2012 [2009]
Wertung: | Kritik von Jens Adrian | Hinzugefügt am 18. November 2009
Genre: Action / Science Fiction / Drama / KomödieOriginaltitel: 2012
Laufzeit: 158 min.
Produktionsland: USA / Kanada
Produktionsjahr: 2009
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Roland Emmerich
Musik: Harald Kloser, Thomas Wanker
Darsteller: John Cusack, Amanda Peet, Chiwetel Ejiofor, Thandie Newton, Oliver Platt, Thomas McCarthy, Woody Harrelson, Danny Glover, Liam James, Morgan Lily, Zlatko Buric, Beatrice Rosen, Alexandre Haussmann, Philippe Haussmann, Johann Urb
Kurzinhalt:
Im Jahr 2009 entdeckt ein indischer Wissenschaftler eine besorgniserregende Veränderung am Innern der Erde, ausgelöst durch eine erhöhte Sonnenstrahlung. Die Erkenntnis ist erschütternd: in drei Jahren wird dem Planeten eine Katastrophe biblischen Ausmaßes bevorstehen. Dr. Adrian Helmsley (Chiwetel Ejiofor) erarbeitet für die US-Regierung und die anderen Weltregierungen ein Programm, das zumindest das Überleben der menschlichen Spezies und der menschlichen Zivilisation sichern soll. Um eine Panik zu vermeiden wird die Weltbevölkerung im Unklaren gelassen. 2012 häufen sich dann schlagartig beunruhigende Erdbeben. Es scheint als habe Dr. Helmsleys Team die Situation unterschätzt.
Der erfolglose Autor Jackson Curtis (John Cusack) erfährt eher zufällig, welche Theorien sich um den Zusammenhang der aktuellen Katastrophen ranken. Als er intuitiv mit seinen Kindern, Ex-Frau Kate (Amanda Peet) und deren neuem Lebensgefährten Gordon (Thomas McCarthy) die Flucht aus Kalifornien ergreift, muss er mit erleben, wie der Bundesstaat für immer zerstört wird. Nur wo sollen Curtis und seine Familie hin? Denn der Anfang vom Ende der Welt hat gerade erst begonnen ...
Kritik:
Um eines im Voraus zu sagen und damit auch alle beunruhigten Naturen zu beschwichtigen: der Mayakalender besagt nicht, dass die Welt am 21.12.2012 untergehen wird. Noch endet er tatsächlich dort. Vielmehr endet dann der vierte "Versuch" der Erschaffung der Welt. Der Kalender selbst reicht bis in eine Zukunft, die sich in Zahlen kaum ausdrücken lässt. Der deutsche Regisseur Roland Emmerich, der zuletzt mit 10,000 BC [2008] einen Ausflug in eine fantasylastige Frühepoche unternahm und davor in The Day After Tomorrow [2004] die Erde schockfrostete, meinte vor Veröffentlichung von 2012, dass dies sein letzter Desasterfilm werden würde. Darum habe er alles hineingepackt, um so alle künftigen Desasterfilme überflüssig zu machen. Hineingepackt hat er aber nicht nur eine absurde Geschichte mit wahnwitzigen Situationen, sondern jedes nur erdenkliche Klischee, das in den letzten 50 Jahren irgendwo in einem Katastrophenfilm zu sehen war. Und wem es noch nicht ausreicht, dass Hunde gerettet, Familien zusammengeführt werden und die Bösen ihr Fett abbekommen, der darf sich damit trösten, dass selbst ein Weltuntergang mit sechseinhalb Milliarden Toten immer noch mit einem Happy End aufhören kann.
Es ist an sich der falsche Ansatz, wenn man an einen Film wie 2012 mit Logik herangehen möchte, und gerade hier bietet das Drehbuch von Emmerich und seinem Kollaborateur Harald Kloser sehr viele Schwachstellen. Nur fällt es sehr schwer, über so viele hanebüchene Ideen und groteske Momente hinweg zu sehen. Seien es die platten Charakteren, die sich genau so entwickeln, wie man es von ihnen erwarten würde, oder unzählige Male eine Rettung in letzter Minute, von der man ohnehin wusste, dass sie kommen würde. Aber während Ideen wie der "Flugzeugritt auf der Feuerwand" bei Independence Day [1996] rar gesät waren und schon damals übertrieben wirkten, werden hier Flugzeuge von einem pyroklastischen Strom erfasst, umschlossen und fliegen dennoch ohne Beeinträchtigung weiter. Davon abgesehen, dass sich eine solche Wolke, die bei massiven Vulkanausbrüchen entstehen kann, bis zu 400 Stundenkilometer schnell bewegt und dabei über 300° heiß ist, wird jene Situation in 2012 gleich mehrmals wiederholt.
Grundsätzlich sollte man als Zuseher schockiert in den Kinosessel gepresst werden, wenn man mit ansieht, wie ganz Kalifornien zuerst nach unten in die Erde wegbricht und anschließend im Meer versinkt. Doch bleibt man überraschend unberührt. Das mag daran liegen, dass Emmerich die Situation mit lustigen Momenten aufzulockern versucht, wie einem alten Ehepaar, das wenig später in eine aus dem Boden schießende Wand fährt, oder eine U-Bahn, die bei einem eben solchen Bruch aus einem Tunnel fährt, der nun ins Leere führt und dann ewig lange in die Tiefe stürzt – während das Flugzeug mit den Helden unter der Bahn durchfliegt. Was man zu sehen bekommt ist auf eine Art und Weise übertrieben, dass man dazu keinerlei Bezug findet. Die ständig sichtbaren Blue- und Greenscreens, wenn die Darsteller in Großaufnahme gezeigt werden, helfen dabei ebenso wenig wie der Wechsel zwischen klassischen Kameras und den ebenfalls eingesetzten Digitalkameras, bei welchen auch hier die aus anderen Produktionen bekannten Nachzieheffekte stören. Das wirkt nicht nur billig (auch wenn es das nicht ist), sondern es verdeutlicht nur, dass 2012 nicht wie aus einem Guss erscheint. Bei der Geschichte mit einem Dutzend Hauptfiguren möchte Roland Emmerich jedes nur erdenkliche Schicksal abdeckten und verliert sich dabei in Pappfiguren und vorprogrammierten Klischees, die eher langweilen als mitreißen. Und wenn im letzten Drittel zwei etablierte Figuren sterben, dann geschieht dies nicht, weil sie versuchen, die anderen zu retten, sondern es geschieht auf eine sinnlose Art und Weise, als hätten die Autoren sie am Schluss einfach nicht dabei haben wollen. So machen auch die Actionmomente keinen richtigen Spaß, zumal der Spagat zwischen Katastrophendrama und humorvollen Momenten nicht nur erzwungen erscheint, sondern auch unpassend.
Aufwändig gemacht ist 2012 zweifellos, auch wenn sich die Zahl der gelungenen und der offensichtlichen Spezialeffekte die Waage hält. Nur nützt auch Emmerichs solide Inszenierung nicht, wenn einen die Figuren in einem Katastrophenfilm nicht interessieren. So mögen die Darsteller zwar ihren Spaß bei den Dreharbeiten gehabt haben, aber wenn einzig Chiwetel Ejiofor, Oliver Platt und Danny Glover durch ihre Figuren überzeugen, bleibt auch namhafte Besetzung hinter den Erwartungen zurück. Dazu zählt leider auch der unterforderte John Cusack. Wer mit einem abstrusen Katastrophenfilm rechnet, dessen Actioneinlagen so übertrieben sind, dass wirklich niemand befürchten muss das Drehbuch wäre im entferntesten Sinne realistisch, der mag hier auf seine Kosten kommen. Aber ein moderner Desasterfilm sollte nicht verkrampft jeden einzelnen Klischeefehler begehen, den vor ihm schon Dutzende begangen haben. Die eigentlich interessante Ausgangslage hat eine solche Umsetzung nicht verdient.
Fazit:
Zweieinhalb Stunden ist für das Ende der Welt eigentlich zu kurz, möchte man meinen. Immerhin gelingt es Regisseur Roland Emmerich, die zweite Hälfte weniger klamaukig zu gestalten. Nur wirklich packend ist es auch dann nicht. Wer angesichts des Body Count mit einer ernsthaften Umsetzung des Stoffes rechnet, der muss umdenken. 2012 möchte nicht nur Action, sondern auch etwas Lovestory, etwas Drama und etwas Komödie sein. Der Mix ist allerdings nur stellenweise gelungen.
Dass Emmerichs Weltuntergangsszenario nicht realistisch ausfallen würde, war von vorneherein klar. Nur hätte kaum jemand mit einem solch absurden und stellenweise schlicht doofen Drehbuch gerechnet. Wird das menschliche Drama durch gekünstelt lustige Momente aufgeweicht, hebt spätestens der versöhnliche Ausgang die bedrückende Stimmung auf, die an sich am Ende der Welt herrschen sollte. Für eine solche Niedergeschlagenheit müsste man sich als Zuschauer bei 2012 aber für das Schicksal der Figuren interessieren und hierfür wiederum zuerst für die Figuren selbst. Doch gerade das gelingt dem Skript leider nicht, auch wenn die Darsteller routiniert agieren.
So bleibt ein technisch gut, aber nicht makellos umgesetzter Katastrophenfilm, der mitunter auch durch die übertriebenen Szenarien emotional auf Grund aufläuft und darum nie mitreißt.