True Lies - Wahre Lügen [1994]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 23. Dezember 2018
Genre: Action / Komödie / Thriller

Originaltitel: True Lies
Laufzeit: 141 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1994
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: James Cameron
Musik: Brad Fiedel
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Jamie Lee Curtis, Tom Arnold, Bill Paxton, Tia Carrere, Art Malik, Eliza Dushku, Grant Heslov, Charlton Heston


Kurzinhalt:

Harry Tasker (Arnold Schwarzenegger) führt ein Doppelleben. Für seine Familie, Ehefrau Helen (Jamie Lee Curtis) und Tochter Dana (Eliza Dushku), ist er Vertreter einer IT-Firma. Tatsächlich jedoch ist er Agent der Anti-Terror-Einheit „Omega Sector“. Bei einem Einsatz in der Schweiz zusammen mit seinen Kollegen Albert (Tom Arnold) und Faisil (Grant Heslov) werden sie auf eine Terrorzelle aufmerksam, deren Spur zur Antiquitätenhändlerin Juno Skinner (Tia Carrere) führt. Zurück in den Vereinigten Staaten führen sie ihre Recherche fort, doch muss Harry feststellen, dass Helen ihn offenbar betrügt. Darum bemüht, seine Ehe zu retten, droht nicht nur seine Tarnung aufzufliegen. Vielmehr bereitet der Terrorist Salim Abu Aziz (Art Malik) einen verheerenden Anschlag vor …


Kritik:
Sich heute einen Film wie True Lies - Wahre Lügen anzusehen ist, als würde man in eine längst vergangene Zeit reisen. In eine, in der Helden keine emotionalen Traumata benötigten, in der Gewalt nicht realistisch dargestellt werden musste und in der internationale Terroristen nicht böser schienen als ein Finanzhai oder ein größenwahnsinniger Arzt. Es war eine Zeit, in der Actionfilme, auch wenn sie für ein älteres Publikum gemacht waren, leichtfüßig erzählt wurden und ein Sieg der Guten am Ende nicht teuer erkauft war. Man mag darüber streiten, ob es jemals angebracht war, einen Action-Thriller mit einem terroristischen Hintergrund als Unterhaltungsfilm zu erzählen. Es scheint heute in jedem Fall kaum möglich – und hebt True Lies darum umso mehr von anderen Genrevertretern ab.

In der dritten Zusammenarbeit zwischen Filmemacher James Cameron und Hauptdarsteller Arnold Schwarzenegger schlüpft letzterer in die Rolle des Spions Harry Tasker, dessen Ehefrau Helen und Tochter Dana nichts von seinem wahren Beruf ahnen. Für sie führt er das langweilige Leben eines Vertreters, während er in Wirklichkeit gegen Bösewichte kämpft und die Welt rettet. Zusammen mit seinen Kollegen Albert und Faisil kommt er einer Terrororganisation auf die Schliche, die mit Hilfe der Antiquitätenhändlerin Juno Skinner Nuklearsprengköpfe in die USA geschmuggelt hat. Dabei gerät dieser Teil der Story beinahe in Vergessenheit, als Harry mitbekommt, dass sich Helen mit einem anderen Mann trifft.

Um den größten Kritikpunkt an True Lies verstehen zu können, muss man sich den Verlauf der Geschichte genauer ansehen. Diese beginnt mit einem Einsatz von Harry in der Schweiz, bei dem er auf die Verstrickungen einer Terrorzelle aufmerksam wird. Zurück in Washington nimmt er Kontakt mit der Antiquitätenhändlerin auf und gerät selbst ins Visier des Terroristen Aziz. In den ersten 45 Minuten präsentiert Regisseur Cameron zwei große Action-Sequenzen, bei denen selbst der britische Spion 007 blaß aussehen würde. Von einer wilden Schießerei in der verschneiten Schweiz bis hin zu einem Faustkampf in einem Einkaufszentrum sowie einer anschließenden Verfolgungsjagd zu Pferd. Das ist nicht nur einfallsreich, sondern so flott und mit Humor erzählt, dass wenn der zweite Storystrang um Harrys Frau beginnt, der Erzählfluss beinahe zum Erliegen kommt. Unbestritten verleiht Jamie Lee Curtis dem Film damit einen nachvollziehbaren Bezugspunkt und ihrer Figur gleichzeitig mehr Tiefe als das Drehbuch ihr an sich zugesteht. Aber für eine halbe Stunde scheint True Lies die eigentliche Geschichte zu vergessen, ehe die Terroristen aus heiterem Himmel wieder erscheinen.

Dass man dem Film diesen inhaltlichen Ausflug verzeiht, liegt an der Besetzung, die merklich Spaß an ihren Rollen findet. Jamie Lee Curtis ist wie bereits gesagt fantastisch und als schmieriger Gebrauchtwagenhändler spielt Bill Paxton so gelungen, dass man beinahe vergessen könnte, dass wie Harry mit ihm – und im Übrigen mit seiner Frau – umgeht, nicht in Ordnung bzw. sogar geradezu grausam ist. Gleichzeitig verkommen die Terroristen zu Abziehbildern, denen kein Hintergrund, geschweige denn eine wirkliche Motivation zugeschrieben wird. Aber wie will man das kritisieren, wenn sich True Lies in Momenten wie der herunterfallenden Maschinenpistole, die sich selbst auslösend trotzdem die Bösewichte dahinrafft, oder wenn der Akku der Videokamera, mit der die Schurken ihre Botschaft für die Welt festhalten wollen, leer läuft, während das Video gedreht wird, merklich nicht ernst nimmt? Der Humor ist dabei mitunter recht böse und richtet sich nicht an ein junges Publikum. Gleichzeitig ist die Action aber derart übertrieben, die einzelnen Sequenzen so überzogen, dass es Spaß macht, zuzusehen.

So sehr, dass man dem Gespann aus Harry und Helen Tasker nicht nur die Daumen drückt und mit ihnen im Kampf gegen die Bösewichte mitfiebert, sondern dass man sich am Ende auch wünschen würde, eine weitere Mission mit ihnen erleben zu können. Angeblich soll Filmemacher James Cameron die Idee zu einer Fortsetzung selbst verworfen haben, weil er diese Art Film in einer Welt nach dem 11. September 2001 nicht mehr für angemessen hielt. Interessanterweise erscheint True Lies - Wahre Lügen deshalb aber nicht wie ein Relikt, sondern vielmehr wie ein Zeugnis einer vergangenen Zeit. Als das bzw. als purer Unterhaltungsfilm ist er nach wie vor tadellos gelungen.


Fazit:
In einer Zeit, in der sich der vielleicht bekannteste Leinwand-Spion, James Bond, zuletzt so ernst genommen hatte, präsentiert Regisseur James Cameron eine Action-Thriller-Komödie, in der sogar die Untertitel überzogen sind. Nicht nur, dass Arnold Schwarzenegger und Jamie Lee Curtis toll harmonieren, sie verleihen ihren Figuren eine Leichtigkeit, die gleichzeitig beiträgt, dass das Publikum mit ihnen mitfiebern kann. Das Actioninferno ist, wie bei den Beteiligten zu erwarten, immer noch eindrucksvoll und gerade im Vergleich zu heute öfter als nicht handgemacht. Dabei ist der Film unbestritten eine halbe Stunde länger als notwendig, dabei aber dennoch nie langweilig. Als popcorntaugliches Unterhaltungskino hat True Lies - Wahre Lügen nichts von seinem überraschend unbeschwerten Charme verloren. Ob es je angebracht war, eine solche Geschichte auf diese Art zu erzählen, sei dahingestellt; diejenigen, die sich darauf einlassen, können trotzdem ihren Spaß daran haben.