The Green Hornet [2011]

Wertung: 2 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 22. April 2012
Genre: Action / Komödie

Originaltitel: The Green Hornet
Laufzeit: 119 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2011
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Michel Gondry
Musik: James Newton Howard
Darsteller: Seth Rogen, Jay Chou, Cameron Diaz, Tom Wilkinson, Christoph Waltz, David Harbour, Edward James Olmos, Jamie Harris, Chad Coleman, Edward Furlong, Analeigh Tipton, Taylor Cole


Kurzinhalt:
Los Angeles ist von Korruption und Drogen zerfressen – sagt James Reid (Tom Wilkinson), Herausgeber einer bekannten Tageszeitung. Sein Artikel erregt Aufsehen, zumal alle Zeitungen, seine inklusive, die letzten Jahre stets davon berichtet haben, wie Staatsanwalt Scanlon (David Harbour) die Kriminalitätsrate reduzieren konnte. Wenig später stirbt Reid an einer allergischen Reaktion auf einen Bienenstich. Sein Medienimperium geht an seinen Sohn Britt Reid (Seth Rogen) über, der seine Zeit bisher damit verbracht hat, Partys zu feiern und Frauen aufzureißen. Er weiß weder etwas mit der Zeitung anzufangen, noch mit seiner Zeit überhaupt.
Als er Kato (Jay Chou) kennenlernt, ein junger Mechaniker, der für seinen Vater gearbeitet hat, erfährt er, dass James Reid mehr war, als nur ein Mann der Öffentlichkeit. Britt hat später mitten in der Nacht die Idee, dass sie mit einem speziell von Kato präparierten Auto in die Stadt fahren sollten, um den Gangstern Einhalt zu gebieten. Dabei wollen sie so erscheinen, als wären sie die Bösen, obwohl sie eigentlich die Guten sind. Für die Arbeit bei der Zeitung stellt Britt die Sekretärin Lenore Case (Cameron Diaz) ein, während er maskiert nachts mit Kato auf den Straßen unterwegs ist. So erregen sie die Aufmerksamkeit von Chudnofsky (Christoph Waltz), dem Mann, der die gesamte Unterwelt von Los Angeles im Griff hat. Dass dieser keine Skrupel hat, über Leichen zu gehen, müssen Britt und Kato bald erkennen ...


Kritik:
Die Geschichte von The Green Hornet liest sich – fasst man sie zumindest grob zusammen – wie eine typische Comicverfilmung der letzten Jahre. Mit Bösewichten, die sich im realistischen Drogenmilieu tummeln, düster und in gewisser Hinsicht vielleicht sogar glaubwürdig in den Strukturen, die gezeigt werden, richtet sich dies an ein jugendliches bis junges erwachsenes Publikum. Nicht zuletzt auf Grund des Brutalitätsgrades. Doch die Verhaltensweisen der Hauptfiguren, die Dialoge und die Ideen innerhalb der Szenen lassen den Schluss zu, dass das Drehbuch von jemandem überarbeitet wurde, der noch nicht einmal 12 Jahre alt war und all die überdrehten Fantasien einer Zerstörungsorgie mit in das Skript fließen ließ, die man sich in jenem Alter und aufgrund der Reizüberflutung in den Medien wohl ausmalen mag. Das ist keine Kritik an der Fantasie eines heranwachsenden Jugendlichen, doch sollte man sich fragen, ob dies die Grundlage für eine Kinoproduktion mit einem dreistelligen Millionenbudget sein sollte.

Dabei fällt es zu Beginn noch etwas leichter, das Potential der Story zu erkennen, vielleicht weil Darsteller wie Tom Wilkinson beinahe jeden Film veredeln. Er spielt James Reid, Herausgeber einer großen Zeitung und ein allein erziehender Vater, dessen Strenge den jungen Britt durchaus prägt. Seine Autorität lässt in den 20 Jahren, in denen Britt in unermesslichem Reichtum heranwächst, nicht nach, auch wenn sich Britt davon nicht mehr beeindrucken lässt. Dann stirbt James Reid überraschend und hinterlässt sein Medienimperium einem völlig überforderten Britt. Wenn Seth Rogen, der hier nicht nur die Hauptrolle übernimmt, sondern auch als Produzent und Autor auftritt, angesichts der Nachricht des Todes seines Filmvaters in die Kamera blickt, lässt er erkennen, dass er durchaus ernsten Moment gewachsen ist. Doch wenig später ist dieses Gefühl wieder verflogen und es mischen sich zu netten Ansätzen Dialoge, die sich allenfalls als Schwafeleien bezeichnen lassen und um das "Coolsein" eines Helden drehen, dessen Sidekick sich in dem ruhigen Kato manifestiert. Er ist es, der nicht nur ein Ass im Kampfsport ist, sondern ein so geschickter Mechaniker, dass er eine ganze Flotte speziell ausgestatteter Autos gebaut hat, die sich durch kugelsichere Verkleidung, eingebaute Lenkraketen, Flammenwerfer und allerlei andere "Extras" auszeichnen. Kato ist der Macher, Britt der Schwätzer. Das erinnert im Gespann ein wenig an Inspektor Clouseau und seinen Kampfsporttrainer Cato Fong, nicht zuletzt auf Grund der Namesverwandschaft.

Doch woran es The Green Hornet mangelt sind eigene Einfälle. Wer nicht schon nach wenigen Minuten die Zusammenhänge zwischen dem Staatsanwalt Scanlon, James Reids Zeitung und dem verdeckt operierenden Boss der Unterwelt Chudnofsky durchschaut hat, hat noch zu wenige Filme gesehen. Dass die Rivalität zwischen Britt und Kato um Britts neu eingestellte Sekretärin Lenore irgendwann in einem Schlagabtausch münden wird, ist so sicher wie der obligatorische Tiefpunkt, bei dem Green Hornet und Kato erkennen, dass sie sich mit einem übermächtigen Gegner eingelassen haben. Jeder Moment, jede Szene ist in ihrem Ausgang absehbar. Was unvorhersehbar bleibt sind die improvisiert wirkenden, seichten Dialoge bis dorthin. Hinzu gesellt sich ein Bösewicht, der zu Beginn ein wenig Furcht einflößend erscheint, da man ihn nicht einzuschätzen vermag. Doch wenn die Schurken beginnen, ihre eigenen Handlanger zu liquidieren und mit theatralischen Gesten ihre Opfer einzulullen, bevor sie sie töten, ist es auch mit der Bedrohlichkeit dahin. Wieso sich ein Charakterdarsteller wie Christoph Waltz hierfür vor die Kamera stellt ist unverständlich.

Basierend auf einer Radiosendung, die 1936 Debüt feierte, könnte man The Green Hornet als drittklassige Leinwandadaption abtun, wäre der Actionfilm nicht so aufwändig gemacht. Regisseur Michel Gondry gibt sich durchaus Mühe, das Geschehen mit interessanten Perspektiven und Schnitten zu versehen. Und auch am Finale gibt es, von den kopierten Matrix [1999]-Moves einmal abgesehen, aus handwerklicher Sicht nichts zu beanstanden. Nur hilft all das nicht, wenn die Geschichte nicht mitreißt, die Hauptfigur nie sympathisch erscheint und sich in die Langeweile der absehbaren Story auch noch Kopfschütteln angesichts der unterirdischen Dialoge einschleicht.
Für das anvisierte Publikum sticht The Green Hornet nicht aus dem Einheitsbrei der sonstigen Comicverfilmungen hervor, und für ein kindliches Publikum, das mit der bunten Unterhaltung eher etwas anzufangen wüsste, ist die Geschichte einfach nicht geeignet. Vermutlich hat das Studio deshalb auch eine Fortsetzung ausgeschlossen.


Fazit:
Ob der Name "Grüne Hornisse" in der Unterwelt für Angst und Schrecken sorgen würde, sei einmal dahingestellt. Andererseits machen sich die Figuren auch über den Namen des mordenden Oberbösewichts lustig. Die Balance zwischen Humor und Action scheint angesichts der brutalen Vorgehensweise des Widersachers nicht wirklich stimmig, zumal das Szenario mit Drogenhandel und Bandenkriegen durchaus realistisch sein könnte. Doch bis es soweit ist, sich darüber zu wundern, muss man bei The Green Hornet Dialoge überstehen, die nirgendwo hinführen und das auf umständlichen Wegen.
Handwerklich stellenweise interessant, aber zumindest routiniert umgesetzt, ist die Actionkomödie nie wirklich spannend, die Situation nie bedrohlich und das Geschehen nie interessant genug, um sich gegen eine Vielzahl besserer Filme behaupten zu können. Davon abgesehen, dass der Humor über den Klamauk selten hinauswächst. Dass Britt Reid über die Dämlichkeit anderer Superhelden philosophiert, deren Verhalten immer als gut erkennbar ist, und die darum erpressbar bleiben, ist insofern amüsant, als dass The Green Hornet selbst kaum ein Klischee auslässt und sich so sehr an seinen Vorbildern orientiert, dass er minutiös vorhersehbar bleibt.