After Forever [2022]

Wertung: 1.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 24. August 2022
Genre: Drama / Liebesfilm

Originaltitel: After Ever Happy
Laufzeit: 95 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2021
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Castille Landon
Musik: George Kallis
Besetzung: Josephine Langford, Hero Fiennes Tiffin, Chance Perdomo, Louise Lombard, Kiana Madeira, Carter Jenkins, Arielle Kebbel, Stephen Moyer, Mira Sorvino, Rob Estes, Frances Turner


Kurzinhalt:

Aufgewühlt von der schockierenden Nachricht, die sein Leben auf den Kopf stellt, begeht Hardin (Hero Fiennes Tiffin) einen Fehler, den er kurz darauf bereut. Doch er stößt auch Tessa (Josephine Langford) von sich, die zurück in die USA fliegt und dort selbst vor den Scherben einer wiedergefundenen Beziehung steht. Ihre gegenseitige Anziehung können Tessa und Hardin kaum verbergen, auch wenn Tessas Mutter Carol (Mira Sorvino), von den eigenen Erfahrungen ihrer schwierigen Ehe geprägt, in Hardin keinen guten Umgang für ihre Tochter sieht. Als Tessa ankündigt, dass sie mit Hardins Bruder Landon (Chance Perdomo) nach New York ziehen möchte, um dort zu studieren, stürzt Hardin erneut ab. Doch findet er diesmal Hilfe, die ihm dauerhaft aus seinem Tief heraushelfen könnte. Doch würde dies auch auf Tessas Kosten geschehen …


Kritik:
Der inzwischen vierte Teil der auf einer von Autorin Anna Todd begonnenen Fan-Fiction-Romanreihe, After Forever, schließt inhaltlich unmittelbar an den vorigen Film an und bietet auch sonst mehr von demselben. Das bedeutet, dass das Publikum weiterhin mit abstrus geskripteten Liebschaften in einer romantisierend dargestellten, toxischen Beziehung rechnen kann. Garniert mit Nachthemdkatalogerotik und einer Musikvideoästhetik. Da die Geschichte jedoch noch weniger vorankommt, ist das Gezeigte noch weniger leidlich unterhaltsam. Sofern das möglich ist.

Die Story setzt nach einem kurzen Rückblick unmittelbar nach den Enthüllungen der finalen Momente des letzten Films an, After Love [2021], als der alkoholsüchtige Hardin erfuhr, dass die Familienbeziehungen seiner Kindheit nur eine Lüge waren. Dennoch besucht er kurz die Hochzeitsfeier seiner Mutter, um dann mit der on/off-Liebe seines Lebens, Tessa, im Auto des Familienfreunds Vance zu türmen, nachdem er versucht, aus Wut das Haus seiner Mutter in Brand zu stecken. Alltägliches Familienleben eben. Wohin dies führt, ist wenig überraschend und auch offensichtlich: Eine sehr stark angedeutete Sex-Szene, in der sich die stets perfekt gestylten Figuren beinahe voll bekleidet rhythmisch bewegen und dabei stark atmen (ohne ins Schwitzen zu kommen). Anschließend wirft sich Hardin nach einem der vielen Bäder in Selbstmitleid in einen Alkohol- und Drogenrausch. Das klingt alles bekannt, schlichtweg, weil man all das in der After-Reihe bereits gesehen hat. Mehr als einmal. Auch, dass Tessa ihrem Hardin sagt, dass sie dies nicht länger ertragen kann und sich trennt … bis sie wenig später wieder ein Paar sind.

Hier sagt Hardin selbst einmal, dass sie sich ständig im Kreis drehen und besser kann man den dürftigen Inhalt der Reihe kaum zusammenfassen. In einer so beständigen wie ermüdenden Regelmäßigkeit kommen die zentralen Personen an exakt demselben Punkt an, um dann erneut die gleichen Entscheidungen wieder zu treffen, die sie dorthin geführt haben. In After Forever beobachtet das Publikum geradezu einfältige Figuren, die kaum vorstellbar dumme Dinge tun. Ihnen dabei zuzusehen erinnert daran, in Zeitlupe mitanzusehen, wie kleine Kinder oftmals mit Knete basteln und spielen: Trotz aller verfügbarer Farben und Möglichkeiten, kommt dabei meistens ein unförmiger Klumpen heraus. Das heißt nicht, dass die Zutaten hier besonders vielversprechend wären, aber anstatt sie in dem inzwischen vierten Film in irgendeine Form zu gießen, werden sie lediglich durchgeknetet. So taucht auch Tessas Vater wieder auf, für einen Moment, der die Figur selbst nicht weiterbringt. Auch Hardins Vater teilt dieses Schicksal, von seiner Mutter ganz zu schweigen. Sämtliche Szenen sind voller Charaktere, die im besten Fall leere Worthülsen um sich werfen, ehe die zwei Hauptfiguren wieder in Großaufnahme eingefangen werden.

Hinzu kommen erneut häufige Schauplatzwechsel von Europa in die USA, die allesamt mit denselben Bildern wie im letzten Film eingeläutet werden, oder gar nur mit allgemein gültigen Aufnahmen der jeweiligen Städte, um zu kaschieren, dass After Forever in Wirklichkeit nicht dort gedreht wurde. Es unterstreicht das Gesamtbild, wie uninspiriert und zäh Castille Landons Romanadaption ist, mit Dialogen, bei denen sich teilweise die Nackenhaare aufstellen. Kostprobe gefällig?
Wie wäre es mit, „Wir alle haben Dämonen“ oder „Du darfst nicht zulassen, dass die Traurigkeit Dein Leben bestimmt“? Natürlich auch kalenderspruchartige Feststellungen wie „Unsere Liebe war nicht stark genug für Dich“ und „Du kannst nicht vor Dir selbst fliehen“. Nimmt man dazu noch das Porträt des Herzensbrechers Hardin Scott, er sich in Selbstmitleid ergießt, alles auf sich bezieht und emotional so bockig wie ein zweijähriges Kind auftritt, ist man irgendwann sogar zum Augenrollen zu müde. Dafür spricht eine Figur kurz vor Schluss aus, was die After-Reihe wohl sein soll: Eine Geschichte um Vergebung und grenzenlose Liebe. Dass man dies dazusagen muss, damit das Publikum es versteht, spricht im Grunde bereits Bände.


Fazit:
Es ist nicht, dass Tessa ihrem Hardin eine weitere Chance (diesmal wirklich die „letzte“) gibt, die er ausschlägt. Oder dass sie sich an die Versprechen erinnert, die er ihr gab und gebrochen hat. Sie verzeiht ihm schließlich dennoch. Verpackt in eine Aneinanderreihung schwurbeliger Dialogszenen, bei denen die Gage der Beteiligten gewissermaßen einem Schmerzensgeld geglichen haben muss, wirkt dieses pseudo Auf und Ab der Beziehung der zentralen Figuren, die wenn sie zusammen sind, lieber getrennt wären, so erzwungen und ergibt auch keinen Sinn. Dass nebenbei Hardins traumatische Kindheit eingestreut wird, in der sein Vater ihn schlug, macht das Gezeigte nicht greifbarer. Die auf Hochglanz getrimmte Optik mit einem so austauschbaren wie nichtssagenden Soundtrack wandelt sich gelegentlich wie gehabt zu einem Musikvideoclip, und so bleibt die Geschichte jener toxischen Beziehung letztlich genau das: Eine oberflächliche und geschönte, massentaugliche Darstellung fernab jeglicher Realität. Man könnte nun natürlich festhalten, dass all das ein kaum enden wollender, schmalziger Schmonzes ist. Aber das ändert nichts an dem Umstand, dass After Forever wie auch die vorigen Teile (und vermutlich die Vorlagen) ein bestimmtes Klientel im Blick hat, das die genannten Aspekte nicht als Schwachpunkte sieht oder erkennt. Geschmäcker sind eben auch insoweit verschieden. Und für dieses Publikum klingen die Worte am Ende, „Fortsetzung folgt“ nicht die eine Drohung, sondern ein Versprechen. Was für den allergrößten Teil des Publikums überwiegen dürfte, ist jedoch nicht schwer zu erraten.