Star Wars: Episode IX – Der Aufstieg Skywalkers [2019]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 17. Dezember 2019
Genre: Science Fiction / Fantasy / Action

Originaltitel: Star Wars: The Rise of Skywalker
Laufzeit: 142 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2019
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: J.J. Abrams
Musik: John Williams
Besetzung: Daisy Ridley, Adam Driver, John Boyega, Oscar Isaac, Billie Lourd, Carrie Fisher, Mark Hamill, Ian McDiarmid, Lupita Nyong’o, Joonas Suotamo, Anthony Daniels, Keri Russell, Domhnall Gleeson, Kelly Marie Tran, Billy Dee Williams


Kurzinhalt:

Die freien Planeten in der Galaxis leben in Furcht. Angesichts der erbarmungslosen Härte, mit der der Oberste Anführer der Ersten Ordnung, Kylo Ren (Adam Driver), eine Schneise der Zerstörung nach sich zieht, haben sie die Hoffnung in den von Leia Organa (Carrie Fisher) geführten Widerstand verloren. Da verbreitet sich eine weitere Schreckensnachricht, nach welcher der mächtige Imperator (Ian McDiarmid) zurückgekehrt sein soll. Der will an Rey (Daisy Ridley) seinen Plan, die Jedi auszulöschen, endlich vollenden. In die Enge getrieben, machen sich Rey, Poe Dameron (Oscar Isaac) und Finn (John Boyega) zusammen mit Chewbacca (Joonas Suotamo) auf, die geheime Welt der Sith ausfindig zu machen, um den Imperator aufzuhalten. Es ist ein letztes Gefecht, für den Widerstand und um das Schicksal der Galaxis …


Kritik:
Nach 42 Jahren soll der berühmte Schriftzug noch ein letztes Mal über die Leinwand rollen. Filmemacher J.J. Abrams beendet mit Star Wars: Episode IX – Der Aufstieg Skywalkers die Saga der gleichnamigen Sternenkrieger-Familie. Dass sich die Filmemacher dabei unerwarteten Schwierigkeiten gegenübersahen, ist kein Geheimnis. Ebenso wenig, dass ihre Aufgabe, alle neun Filme zu einem Abschluss zu bringen, kaum lösbar klingt. So fühlt sich das letzte Kapitel in diesem Science Fiction-Fantasy-Universum, das ganze Generationen von Menschen begeistert, vor allem an wie eines: Ein Kompromiss. Das bedeutet nicht, dass dies ein schlechter Abschluss ist, es ist nur einer, wie ihn weder die Beteiligten machen, noch das Publikum sehen wollte.

Als die Erfolgsgeschichte seinerzeit mit dem undefinierten und doch verheißungsvoll klingenden Krieg der Sterne [1977] begann, konnte auch Autor und Regisseur George Lucas nicht ahnen, wie groß das Publikum sein würde, das er hierfür gewinnen sollte. Umso dichter waren die beiden Fortsetzungen inhaltlich miteinander verwoben. Man kann der Jahrzehnte später gedrehten, die Vorgeschichte beschreibenden Prequel-Trilogie viele Vorwürfe machen, sie erzählte immerhin eine große, zusammenhängende Story. Dass es eine solche Vision für den dreiteiligen Abschluss der Skywalker-Saga geben würde, war die Hoffnung der Fans, als Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht [2015] ebenfalls von Abrams erschien. Was immer die beabsichtigte Erzählung gewesen sein mag, sie wurde von Filmemacher Rian Johnson in Star Wars: Episode VIII – Die letzten Jedi [2017] auf den Kopf gestellt. Das heißt nicht, dass sein Weg es nicht wert gewesen wäre, ihn weiter zu gehen, doch die Produzenten um J.J. Abrams, die mit ihm auch Episode IX umsetzen würden, wollten offenbar ihre eigene Erzählung zu Ende bringen. Das erklärt, weshalb sich die ersten 15 Minuten dieses Films wie ein langer Prolog anfühlen, eine Reihe Expositionen, die in einem eigenen Film hätten erzählt werden können und an deren Ende die Figuren jeweils an einem Ort sind, von dem aus die eigentliche Geschichte beginnt.

In deren Zentrum sollte die von Carrie Fisher verkörperte Leia Organa eine tragende Rolle einnehmen. Doch die Darstellerin verstarb überraschend noch vor Veröffentlichung von Episode VIII. Dass sie hier zu sehen ist, ist Archivaufnahmen zu verdanken und einer guten Schnittarbeit. Entsprechend eingeschränkt sind jedoch die Handlungsmöglichkeiten ihrer Figur. Sie hier wiederzusehen, wird Kenner der vorigen Teile mit Wehmut erfüllen, aber es ist stets offensichtlich, dass diese Aufnahmen nicht für den Kontext dieser Geschichte erstellt wurden. Sie sind eben ein Kompromiss. Die Story selbst setzt einige Zeit nach dem vorigen Teil an. Aus dem Schriftzug zu Beginn erfahren wir, dass die Galaxis einmal mehr vor Angst erzittert: Eine Botschaft des seit Jahrzehnten totgeglaubten Imperators wurde vernommen. Kylo Ren, der zum Obersten Anführer der Ersten Ordnung aufgestiegen ist, ist besessen davon, seine eigene Macht zu erhalten. Doch durch die „Macht“ ist der Imperator stärker als je zuvor und will mit Hilfe von Rens Verbindung zu ihr die letzte Jedi Rey aufspüren, um seinen teuflischen Plan endlich zu vollenden.

Mehr sei über den Inhalt an dieser Stellen nicht verraten, außer, dass er die Suche nach alten Artefakten und einem abgelegenen Versteck der Sith beinhaltet – und dass er bedauerlicherweise keinen großen Sinn ergibt. Wie der Imperator zurückkehren konnte, wird beispielsweise nie wirklich geklärt und sieht man eine Zusammenkunft beim Finale, weiß man auch nicht, wer dies sein soll. Bestanden die bisherigen Filme für sich allein und wurden allenfalls durch die in anderen Medien erzählten Geschichten ergänzt, hat es den Anschein, als könnte man selbst als jahrzehntelanger Star Wars-Fan Der Aufstieg Skywalkers nicht verstehen, ohne Comics und Bücher in Vorbereitung gelesen zu haben. Dass hier die Ritter von Ren erneut auftauchen, mag zwar ein interessanter Aspekt sein, aber würden die Macher eine Figur diesen Umstand nicht explizit erwähnen lassen, würde es gar nicht auffallen. Wirklich wichtig ist es für den Inhalt ohnehin nicht.

Dass sich der Film mit dem Ursprung der Heldin der neuen Trilogie befasst, ist keine Überraschung. Doch ihr Schicksal würde bedeutend mehr mitreißen, wäre dies in irgendeiner Form in vergangenen Filmen vorbereitet worden. Umso spürbarer tritt die eigentliche Story auf der Stelle, führt die Figuren um Rey zwar von einem Planeten zum anderen, doch jeder Abschnitt endet mit einer Konfrontation zwischen Rey und Kylo Ren. Nur, solange der Film noch nicht zu Ende ist, solange wird dies wohl noch nicht die letzte Konfrontation zwischen beiden sein.
Gleichzeitig hat der Widerstand im Gegensatz zu den vorigen Filmen hier kein wirkliches Ziel. Galt es bisher, irgendetwas aufzuhalten, eine zerstörerische Sternenbasis, einen Supersternzerstörer oder dergleichen, gibt es hier nichts Greifbares, worauf die Helden zusteuern. Entsprechend ziellos erscheint ihr Abenteuer, ehe für das Finale endlich etwas gefunden wird, das sie unter Zugzwang bringt.

Dies klingt, als gäbe es bei Episode IX – Der Aufstieg Skywalkers nur Schatten ohne Licht, doch dem ist bei Weitem nicht so. Bekannte Gesichter wie das von Billy Dee Williams als Lando Calrissian wiederzusehen, wird Fan-Herzen höher schlagen lassen. C­‑3PO darf die lustigsten Kommentare der vergangenen 30 Jahre beisteuern und neben vielen tollen Bildern sowie bemerkenswerten Anleihen an die vorigen Filme, sorgt die Art und Weise, wie Altmeister John Williams den musikalischen Bogen zwischen den drei Trilogien und ihren jeweiligen Themen spannt, für mehrere Gänsehaut-Momente.
Doch tröstet all das nicht darüber hinweg, dass der Abschied von Carrie Fisher weder der Person, noch der Filmfigur angemessen scheint, oder dass die Geschichte schlicht nicht in einem Maße funktioniert, dass man mitgerissen wird. Zahlreiche neue Figuren vorzustellen, anstatt diejenigen der letzten Filme stärker in den Mittelpunkt zu rücken, ist da nur das Tüpfelchen auf dem i. Dies ist kein schlechter Abschluss, aber es ist einer, wie man ihn sich für diese Figuren und ihren sagenumwobenen Werdegang wohl nicht vorgestellt hat.


Fazit:
Viele Elemente aus den vorigen Filmen werden hier nochmals kurz vorgestellt, bekannte Figuren gezeigt, um die große Geschichte zusammen zu führen. Doch gerade in Bezug auf die Sith-Mythologie setzen die Macher hier Wissen voraus, das nicht aus den bisherigen Episoden stammt und darum nur verwirrt. Vielleicht muss man zumindest die vorigen beiden Filme der Reihe erneut ansehen und die Entstehung dieses hier berücksichtigen, um wertschätzen zu können, was sich Regisseur J.J. Abrams vorgenommen hatte. Für sich allein genommen gibt es in Star Wars: Episode IX – Der Aufstieg Skywalkers keine Szene, kein Bild, keine Idee, die derart in Erinnerung bleibt wie es in den letzten beiden Episoden welche gab. Hier zum dritten Mal innerhalb der neuen Trilogie einen neuen Bösewicht vorzustellen, wirkt erzwungen und ist inhaltlich unglaubwürdig. Dass das Finale mehr auf Fantasy denn auf Science Fiction setzt, ist ebenfalls eine Abkehr der bisherigen Ausrichtung der Story. Aus unerfindlichen Gründen spielt überdies die Erste Ordnung keine greifbare Rolle mehr und darüber hinaus gibt es keinen wirklich hoffnungsvollen Ausblick mit den Figuren am Schluss, was den Eindruck unterstreicht, dass dies trotz der handwerklich tadellosen Umsetzung nicht das Ende ist, das man eigentlich erzählen wollte. Die Skywalker-Saga mag hier enden, allerdings haben sich die Macher nicht das Beste für den Schluss aufgehoben. Nicht einmal annähernd. Schade.