Das Versprechen eines Lebens [2014]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 21. Dezember 2015
Genre: Drama / Kriegsfilm

Originaltitel: The Water Diviner
Laufzeit: 111 min.
Produktionsland: Australien / USA / Türkei
Produktionsjahr: 2014
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Russell Crowe
Musik: David Hirschfelder
Darsteller: Russell Crowe, Olga Kurylenko, Yilmaz Erdogan, Cem Yilmaz, Jacqueline McKenzie, Ryan Corr, James Fraser, Ben O'Toole, Jai Courtney, Dylan Georgiades, Steve Bastoni, Isabel Lucas


Kurzinhalt:

Wenige Jahre, nachdem seine drei Söhne bei der Schlacht um Gallipoli im Winter des Jahres 1915 gefallen sind, erliegt Joshua Connors (Russell Crowe) Frau Eliza (Jacqueline McKenzie) ihrer Trauer. So nimmt er es auf sich, nach Istanbul zu reisen, um von dort auf der Halbinsel Gallipoli – von den Türken Çanakkale genannt – nach den Überresten seiner Söhne zu suchen und sie nach Hause zu bringen. Auch wenn ihm die offiziellen Stellen verbieten, nach Gallipoli zu reisen, dank Ayshe (Olga Kurylenko), die im Hotel arbeitet, in dem Joshua untergebracht ist, gelingt es ihm dennoch. Dort werden derzeit Ausgrabungen unternommen, um die Toten zu identifizieren und beizusetzen. Anwesend ist auch Major Hasan (Yilmaz Erdogan), der damals Befehlshaber der osmanischen Soldaten auf der Insel war ...


Kritik:
Wie viel von Das Versprechen eines Lebens tatsächlich geschehen ist, wie eine Einblendung zu Beginn des Films dem Publikum vermittelt, sei dahingestellt. In seinem Regieerstling wirft Hauptdarsteller Russell Crowe einen Blick auf ein in Hollywood weitgehend unbeachtetes Kapitel des frühen 20. Jahrhunderts. Er erzählt in Rückblicken von einer Schlacht des ersten Weltkriegs, die in Europa weit weniger bekannt ist, als die Schrecken des Zweiten Weltkriegs. So engagiert er dabei ist, vielleicht wäre es besser gewesen, er hätte sich dabei mehr zurückgenommen.

Crowe schlüpft in die Rolle des Farmers Joshua Connor im Jahr 1919, der nicht nur miterleben musste, wie seine drei Söhne, die sich freiwillig in der Armee gemeldet hatten, gefallen sind, sondern dessen Frau von der Trauer erdrückt wird. So beschließt er, die Überreste seine Söhne, die alle am selben Tag bei der Schlacht von Gallipoli im Dezember des Jahres 1915 gestorben sind, nach Hause zu holen, um sie neben seiner Frau zu bestatten. Er reist aus Australien in die Türkei, wo inzwischen Ausgrabungsarbeiten betrieben werden, um die gefallenen Soldaten identifizieren und beisetzen zu können.

So detailliert die Schilderungen mitunter über die Kämpfe des Zweiten Weltkriegs sind, so selten sind sie bezüglich des Ersten. Dass Filmemacher Russell Crowe sich auf den Kampf der Entente-Mächte mit dem Osmanischen Reich konzentriert, macht die Ausgangslage zum einen unnahbar, zum anderen umso faszinierender. Doch der Knackpunkt ist nicht das eigentliche Setting, sondern vielmehr was darin geschieht. Connor quartiert sich in Istanbul in einem Hotel ein, deren Betreiberin Ayshe ihren Mann ebenfalls bei der Schlacht um Gallipoli verloren hat, den Verlust jedoch nicht akzeptiert. Im Anschluss reist Connor auf die Halbinsel und findet die Überrest zweier Söhne, nicht jedoch des dritten.

Während die Geschichte in Aussicht stellt, dass der dritte Sohn den Kampf überlebt haben könnte, kehrt Das Versprechen eines Lebens gleichzeitig immer wieder zu Ayshe zurück, die von ihrem Schwager unter Druck gesetzt wird, den Tod ihres Mannes zu akzeptieren und ihn zu heiraten. Gleichzeitig trifft Connor auf den Major, der die Schlacht von Gallipoli für die osmanischen Streitkräfte entschieden hat und damit für den Tod seiner Söhne verantwortlich ist. Nur benötigt er dessen Hilfe, will er erfahren, was mit seinem dritten Jungen passiert ist.
Allein die eigentliche Story bietet genug Konfliktpotential, um ein packendes Drama zu erzählen, kann sich Connor doch nicht an Major Hasan rächen, ohne seine einzige Informationsquelle zu verlieren. Doch der Film macht daraus leider nichts.

Stattdessen akzeptiert Connor, nachdem er kurz die Beherrschung verloren hat, dass Hasan als Soldat nur getan hat, was er tun musste und freundet sich mit dem Major sogar an. Dass die osmanischen Kämpfer nicht als bösartige Schlächter porträtiert werden, ist sogar wichtig und richtig und dass Major Hasan in der Tat nur getan hat, was er tun musste, um die Schlacht zu gewinnen, ist ein wichtiger Punkt. Nur wie ein Familienvater, der glaubt, alle drei seiner Söhne verloren zu haben, dies von einem Moment auf den anderen akzeptieren kann, verstehe wer will.
Auch die Nebenhandlung um Ayshe und ihren Sohn Orhan scheint, als wäre sie einzig so geschrieben, dass sich die Vorbehalte der Figuren innerhalb der zwei Stunden auflösen und sie zu einander finden. Anstatt Wut und Trauer angesichts des Verlusts als Bestandteile des Lebens darzustellen, die man akzeptieren lernen muss, um sie zu verarbeiten, lösen sie sich hier schlicht in Luft auf. Nicht nur, dass dies die Charaktere Glaubwürdigkeit kostet, es nimmt dem Film viel seiner emotionalen Zugkraft.


Fazit:
Es gibt einige sehr starke und stark gespielte Momente in Das Versprechen eines Lebens. Doch für jede dieser Szenen gibt es mindestens zwei, die schön anzusehen sind, aber weder die Figuren, noch die Geschichte voranbringen. Die zahlreichen Rückblenden, die grundsätzliche Struktur der Erzählung, dank der man zuerst die letzten Momente im Leben der Söhne miterlebt, noch bevor man weiß, wie sie überhaupt heißen, ehe der Film Szenen ihrer Jugend zeigt, tragen nicht zu einer mitreißenden Erzählung bei.
Filmemacher Russell Crowe schart gute Darsteller um sich und zeigt mit Major Hasan und Sergeant Jamal stellvertretend für die osmanische Armee, dass das Feindbild, das damals im Kopf der Entente-Mächte vorherrschte, so nicht haltbar war. Auch präsentiert er Istanbul als Stadt voller Geschichte und Faszination. Nur sucht er sich für seine Figuren durchweg einfache Antworten und bringt beinahe jede Handlung zu einem erzwungen versöhnlichen Abschluss. Damit macht er es sich gerade angesichts des Themas viel zu einfach.