The Instigators [2024]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 18. November 2024
Genre: Action / Komödie

Originaltitel: The Instigators
Laufzeit: 101 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2024
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Doug Liman
Musik: Christophe Beck
Besetzung: Matt Damon, Casey Affleck, Hong Chau, Michael Stuhlbarg, Alfred Molina, Paul Walter Hauser, Ving Rhames, Toby Jones, Jack Harlow, Ron Perlman, André De Shields, Ronnie Cho


Kurzinhalt:

Das Angebot von Gangster Besegai (Michael Stuhlbarg) klingt für den Kriegsveteranen und ehemaligen Marine Rory (Matt Damon) verlockend. Zusammen mit dem Ex-Häftling Cobby (Casey Affleck) und einem von Besegais Männern soll er ein kaum bewachtes Abendessen des wieder zu wählenden Bürgermeisters Miccelli (Ron Perlman) überfallen. Dem bringen diejenigen, die Gefallen von ihm erwarten, traditionell am Wahlabend Taschen voller Geld. Doch der Abend wie auch der Überfall verlaufen ganz anders als geplant und kurz darauf sind Rory und Cobby unter anderem mit etwas auf der Flucht, das Miccelli unbedingt wieder haben will, da es ihn sonst den politischen Kopf kosten könnte. Verzweifelt wendet sich Rory an seine Therapeutin Dr. Rivera (Hong Chau), die er mit Cobby kurz darauf als Geisel nimmt. Sie ahnen nicht, dass Miccelli den skrupellosen Sonderermittler Frank Toomey (Ving Rhames) auf sie angesetzt hat und auch Besegai mobilisiert, wen er kann, um sie ausfindig zu machen …


Kritik:
Die Actionkomödie The Instigators vereint Filmemacher Doug Liman mit Hauptdarsteller Matt Damon 22 Jahre, nachdem ihr Thriller Die Bourne Identität [2002] ein Franchise begründet und das Genre nachhaltig geprägt hat. Dass ihrer zweiten Zusammenarbeit ähnliches gelingt, darf man bezweifeln. So erfrischend gewöhnlich die Geschichte und Figuren um einen Raubüberfall anmuten, der vollends außer Kontrolle gerät, die Story stellt viele Figuren vor, die kaum etwas zu tun bekommen und weiß mit denen im Zentrum dafür nichts anzufangen. Das ist gelinde gesagt enttäuschend.

Die Geschichte beginnt kurz vor der Bürgermeisterstichwahl in Boston, bei der fest damit gerechnet wird, dass Amtsinhaber Miccelli seinen Platz wird verteidigen können. Da es üblich ist, dass zu der Siegesfeier in einem Hotel am Hafenbecken diejenigen, die sich vom Bürgermeister Gefälligkeiten erwarten, Taschen voller Geld mitbringen, plant der Gangster Besegai einen Überfall, den der Gauner Scalvo zusammen mit dem ehemaligen Gefängnisinsassen und Alkoholiker Cobby sowie dem geschiedenen Kriegsveteranen Rory durchführen soll. Letzterer will aus persönlichen Gründen nur eine Summe von 32.480 Dollar aus der Beute behalten. Doch der Überfall spielt sich ganz anders ab, als geplant und kurz darauf befinden sich Rory und Cobby auf der Flucht. Da er nicht weiter weiß, wendet sich Rory an seine Psychologin Dr. Rivera, die sie notgedrungen als Geisel nehmen. Sie ahnen nicht, dass sie etwas entwendet haben, das Bürgermeister Miccelli teuer zu stehen kommen könnte, weshalb der nicht nur Polizei und State Police mobilisiert, sondern auch den skrupellosen Ermittler Toomey.

Dass es sich bei dem Überfall nicht um Hochglanzgangster im Stile eines Ocean’s Eleven [2001] handelt und außerdem die Themen Korruption, Chancengleichheit und politischer Machterhalt angeschnitten werden, ist im Grunde eine gute Idee. Doch so sehr der Blickwinkel im ersten Moment an alltägliche Kleinkriminelle im Stile eines Pulp Fiction [1994] erinnert, es gelingt The Instigators nicht, die Figuren zu irgendeinem Zeitpunkt greifbar zu machen. So wird Rory zu Beginn bei einer Sitzung mit seiner Psychologin gezeigt, die hellhörig wird, als er in einem Nebensatz eine Bemerkung fallen lässt. Doch woher sein Trauma tatsächlich stammt und welcher Natur es ist, thematisiert das Drehbuch nicht. Dass Rory in Behandlung ist, scheint vielmehr eine Notwendigkeit, um später die Psychologin in die Flucht und die Geiselnahme zu verwickeln. Ähnlich bei Cobby, über den man erfährt, dass er für Scalvo im Gefängnis gesessen hat für eine Tat, die er nicht begangen hat. Weshalb es ihn zum Alkohol treibt, warum er in Barbesitzer Mr. Kelly so etwas wie eine Vaterfigur sieht, bleibt dagegen im Unklaren. Dafür stellt das Drehbuch zahlreiche Figuren vor, die keine wirkliche Rolle im restlichen Verlauf spielen. Angefangen von dem Kleinkriminellen Booch über Besegais Vertrauten Dechico bis hin zu Besegai selbst. Sie alle sind namhaft besetzt und die Beteiligten geben sich merklich Mühe, ihren Figuren eine gewisse Ausstrahlung zu verleihen, doch macht es das Versäumnis, das Potential zu nutzen, in gewisser Weise nur schlimmer. Die meisten sind nach ein paar Auftritten, in denen sie kaum etwas zu tun bekommen, wieder weg.

Dabei beginnt The Instigators überaus vielversprechend und entwickelt sich über weite Strecken sogar in unvorhergesehenen Bahnen. Spätestens, wenn sich Rory, Cobby und Dr. Rivera in einer ausgedehnten Autoverfolgungsjagd wiederfinden, bei der die Polizei auch keine Rücksicht auf ihre Geisel auf der Rückbank zu nehmen scheint, hat man das Gefühl, als hätte die Erzählung endlich das Tempo aufgenommen, das man sich bereits weit früher, mit dem eigentlichen Überfall, gewünscht hätte. Doch selbst nach diesem actionreichen Highlight fällt Regisseur Liman wieder auf eine eher improvisierte, denn tatsächlich zielgerichtete Story zurück. Deren vermeintlich großen Überraschungen betreffend die Geheimnisse des Bürgermeisters werden Genrefans lange kommen und eher ungläubig zusehen, wie es den beiden ungeübten Gangstern Rory und Cobby dennoch gelingen soll, sich aus alledem heraus zu manövrieren. Dies mündet in so vielen Zufällen und konstruierten Situationen, dass nicht einmal der Charme der Kernbesetzung darüber hinweg zu trösten vermag.

Was am Ende bleibt, ist ein Actionfilm, dessen Action nur in einer in der Vorschau prominent in Szene gesetzten Sequenz überzeugt, während der Humor zumindest zu Beginn in Anbetracht des Unvermögens der Gangster funktioniert. Doch nutzt sich dieser Witz schneller ab, als die Geschichte in Fahrt kommt, ehe sie danach erneut auf die Bremse tritt. Es scheint beinahe, als wäre das Drehbuch von The Instigators einige Überarbeitungen davon entfernt, grundsolide Unterhaltung zu garantieren. Hinsichtlich der Stimmung erinnert das ein wenig an Bang Boom Bang - Ein todsicheres Ding [1999], ohne jemals dessen Tempo oder absurden Witz zu erreichen. Das Ergebnis ist eine Actionkomödie, die nie dem gerecht wird, was sie verheißt, getragen von einer Besetzung, die nicht das Drehbuch erhält, das sie verdient.


Fazit:
Wären Rory und Cobby nicht von einem Gangster und dessen eine Bäckerei betreibenden Gehilfen angeheuert worden, sondern unmittelbar von Scalvo, die Geschichte hätte es nicht verändert. Die Verantwortlichen präsentieren zahlreiche Figuren, die für die Story selbst keine Bedeutung haben, außer, dass es eine Szene während des Abspanns mit zweien von ihnen gibt. Doch selbst die durchweg namhafte Besetzung wiegt kaum auf, wie wenig die Story an Momentum aufbaut oder wie reißbrettartig die Charaktere ausgearbeitet sind. Filmemacher Doug Liman präsentiert dafür eine durchaus sehenswerte und einfallsreiche Autoverfolgungsjagd, die den Rest jedoch nicht zu tragen vermag. Die grundlegende Idee klingt durchaus vielversprechend, wie auch der Ansatzpunkt, alltägliche Figuren anstatt hochmoderne Gangster in den Mittelpunkt zu rücken. Doch die mäandrierende Story, die spät wieder zum Ausgangspunkt zurückfindet und mit einem inhaltlich vollkommen absurden Finale aufwartet, machen The Instigators zu einer ebenso zähen Angelegenheit, wie sich der Charme der Hauptfiguren abnutzt. Das ist schade ums Potential, von dem es hier deutlich mehr gibt, als genutzt wird.