The Lazarus Effect [2015]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 16. November 2015
Genre: Horror / Fantasy / ThrillerOriginaltitel: The Lazarus Effect
Laufzeit: 83 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: David Gelb
Musik: Sarah Schachner
Darsteller: Mark Duplass, Olivia Wilde, Sarah Bolger, Evan Peters, Donald Glover, Ray Wise, Scott Sheldon, Emily Kelavos, Amy Aquino, James Earl
Kurzinhalt:
Wissenschaftler Frank Walton (Mark Duplass) hat zusammen mit seiner Verlobten Zoe (Olivia Wilde) und den beiden Kollegen Clay (Evan Peters) und Niko (Donald Glover) ein Serum entwickelt, mit dessen Hilfe es möglich sein wird, Tote wieder zum Leben zu erwecken. Es soll bei Traumapatienten eine spätere Wiederbelebung möglich machen. An einem Hund hat das Team, das von Eva (Sarah Bolger) mit der Kamera begleitet wird, es bereits erfolgreich getestet, doch als ein Unglück geschieht, wagen die Forscher den nächsten Schritt. Sie ahnen nicht, was sie entfesseln ...
Kritik:
Dass viele Schockmomente in The Lazarus Effect funktionieren und die Stimmung unheimlich ist, bedeutet nicht, dass es auch ein guter Film ist. Gerade auf den letzten Metern scheinen die Macher darum bemüht, ihn wie eine x-beliebige Videoproduktion aussehen zu lassen. Selbst bis es soweit ist, strotzt das erfreulich kurze Skript gerade angesichts der Ausgangslage vor Einfallslosigkeit. Was die zwei bekannten Hauptdarsteller hier verloren haben, verstehe wer will.
Die Geschichte klingt wie eine Mischung aus Flatliners - Ein schöner Tag zum Sterben [1990] und Luc Bessons verkorkstem Lucy [2014]: Eine Gruppe Wissenschaftler hat ein Serum entwickelt, mit dessen Hilfe es möglich sein soll, tote Menschen und Tiere wieder zum Leben zu erwecken, ohne dass das Gehirn Schaden nimmt. Frank, Leiter des Teams, hat ein ehrbares Ziel, er will Ärzten mehr Zeit geben, ihre Arbeit zu tun. Aber es kommt, wie es bei guten Absichten meistens kommt.
Während sich andere Filme darauf konzentrieren, was die vom Tod zurückgeholten an dem anderen Ort erlebt haben, entwickelt die Person, die in The Lazarus Effect von den Toten auferweckt wird, schon nach kürzester Zeit übernatürliche Fähigkeiten. Nicht nur, dass sie im Tod etwas traumatisches erlebt hat, sie scheint auch etwas mitgebracht zu haben.
Die Autoren um Filmemacher David Gelb sind sogar darum bemüht, hierfür eine wissenschaftliche Erklärung zu finden, was das Gezeigte nur umso unglaubwürdiger werden lässt. Die alten Spekulationen darum, wozu wir in der Lage wären, würden wir nicht nur 10 % der Leistung unseres Gehirns nutzen, sondern auf alles zugreifen können, scheinen hier erzwungen eingebracht und wie ein Versuch, Wissenschaft und Übersinnliches zu kombinieren. Man muss jedoch dazu sagen, dass The Lazarus Effect bereits 2013 entstanden ist und somit vor Lucy. Zwei Jahre schlummerte der kleine Horrorfilm in der Schublade des Studios, ehe man sich entschied, ihn doch noch zu veröffentlichen.
Schon als kurz nach dem Anfang ein Hund wieder zum Leben erweckt wird, beginnt der Film, seine Gruselstimmung aufzubauen. Das düstere Labor ist hierfür ein gelungener Schauplatz und auch die Gruppe Wissenschaftler, zu denen neben Frank auch seine Verlobte Zoe und die vollkommen austauschbaren Clay und Niko gehören, bringt alles mit, was man von dieser Art Story erwarten würde. Zu Beginn des Films stößt die Dokumentarfilmerin Eva zum Team, um den Durchbruch als Video festzuhalten. Man kann gar nicht genug betonen, dass The Lazarus Effect zum Glück nicht in Handkamerawackeloptik gefilmt ist.
All das klingt gar nicht so uninteressant, würde der Film nicht so schnell so viele so mittelmäßige Klischees bedienen, sondern stattdessen neue Ideen liefern. Dazu gehören, dass sich die Augen der von den Toten auferweckten Person unheilvoll schwarz verfärben, sobald sie ihre übersinnlichen Fähigkeiten nutzen, wobei selbst die computerverfremdete Dämonenstimme nicht fehlen darf. Auch wird die große Überraschung bezüglich des Kindheitstraumas, die im Finale gelüftet wird, niemanden vom Hocker hauen, sondern ist lange absehbar.
Der Storyzweig um die Überwachung des Teams durch einen großen Konzern, der an dem Serum interessiert ist, taucht nur zwei Mal kurz auf, spielt letztlich aber keine Rolle. Es würde auch auf der Hand liegen, dass die betroffene Person durch ihren wissenschaftlichen Werdegang selbst erkennt, welche Gefahr sie mit ihren Fähigkeiten nach der Wiederbelebung darstellt, doch auch diesen Konflikt fechten die Filmemacher nicht aus. The Lazarus Effect beschreitet viele bekannte Wege, was nicht erst beim absehbaren Schlusstwist überaus ärgerlich ist. Die handwerklich saubere Umsetzung tröstet darüber zumindest zum Teil hinweg.
Fazit:
Die letzten zwei Minuten erinnern wenig rühmlich an den Schluss von Event Horizon - Am Rande des Universums [1997]. Auch die meisten anderen Storyelemente sind besseren Filmen entliehen. Trotzdem, wenn die ohnehin überschaubare Anzahl an Figuren in Gefahr schwebt und stetig weniger wird, breitet sich auch eine unheimliche Stimmung aus. Dann funktionieren Szenen, in denen Figuren der Kamera mit dem Rücken zugewandt in einem Gang stehen und nachdem das Licht geflackert hat, verschwunden sind, oder woanders auftauchen.
Das ist weder sonderlich einfallsreich, noch macht es The Lazarus Effect besonders mitreißend, aber es ist weder so unnötig brutal dargestellt wie in vielen anderen billigen Schockern und so solide inszeniert, dass man sich durchaus gruseln lassen kann, wenn der Anspruch nicht allzu groß ist. Interessenten sollten nur im eigenen Interesse den Trailer zum Film überspringen, da hier wirklich alles vorweggenommen wird, was den Film zumindest unterhaltsam macht.