The Skulls - Alle Macht der Welt [2000]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 04. April 2003
Genre: Thriller

Originaltitel: The Skulls
Laufzeit: 106 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2000
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Rob Cohen
Musik: Randy Edelman
Darsteller: Joshua Jackson, Paul Walker, Hill Harper, Leslie Bibb, William L. Petersen, Craig T. Nelson


Kurzinhalt:
Luke McNamara (Joshua Jackson) stammt aus eher einfachen Verhältnissem und versucht, sich am College durchzuschlagen, was ihm auch ganz gut gelingt. Doch die Studiengebühren für seine weitere Karriere sind so hoch, dass er sie allein nicht aufbringen kann. Als er von einer berüchtigten Studentenverbindung, den "Skulls", angesprochen wird und diese ihn aufnehmen wollen, ist er ihnen dankbar und geht auf die Einladung ein.
Die Skulls sind ein Geheimbund, der über 300 Mitglieder weltweit zählt, und in den Mauern seiner Hallen die Elite von Morgen formt und sie auch mit Geld und allerlei anderen Boni unterstützt.
Doch während Lukes Zeit bei den Skulls viele Vorteile bietet, entfremdet er sich immer mehr von seinen Freunden, Cloe (Leslie Bibb) und Will (Hill Harper). Letzterer möchte Journalist werden und setzt alles daran, die Skulls aufzudecken – wenig später findet man ihn erhängt in seinem Zimmer.
Erst jetzt dämmert es Luke, mit welchen Mitteln die Skulls ihre Identität geheimhalten; Caleb Mandrake (Paul Walker), der Seelenfreund von Luke (sein wichtigster Ansprechpartner im Geheimbund) steht wie sein Vater Litten (Craig T. Nelson) hinter den Skulls. Doch Ames Levritt (William L. Peterson), der dem Skulls-Rat angehört, sieht in der Ermordung von Lukes Freund einen Verstoß gegen de Skulls-Regeln. Er versucht, Luke gegen die Mandrakes zu mobilisieren – doch natürlich zu seinem eigenen Vorteil.


Kritik:
Teenie-Filme sind angesagt wie nie, das hat Hollywood längst erkannt, und sowohl auf der großen Kino-Leinwand, als auch auf der Fernsehmattscheibe läuft eine Produktion nach der anderen. Dabei werden für gewöhnlich allerdings keine untalentierten oder unfähigen Macher engagiert, sondern Leute, die sich im Business einen Namen gemacht haben. Regisseur Rob Cohen beispielsweise bewies mit seinen Filmen Dragonheart [1996] und Daylight [1996], dass er inszenatorisch und hinsichtlich der Schauspielerführung sein Handwerk versteht und auch einzusetzen weiß.
Drehbuchautor John Pogue konnte zwar mit Auf der Jagd [1998] einen soliden Unterhaltungsfilm liefern, sein Skript zu Rollerball [2002] allerdings konnte sich ohne Zweifel nicht rühmen, zu den besten des Jahres zu zählen; The Skulls war hingegen wenigstens autobiografisch angehaucht: Pogue gehörte bei Yale einem dieser berüchtigten Geheimbünde an.

Doch bei all den Teenie-Filmen ist es nunmal schwer, eine glaubhafte Handlung für die jugendlichen Charaktere zu finden; die Idee von einem Geheimbund an einer Elite-Universität ist dagegen bei näherer Betrachtung alles andere als abwegig, zumal es sie in der Tat wirklich gibt.
Zu sehen, wie jemand wie Luke dort hinein gerät und in den Mühlen der internen Machenschaften unterzugehen droht, bietet ebenfalls seinen Reiz.

Das Drehbuch beginnt mit einer vielversprechenden Ausgangslage und versteht es auch, die Charaktere gut vorzustellen. Sowohl Luke, als auch Chloe und Will bekommen witzige Szenen spendiert, obwohl die Beziehung zwischen Chloe und Luke nicht ganz klar ist. Auch wie Luke in die Gemeinschaft der Skulls aufgenommen wird und die Vorzüge dieses Lebens zu schätzen lernt, haben die Macher gut gelöst.
Der Wendepunkt kommt zusammen mit Lukes Erkenntnis, dass die Skulls Wills Tod zu verantworten haben und er sich fortan dagegen wehren muss. Wenn der Film ab der Mitte von Thriller auf Action umschaltet und den Zuschauer mit unglaubwürdigen Verfolgungsjagden und Duellen zu strapazieren beginnt, verliert The Skulls leider auch diejenigen Zuschauer, die über die nervende Rockmusik und die vorhersehbare Handlung hinweg gesehen haben.
Dieser Wandel kommt nicht nur plötzlich, er wird durch Ungereimtheiten von Seiten der Skulls auch unnötig beschleunigt. Von da an reiht sich eine Verfolgungsjagd an die andere, bis das Geschehen in einem altertümlichen Duell gipfelt. Auf der Strecke bleiben leider jegliche Überraschungen; nachdem Wills Leiche gefunden wurde, verabschiedet sich sämtliche Originalität aus dem Skript und dem Film.
Von Szene zu Szene werden Genrekenner die Dialoge und Entwicklungen vorhersehen können, was die Macher wohl als Storytwists verstanden haben wollen, entpuppt sich als altbackener Gag, um sich am Schluss aus der Schlinge zu ziehen. Nebencharaktere wie Litten Mandrake oder Ames Levritt spielen ebenso wenig eine Rolle, wie der von Steve Harris verkörperte Detective Sparrow.
Drehbuchautor Pogue hätte den Film mit einem stillen Kampf, einem Machtgerangel innerhalb der Skulls, auflösen, und Luke die verfeindeten Parteien gegen einander ausspielen lassen können; dies hätte die Möglichkeit geboten, den obersten Rat der Skulls zu zeigen und deutlich zu machen, wie weit die Verbindungen wirklich reichen. Doch anstatt auf ein intelligentes Katz-und-Maus-Spiel zu setzen, das für den Zuschauer und die Darsteller interessant hätte werden können, griffen die Macher zur schnellen und effekthascherischen Lösung, die abgesehen von oberflächlicher Action und müden Dialogen nichts zu bieten hat.

Ärgerlich ist dabei umso mehr, dass es der Film versäumt, am Schluss eine Position zu beziehen, er endet so plötzlich und unvermittelt, wie er beginnt.
Dazwischen sammeln sich allerdings allerlei Logikfehler und auch Schnittfehler wie urplötzlich trockene Kleidung (die eine Sekunde vorher noch völlig durchnässt war). Beinahe jedem sollte auffallen, dass die Katabomen der Skulls mit Videokameras überwacht werden, als jedoch eine Gruppe von Leuten einbricht, um zu sehen, wohin die Aufzeichnungen verschwinden, müssten auch sie auf den Videos erscheinen. In der Tat befinden sich zwei der Einbrecher einfach im Gebäude, wie sie dort unbemerkt hinkamen, oder wieder heraus, wird nie geklärt.
Kurz gesagt, das Drehbuch macht trotz der interessanten Anfangssituation einen schludrigen und unüberlegten Eindruck. Einige Ideen sind wirklich gut, andere hingegen wirken plakativ und billig; eine gründliche Überarbeitung hätte sich hier ohne Zweifel gelohnt.

Die Darsteller – angeführt von Joshua Jackson – sind routiniert, viel mehr allerdings nicht. Die Teen-Stars werden zwar nicht zu mimischen Meisterleistungen motiviert, Paul Walker bleibt über den gesamten Film ohnehin blaß, aber es gab dahingehend schon schlechtere Darbietungen. Was für Jackson spricht, ist seine Natürlichkeit, die glücklicherweise nicht gekünstelt wirkt.
Steve Harris hat zwar nur einen kurzen Auftritt, kann darin allerdings überzeugen; im Vergleich zu seiner Leistung in der Anwaltsserie Practice - Die Anwälte [seit 1997] bleibt er jedoch weit hinter seinem Potential zurück.
Mit Craig T. Nelson und William L. Petersen konnten die Macher zwei wirklich gute Darsteller verpflichten, die aber besonders beim Finale und dem Schluss des Films hoffnungslos verschenkt sind. Die deutsche Synchronisation beide leider völlig lustlos klingen.
Wirklich gefordert sind sämtliche Darsteller ohnehin nicht.

Handwerklich gibt es bei Rob Cohen für gewöhnlich nicht viel zu bemängeln; ob ihm bei The Skulls das geringe Budget von nur 15 Millionen Dollar einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, ist allerdings ungewiss.
In manchen Szenen gerieten die Schnitte etwas zu hektisch, gerade als die neuen Skulls das Wahrzeichen einer anderen Geheimorganisation stehlen sollen, fragt man sich als Zuschauer, ob man zwischen all dem Gewackel etwas erkennen soll. Einige Szenen hätten einen langsamen, ruhigen Aufbau benötigt, wurden allerdings unnötig gehetzt und ungeduldig zum vorschnellen Höhepunkt gebracht – ein wirklicher Knalleffekt blieb dabei natürlich aus.
Exemplarisch für die schnellen Schnitte sei die Autoverfolgungsjagd erwähnt, die zwar in sich selbst eine wirklich sehr gute Idee besitzt, doch diese wird nicht ausgenutzt und die Sequenz selbst viel zu schnell und unspektakulär aufgelöst.

Ähnlich ärgerlich ist die Musik, wobei Randy Edelman wohl nicht viel zu tun hatte; wie bei Teen-Filmen üblich muss selbstverständlich das Album zum Film verkauft werden, darum werden an allen (un)möglichen Szenen Rock- oder Heavy-Metal-Lieder eingestreut. Wenn's nicht zur Szene passt, wird die Musik eben lauter eingespielt – dem jungen Publikum wird es schon gefallen. Der Score von Edelman trägt zwar unverkennbar seine Handschrift (sowohl Daylight, als auch Dragonheart sind rauszuhören), aber besonders einprägsam ist er nicht geraten.

The Skulls leidet zwar nicht an derselben Krankheit wie Dawson's Creek [1998-2003] – die Serie, mit der Hauptdarsteller Joshua Jackson richtig bekannt wurde, und bei der man den jungen Darstellern die hochtrabenden Dialoge schlicht nicht abnimmt – dafür fehlt es bei Rob Cohens Film eindeutig an Ideen und dem Handwerk.
Auch die vielen Anspielungen auf die Elite-Uni Yale können daran nichts ändern. So tragen die Sportler ein Y auf ihren Uniformen, und auch einige Aufnahmen des Campus erinnern eindeutig daran – auch wenn Yale nie explizit erwähnt wird. Erwähnenswert ist darüber hinaus, dass Rob Cohen im Film einen Gastauftritt als Professor absolviert.

Was am Ende übrig bleibt ist vor allem der letzte Eindruck des Films: Ein vorschnelles Finale ohne Sinn oder Notwendigkeit. Die Grundstory ist sehr interessant und sollte auch vernünftig verfilmt werden.
Ob das in den beiden Video-Fortsetzungen von 2002 und 2003 der Fall ist? Es darf bezweifelt werden, immerhin war nicht ein Mitarbeiter des ersten Films beteiligt.
Viele Ideen können wirklich überzeugen, inszenatorisch ist der Film zwar nicht umwerfend gut, aber auch nicht schlecht; nur, was aus dem Stoff in den letzten 40 Minuten gemacht wird, lässt den Zuschauer nur unverständig den Kopf schütteln.


Fazit:
Auf den ersten Blick wirkt die Story komplexer, als sie tatsächlich ist; es gab zwar schon deutlich schlechtere Filme in diesem oder ähnlichen Genres, das soll allerdings keine Entschuldigung sein.
The Skulls bleibt weit hinter seinem Potential zurück, was mit einem vernünftigeren Drehbuch zweifelsohne hätte vermieden werden können. In Erinnerung bleibt ein mäßig spannender Film mit gekünstelten Actionszenen und routinierten Darstellern.
Wer mit einem modernen Der Club der toten Dichter [1989] in Thriller-Manier rechnet, ist allerdings falsch gewickelt.