Nobody 2 [2025]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 14. August 2025
Genre: Action / Thriller / Komödie

Originaltitel: Nobody 2
Laufzeit: 89 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Timo Tjahjanto
Musik: Dominic Lewis
Besetzung: Bob Odenkirk, Connie Nielsen, John Ortiz, RZA, Colin Hanks, Sharon Stone, Christopher Lloyd, Colin Salmon, Billy MacLellan, Gage Munroe, Paisley Cadorath, Daniel Maclnnis, Cindy Myskiw, Zara Longe, Nolan Grantham, Pyper Braun


Kurzinhalt:

Um einen immensen Schuldenberg abzubezahlen nimmt der Elite-Attentäter der Regierung, Hutch Mansell (Bob Odenkirk), trotz seines an sich selbst gewählten Ruhestands wieder Aufträge an. Aber obwohl er seine Missionen erfolgreich ausführt und seine Familie um seinen Beruf weiß, nichts scheint sich so zu entwickeln, wie Hutch es sich wünscht. Die Kinder Brady (Gage Munroe) und Sammy (Paisley Cadorath) gehen ihren eigenen Interessen nach, während Hutchs Ehefrau Becca (Connie Nielsen) die einsamen Abende zuhause immer mehr von ihm entfremden. Darum will Hutch mit seiner Familie und seinem Vater David (Christopher Lloyd) einen gemeinsamen Urlaub verbringen und hat dafür den Ort ausgesucht, mit dem er seine glücklichste Kindheitserinnerung verbindet: Der Freizeitpark PlummerVille. Dort angekommen, schwelgt Hutch in Nostalgie, auch wenn seine Familie eher ernüchtert reagiert. Doch es dauert nicht lange, da gerät Hutch ins Visier von Sheriff Abel (Colin Hanks) und dem Besitzer des Parks, Henry (John Ortiz). Hutch ahnt nicht, dass der Freizeitpark nur eine Fassade ist, oder mit wem er sich angelegt hat. Bis er sich einer Kleinarmee gegenübersieht, die ihm den Urlaub spürbar vermiest …


Kritik:
Die Fortsetzung zu Bob Odenkirks überraschendem Actionhelden-Einstand Nobody [2021] ist genau die Art Fortsetzung, die man erwarten würde. Was sich nach guten Nachrichten für Fans des kurzweiligen wie brachialen ersten Teils anhört, ist aber in gewisser Hinsicht auch enttäuschend, da Filmemacher Timo Tjahjanto, der von Ilya Naishuller übernimmt, weder die Story, noch die Figur im Zentrum merklich weiterentwickeln möchte. Als wenig zimperlicher und kaum ernst gemeinter Action-Thriller für Erwachsene bietet Nobody 2 so zwar Unterhaltung, in Erinnerung bleibt die aber kaum.

Nach den Ereignissen des ersten Films ist Familie Mansell wieder in den alten Trott gefallen, selbst wenn es nun kein Geheimnis mehr ist, dass Hutch ein ausgebildeter Attentäter für die U.S.-Regierung ist. Als solcher ist er wieder aktiv, um einen hohen Schuldenberg abzubezahlen, den er sich selbst eingebrockt hat. Doch die viele Arbeit hinterlässt nicht nur körperliche Blessuren, sondern ist auch eine Last für die Familie, da Hutch viel versäumt. Seine Frau Becca ist kurz davor, einen Schlussstrich zu ziehen, als Hutch selbst einen Urlaub vorschlägt. Dafür will er mit seiner Familie in den PlummerVille Freizeitpark fahren, wo er damals den einzigen Urlaub mit seinem Vater und seinem Bruder verbracht hat. Hutch hofft, dort wieder fröhliche Erinnerungen für sich und seine Lieben erschaffen zu können. Doch bereits kurz nach der Ankunft zieht er nicht nur den Unmut von Sheriff Abel auf sich, sondern sitzt nach einem Zwischenfall, bei dem Hutch die Beherrschung verliert, dem Besitzer des Freizeitparks gegenüber, Henry. Der behauptet, ihm würde die ganze Stadt gehören. Ob ihn die Umstände dazu zwingen oder nicht, Hutch kann nicht aus seiner Haut und zieht bald schon eine Spur der Verwüstung hinter sich her.

Sieht man sich die grundsätzliche Struktur der Erzählung an, bleibt Nobody 2 dem Aufbau des ersten Teils durchgehend treu, bis hin zu einem Finale, bei dem eine Kleinarmee gesichtsloser Angreifer mit allen möglichen Mitteln zur Strecke gebracht wird, die mitunter an eine Mischung aus Rambo [1982] und Kevin - Allein zu Haus [1990] erinnern. Davor bereits hat man den Eindruck, man wisse, wer die Fäden in der Hand hält, nur um festzustellen, dass sich all diese Personen noch vor jemand anderem fürchten und lediglich Befehle ausführen. Hutch muss sich ihnen allen stellen und kämpft sich bereits in den ersten Minuten durch Gruppen von Widersachern, die für die restliche Erzählung aber tatsächlich gar nicht notwendig sind. Es ist ein Prolog, der darauf einstimmen soll, was das Publikum in den kommenden eineinhalb Stunden erwartet und genau das bietet Regisseur Tjahjanto durchaus. Was die Geschichte dabei aber vermissen lässt, sind neue Erkenntnisse über die Figuren oder einen frischen Weg, den diese einschlagen dürfen. Es gibt ein paar Momente, in denen die Familie zueinander zu finden versucht, aber nicht nur Großvater David ist ebenso wenig von Bedeutung für die Story wie die Kinder Brady und Sammy. Selbst Connie Nielsen als Hutchs Ehefrau Becca bekommt kaum etwas zu tun, wäre es nicht um einen Auftritt am Ende, den ein erfahrenes Publikum lange kommen sieht.

Nobody 2 ist ganz eindeutig auf Bob Odenkirk zugeschnitten, der in beinahe jeder Szene vertreten ist und Hutchs Argumentation mit Fäusten, Schuss- und Stichwaffen Nachdruck verleiht. Thematisiert die Story in ein paar Augenblicken, dass er Konflikte stets mit Gewalt löst und Brady derart zu ihm aufsieht, dass er auf die schiefe Bahn geraten könnte, spielen diese Aspekte letztlich kaum mehr eine Rolle. Vielmehr konzentriert sich die Erzählung auf die verschiedenen Kämpfe, die aber oftmals nach demselben Schema ablaufen. Sie sind zwar routiniert, wenn auch wackelig umgesetzt, einen so packenden Abschnitt wie den Kampf im Bus in Teil eins gibt es aber nicht.

Was die zunehmend grafische Brutalität dabei wenigstens erträglich macht ist die Tatsache, dass die Szenen meist derart überzogen dargestellt werden, dass man sie kaum ernst nehmen kann. Hinzu kommen viele lockere Sprüche und Schurken, deren überbordende Boshaftigkeit aus einem 1980er-Jahre B-Film stammen könnte. Das klingt negativer, als es gemeint ist. An ihrer ungewöhnlichen Rolle scheint Sharon Stone durchaus Gefallen zu finden. Es würde nur noch mehr Spaß machen, wenn ihre Figur mehr wäre, als nur die personifizierte Boshaftigkeit, die sie in ihrem ersten Auftritt zeigt. Wenn es darum geht, das Fanpublikum des ersten Films anzusprechen, geht Regisseur Tjahjanto keine Risiken ein. Erwartet man nicht mehr, bietet Nobody 2 mehr von demselben. Nur wirkt die Farbe nicht mehr so frisch wie noch vor ein paar Jahren.


Fazit:
So bleihaltig Filmemacher Timo Tjahjanto seine Geschichte auch erzählt, es fehlen am Ende Momente, die sie vom spaßigen ersten Teil spürbar absetzten würden. Die Story folgt derselben Struktur und bietet dabei doch keine merklich neuen Einblicke in den Hintergrund oder den künftigen Weg der Figuren. Das könnte man dann leichter verschmerzen, wenn die Präsentation dies ausgleichen würde. Aber nicht nur die laute, aufdringliche Musik kostet Spaß beim Zusehen, auch die Inszenierung selbst wirkt in keinem Moment so packend oder unmittelbar wie zuvor. Inhaltlich ist nicht nur der Ablauf selbst absehbar, auch einzelne Szenen lassen sich bis hin zum Timing vorhersehen. Die Besetzung scheint ihren Spaß zu haben und sieht man Nobody 2 als brachiale Action-Unterhaltung für ein erwachsenes Publikum, funktioniert das dank der kurzweiligen Laufzeit durchaus. Nur wenn selbst beim Finale die Helden nie in Gefahr schweben, weshalb sollte man dann überhaupt mit ihnen mitfiebern? Vielleicht braucht es das für das geneigte Publikum aber auch gar nicht.