Monk: "Mr. Monk und Trudys Erbe" [2009]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 27. August 2013
Genre: Krimi / Drama

Originaltitel: Monk: "Mr. Monk and the End"
Laufzeit: 83 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2009
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Randall Zisk
Musik: Jeff Beal, Randy Newman (Titel-Thema "It's a Jungle Out There")
Darsteller: Tony Shalhoub, Traylor Howard, Ted Levine, Jason Gray-Stanford, Emmy Clarke, Hector Elizondo, Melora Hardin, Alona Tal, Virginia Madsen, Craig T. Nelson, D.B. Woodside, John Edward Lee, Casper Van Dien, Ed Begley Jr.


Kurzinhalt:
Vor zwölf Jahren verlor Adrian Monk (Tony Shalhoub) seine Frau Trudy (Melora Hardin) durch eine Autobombe. Damals bearbeitete er mit Leland Stottlemeyer (Ted Levine) den Fall einer verschwundenen Hebamme. An denselben Tatort wird er mit seiner Assistentin Natalie (Traylor Howard) nun wegen eines anderen Mordes gerufen. Den vermeintlichen Täter hat Monk schnell ermittelt und so stellt Richter Ethan Rickover (Craig T. Nelson) wenig später einen Durchsuchungsbefehl für Joe Kazarinskys (John Edward Lee) Wohnung aus. Doch der hatte nur auf Anweisung gehandelt und erhält einen neuen Auftrag: Er soll Mr. Monk umbringen.
Bei einem Abendessen mit Natalie, ihrer Tochter Julie (Emmy Clarke) und Natalies Freund Steven (Casper Van Dien) wird Adrian wenig später von Symptomen übermannt, die für Dr. Shuler (D.B. Woodside) auf eine Vergiftung hindeuten. Es bleiben Adrian nur wenige Tage zu leben, sollten das synthetische Gift und seine Quelle nicht gefunden werden. Während Stottlemeyer mit Randy Disher (Jason Gray-Stanford) fieberhaft ermittelt und wenig später auch auf Kazarinski stößt, läuft Adrian die Zeit davon. Er hat sich vorgenommen, ein Geschenk Trudys zu öffnen, das er bislang verschlossen aufbewahrt hat – etwas, das er unbedingt möchte, ehe er sie bald wiedersehen wird ...


Kritik:
Man könnte behaupten, dass die eigentliche Rahmenhandlung der Serie Monk, nämlich das Bemühen des ehemaligen Polizisten und analytischen Ermittlers, den/die Mörder seiner Frau zu finden, bei den Verantwortlichen Autoren oft in Vergessenheit zu geraten schien. Am Staffelanfang oder Staffelende griffen sie manchmal darauf zurück und präsentierten sogar verschiedene Ermittlungsansätze, die aber allesamt im Sande verlaufen sind. Wer nun denkt, dass Mr. Monk und Trudys Erbe als Finale der gesamten Serie all diese unterschiedlichen Anläufe vereint und zum Abschluss bringt, der irrt. Stattdessen präsentiert der TV-Film einen neuen Ansatz, der jahrelang direkt vor Monks Nase lag. So passend das Ende für die Fans der Serie ist, es bietet eines schmerzlich zu wenig: Monk.

Die Geschichte beginnt Mitte Dezember 1994, zwölf Jahre vor den aktuellen Ereignissen der Serie, mit einer Szene, die verdeutlicht, was seine Frau Trudy für Adrian tatsächlich bedeutet hat. Sein zwanghaftes Verhalten ist kaum zu sehen, er selbst regelrecht lebensfroh. Dass sie etwas bedrückt, kann er sehen, doch ihr gelingt es, seine Bedenken zu zerstreuen. Es ist ein Zustand, den er für lange Zeit nicht mehr erreichen wird. Wie viel stärker hätten die ersten Minuten gewogen, würde man danach die Einschränkungen sehen, die Monk seinem Leben selbst auferlegt? Doch statt die persönlichen Umstände nochmals zu verdeutlichen, springt die Story zu einem Fall, dessen Lösung gar nicht weiter dargestellt wird. Vielmehr lenkt die Geschichte das Augenmerk darauf, dass Monk vergiftet wird. Wem er in seiner letzten Ermittlung zu nahe gekommen ist, versucht Randall Zisk zwar halbherzig zu verbergen, aber kaum ein Krimifan wird Schwierigkeiten haben, die dahinterstehende Person zu erraten oder aber den "Clou", der sich in der letzten Aussage des Auftraggebers verbirgt.

Es bleiben Adrian Monk wenige Tage zu leben, in denen Leland Stottlemeyer und Randall Disher alles daransetzen, denjenigen zu finden, der Monk das Gift überhaupt erst untergeschoben hat. Wie es ihm verabreicht wurde, bereitet auch hier den Figuren mehr Kopfzerbrechen, als dem aufmerksamen Publikum, das schon wenige Minuten nach der Feststellung eines Gifts weiß, wie dem reinlichen Adrian selbiges verabreicht wurde. Während die Polizisten ermitteln, sieht man Monk in Mr. Monk und Trudys Erbe in aller Regel geschwächt und kränklich in einem Stuhl oder Bett sitzen. Es gibt keinen einzigen Moment, in dem er in seiner für ihn unverkennbaren Art einen Tatort begeht und analysiert. Er darf seine Beobachtungen kein einziges Mal mit den berühmten Worten "das ist passiert" einleiten. Und selbst von seinen Phobien und Eigenarten ist nichts zu sehen. Kurzum, man erkennt die Figur kaum wieder und sieht sie nie ihrem Element. Und doch entwickelt das Drehbuch Adrian auf eine gekonnte Art und Weise weiter, wenn auch großteils in den ersten Minuten des Rückblicks und im Epilog. Das heißt nicht, dass Adrian den Mordversuch überlebt, sondern nur, dass was er durchleidet nicht umsonst gewesen ist.

Als Gast der Serie hat Craig T. Nelson einen wirklich guten Auftritt und wird insbesondere im zweiten Teil des Krimis auch gefordert. Tony Shalhoubs Darbietung ist wie gewohnt hervorragend, insbesondere in den emotionalen Szenen mit Adrians Trudy, auch wenn man ihm gewünscht hätte, dass ihn die Story auch die anderen Charaktermerkmale der Figur hätte erkunden lassen.
Sieht man sich an, was die Autoren insbesondere in den letzten beiden Staffeln aus dem Charakter gemacht haben, fügt sich das Serienfinale umso besser ein. Die letzte Episode des vorigen Serienjahres, Mr. Monk und das Letzte, was Trudy sah [2009] ließ ihn zumindest stückweise Abschied von Trudy nehmen und auch weitere Einblicke in Monks Familie, beziehungsweise seine Vergangenheit, brachte dem Publikum die Figur näher. Dazu passt auch die direkt vor dem Serienfinale angesiedelte Episode Mr. Monks Freude endet am Schreibtisch [2009], dessen deutscher Titel eigentlich unverzeihlich ist (aus dem Englischen übersetzt würde sie eigentlich Mr. Monk und die (Polizei)Marke lauten). Insofern scheint der letzte Schritt im überraschend langen Epilog nicht abrupt, ebenso wenig wie derjenige der übrigen Personen der Serie. Alle entscheidenden bekamen entweder in vorigen Episoden ihren Auftritt (Mr. Monk mit Natalie – und Sharona? [2009]) oder werden wie hier entsprechend verabschiedet. Seien es Natalie und Julie, Randy, Leland und seine Trudy oder auch der Psychologe Dr. Bell, sie bekommen ihre Abschiedsszene, die passend und gelungen ist. So mag die Rahmenhandlung nicht vollends überzeugen, die letzten eineinhalb Stunden mit den Charakteren, den man beinahe acht Jahre lang durch alle Höhen und Tiefen gefolgt ist, tun es umso mehr.


Fazit:
So herausragend manche Serien sein mögen, es gelingt den wenigsten, einen vernünftigen Abschluss für ihre Figuren zu finden. Bei Monk hatte man selbst als Fan oft das Gefühl, dass die Macher trotz der durchweg gelungenen Unterhaltung das Potential der Charaktere nicht vollends auszuschöpfen wussten. Dafür gelingt ihnen ein sehr schöner und stimmiger Abschied, der in den letzten Minuten den Verbleib der Personen zeigt, denen man so lange gefolgt ist. Es ist ein Gefühl, das mehr "auf Wiedersehen" verspricht, denn "bis irgendwann", aber zumindest scheint es ihnen gut zu gehen. Genau so möchte man als Stammzuschauer eine Serie verlassen dürfen.
Der Krimi selbst ist solide, aber wenig überraschend und eher halbherzig dargebracht. Doch darauf schien bei Monk nicht oft das Hauptaugenmerk zu liegen. Das Drumherum und die Stimmung sind dafür umso gelungener, so dass der Serie mit Mr. Monk und Trudys Erbe ein gewohnt sehr gut gespieltes und passend umgesetztes Finale beschert wird, das nicht nur Fans mühelos zufriedenstellt.