The Italian Job - Jagd auf Millionen [2003]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 05. Juli 2006
Genre: Unterhaltung

Originaltitel: The Italian Job
Laufzeit: 107 min.
Produktionsland: USA / Frankreich / Großbritannien
Produktionsjahr: 2003
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: F. Gary Gray
Musik: John Powell
Darsteller: Mark Wahlberg, Charlize Theron, Donald Sutherland, Jason Statham, Seth Green, Mos Def, Edward Norton, Fausto Callegarini


Kurzinhalt:
Es sollte der letzte Raubüberfall des Teams um den alternden Meister John Bridger (Donald Sutherland) sein, der seinen Nachfolger Charlie Croker (Mark Wahlberg) mit dem Coup in Italien beauftragt hatte. 35 Millionen Dollar in Goldbarren wurden erbeutet und mussten zusammen mit dem restlichen Team, bestehend aus dem Sprengstoffexperten Left Ear (Mos Def), dem Computerspezialist Lyle (Seth Green), dem Fahrer Handsome Rob (Jason Statham) und Steve (Edward Norton) aus Europa geschafft werden.
Doch Steve hatte selbst Pläne gemacht und überfällt mit seiner Truppe den Transport, wobei Bridger getötet wird. Es dauert ein Jahr, ehe Charlie Steve aufspüren kann und nun alles daran setzt, ihm das Gold wieder abzujagen.
Hierzu überzeugt er auch die Safe-Expertin Stella (Charlize Theron), Bridgers Tochter, für die bei dem Coup das Gold nicht entscheidend ist. Doch Steve ist auf der Hut und ohne das Überraschungsmoment hat das Team ohnehin keine Chance, endlich Rache zu nehmen ...


Kritik:
An Stelle von Michael Caine müsste man sich doch fragen, ob es eine Ehre ist, dass Hollywood ausgerechnet seine Filme immer wieder für Remakes aus der Schublade holt, oder ob man in der Traumfabrik der Meinung ist, dass diese Klassiker eher schlecht als recht waren und nun besser umgesetzt werden könnten.
War der inzwischen 73jährige an Get Carter - Die Wahrheit tut weh [2000], ein Remake von Get Carter [1971] immerhin noch beteiligt, ist er in The Italian Job, dessen Original Charlie staubt Millionen ab [1969] zu den Klassikern seiner Zeit zählt, nicht zu sehen (ausgenommen einen TV-Ausschnitt aus Alfie [1966], der im Hintergrund zu sehen ist). Selbiges hätte auch gern Edward Norton von sich gesagt, der bei F. Gary Grays Raubkrimikomödie nur deswegen dabei war, weil er sich vertraglich dazu verpflichtet hatte. Dementsprechend wenig motiviert agiert der oscarnominierte Akteur dann auch vor der Kamera, was dem Unterhaltungswert des Films zwar nicht unbedingt schadet, aber doch die Schwächen des Remakes sehr deutlich offen legt.

Diese sind beim Drehbuch von Donna und Wayne Powers zu suchen, die sich für ihre Vorbereitung Charlie staubt Millionen ab nur ein Mal ansahen, um sich ihre eigene Herangehensweise an den Stoff zu erhalten. Zuvor war das Autorenpaar hauptsächlich für Fernsehserien tätig gewesen, lieferte aber auch die Vorlage für den Haifisch-Horror-Film Deep Blue Sea [1999].
Ihnen unterläuft bei The Italian Job allerdings dasselbe Problem, das bereits den über weite Strecken zähen Hochglanz-Krimi Ocean's Eleven [2001] an Spannung kostet; statt den perfekt durchkalkulierten Raub des Goldes vollkommen aus dem Ruder laufen zu lassen, die sympathischen, wenn auch flachen Räuber zur Improvisation zu zwingen und somit das Tempo anzuziehen, läuft nach einem kleinen Umweg der komplette Raub wie am Schnürchen ab, und abgesehen davon, der Vorbereitung und dem Einstiegs-Überfall gibt es auch so gut wie nichts zu sehen.
Insofern fällt die Story durch die sehr einfach gestrickte Grundidee und die kaum ausgearbeiteten Figuren schlichtweg zu einfach aus, um den Zuschauer wirklich fesseln zu können. Dank der lässigen Dialoge und einiger netter Einfälle ist das zwar immer unterhaltsam, aber nie wirklich mitreißend.
Erfreulich ist allenfalls, dass auf High-Tech im großen Rahmen verzichtet wird, aber wenn sich die Autoren auf eine so absehbare und klischeebeladene Geschichte verlassen wollen, sollten wenigstens die Figuren charmant genug sein, um über die Schwächen in der Vorlage hinweg täuschen zu können. Doch auch dies ist hier leider nicht der Fall.

In Anbetracht der bisherigen Karrieren der unterschiedlichen Darsteller ist die Verwunderung verständlich groß, wenn man nach den nicht einmal zwei Stunden Film ernüchtert feststellen muss, dass Edward Nortons schauspielerische Leistung von der des ehemaligen Affenplanetenbesuchers Mark Wahlberg bei weitem in den Schatten gestellt wird.
Während Norton (Fight Club [1999], Zwielicht [1996]) gelangweilt seine Dialoge vorträgt und nicht einmal durch Charlize Theron zu motivieren ist, gibt sich Wahlberg ungezwungen und mit genügend Selbstironie und Witz, um auch die unglaubwürdigen Einfälle des Teams vorzutragen.
Charlize Theron ist zwar ebenfalls nicht in bester Spiellaune, scheint aber genügend motiviert, um überzeugen zu können. Auch Donald Sutherland, der erstaunlich wenig zu tun hat, lässt keine Wünsche offen, wird aber auch nicht gefordert – selbst in Nebenrollen wie in Die Jury [1996] ist von seinem schauspielerischen Talent mehr zu sehen.
Für heitere Momente sorgen hingegen die Auftritte von Jason Statham, Seth Green und Mos Def, die alle gut zusammen spielen und die One-Liner gekonnt zum Ausdruck bringen. Zwar sind sie mimisch ebenfalls unterfordert und hätten ohne weiteres stärker eingebunden werden können, aber sie leisten gute Arbeit und man kann hoffen, dass sie in der bereits geplanten Fortsetzung The Brazilian Job mehr zu tun bekommen.

Handwerklich gibt sich Regisseur F. Gary Gray, der mit Verhandlungssache [1998] und Set It Off [1996] zwei außergewöhnliche gute Filme im Portfolio vorweisen kann, keine Blöße.
Viele Kamerafahrten, einfallsreiche Perspektiven und witzige Szenenwechsel im richtigen Moment verstärken den Eindruck, dass The Italian Job als harmloser Sommerfilm ohne weiteres funktioniert. Zwar hätte man sich insbesondere bei der Verfolgungsjagd mit den Minis eine rasantere Umsetzung versprochen, doch immerhin sind auch die Actionszenen übersichtlich genug geraten, um den Zuschauer nicht zurück zu lassen.
Kamera und Schnitt harmonieren gut miteinander, bewegen sich aber nicht auf dem Niveau, durch das Gray mit Verhandlungssache für Furore sorgte.

Ein kleines Highlight ist die musikalische Begleitung von John Powell, die wie zuletzt öfters bei ihm zu hören instrumentale mit elektronischen Kompositionen vermischt. So untermalt er seine zwei sehr eingängigen und rhythmisch passenden Themen immer wieder mit atmosphärischen Beats, ohne ihnen die besondere Stimmung zu rauben, um ihnen aber eben jene Dynamik zu verleihen, die der Film inhaltlich vermissen lässt.
Der verspielte Score ist gut eingesetzt und eignet sich auf Grund des Tempos und der harmonischen Stücke auch zum Hören ohne den Film.

Über 30 Minis brauchte das Produktionsteam, ein Aufwand, der sich zusammen mit der eine Woche dauernden Sperrung des Hollywood Boulevard insofern lohnte, als dass The Italian Job das Dreifache seines Budgets wieder einspielte. So erfolgreich wie gehofft war der Film allerdings nicht, auch wenn Regisseur Gray nach einer eher schwachen Akzeptanz in den US-Kinos einen erneuten Anlauf einige Monate später wagte.
Dass sich die Zuschauer nicht in dem Maße interessiert zeigten mag einerseits daran liegen, dass der Cast nicht so prominent ausfällt wie beispielsweise bei Ocean's Eleven, aber vielleicht auch daran, dass das Skript abgesehen von ein zwei neuen Einfällen kaum irgendwelche Innovationen für das Genre bereithält. Zwar werden die High-Tech-Aspekte der letzten Überfall-Filme durch alt hergebrachte Techniken ersetzt, aber dies allein stellt die wenigsten Zuschauer zufrieden.
Vielmehr wartet man während der gesamten 100 Minuten Spielzeit darauf, dass endlich ein überraschender Moment kommen würde, der letztlich aber ausbleibt.


Fazit:
Charmant sind sowohl Charlize Theron, als auch Mark Wahlberg, auch wenn zwischen beiden keine wirkliche Chemie entstehen möchte. Doch bevor sie um die Gunst der Zuschauer buhlen können, müssen sie ohnehin erst die deutlich Sichtbare Lustlosigkeit ihres Kollegen Edward Norton kompensieren, dem jeder Schritt zu viel scheint.
Und doch fehlt den beiden Hauptakteuren eben jenes Charisma, das man von einem solchen Gespann erwarten würde, und das Filme wie Sneakers – Die Lautlosen [1992] trotz der gemächlicheren Story so einladend machte. The Italian Job lässt allerdings das Flair des Neuen, des Unerwarteten vollkommen vermissen und unterhält stattdessen durch solide Umgesetzte Momente, die immer wieder durch witzige Situationen aufgelockert werden, aber nie mitzureißen vermögen.
Insofern ist dieser Caper-Film – wie das Genre offiziell genannt wird – zwar ein Mal sehenswert, aber ebenso schnell aus dem Gedächtnis wieder verschwunden, wie F. Gary Grays Minis von 0 auf 100 beschleunigen.