Spiel auf Bewährung [2006]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 25. Mai 2009
Genre: Drama

Originaltitel: Gridiron Gang
Laufzeit: 125 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2006
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Phil Joanou
Musik: Trevor Rabin
Darsteller: Dwayne Johnson, Xzibit, L. Scott Caldwell, Leon Rippy, Kevin Dunn, Jade Yorker, David V. Thomas, Setu Taase, Mo, James Earl, Trever O'Brien, Brandon Smith, Jurnee Smollett


Kurzinhalt:
Die Rückfallquote von Kids, die aus dem jugendlichen Strafvollzug entlassen werden, beträgt 75%. Eine deprimierende Zahl nicht nur für den Bewährungshelfer Sean Porter (Dwayne Johnson). Er muss tagtäglich mit ansehen, wie sich die Jugendlichen gegenseitig die Köpfe einschlagen, ohne Perspektiven und Hoffnung in die Mauern des Gefängnisses kommen und auch ohne wieder herausgehen. Zusammen mit seinem Kollegen Malcolm Moore (Xzibit) beschließt er, ein Football-Team zu gründen und den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich darin zu engagieren.
Es erfordert nicht nur Disziplin, Zusammenhalt und Teamgeist, sondern auch Selbstvertrauen, das er den Kids so zurückgeben will. Aber nicht nur seinen Vorgesetzten ist das kostspielige Projekt ein Dorn im Auge. Sobald die Jungs – und sei es unter Aufsicht – nach draußen kommen, droht das alte Gangleben sie wieder einzuholen. Und mit vier Wochen bis zum Saisonstart scheinen ihre Chancen alles andere als vielversprechend. Und der erzieherische Nutzen damit fraglich ...


Kritik:
American Football hat in seiner Heimat eine Tradition, wie man sie hierzulande vielleicht mit dem herkömmlichen Fußball gleichsetzen kann. Auch wenn die kollektiven Begeisterungsstürme, die Familienfeste kombiniert mit den Regionalspielen, wie sie beim Football stattfinden, hier kein Pendant finden. Insofern scheint es einem auch als Außenstehenden keine schlechte Idee, die Kids mittels Football zu einer Gemeinschaft zusammen zu schweißen. Hier können sie Respekt vor den anderen erlernen, die eigene Disziplin fördern und erfahren, was es bedeutet, sich auf andere zu verlassen. Das ist umso wichtiger, da viele der Jugendlichen aus rivalisierenden Gangs stammen, deren Hass aufeinander nicht an den Gefängnismauern Halt gemacht hat.
Wirklich viel muss man von Football allerdings nicht verstehen, um sich in Spiel auf Bewährung zurecht zu finden. Vielmehr nutzen die Autoren den Sport als Vehikel, um ihre Botschaft um mehr Verständnis der Jugendlichen untereinander an den Mann zu bringen. Ebenso, wie es der auf wahren Begebenheiten beruhende Coach der Kids in Wirklichkeit versuchte. Gelungen ist das den Autoren bedingt, denn auch wenn man als Zuseher der Motivation Sean Porters folgen kann, der Widerstand innerhalb der Gefängnisleitung wird zu schnell verworfen, als dass man die heile-Welt-Auflösung des Filmes auf ein tatsächliches Szenario übertragen könnte.
Dwayne Johnson versucht indes, seiner Figur jenes Charisma einzuhauchen, das Porter als Coach einer solchen Truppe auch besitzen muss. Hauptsächlich gelingt ihm das über seine imposante Statur, doch daran sollte man sich nicht stören. Er macht seine Sache gut, wobei ihm eine Rolle zugefallen ist, bei der er nicht über die Maßen gut oder differenziert spielen muss. Ebenso Xzibit, der als Kollege Porters eine deutlich bessere Figur hinterlässt, als beispielsweise als FBI-Agent in Akte X - Jenseits der Wahrheit [2008]. Auch die jugendlichen Darsteller geben sich Mühe, ihre Rollen glaubhaft zu gestalten, wobei ihnen hier die anvisierte Altersfreigabe leider einen Strich durch die Rechnung macht. Wenn sich kriminelle Jugendliche ohne Kraftausdrücke oder Schimpfwörter untereinander unterhalten, wirkt das schlichtweg nicht glaubhaft. Diesbezüglich bekommt man tagtäglich traurigerweise ein anderes Bild der Jugend präsentiert, wenn man nur für 10 Minuten das Haus verlässt.

All das macht deutlich, wie bemüht Regisseur Phil Joanou ist, seine familienfreundliche und ermunternde Aussage einem möglichst breiten Publikum zu präsentieren. Verpackt wird das in ordentlich aufgenommene Bilder, die gerade bei den Football-Szenen deutlich auf die Figuren zugeschnitten sind und dadurch leider Übersicht vermissen lassen. Ärgerlich sind dabei allenfalls die lange andauernden Zeitlupen, bei denen man nach dem zigten Sturz der Spieler das Gefühl bekommt, man habe all jenes schon so oft gesehen.
Dabei erinnert die Underdogstory wie jede andere auch unvermeintlich an Rocky [1976], wobei die Geschichte um jenen Boxer durch die persönlichen Figuren fesselte. Gerade bei den Spielern im Spiel auf Bewährung sind ihre Namen und Schicksale austauschbar. Das mag zwar symptomatisch für die jugendliche Gesellschaft sein, die sich in jenen Mauern findet, doch es verhindert gleichzeitig auch, dass man sich als Zuseher wirklich für sie interessiert.
Die Absichten von Gridiron Gang, so der Originaltitel, sind ohne Frage ehrenhaft und verfehlen auch nicht ihr Ziel. Nur wird man leider das Gefühl nie los, dass der Erzählung neue Impulse fehlen. Da hilft auch die im rechten Moment majestätisch eingespielte Musik von Trevor Rabin nicht, wenn man ihren Einsatz in genau jenem Moment hätte vorhersagen können. Dwayne Johnson macht seine Sache ordentlich, wie alle anderen Beteiligten auch. Das prädestiniert den Film zwar für einen Fernsehabend, doch was die Filmemacher leider dabei versäumen ist, die Zuschauer zum Nachdenken anzuregen. Die Wichtigkeit solcher Projekte ist unbestritten, und die Beteiligten können auch stolz darauf sein, dass die Rückfallquote der Jugendlichen danach niedriger ist. Aber woran liegt es, dass immer noch so viele hinterher erneut kriminell werden? Oder überhaupt schon im Vorfeld. Dazu macht sich bei Spiel auf Bewährung leider niemand Gedanken. Und in der Welt offensichtlich auch zu wenige.


Fazit:
Regisseur Phil Joanou folgt dem Drehbuch zu genau denjenigen Momenten, die man als Zuschauer in genau dieser Reihenfolge erwarten würde. Die erste Niederlage, das große Aufrappeln des Teams, gefolgt von Erfolgen und dem Angstgegner, der geschlagen werden muss. All das garniert mit ein paar auserwählten persönlichen Schicksalen und einem Coach, der bei den Kids seine Berufung findet.
All das ist nicht schlecht dargebracht und ganz ohne Zweifel hat Spiel auf Bewährung das Herz am rechten Fleck. Wenn man das Ende des Films und dessen Aussage aber nach den ersten Minuten vorhersehen kann, erscheinen die zwei Stunden dazwischen unnötig lang und mit zu wenig eigenen Ideen gespickt, als dass es fesseln würde. Wer sich unbekümmert unterhalten lassen möchte, den wird das nicht stören, doch zu dem Thema gibt es wichtigere Beiträge.