen hat. Dass die Beteiligten beim fatalen Abendessen übrigens über den Ausgang der Szene nicht Bescheid wussten (zumindest nicht alle), sieht man an den erschrockenen Gesichtern – die denen der Zuschauer beim ersten Anschauen nicht unähnlich sind.
Inszenatorisch verwöhnt Regisseur Ridley Scott zusammen mit Kameramann Derek Vanlint mit ungewöhnlichen, malerischen und stets choreographierten Sequenzen, sei es nun die ausschweifende Anfangssequenz, die einem die imposante Erscheinung der Nostromo vermittelt oder aber die ersten Momente in dem sterilen Aufwachraum, der den krassen Gegensatz zum dunklen, fast schwarzen Sternenhimmel bietet. Die Szenen sprechen auch ohne Dialog für sich selbst, wirkt die Nostromo zu Beginn noch unheimlich groß und geräumig, wandelt sich das Bild, sobald das Alien auftaucht. Beim Finale scheinen die Gänge immer enger zu werden, Ripleys Aufenthalt mit Ash im Kommandozentrum des Bordcomputers besitzt schon klaustrophobische Ausmaße und auch die Perspektivenwechsel bei den spannenden Szenen tun ihr Übriges, um eine eindringliche Atmosphäre zu erzeugen.
Kamera und Schnitt sind dabei ruhig gewählt, überfordern zwar nicht, gehen aber genau den entgegen gesetzten Weg wie Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum [1968], der mit vielen Farben fast schon kaleidoskopartige Kompositionen erreichte. Stattdessen präsentiert Scott auf dem unwirtlichen Planeten ungewohnte Landschaften, kombiniert mit einer dokumentarisch-authentischen Inszenierung. Die Erforschung des verlassenen Raumschiffes steht dem ebenso wenig nach wie das beängstigende Setting beim Finale im Shuttle. Das Cinemascope-Format nutzt Ridley Scott bewusst und setzt auch immer wieder düstere, kalte Farben ein, um das Innere der Nostromo zu beschreiben.
Handwerklich ist Alien eine Beispielarbeit wie ein Science Fiction-Horror-Film aussehen kann. Ohne großartige Action, mit einem Gespür für opulente, staunenswerte Bilder, eigentlich gar nicht so ungewöhnlicher Settings, die aber so eingefangen werden, dass sie unheimlich und verstörend wirken und einem ruhigen Szenenaufbau, der trotz des augenscheinlich fehlenden Tempos eine Dynamik erzeugt, die spiralförmig an Geschwindigkeit gewinnt. In dem Maße genial hat Scott seither nicht mehr erzählt.
Dass die Bilder, die man als Zuschauer zu sehen bekommt, die einen bisweilen schon fast überfordern, so bemerkenswert sind liegt zum großen Teil am Set- und Alien-Designer H.R. Giger. Der gebürtige Schweizer schuf mit seinen fremdartigen, ab und an schon grotesk anmutenden Sets des Alienschiffs und des Aliens selbst eine Kunstform, die bis heute ihresgleichen sucht. Mit einem derart organischen und doch kalten Anblick hätte niemand gerechnet; vom allerersten Entwurf bis zum letztlichen Alien war es dabei zwar ein langer Weg, Giger schuf mit seiner Horror-Vision jedoch das Angst einflößendste außerirdische Wesen, das man bislang gesehen hat. Dass das Alien (im Gegensatz zu früheren Entwürfen) keine Augen besitzt, macht es in der Tat nur noch beängstigender. Seine Designs lassen sich eigentlich nicht in Worte fassen – man muss sie gesehen haben, um ihre Imposanz zu begreifen. Das Studio ließ viele seiner Designs übrigens nochmals überarbeiten, da sie ihnen zu "offensichtlich sexuell" ausgelegt waren.
Ebenso gut gelungen sind die Maskenarbeiten beim Alien, das in keiner Einstellung wie eine Puppe oder der berühmte "Mann im Gummianzug" wirkt. Vielleicht auch deshalb, weil man es nie als Ganzes zu sehen bekommt, sondern immer nur Teile davon. Das Vieh, dessen i-Tüpfelchen zweifelsohne der zweite Kiefer darstellt, wirkt nicht nur einschüchternd, sondern durch seine schiere Größe auch unbezwingbar. Schwierig war beim Dreh vor allem, dass der eingesetzte Schleim die Farbe wieder abtrug und man diese täglich neu aufpinseln musste.
Die Spezialeffekte bewegen sich auf einen sehr hohen Niveau, reichen aber gerade bei der Schlussexplosion nicht an Größen wie 2001 oder Star Wars – Krieg der Sterne [1977] heran. Im Gegensatz zu den Miniaturarbeiten, sei es nun das Shuttle Narcissus oder die Nostromo, deren Design der damaligen NASA-Spezifikation entsprach. Hier haben die Macher ganze Arbeit geleistet und unvorstellbar detailreiche Bauten erschaffen, die bis heute absolut realistisch aussehen. Doch auch die Einrichtungen der einzelnen Räume, von der Brücke über die Quartiere, bis hin zu Werkzeugkoffern oder auch den Raumanzügen sind beeindruckend geraten. So waren Props wie der Werkzeugkoffer wirklich funktional, man konnte ihn aufmachen und hatte darin alle möglichen Geräte, die Lampe außen hat tatsächlich funktioniert – ebenso wie viele Konsolen auf der Brücke, bei denen bestimmte Lichter und Knöpfe (verschaltet mit anderen Konsolen) auch eine Reaktion auf einem anderen Relais hervorgerufen haben.
Am beeindruckendsten ist dabei zweifelsohne der so genannte Space-Jockey, also das Raumfahrerskelett, das die Crew in dem verlassenen Alien-Schiff entdeckt. Kaum vorstellbar, dass das Studio 20th Century Fox die Szene ursprünglich streichen wollte, weil das Set zu groß geworden wäre. Erst als Ridley Scott statt den drei erwachsenen Darstellern seine beiden eigenen und ein drittes Kind in Raumanzüge steckte und die Aufnahmen mit einem kleineren Set machte, bekam er die Szene gebilligt.
Der Detail- und Einfallsreichtum (der dünne Nebel über den Alien-Eiern zusammen mit dem Laserstrahl wurde beispielsweise mit Hilfe eines pulsierenden Lasers erreicht, der bei der Popgruppe The Who ausgeliehen war), mit dem die Macher hier zu Werke gegangen sind ist nicht nur erstaunlich, sondern übertrifft denjenigen von vielen Großproduktionen heute bei weitem. Gerade deshalb gelang den Machern eine so überzeugende Arbeit, die auch nach 25 Jahren nichts von ihrer Faszination verloren hat.
Mit seinem Meisterwerk Die Vögel [1963] bewies Regielegende Alfred Hitchcock, dass ein Horrorfilm auch ohne Musik funktioniert – gleichwohl hier Komponist Bernard Herrmann für das Design des Geschreis des Federvieh verantwortlich war. Alien-Komponist Jerry Goldsmith tritt hier den eindrucksvollen Gegenbeweis an: nachdem er für Das Omen [1976] bereits den Oscar erhalten hatte, kehrt er zu bekannten Wurzeln wie in Planet der Affen [1968] zurück, an den der Score ein wenig erinnert.
Seien es nun die schrillen, nervenzerrenden Streicher oder der harte, fremdartig anmutende Saitenanschlag, bei dem einem die Nackenhaare zu Berge stehen, sein Soundtrack zu Alien gehört zu den einflussreichsten, subtilsten und in gewisser Weise auch gemeinsten der Filmgeschichte. Seine sphärische Melodie stimmt den Zuschauer schon beim einprägsamen Vorspann auf eine fremde Welt ein, stimmt verfremdete Melodien an, die in einem disharmonischen Gipfel enden und spannt den Hörer auf die Folter.
Zwar wurden die wenigsten Stücke dort eingesetzt, wo Goldsmith sie vorgesehen hatte und er verkrachte sich mit Regisseur Scott während der Aufnahmen, aber auch beim Anhören ohne den Film entfaltet die Musik ihr volles Potential, versetzt einen in Sekunden in die unwirtliche Landschaft des fremden Planeten, ruft Bilder bezüglich des alptraumhaften Designs des Alienschiffs wieder in Erinnerung und lässt (in einem abgedunkelten Raum) das Blut in den Adern gefrieren. Jerry Goldsmiths Score ist legendär und trägt zur Atmosphäre des Films ebenso bei wie die fantastischen Bauten und das überwältigende Set-Design.
Der nur 11 Millionen Dollar teure Film spielte seiner Zeit weltweit 100 Millionen wieder ein – angesichts des Erfolgs von Star Wars nur zwei Jahre früher, der allein in den USA immerhin das doppelte einnahm sicher kein unglaublicher Erfolg – für einen Film mit einer so hohen Altersfreigabe jedoch zweifelsohne eine Überraschung. Bedenkt man zudem, dass das Studio 20th Century Fox ebenso wenig wie irgendein anderes Studio den Film überhaupt machen wollte, weil er als zu blutig galt, kann man heute nur den Kopf schütteln. Damals ging es sogar so weit, dass Trash-Produzent Roger Corman den Stoff umsetzen wollte, bis Walter Hill den Film zusammen mit Fox umsetzte – unter der Bedingung, dass der Gewaltgrad zurückgeschraubt würde. Die erste Schnittfassung sei zudem über drei Stunden lang gewesen.
Zum 25jährigen Jubiläum brachte das Studio den Film dann nochmals mit dem Zusatz "Director's Cut" ins Kino – verwirrend und falsch zugleich wie sich zeigt. Einerseits wurde diese Schnittfassung von Ridley Scott neu zusammen gestellt, der neben einigen neuen Szenen vor allem viele bekannte kürzte und andere Kameraeinstellungen verwendete, andererseits ist dies für ihn, wie er in einem Interview zugab, nur eine "andere Schnittfassung", die dem Film ein anderes Tempo verleiht, während die 1979 veröffentlichte Kinofassung weiterhin seine bevorzugte Fassung, also der eigentliche "Director's Cut" ist. 20th Century Fox war jedoch der Meinung, dass sich der Film mit dem Zusatz besser im Kino vermarkten ließe. Wie sich herausstellte war dem nicht so. In der Jubiläumsfassung ist beispielsweise erstmals eine Szene zu sehen, in der Ripley die eingewobenen Körper von Brett und Dallas findet, die offenbar wieder Aliens austragen – Fans der Reihe wissen jedoch, dass man erst im zweiten Teil auf diese Entwicklungsstufe aufmerksam wird und fragen sich zurecht, was dies bereits im ersten Film zu suchen hat. Gekürzt wurden außerdem Einstellungen wie das Herunterlassen von Kane in den Eier-Raum, wenn Dallas erstmals die Kommandozentrale des Bordcomputers aufsucht oder wie Ripley das Shuttle vorbereitet. Auch wurden einige Spezialeffekte im Weltraum eingebaut und neue Sound-Effekte.
Wie man dem ganzen als Fan des Films gegenüber steht ist eine diffizile Angelegenheit. Einerseits ist die Straffung der Story und der leicht schnellere Erzählfluss nicht nur kaum merklich, sondern auch nicht störend. Manche alternative Einstellungen oder erweiterte Szenen wie die Ohrfeige, die Lambert an Ripley austeilt, machen im Kontext auch Sinn, andererseits wirkt die größte neue Szene, die auf der bisherigen DVD-Edition als Deleted Scene enthalten war, nämlich Ripleys Entdeckung der eingewobenen Crewmitglieder schlichtweg fehlplatziert. Nicht nur dass dies die Dynamik aus der unter Zeitdruck stattfindenden Evakuierung der Nostromo nimmt, die Szene scheint vom gesamten Setting, der Ausleuchtung und dem Aufbau nicht zum Rest des Films zu passen. Die neue Interpretation des Filmklassikers ist dabei nicht wirklich schlechter, als das Original, sie wirkt nur nicht mehr ganz so stimmig und intensiv, nicht so atmosphärisch oder fesselnd, dafür kurzweiliger und gleichwohl immer noch spannend. Für Fans der Reihe bleibt die ursprüngliche Kinofassung also weiterhin die erste Wahl und auch denjenigen, die den Film noch nicht kennen sei die ursprüngliche Version empfohlen; mit ihr bekommt man einen beklemmenderen und unheimlicheren Film gezeigt, der damals zurecht als ein Meilenstein des Genres anerkannt wurde.
Die jüngste Blu-ray-Veröffentlichung bietet zudem die Möglichkeit, den Film erstmals in einer komplett restaurierten, hochaufgelösten Fassung zu bewundern, bei der das Cinemascope-Format nun dank kräftiger Farben, einem erstklassigen Kontrast und einer sehr guten Schärfe voll zur Geltung kommt. Die Restaurierung gehört zu den besten, die es bislang gab und verschafft dem Film endlich den Glanz, den er verdient. Interessenten kommen um diese Fassung nicht herum.
Fazit:
Der Begriff "Meilenstein der Filmgeschichte" wird heutzutage immer häufiger verwendet, gerade im Bezug auf Spezialeffekte, die sich täglich weiterentwickeln und besser werden. Einen wahren Klassiker erkennt man nicht an seiner Technik, sondern an seinem Inhalt.
Ridley Scott gelang es mit Alien, Zuschauer auf der ganzen Welt das Fürchten zu lehren. Das Alien-Design ist ebenso legendär wie die verschiedenen Entwicklungsstufen des Außerirdischen; viel wichtiger ist aber, dass auch nach 25 Jahren die Magie des Films ungebrochen ist. Mit seiner klaustrophobischen Atmosphäre, seiner intensiven Erzählweise und seinen malerischen-verstörenden Bildkompositionen gelang dem Regisseur ein Meisterwerk, das oft nachgeahmt, aber nie erreicht wurde. Die Macher etablierten neben dem Inbegriff des Fremdartigen in Form eines furchteinflößenden und doch faszinierenden Alien mit Sigourney Weaver auch eine Heldin, die Vorbild für viele andere werden sollte.
Dank der unerreichten Atmosphäre, die das Grauen spürbar werden lässt, ein Klassiker und Meilenstein – ein Muss für alle, die nur entfernt am Thema interessiert sind.