Transformers - Die Rache [2009]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 29. Juli 2009
Genre: Science Fiction / Action / Komödie

Originaltitel: Transformers: Revenge of the Fallen
Laufzeit: 150 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2009
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Michael Bay
Musik: Steve Jablonsky
Darsteller: Shia LaBeouf, Megan Fox, Josh Duhamel, Tyrese Gibson, John Turturro, Ramon Rodriguez, Kevin Dunn, Julie White, Isabel Lucas, John Benjamin Hickey, Matthew Marsden, Andrew Howard, Michael Papajohn, Glenn Morshower


Kurzinhalt:
Seit zwei Jahren befinden sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit die außerirdischen Transformers, eine Rasse von Riesenrobotern, die sich in alles Mögliche verwandeln können, auf der Erde. Der Anführer der guten Autobots, Optimus Prime (Peter Cullen), hat sich und seine Bots mit einer geheimen Regierungsorganisation verbündet, um die zerstörerischen Decepticons aufzuspüren und unschädlich zu machen. Während sich Sam Witwicky (Shia LaBeouf), der vor zwei Jahren mithalf, die Decepticons zu besiegen, auf seine Zeit am College vorbereitet, kommt er mit einem Stück Alientechnologie in Berührung, das ihn umprogrammiert.
Fortan sieht und zeichnet er seltsame Symbole, deren Bedeutung er nicht versteht. Optimus erfährt überraschend, dass Fallen (Tony Todd), der erste Decepticon, seine Rückkehr zur Erde vorbereitet. Hier liegt etwas vergraben, das das Überleben der bösen Bots sichern kann. Jener geheimnisvolle Apparat und seine jahrtausende alte Geschichte führt Sam, seine Freundin Mikaela (Megan Fox) und seine Mitstreiter auf die andere Seite der Welt. Hier wird eine Schlacht ausgetragen, die über die Zukunft der ganzen Menschheit entscheidet ...


Kritik:
Wenn die Produzenten in Hollywood ein Konzept gefunden haben, das sich finanziell lohnt, wird man sich beim Studio hüten, davon abzuweichen. Im Falle von Transformers [2007], der an den internationalen Kinokassen über 700 Millionen Dollar einnahm, gab es auch genügend Gründe, weswegen das Filmteam um Regisseur Michael Bay den Kurs beibehalten sollte.
Insofern wundert es nicht, dass die Macher die goldenen Regeln einer jeden Fortsetzung erfüllen: es gibt mehr von den getricksten, haushohen Robotern zu sehen, es gibt noch längere und zerstörerische Actionsequenzen und es gibt auch einen bedeutend höheren Bodycount, der allerdings so verpackt ist, dass er für jüngere Zuschauer nicht verstörend wirken soll. Ob es aber gerade am kindlichen Publikum, auf das Transformers - Die Rache abzielt, spurlos vorübergeht, zu beobachten, wie in den ersten 20 Minuten Shanghai in Schutt und Asche gelegt wird und einmal mehr Hochhäuser einstürzen und Flugzeugträger versenkt werden? Kaum ein Regisseur wie Michael Bay versteht es, ein infernales Chaos mit einer solchen Leichtigkeit auf die Leinwand zu bringen, dass man es nach kurzer Zeit für normal erachtet, unzählige Millionen Dollar vor der Kamera explodieren zu sehen. Gemacht ist Transformers 2 wie nicht anders zu erwarten war, vollkommen tadellos – wenn man davon absieht, dass die Actionsequenzen immer wieder kleine inhaltliche Sprünge aufweisen –, vielleicht in manchen Bereichen gar zu perfekt. Und es jagt einem einen Schauer über den Rücken, mit ansehen zu müssen, wie ein außerirdischer Riesenroboter die ältesten Pyramiden der Welt demontiert. Auch wenn ein einrädriger Koloss Hubschrauber vom Himmel holt, dass man sich verteufelt an King Kong [2005] erinnert, verschmelzen Real- und Trickaufnahmen zu einem Eindruck, zu dem man sich als Zuseher auf Grund der vertrauten Formen der Menschen und ihrer Fahr- und Flugzeuge einen Zugang zu verschaffen vermag. Doch wenn die Transformers untereinander zu kämpfen beginnen, fehlt jener Realitätsbezug und genau dann machen die Actionszenen auch keinen Spaß mehr.

Das Feuerwerk, welches Bay mit seinem Autorenteam um Roberto Orci und Alex Kurtzman samt dem Neuzugang Ehren Kruger zu Beginn entzündet, würden sich die meisten Produktionen nicht einmal zum Finale hin leisten können. Doch verlieren sich die Filmemacher zu schnell in einer Reihe von Momenten, die man als Zuseher gar nicht erfassen kann, die sowohl die Augen wie auch die Ohren in einem Maße überfordern, dass der Verstand auf die Reizüberflutung lediglich mit einer Notabschaltung reagiert und man die Szenen sieht, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Und genau so wirkt einerseits die Episode in Shanghai, aber auch der "Faustkampf" zwischen Optimus Prime und dem wieder auferstandenen Megatron. So perfekt die Blechmänner auch am Computer animiert sind, so weltfremd wirkt ihr Aufeinandertreffen und so wenig wird man auch berührt, wenn nur einer den Kampf überlebt.
Da hilft es auch nicht viel, dass die guten Autobots allesamt blaue Augen besitzen, während die Decepticons mit roten Augen sehen. Darauf kann man gerade bei den vielen Actionszenen oder dem sehr, sehr lange ausgedehnten Finale in Ägypten ohnehin nicht achten. Und doch, wenn man Transformers der Fortsetzung einmal gegenüberstellt, überzeugt Bays neuester Krawallstraßenfeger mehr. Allerdings hauptsächlich durch die zweite Filmhälfte. Während die zusammen geschusterte Story um den Ur-Decepticon und das versiegende Lebenselixier, das durch eine Maschine auf der Erde das Überleben der Bot-Rasse ermöglichen kann, die erste Stunde über durch die mitunter peinlichen und an sich auch überflüssigen Slapstickeinlagen um Witwickys Eltern (immerhin überzeugend und überdreht verkörpert von Kevin Dunn und Julie White) und wenig hilfreichen Szenen am College des nach wie vor sympathischen Shia LaBeouf unterbrochen wird, schlägt Transformers - Die Rache in der zweiten Hälfte ernstere Töne an. Und auch wenn man es nach seinem Auftritt im ersten Film nicht geglaubt hätte, John Turturros Momente sind wirklich gelungen – nicht zuletzt dank einer Dialogzeile, die beim Finale auch den missmutigsten Zuschauer zum Grinsen bringen kann. Selbst das allzeit perfekt geschminkte Vorzeigepüppchen Megan Fox hat mehr zu tun, als im ersten Film, auch wenn alle anderen Darsteller dafür kürzer treten müssen.

Wie durchkalkuliert das Projekt von den Produzenten angegangen wurde, sieht man nicht nur daran, dass für die Kenner der Bots und ihrer bisherigen Comic- und Filmausflüge unzählige Anleihen versteckt sind, sondern mitunter auch am musikalischen Score von Steve Jablonsky, der nicht nur Hans Zimmer mitwerkeln ließ, sondern die Musik ausgehend vom neuen Linkin Park-Song komponierte.
Nach den immerhin zweieinhalb Stunden geht die Rechnung auf. Auch Transformers 2 ist immer noch zu lang. Auch hier bietet die Story und die flachen, aber nicht unsympathischen Charaktere zu wenig Substanz, als dass man an ihrem Schicksal wirklich interessiert wäre. Und auch hier wirken die Comedy-Einlagen aufgeklatscht und erzwungen. Und doch macht der Actionstreifen auf eine primitive Weise Spaß. Einerseits durch die perfekt gemachte Materialschlacht, die einen jedoch stellenweise audiovisuell überfordert, andererseits durch die Figuren, denen man dank der gut aussehenden Darstellerinnen und Darsteller gern folgt, ohne sich über ihren Werdegang Gedanken zu machen. Und sogar dank der Geschichte und den Dialogen, die mitunter so absurd ausfallen, dass man schon wieder lachen muss. All das ergibt vom technischen Aspekt abgesehen keinen Meilenstein des Kinos. Mit der richtigen persönlichen Einstellung kann man zur Wertung aber noch einen halben Punkt hinzu zählen. Und insofern unterscheidet sich Transformers - Die Rache erfreulicherweise von seinem Vorgänger.


Fazit:
Eine Auszeichnung für das Drehbuch werden die Macher wohl kaum ins Auge fassen. Und auch die routinierten, aber nur einseitig geforderten Darsteller werden sich keine Hoffnungen auf Trophäen machen. Doch gehört auch der zweite Transformers-Einstand nicht zu der Kategorie Film, die auf jenen Elementen aufgebaut ist. Die Schauwerte überzeugen. Von trainierten, attraktiven Aktricen und Akteuren angefangen, über eine explosive Inszenierung mit viel Krawumm bis hin zu den perfekt getricksten, haushohen Robotern, die besser nicht zu machen sind.
Die überlangen Actionszenen überreizen die Sinne nach wie vor, die Comedy-Momente nerven stellenweise genauso wie letztes Mal und auch wenn die Story komplexer angelegt ist, wirkt sie genauso konstruiert und hanebüchen wie im ersten Teil. Wer sich darauf allerdings einlässt, bekommt sinnfreies Hollywood-Sommerkino geliefert, das auf der Leinwand sicherlich besser zur Geltung kommt, als auf dem kleinen Schirm. Und dank der ernsteren zweiten Hälfte macht Transformers - Die Rache auch Spaß. Zumindest denjenigen, die sich schon als Kinder gefreut haben, wenn etwas so laut und so grell wie möglich zu Bruch gegangen ist.