Caught Stealing [2025]
Wertung:
|
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 27. August 2025
Genre: Krimi / Thriller / Komödie
Originaltitel: Caught Stealing
Laufzeit: 122 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2025
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Darren Aronofsky
Musik: Rob Simonsen
Besetzung: Austin Butler, Regina King, Zoë Kravitz, Matt Smith, Liev Schreiber, Vincent D’Onofrio, Griffin Dunne, Bad Bunny, Carol Kane, Tenoch Huerta, D’Pharaoh Woon-A-Tai, Will Brill, Action Bronson, George Abud, Yuri Kolokolnikov
Kurzinhalt:
Seit sich seine Träume einer Karriere als Baseball-Spieler nach einem schrecklichen Unfall zerschlagen haben, verbringt Hank (Austin Butler) seine Zeit in New York damit, in einer Bar zu arbeiten und kaum einen Tag ohne Alkohol ins Land ziehen zu lassen. Seiner Freundin Yvonne (Zoë Kravitz) fällt das inzwischen zunehmend auf, wobei sie sich wünscht, die Beziehung zu vertiefen. Als Hank von seinem Nachbarn Russ (Matt Smith) gebeten wird, auf dessen Katze aufzupassen, weil er wegen einer Beerdigung verreisen muss, denkt sich Hank nichts dabei. Doch kurz darauf stehen bedrohliche Gestalten vor Russ’ Wohnung. Als Hank ihnen sagt, er wisse nicht, wo sich sein Nachbar aufhält, wird er angegriffen und lebensgefährlich verletzt. Polizistin Roman (Regina King) teilt Hank mit, dass sein Nachbar in gefährliche Geschäfte verwickelt sei und tatsächlich stehen kurz darauf die skrupellosen Brüder Lipa (Liev Schreiber) und Shmully (Vincent D’Onofrio) ebenfalls vor Russ’ Tür. Verschiedene Parteien suchen offenbar etwas, das Russ versteckt hat und niemand glaubt Hank, dass er nicht weiß, wo es ist. Damit ist er aber nicht nur selbst in Gefahr, sondern auch Yvonne …
Kritik:
Darren Aronofskys Caught Stealing hakt viele Punkte ab, um die nicht zimperliche und sehr von ihrem Milieu geprägte Krimikomödie zu einer spaßigen Unterhaltung für ein erwachsenes Publikum mit einem durchaus bösen Sinn für Humor zu machen. Chic in Szene gesetzt und von einem namhaften Cast mit durchaus Augenzwinkern gespielt, wollen die verschiedenen Zutaten aber doch nicht so zusammenpassen, wie die Verantwortlichen es beabsichtigen. Das Ergebnis bietet viel Potential, bleibt aber hinter den Erwartungen zurück.
Angesiedelt im Jahr 1998 in einem Stadtviertel von New York City, in dem die Gentrifizierung noch nicht vollends im Gange ist, handelt die Erzählung von Barkeeper Hank Thompson, der seine Träume einer Baseballkarriere nach einem Unfall an den Nagel hängen musste. Er wohnt in einem wenig ansehnlichen Apartment und verbringt seine Tage und Nächte für gewöhnlich damit, die Erinnerungen an den Unfall im Alkohol zu ertränken. Sein Punk-Nachbar Russ bittet Hank, auf seine Katze Bud aufzupassen, während er nach London zur Beerdigung seines Vaters fliegt. Doch kurz darauf stehen Gangster vor Russ’ Tür, die Hank krankenhausreif prügeln. Hank wendet sich an die Polizei und die Ermittlerin Roman teilt ihm mit, dass sich sein Nachbar Russ mit den falschen Leuten angelegt habe. Neben der russischen Mafia seien auch die gefürchteten Gangster-Brüder Lipa und Shmully hinter Russ her. Und sie alle vermuten, dass Hank hat, was sie bei Russ suchen wollen. So gerät nicht nur Hank selbst ins Visier, sondern auch seine Freundin Yvonne.
Neben der Darstellung von New York, einer Untergrundszene, in der nach Zapfenstreich freizügig Drogen konsumiert werden und beinahe jeder bis an die Zähne bewaffnet ist, lebt Caught Stealing von der Skurrilität seiner Figuren. Angefangen von einer Polizistin, die Hank bei einer Befragung wiederholt auf die falsche Fährte locken will, über streng religiöse Gangster, die mit dem Morden aber kein Problem zu haben scheinen, andere Schurken, die wie Karikaturen anmuten, oder Hank selbst, niemand hier scheint die hellste Kerze auf der Torte zu sein und vor allem Hank trifft zunehmend dämlichere Entscheidungen. Zumindest solange, bis die Brutalität derjenigen, die es auf ihn abgesehen haben, ihn aus seiner geradezu naiven Lethargie reißt. Wird ihm nicht nur Gewalt angetan, sondern der Druck auf ihn spürbar erhöht, gewinnt die Erzählung etwas an Tempo. Doch der große Twist der Geschichte ist so weit absehbar, wie Katze Bud der übrigen Besetzung die Show stiehlt.
Das erinnert, was den angestrebten Coolnessfaktor der Figuren und die mitunter groteske Entwicklung der Story anbelangt, ein wenig an frühe Quentin Tarantino-Werke. Aber während dort die Dialoge die Geschichte ebenso vorantreiben wie ein unerwarteter Ablauf, kann Filmemacher Aronofsky mit keinem von beidem aufwarten. Wie einzelne Szenen hier verlaufen, ist ebenso absehbar, wie dass ein prominent in Szene gesetztes Feuerzeug nochmals eine entscheidende Rolle spielt, oder Hanks Unfall erneut aufgegriffen wird. Gleichzeitig bleibt der eigentliche Kern des Plots so diffus wie konstruiert. Darüber helfen auch die vielen Songs nicht hinweg, die ebenso zur Authentizität der Erzählung beitragen, wie die Bilder aus dem in Schmutz und Müll erstickenden Stadtteil. Caught Stealing besitzt eine durchaus einnehmende Stimmung, zu der auch die Besetzung beiträgt. Angefangen von Austin Butler, bis hin zu Matt Smith, dessen britischer Akzent den Charakter seiner Figur merklich prägt. Aber nichts, was den Figuren widerfährt, löst eine merkliche Reaktion beim Zusehen aus, was auch daran liegt, dass bis auf Yvonne und Hank niemand spürbar sympathisch ist. Yvonne ist aber nur ein kleiner Teil der Geschichte, während sich Hank meist selbst in missliche Lagen bringt.
Die Besetzung versucht dabei, das Meiste aus den Charakteren zu machen, über die man überwiegend nur wenig erfährt. Außer, dass Yvonne eine Rettungssanitäterin ist, verrät Caught Stealing über sie beispielsweise gar nichts, auch nicht, was sie in Hank sieht. Butlers Darstellung gewinnt dann an Profil, wenn Hank in eine immer auswegslosere Situation gerät, doch gerade auf Seite der Schurken gelingt es der Geschichte nicht, packende Figuren zu etablieren. Oder insgesamt überhaupt nur solche, die sich nicht lebensfremd verhalten. Dafür wartet Regisseur Darren Aronofsky mit einer Inszenierung auf, an der nicht nur das grisselige Filmkorn für eine stimmige Atmosphäre sorgt, sondern auch die Farbgebung an Bilder aus den 1990er-Jahren erinnert. Viele Perspektiven sind spürbar überlegt ausgesucht und warten mit einer Symmetrie in der Komposition auf, die sich aber nicht in der Geschichte widerspiegelt. Bei der wäre es ein Leichtes, entweder eine unterlegene Hauptfigur vorzustellen, die sich gegen ihre übermächtige Gegner wehrt, oder einen klugen Protagonisten, der es mit unfähigen Widersachern zu tun hat.
Caught Stealing scheint hier inmitten der Erzählung die Ausrichtung ändern zu wollen. Das wirkt ebenso wenig stimmig wie die emotionalen Augenblicke mitzunehmen vermögen. Das heißt nicht, dass manche der Dialoge nicht amüsant wären, oder einige Szenen trotz der Brutalität für Erheiterung sorgen. Trotzdem strebt Regisseur Aronofsky in allen Belangen spürbar nach mehr, als ihm hier gelingt. Das ist am Ende einfach schade.
Fazit:
Die lange Suche nach einem Schlüsselelement der Story, bei dem niemand weiß, wofür es da ist, verleiht der inhaltlich teils grotesken Krimikomödie einen Aspekt, den man beispielsweise aus Pulp Fiction [1994] oder Alfred Hitchcock-Filmen kennt. Doch wird dieser Teil der Story aufgelöst, folgt eine vermeintlich komplexe Konfrontation zwischen den Parteien, die zu schnell und zu wenig überraschend zum Ende kommt. Filmemacher Darren Aronofsky setzt bei Caught Stealing auf eine Mischung aus bösem Humor, Gewalt und einer stylischen Inszenierung, von der jedoch kein einzelner Aspekt vollends zu überzeugen vermag. Der Humor gerät selten böse genug und die handwerkliche Umsetzung ist zwar tadellos, aber auch ohne tatsächliche Highlights. Vor allem ist all dies durchweg vorhersehbar. Kaum spannend, verhalten sich hier sämtliche Charaktere lebensfremd, wobei Hank zumindest anfangs noch nachvollziehbar auf die Bedrohung reagiert. Gut gespielt und in Szene gesetzt, verdienen sich die Figuren damit das Mitgefühl des Publikums nicht. Entsprechend schwer fällt es, mitgerissen zu werden.