X-Men Origins: Wolverine [2009]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 07. April 2010
Genre: Action / Fantasy

Originaltitel: X-Men Origins: Wolverine
Laufzeit: 107 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2009
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Gavin Hood
Musik: Harry Gregson-Williams
Darsteller: Hugh Jackman, Liev Schreiber, Danny Huston, Will i Am, Lynn Collins, Kevin Durand, Dominic Monaghan, Taylor Kitsch, Daniel Henney, Ryan Reynolds, Tim Pocock, Julia Blake


Kurzinhalt:
Seit über einem Jahrhundert kämpfen sich die beiden Mutanten Logan (Hugh Jackman) und Victor (Liev Schreiber) durch die Kriege. Ihre speziellen Fähigkeiten machen sie dabei zu erschreckend guten Killern. Darum rekrutiert Colonel William Stryker (Danny Huston) beide für seine Spezialeinheit, wo sich auch andere Mutanten finden. Was Strykers Ziel ist, behält er für sich und nach Gewissensbissen quittiert Logan den Dienst und zieht sich in die Berge zurück.
Jahre später ist er mit Kayla (Lynn Collins) glücklich, als ihn Stryker aufsucht: jemand tötet systematisch die ehemaligen Team-Mitglieder. Erst als Logan das Wichtigste in seinem Leben genommen wird, nimmt er Strykers Angebot an, mit einem militärischen Experiment seine Mutation zu einer unschlagbaren Waffe zu machen. Als er erkennt, dass er getäuscht wurde sinnt Logan, der sich nun Wolverine nennt, fortan auf Rache ...


Kritik:
Als man zum ersten Mal dem ruppigen und aggressiven Wolverine in X-Men [2000] begegnete, wusste man als nicht durch die Comics eingeweihter Zuschauer nicht so recht, was man von der Figur halten sollte. Als Einzelgänger schien er arrogant und unnahbar, gleichzeitig aber geheimnisvoll – immerhin wusste er selbst nicht so recht, wer er war. In den Fortsetzungen drehte sich die Geschichte meist um ihn und aus dem Team-orientierten Gedanken der X-Men war eine One-Man-Show geworden. Aber auch wenn er meist im Mittelpunkt der Geschichten stand, wirklich viel hatte man über ihn dennoch nicht erfahren. Dies wollen die Produzenten mit X-Men Origins: Wolverine nun ändern und stricken eine Geschichte um die Entstehung Wolverines, die aber immer noch genügend Abstand zum X-Men-Franchise lässt, um gegebenenfalls um Fortsetzungen ergänzt zu werden. Wieder in der Hauptrolle zu sehen ist Hugh Jackman, den man inzwischen so sehr mit Wolverine identifiziert wie Sean Connery mit James Bond. Bekannte Mutanten wie Storm oder Cyclops sind nur in Nebenrollen zu sehen, oder gar ganz der Schere zum Opfer gefallen. Dafür wird Sabertooth, auch bekannt als Victor Creed und immerhin Wolverines Bruder, von einem anderen Darsteller verkörpert, ebenso wie William Stryker, der in X2 - X-Men 2 [2003] bereits zu sehen war. Zumindest die bekannten Namen und einige interessante Gast-Auftritte sorgen dafür, dass man sich als Zuseher im bekannten X-Men-Universum wiederfindet. Aber vom Glanz und dem Staunen, das die ersten drei Filme verursacht haben, scheint nicht mehr viel übrig geblieben.

Wolverine, der als Kind Jimmy heißt, sich später irgendwann Logan nennt, ist früh zu Hause weggelaufen, nachdem er etwas Schreckliches getan hatte. Ob es ein Unfall war oder nicht, spielt keine Rolle, er und sein Bruder Victor sind nicht wie die anderen Menschen. So kämpfen sich beide fortan durch den Bürgerkrieg, die Weltkriege, Vietnam und während das Töten Victor Spaß zu machen scheint, erfährt man nicht, wann es Jimmy zu viel wird. Colonel Stryker (blass verkörpert von Danny Huston) verspricht, beiden eine Richtung zu geben und nimmt sie in sein Spezialteam auf. Doch auch hier wird Wolverine zu viel gemordet, so dass er sich zurückzieht. Man sollte vermuten, dass nach über 100 Jahren des Tötens und der Kämpfe ein jeder genug Leid gesehen hat, dass es für den Rest des Lebens reicht, der im Falle von Logan und Victor noch sehr lange sein könnte. Aber während Hugh Jackman verständlich macht, was seine Figur dazu bewegt, sich abzukapseln, wird nie angesprochen, ob er sein Leben und was er getan hat denn bereut oder nicht. Eine klare Stellungnahme, dass das Kämpfen keine Lösung ist, sucht man vergebens und prägte einen jeden Teil der X-Men-Reihe bislang eine überzeugende Aussage, sucht man diese in Wolverine vergebens. Stattdessen lässt sich Logan fortan von seiner Gier nach Rache leiten, wird ihm doch genommen, was ihm am Wichtigsten auf der Welt gewesen ist. Dabei ergeben sich zwar überraschenderweise einige Offenbarungen, die man als Zuseher nicht hatte kommen sehen, doch grundsätzlich bleibt die Geschichte genau so, wie man sie sich vorstellen würde. Eben deshalb scheint die zweite Drehbuchhälfte vollkommen uninspiriert und vorhersehbar. Flieht Wolverine aus jener Militäreinrichtung, die ihn zu dem macht, was er ist, reiht sich ein Klischee ans nächste, wobei die Filmemacher sichtlich darum bemüht scheinen, Actionszene auf Actionszene folgen zu lassen. Wären diese gut gemacht, könnte man das akzeptieren, doch sieht man nicht nur Wolverines Metallklauen an, dass diese getrickst wurden. Beinahe jeder vermeintliche "Actionhöhepunkt" entstand vor einem Green-Screen, die Faustkämpfe hinterlassen bei den Figuren letztlich nicht einmal Blessuren und wer dachte, Wolverine ist unsterblich, der darf dies hier für beinahe jede Figur aus dem Franchise behaupten. Bei einem Budget das doppelt so hoch lag wie noch bei X-Men hätte man zumindest ausgereifte Spezialeffekte erwartet, von einer packenden Geschichte ganz zu schweigen. Nur verkommt die vermeintliche Ausgangslage im Laufe der etwas mehr als eineinhalb Stunden zu einer Mutanten-Show, die inhaltliche Sprünge aufweist, hanebüchene Ideen vorstellt und dabei außer Unterhaltungswert nicht viel mehr zu bieten hat. Das ist insofern bedauerlich, da die Ansätze für eine Ursprungsgeschichte Wolverines durchaus vorhanden sind. Aber da abgesehen von Hugh Jackman und Liev Schreiber kaum ein Darsteller das nötige Charisma besitzt, um die jeweilige Figur zum Leben zu erwecken, bleiben selbst die Ansätze in den Kinderschuhen stecken. Der ein oder andere Cameoaufrtitt einer bekannten X-Men-Figur mag diesbezüglich stellenweise über die vielen verpassten Chancen hinwegtrösten, aber es bleibt letztlich ein Gefühl als wäre Wolverine mehr ein dumpfes Echo der X-Men-Trilogie statt ein eigenständiger Film.


Fazit:
Es geschieht nicht zum ersten Mal, dass über eine Figur so lange Geschichten erzählt werden, bis sie vollends entmystifiziert wird. Bei Wolverine scheint dies auch der Fall, obgleich seine Story den Machern weniger wichtig scheint, wie möglichst viele bekannte Mutanten irgendwo im Film unterzubringen. Dabei bleibt zwar Hugh Jackman als Logan/Wolverine im Mittelpunkt, nicht zuletzt dank seiner physischen Präsenz, aber die Story selbst packt nach dem ersten Drittel nicht mehr.
Das liegt zum großen Teil daran, dass X-Men Origins: Wolverine auf Grund allzu offensichtlicher Spezialeffekte nicht überzeugt. Die von den beiden Hauptakteuren abgesehen leidlich charismatischen Darsteller sind dabei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Fans der Reihe werden womöglich kurzweilig Spaß daran finden. Nur wer auch eine bedeutende Aussage erwartet wie man sie in den bisherigen drei Filmen zu hören bekam, oder gar auf tadellos und packend gemachte Actionszenen hofft, der wird enttäuscht sein.