Edmond Hamilton: The Return of Captain Future: "Die Kinder der Sonne" [2012]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 03. August 2012
Urheberrecht des Covers liegt bei Highscore Music. Verwendet mit freundlicher Genehmigung.
Autor: Leigh Brackett (unter dem Pseudonym Edmond Hamilton)Genre: Science Fiction
Originaltitel: Children of the Sun
Originalsprache: Englisch
Gelesen in: Deutsch
Ausführung: Hörbuch
Laufzeit: 71 min.
Erstveröffentlichungsland: USA
Erstveröffentlichungsjahr: 1950
Erstveröffentlichungsjahr der Ausgabe: 2012
ISBN-13-Nr. der Ausgabe: 978-3943166033
Regie: Sebastian Pobot
Musik: Christian Bruhn
Sprecher: Helmut Krauss (Erzähler), Hans-Jürgen Dittberner (Captain Future), Jochen Schröder (Professor Simon Wright), Wolfgang Völz (Otto), Friedrich Georg Beckhaus (Grag), Wolf Frass (Kah), Mark Bremer (Philip Carlin), Marie Bierstedt (Versuchung), Ben Posener (Thardis), Philipp Draeger (Sonnenkind)
Kurzinhalt:
Nicht nur die Außenhaut des Raumschiffs Komet ist ein Spiegelbild der Abenteuer, die Captain Future und seine Mannschaft, bestehend aus dem lebenden Gehirn Simon Wright, dem Androiden Otto und dem Roboter Grag, bislang erlebt haben. Insbesondere Future selbst wirkt gezeichnet, auch angesichts dessen, was vor ihm liegt. Einer der wenigen Menschen, die sein Vertrauen genießen, Philip Carlin, ist auf dem sonnennahen Planetoiden Vulkan, um die Ruinen des Alten Reiches zu erforschen. Doch Carlin ist nicht zu dem verabredeten Abholzeitpunkt erschienen und gilt seit Monaten als verschollen.
Im Inneren des hohlen Vulkan, dessen Oberfläche ständig halb geschmolzen ist, offenbart sich der Future-Mannschaft ein Farndschungel, in dem sich überwucherte Gebäude und Gebilde einer vergangenen Zivilisation finden. Es sind Zeugnisse eines galaktischen Reiches, dessen Geheimnisse Captain Future schon seit langem Stück für Stück entschlüsselt. Die dort noch lebenden Vulkanier haben mit ihren Ursprüngen nicht mehr viel gemeinsam. Von dem Stammesführer Kah wird Future gewarnt, nicht in einen heiligen Ort, eine von Carlin vor seinem Verschwinden als Zitadelle bezeichnete Anlage, einzudringen. Doch nur dort kann Captain Future herausfinden, was mit seinem Freund geschehen ist – und ob er noch rechtzeitig kommt, ihn zu retten ...
Kritik:
Die zweite der vier vertonten Kurzgeschichten aus dem Band Captain Future – Die verschollenen Abenteuer 1: Die Rückkehr von Captain Future trägt den Titel Kinder der Sonne und stammt trotz der Kennzeichnung nicht aus der Feder von Edmond Hamilton. Autorin ist vielmehr Leigh Brackett, nicht nur Ehefrau von Hamilton, sondern ebenfalls eine sehr bekannte und vielseitige Autorin. Neben zahlreichen Science Fiction-Romanen und Kurzgeschichten verfasste sie auch Drehbücher zu Filmen wie Rio Bravo [1959], oder dem Genrefans nicht ganz unbekannten Star Wars: Episode V – Das Imperium schlägt zurück [1980], bei dem sie die erste Vorlage lieferte. Auch die übrigen beiden Novelets der Captain Future-Sammlung, Die Harfner des Titan und Nerven aus Stahl [beide 1950] stammen von ihr. Zu behaupten, dass sich die beiden Urheber in ihrem Stil groß voneinander unterscheiden, wäre sicher übertrieben. Im Gegenteil, was die nachdenkliche Stimmung und die Aussage der ersten zwei Geschichten, Die Rückkehr von Captain Future [1950] und Kinder der Sonne angeht, ähneln sie sich sogar sehr. Wieder geht es darum, dass die Begrenzungen des menschlichen Körpers sein Potential in irgendeiner Form beschneiden. Die Kurzgeschichte handelt von Existenz, Tod und dem, was danach kommt. Das Streben nach einer höheren Daseinsform ist Kern der Erzählung, auch wenn hier mehr Bilder im Kopf des Zuhörers ins Leben gerufen werden, als dass einen die melancholische Atmosphäre berührt.
Umso bedauerlicher ist es, dass die von Highscore Music inszenierte Lesung gerade unter den Gastsprechern so stark leidet.
Wie zuvor beginnt die Geschichte ohne großen Vorlauf und beschreibt, wie die Future-Mannschaft auf dem Weg zum Vulkan, einem Sonnensatelliten, auf dem sich ebenfalls Leben entwickelt hatte, die Suche nach Captain Futures verschollenem Freund Philip Carlin beginnt. Dieser hatte die grüne Innenwelt des Planetoiden erforscht, war aber seither nicht mehr gesehen. Auf Vulkan angekommen begegnet Future und seine Mannschaft einem dort ansässigen Stamm, angeführt von Kah – und damit beginnt für die Zuhörer das eigentliche Martyrium. Kaum eine Person, abgesehen von der vierköpfigen Stammbesetzung und dem Erzähler, vermag innerhalb des Hörbuches zu überzeugen. Allenfalls noch Marie Bierstedt, die jedoch nur ein paar wenige Sätze sagen darf. Bei allen übrigen, sei es bei Wolf Frass als Kah, Ben Posener oder Mark Bremer, wünscht man sich die gedruckte Vorlage herbei. Statt verstohlen oder katzenhaft, wie Kah beschrieben wird, klingt die Stimme rau wie die eines Brüllaffen, der trotz dem, was er zu sagen hat, ein Lachen kaum unterdrücken kann. Bei dem seit Äonen nur als Sonnenkind körperlos schwebenden Thardis würde man einen säuselnden Klang vermuten, doch ertönt eine feste Stimme, die im Gegensatz zu dem steht, was im Kopf des Zuhörers auf Grund der Beschreibungen entstanden ist. Und wie die Rolle von Kah ertönt auch diejenige von Carlin zu stark überzeichnet und überspielt, als dass man sich für die Figuren interessieren könnte. Selbst dass Hans-Jürgen Dittberners Stimme exakt gleich klingt, trotz der Verwandlung, die seine Figur durchmacht, stört das Gesamtbild.
Es ist kein Geheimnis, dass Produzent Sebastian Pobot aus lizenzrechtlichen Gründen Kompromisse bei der Umsetzung der Geschichten eingehen musste. Darum ist Die Kinder der Sonne wie die übrigen Episoden der Reihe ebenso wenig ein Hörspiel, sondern wie schon erwähnt eine inszenierte Lesung. Vielleicht durften darum auch die Stimmen nicht stärker abgewandelt werden. In jedem Fall ist es ein Kompromiss, der aus künstlerischer Sicht zumindest für die Zuhörer nicht gelungen ist. Umso mehr, so scheint es, haben sich die Verantwortlichen bei der Abmischung des Hintergrundtons bemüht. Und auch die Einspielung der Originalmusik von Christian Bruhn ist nicht nur passend gewählt, sondern wird durch neue Themen tadellos ergänzt. Auch klingt der Erzähler Helmut Krauss weit munterer als beim ersten Hörbuch und den bekannten Stimmen mangelt es nicht an Wiedererkennungswert. Allenfalls Hauptakteur Dittberner klingt immer noch erschöpfter, als man seiner Rolle eingestehen wollte. Die lebhafte Neugier, die in seiner Stimme früher mitgeschwungen war, scheint erloschen. Das passt zwar zur Aussage der Kurzgeschichte, mindert aber den Spaß beim Zuhören. Insbesondere für Kenner und Fans der TV-Serie.
Fazit:
Die Wertung ergibt sich, man muss es bedauerlicherweise sagen, nur unter Berücksichtigung der interessanten, wenn auch absehbaren Prämisse der zugrundeliegenden Kurzgeschichte. Wer sich damit nicht anfreunden kann, sollte noch einen Punkt abziehen. Die Kinder der Sonne ist in technischer Hinsicht nicht nur ambitioniert und aufwändig, sondern klingt ausgereifter als das erste Hörbuch der Reihe, Die Rückkehr von Captain Future. Fans des Genres werden allerdings nicht nur vorhersehen können, wohin sich die Story entwickelt, sie bleibt letztlich hinter den melancholischen Grundtönen und der philosophischen Aussage der letzten Kurzgeschichte zurück. Stattdessen erzeugt sie Bilder im Kopf der Zuhörer, welche die unbändige Kraft der Sonne und ihrer Erscheinung ins Zentrum rücken. Und dies überaus gelungen.
Doch abgesehen von der Stamm-Besetzung enttäuschen die übrigen Sprecher mit überzeichneten, unpassenden Rollen, bei deren Auftritten man mitunter ungläubig mit den Augen rollen muss. Auch stört die immer gleiche stimmliche Klangwelt im letzten Drittel die Illusion einer tiefgreifenden Verwandlung beim Protagonisten. Ob dies aus rechtlichen Gründen nicht anders möglich war, oder eine kreative Entscheidung der verantwortlichen Köpfe der Produktion, sei dahingestellt. Es ist tragisch, dass der gut umgesetzte Start unter diesen Gesichtspunkten zu leiden hat.