Willi und die Wunderkröte [2021]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 7. Mai 2022
Genre: Unterhaltung / Dokumentation

Laufzeit: 86 min.
Produktionsland: Deutschland
Produktionsjahr: 2021
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Markus Dietrich
Musik: Amaury Bernier
Besetzung: Willi Weitzel, Ellis Drews, Miriam Stein, Suzanne von Borsody, Ferdinand Dörfler, Malte Basquiat Comoe, Sönke Möhring, Lupo Grujcic, Rand Beiruty, Martin Jansen, Edgardo J. Griffith, Heidi Lynn Ross, Eliot J. Griffith Ross


Kurzinhalt:

Nach langer Reise kehrt Willi (Willi Weitzel) endlich wieder in sein Heimatdorf zurück und hat kaum die 10jährige Nachbarstochter Luna (Ellis Drews) getroffen, als diese schon eine Kröte vor dem Traktor des Bauern Huber (Ferdinand Dörfler) retten muss. Dem ist Lunas Froschteich im Dorf ein Dorn im Auge und da er gleichzeitig der Bürgermeister ist, will er bei einer Gemeindeversammlung über die Trockenlegung des Teichs abstimmen lassen. Luna hat sich wie ihre Großmutter Professorin Julia Jones (Suzanne von Borsody) den Amphibien verschrieben und betreibt sogar eine eigene Froschungsstation – eine Frosch-Forschungsstation. Um die Gemeinde davon zu überzeugen, wie wichtig Frösche sind, macht sich Willi daher auf, überall auf der Welt Argumente für deren Erhalt zu finden. Seine Reise führt ihn unter anderem nach Bolivien, wo der Forscher Martin Jansen das Quaken der Tiere erforscht, aber auch nach Costa Rica und Panama, wo es ganze Festivals für die Frösche und Initiativen für ihre Rettung gibt. Währenddessen muss sich Luna gegen Bauer Huber wehren, der beginnt, den Teich zuzuschütten und auch Lunas Mutter Lena (Miriam Stein) kann ihn nicht davon abbringen …


Kritik:
Nach der preisgekrönten Kindersendung Willi wills wissen [2002-2010], dem Kino-Film Willi und die Wunder dieser Welt [2009] und einigen Kurzfilmen, kehrt Willi Weitzel in Willi und die Wunderkröte zurück, um dem Publikum Wissenswertes, Spannendes und Wichtiges aus unserer Welt nahezubringen. Eingebettet in eine fiktive Rahmengeschichte, widmet er sich diesmal der Welt der Amphibien und versetzt dabei ins Staunen. Das erkennbar gute Herz der Produktion bleibt in Erinnerung, selbst wenn manche Aspekte aus erwachsener Perspektive nur mäßig gelungen sind.

Ob gerade in Anbetracht des Zeitversatzes seit dem letzten Auftritt der präsentierenden Figur „Willi“ er samt seiner bisherigen Abenteuer dem Zielpublikum noch ein Begriff ist, kann dieser Kritiker nicht beurteilen. Zahlreiche Wissensformate buhlen inzwischen um die Gunst der jungen Zuschauerinnen und Zuschauer, wobei nicht zuletzt die Veröffentlichung der Willi wills wissen-Episoden in den Sozialen Medien für eine Bekanntheit der Person bei Kindern sorgen dürfte. In gewisser Weise muss diese vorausgesetzt werden, wenn Willi hier von Beginn an aus dem Off erzählt, dass er nach langer Reise in seinem Heimatdorf vorbeischaut und ihn dort die Nachbarstochter Luna begrüßt. Sie will ihn nämlich dafür begeistern, eine Dokumentation über Frösche zu machen, was voraussetzt, dass man weiß, dass Willi von Beruf Dokumentarfilmer und daher viel unterwegs ist. Luna rettet vor Willis Augen eine Kröte davor, vom Huber-Bauern, einem örtlichen Landwirt und gleichzeitigen Bürgermeister, mit einem PS-starken Traktor überfahren zu werden. Dem ist vor allem ein Teich ein Dorn im Auge, den Luna zusammen mit ihrem Vater angelegt hat und in dem inzwischen so viele Frösche und Kröten beheimatet sind, dass nachts im Dorf ziemlich laut gequakt wird. Der Huber-Bauer will den Teich trockenlegen, aber da er und Willi einander schon lange kennen, lenkt er ein, dass das Thema bei der kommenden Gemeindeversammlung diskutiert werden soll. So macht sich Willi auf, inspiriert von Lunas Großmutter, Professorin Julia Jones, so viel er kann über Frösche in Erfahrung zu bringen, um die nicht sehr Frosch freundliche Gemeinde umzustimmen. Dabei erscheint Willi in Träumen immer wieder die Wunderkröte, von der sich in Lunas Buch „Bufo Magicus“ eine Zeichnung wiederfindet und die frappierende Ähnlichkeit mit ihrer Großmutter hat.

Seine Reise führt Willi nach Ägypten, wo er erfährt, wie Frösche einst im Nildelta verehrt wurden, aber auch nach Bolivien, Costa Rica und Panama, wo er auf Forschende trifft, die sich mit den unterschiedlichsten Froscharten beschäftigen, ihr Quaken analysieren, oder ihr Verhalten studieren. In diesen Abschnitten werden komprimiert durchaus viele interessante Informationen vermittelt, zu den vielen verschiedenen Arten von Fröschen, ihren Eigenschaften, ihrem Lebensraum und auch Krankheitserregern, die ganze Populationen gefährden. Vor allem aber sind diese Einblicke inspirierend, wenn aufgezeigt wird, wie Menschen dem entgegenwirken oder Hilfsprojekte unterstützen, seltene Arten zu erhalten. Willi und die Wunderkröte wechselt diese dokumentarischen Einblicke ab mit der Rahmenhandlung um Luna, die den Teich gegen den Huber-Bauer verteidigen muss, dabei herbe Rückschläge erleidet und doch den Mut und die Stärke findet, nicht aufzugeben, sondern für ihre Überzeugungen zu kämpfen.

Unbestritten, werden dabei viele Dinge stark überspitzt dargestellt und vereinfacht, mit dem eher schlichten Norbert, der sich nur um sein Auto sorgt, Bauer Huber, dem es nicht um die Natur geht, sondern nur darum, etwas abzuschaffen, was ihn persönlich stört. Selbst wenn sein eigener Sohn Heinrich sich auf Lunas Seite schlägt und gegen seinen Vater stimmt. Doch ergänzt das Drehbuch von Regisseur Markus Dietrich diesen Erzählstrang um Aspekte, die letztlich nirgendwo hinführen. Wie der Konflikt zwischen Luna und Lena darüber, dass sich ihre Eltern getrennt haben, wofür Luna ihrer Mutter die Schuld gibt. Auch werden die Kinder, die Luna anfangs ihre Kamera weggenommen und sie gehänselt haben, gar nicht weiter thematisiert, wobei es doch eine schöne Idee wäre, Luna würde alle Kinder hinter sich versammeln, um den Teich zu retten. Ebenso erscheint der Gastauftritt von Annika Preil und ihrer Tier-Doku-Sendung Anna und die wilden Tiere [seit 2014] eher, als wollte man hier dem Publikum eine Anregung auf ein anderes Wissensformat mit auf den Weg geben, wobei das gleichzeitig herausstellt, dass Luna ohne Hilfe nicht weiterkommt. Das ist schade, zumal der einmalige Verweis im Film verloren scheint. Selbst kurz vor Schluss, wenn zur Gemeindeversammlung eine Forschungsstation als Luftfracht abgeworfen wird, hat dieser Aspekt, der bei Kindern sicher für Erheiterung sorgen wird, doch keinerlei wirklichen Nutzen für die Geschichte. Weshalb sie dort landet, oder was Professorin Jones damit anfangen will, wird nicht erklärt.

Diese Kleinigkeiten werden das junge Publikum, das hier angesprochen wird, vermutlich nicht stören und man kann nur hoffen, dass sie neben zahlreichen Informationen rund um Amphibien auch die Anregungen mitnehmen werden, dass sie sich für ihre Umwelt, die Natur und ihre eigenen Träume einsetzen können und sollen. Wird dabei auf Bewegungen wie Fridays For Future verwiesen und gezeigt, dass Luna mit ihrer Mutter eine erwachsene Bezugsperson hinter sich weiß, die ihr den Rücken stärkt, mag das vielleicht auch erwachsene Zuseherinnen und Zuseher motivieren. Wichtig wäre das in jedem Fall.


Fazit:
Interessant klingende Ereignisse wie das „Goldene Frosch Festival“ in Panama zu erwähnen, ist eines, aber Bilder davon zu sehen, wäre schöner gewesen. Versäumnisse wie diese fallen auf, darunter vor allem die für Luna emotional belastende Familiensituation, die weder eine nennenswerte Auswirkung hat, noch aufgelöst wird. Die präsentierten Konflikte sind stark komprimiert, für ein junges Publikum aber dennoch verständlich. Wird Lunas Zimmer von Fröschen überrannt, ist das für die Jüngsten ebenso amüsant, wie die Darstellung der Erwachsenen, die sich überzogen verhalten. Die größte Stärke von Willi und die Wunderkröte liegt jedoch darin, dass in der knappen Zeit viele Informationen aus der Welt der Amphibien kindgerecht und anschaulich vermittelt werden. Nicht belehrend, sondern informativ und neugierig. Gleichzeitig ist Lunas Einsatz inspirierend, ein Aufruf an Kinder und Jugend, für Natur und Umwelt aktiv zu werden, sich zu wehren und für die eigenen Ideale zu kämpfen. Das ist nicht wirklich subtil in der Aussage, was kein Kritikpunkt sein soll, denn die ebenso schöne wie wichtige Botschaft mag sich hauptsächlich an Kinder als Zielpublikum richten, hält aber auch für Erwachsene lehrreiche Momente parat. Insbesondere auf Willis Reise in mehr schöne denn ernüchternde Bilder unseres Planeten getaucht, ist das ermutigend und deshalb gelungen.