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Die einsame Spitze
Treffpunkt: Kritik Nicht nur für diejenigen, die sich beim Geschenkekaufen ewig lange Zeit gelassen haben, kommen die Weihnachtsfeiertage jedes Jahr wieder überraschend. Es ist erstaunlich, wie schnell die Zeit zu verfliegen scheint, obwohl sie sich doch immer gleich verhält. Gerade zum Jahresendspurt hin locken viele Anbieter mit günstigen Angeboten, versuchen im Geschenkrausch ihre Ware an den Mann und die Frau zu bringen. Früher dachten sich viele Verbrauchen, wartet man am besten auf die Zeit nach Weihnachten, dann werden viele Artikel reduziert. Diese Weisheit gilt so auch nicht mehr. Eher zum Jahresbeginn dann gibt es das ein oder andere Schnäppchen für den aufmerksamen Konsumenten. Ein Grundsatz manifestiert sich aber derzeit immer stärker: wer zuerst kauft, zahlt drauf. Als erster auf dem Podest stehen ist dabei ja etwas Schönes – nur ist es den Preis dafür auch immer wert?
Es mag der philosophischen Frage nach dem Ei und dem Huhn ähneln, aber wenn man sich einmal ansieht, am welchen Tag die meisten Kinofilme starten, muss man sich schon fragen, was zuerst da war? Der traditionelle Bundesstart am Donnerstag, oder die erhöhten Ticketpreise am Wochenende? Wer den Film wirklich sehen möchte, lässt sich dabei meist nicht beirren und stellt sich gar für die Mitternachtspremiere am Mittwoch schon an. Preisentwicklung: Kinotickets.Viele jedoch schaffen es erst zum Wochenende, sich die nötige Freizeit für den Kinobesuch zu organisieren. Freitags, samstags und sonntags kostet das Ticket dabei mehr. Und zwar durchschnittlich 15% mehr, während zum vielerorts etablierten Kinodienstag das Ticket 25% günstiger wird. Von solchen Preisschwankungen sind die beliebten 3D-Vorstellungen ausgenommen, diese kosten immer gleich und meist nochmals 30% mehr als die höheren Wochenendpreise.
Einen Grund für die Wochentags bedingten Schwankungen gibt es objektiv nicht, immerhin kostet der Strom und die Miete des Kinos jeden Tag gleich. Aber zum einen finden mehr Menschen am Wochenende die Zeit, ins Kino zu gehen (und sich dort gegebenenfalls mit Bekannten und Freunden zu treffen), zum anderen werden Fans kaum eine knappe Woche warten wollen, um den jeweiligen Spielfilm zu sehen. Nach dem ersten Wochenende sinken nicht nur in aller Regel die Zuschauerzahlen, der gerade gestartete Film zählt dann meist schon zum alten Eisen. Wer also im Bekanntenkreis mitreden möchte, muss entsprechend tiefer in die Tasche greifen.

Nicht anders ergeht es denjenigen, die zu Beginn der Heimvideoveröffentlichung zuschlagen. Konnte man sich früher dank "Tiefpreisgarantie" noch darauf verlassen, einen günstigen Preis zu bezahlen, gibt es jene Aktionen der verschiedenen Betreiber derzeit nur sehr selten – oder gar nicht. Dann bleibt es nur dem Konsumenten selbst überlassen, ob er am Erscheinungstag verschiedene Anbieter abklappert, um die unterschiedlichen Preise miteinander zu vergleichen, oder nicht. Die Preisspanne betrug beispielsweise bei der jüngst veröffentlichten Avatar - Extended Edition gab es eine Preisspanne von insgesamt 10 Euro, was bei der Disc immerhin 30% ausmacht. Wer zwei Tage später nochmals in den Geschäften und Online-Shops nachgeschaut hat, fand den Film in den meisten Fällen 20% günstiger – eine Woche später war der Preis wieder angehoben.
Von Händler zu Händler variieren dabei die Preise, mal ist der eine günstiger, mal der andere. Die Preisspannen sind dabei durchaus beachtlich, bei Zurück in die Zukunft - 25th Anniversary Trilogie betrug sie 10% Unterschied, bei Die Schöne und das Biest (Diamond Edition) 20% und bei Oben waren es immerhin 30% Differenz. Letzte Woche war die Miniserie The Pacific bei zwei Händlern um 10 Euro reduziert zu bestellen, eine Vergünstigung um 19%. Selbst die günstigen 12,98 Euro für Inception wurden zwei Wochen später noch kurz unterboten. Wer bei aktuellen Veröffentlichungen solche Preisvergleiche durchführt spart sich mitunter bei drei bis vier Artikeln genügend Geld zusammen, um sich einen weiteren leisten zu können.
Werden die Händler mit diesen Beobachtungen und den mitunter stündlichen Preisschwankungen konfrontiert, bekommt man Antworten wie "Marktanpassung" oder ein allgemeingültiges "wir versuchen unseren Kunden immer ein günstiges Preis-/Leistungsverhältnis zu garantieren". Während der offizielle Verkaufsstart oftmals auf einen Montag festgelegt ist, findet sich die Ware in vielen Läden schon freitags oder samstags im Regal. Damit verschafft man sich einen Vorteil gegenüber Onlinehändlern, die vertraglich daran gebunden sind, die Waren nicht vor offiziellem Start herauszurücken. Manch ein Ladenverkäufer hält die Ware auch bis zum Verkaufsstart zurück und weigert sich sogar, vorab eine Preisauskunft zu erteilen. "Wir warten die Preise der anderen Anbieter ab", war die Erklärung.

Wie soll man als interessierter Käufer in dem Fall vorgehen? Wer gleich zuschlägt, kann durchaus Glück haben und ein wirklich günstiges Angebot erwischen. Oder aber man zahlt (wie die letzten Monate bewiesen haben) meist deutlich mehr als bei der Konkurrenz, beziehungsweise als wie wenige Tage nach Veröffentlichung. Grundsätzlich gilt, man kann immer abwarten und auf ein gutes Angeboten hoffen. Auch die günstigen werden früher oder später wieder im Preis angehoben. Die alte Weisheit, wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, gilt jedoch nicht. Im Gegenteil, Abwarten zahlt sich eher aus.
Portale und Communities im Internet versuchen zu helfen, doch auf Grund der lokal unterschiedlichen Preise ein- und desselben Filialisten, hat man auch hier nur wenig Überblick. Die Anbieter begründen dies mit örtlichen Unterschieden, Sonderangeboten wegen Neueröffnungen und Ähnlichem. Das mag durchaus stimmen, nur ist es bei einem überregional operierenden Händler stellenweise nicht nachvollziehbar.
Wer zu denjenigen gehört, die den begehrten Artikel gleich am Veröffentlichungstag in Händen halten wollen, der kommt entweder nicht darum herum, tiefer in die Tasche zu greifen, oder entsprechende Kilometer zurückzulegen, um die Preise in der Umgebung zu vergleichen. Es lohnt sich mitunter allemal.

Wer waagt erkennt die Verlierer.Um aber auch eine Lanze für die Anbieter zu brechen: 25 Euro für eine so umfassende Veröffentlichung wie bei Avatar - Extended Edition zu verlangen, ist durchaus legitim. Wer einmal einen Blick auf den Einkaufspreis wirft, wird feststellen, dass selbst große Anbieter wie der beringte Planet oder Markt mit allen Medien einen Einkaufspreis pro Einheit von über 22 Euro hatten. Die Gewinnmarge rechtfertigt an sich nicht einmal die aufwändige Präsentation im Laden. Insofern sind wir vielleicht auch verwöhnt durch Preise, die in manchen Bereichen so niedrig sind, wie man sie noch nie kannte. Die konstante Preisschlacht der einzelnen Anbieter hat zur Folge, dass die Wertigkeit der Ware verloren gegangen ist. Und ist man erst einmal an das Preisniveau gewöhnt, gibt es auch kein Zurück. Schon deshalb nicht, weil nicht alle Anbieter am selben Strang ziehen und einheitliche Preise verlangen. Gäbe es einen Festpreis, den jeder verlangt, gäbe es auch diese großen Preisspannen nicht.
Solche Aussagen rufen wie immer diejenigen auf den Plan, welche die Fahnen der freien Marktwirtschaft und der Wettbewerbsfreiheit so pompös vor sich herwedeln, dass sie beinahe darauf ausrutschen könnten. Diesbezüglich braucht man sich doch keine Illusionen machen: es gibt die freie Marktwirtschaft nicht, um dem Konsumenten einen größeren Nutzen zu verschaffen, sondern um die Gewinne der Anbieter zu maximieren. Man kann es drehen und wenden wie man will, bei einer Waage mit zwei Waagschalen, von denen eine Seite immer darum bemüht ist, zu gewinnen, muss es auch einen geben, der nicht oben auf ist. Und da die Konsumenten nicht in der Lage sind, sich erfolgreich zu organisieren[1], braucht man nach dem Gewinner auch nicht zu fragen.



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