Sky Captain and the World of Tomorrow [2004]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 21. November 2004
Genre: Science Fiction / Action

Originaltitel: Sky Captain and the World of Tomorrow
Laufzeit: 107 min.
Produktionsland: USA / Großbritannien / Italien
Produktionsjahr: 2004
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Kerry Conran
Musik: Ed Shearmur, Robert Elhai
Darsteller: Jude Law, Gwyneth Paltrow, Giovanni Ribisi, Michael Gambon, Ling Bai, Omid Djalili, Laurence Olivier, Angelina Jolie, Trevor Baxter, Julian Curry


Kurzinhalt:
1939 hat sich die Welt von den Auswirkungen des Ersten Weltkriegs langsam erholt; viele Nationen verfügen über Luftschiffe, Zeppeline und Flugzeuge.
Da wird New York unvermittelt mehrmals von riesigen mechanischen Robotern angegriffen, die wie aus dem Nichts auftauchen und ganze Straßenzüge verwüsten. Gleichzeitig verschwinden mehrere berühmte Wissenschaftler auf der ganzen Welt. In ihrer Not rufen die Behörden den berühmten Söldner Joe Sullivan (Jude Law), besser bekannt als "Sky Captain", und seine Truppe zu Hilfe. Joe kann die monströsen, technologisch fortgeschrittenen Blechkämpfer tatsächlich kurzzeitig vertreiben, allerdings fallen viele Länder der Erde ähnlichen Attacken zum Opfer. Die Roboter berauben sie ihrer natürlichen Ressourcen und scheinen von einem geheimnisvollen Wissenschaftler namens Totenkopf (Laurence Olivier) gesteuert und entsandt worden zu sein.
Zusammen mit Reporterin Polly Perkins (Gwyneth Paltrow) und Erfinder Dex Dearborn (Giovanni Ribisi) macht sich Sullivan auf die Suche nach Totenkopfs Stützpunkt. Als Dex entführt wird und eine geheimnisvolle Helferin Totenkopfs (Ling Bai) zum zweiten Mal dem Sky Captain entkommt, bittet er Franky Cook (Angelina Jolie), eine erfahrene britische Pilotin und Geschwaderführerin, um Unterstützung.
Doch Totenkopfs Armee ist weit größer, als zunächst angenommen, und wie es scheint, führt er nichts Geringeres als die Vernichtung der Erde im Schilde ...


Kritik:
Das Wort "Pulp" dürfte jedem Filmfan spätestens seit Quentin Tarantinos Kult-Werk Pulp Fiction [1994] bekannt sein – hinter dem Begriff "Pulp" verbirgt sich jedoch etwas Anderes. Übersetzt steht "Pulp" für "Groschenroman", aber unter die Bezeichnung fällt mehr, als man insbesondere in unseren Gefilden zunächst erwarten würde.
Von den 1920er bis in die 1950er Jahre feierten die Pulps in den USA Hochkonjunktur, dabei handelte es sich meist um Abenteuer-, Fantasy- oder Science-Fiction-Heftchen, die im Wochen- oder Monatsrhythmus entstanden und kleine Romane oder Comics von verschiedensten Autoren beinhalteten.
Edgar Rice Burroughs Debütroman Tarzan of the Apes [1914] wurde so ab 1929 nochmals als Comic in Pulpheften neu aufgelegt. Weitere bekannte Vertreter sind die Comics von Flash Gordon aus der Feder von Alex Raymond, Dick Tracy von Chester Gould, The Phantom von Lee Falk und Ray Moore und die Conan-Geschichten von Robert E. Howards. Dass die in Europa beliebte Zeichentrickserie Captain Future [1978-1979] auf einer Pulpreihe des bekannten Autors Edmond Hamilton beruht, der seine Geschichten 40 Jahre zuvor deutlich besser erzählte, als es der Serie anschließend gelang, wissen vermutlich nur eingeweihte Fans.
Diese Pulp- und Comic-Reihen handelten meist von männlichen Helden in der damaligen Zeit oder naher Zukunft, die sich gegen Oberschurken mit Weltzerstörungsabsichten stellen mussten und durch ihre attraktiven weiblichen Begleiter meist mehr gehindert als unterstützt wurden.

In einem ähnlichen Szenario ist Sky Captain and the World of Tomorrow angesiedelt, auch wenn der Film auf keiner bekannten Pulp-Reihe beruht, sondern auf einem Kurzfilm von Regisseur und Pulp-Liebhaber Kerry Conran, in dem Roboter durch die Straßen von New York City trampeln. Als Produzent Jon Avnet die Bilder des Kurzfilms sah, war er derart davon beeindruckt, dass er Conran ansprach, ob er nicht ein abendfüllendes Werk mit dem Thema gestalten wolle.
Zwar wurde der Kinostart von Sky Captain and the World of Tomorrow vom Sommer 2004 auf Herbst verlegt, damit der Film nicht zur selben Zeit wie Spider-Man 2 [2004] anlaufen würde und somit zu viel Konkurrenz widerstehen müsse. Letztendlich geholfen hat das der immerhin 70 Millionen Dollar teuren Produktion nicht. In den USA spielte der Streifen gerade einmal die Hälfte seiner Kosten ein und international sieht es derzeit ebenfalls nicht viel besser aus.
Die Macher brauchen sich allerdings über das Ausbleiben von Zuschauermassen nicht wundern. Obwohl Conrans Film durchweg gute Kritiken bekommen hat und visuell tatsächlich atemberaubend gelungen ist, lässt sich das Publikum eben nicht allein durch die Optik blenden, wenn dahinter ein derart verkorkstes Drehbuch lauert. Dass Hauptdarstellerin Gwyneth Paltrow (die übrigens aufgrund des Kurzfilms zusagte, ohne das Drehbuch gelesen zu haben) überdies so dürftig wie schon lange nicht mehr agiert, macht das Ganze nicht unbedingt besser.

Dabei wählt Autor und Regisseur Kerry Conran eine überaus interessante und dem Thema angemessene Ausgangslage für sein Skript. Auch wenn Sky Captain and the World of Tomorrow im Jahr 1939 spielt (wie man an manchen Zeitungsausschnitten ablesen kann), gibt es keine Hinweise auf einen anstehenden Zweiten Weltkrieg. Die Technologie, die sich in einer Welt mit riesigen Luftschiffen und Gentechnik entwickelt hat, erinnert aber eindeutig an bekannte Pulp-Zutaten, ebenso wie die mit Klischees durchzogene Geschichte, die von einem Höhepunkt, einer Action-Sequenz zur nächsten springt und den Kinobesucher mit phantastischen, obgleich unlogischen Wendungen verblüfft.
Doch während all das einen Großteil des Charmes ausmacht, enttäuschen die wirklich dümmlichen Dialoge auf ganzer Linie. Außer 08/15-Sprüchen, gequält witzigen Kommentaren in den unpassendsten Situationen (so auch beim Finale, bei dem die Figuren ansich andere Dinge im Kopf haben sollten) und einem Mindestmaß an Gesprächen pendelt sich die Vorlage auf dem Niveau einer drittklassigen Samstag-Vormittag-Zeichentrickserie ein, das der dahinterstehenden unbestritten bombastischen Technik des Filmes einfach nicht gerecht wird.
So ist die Story um das erstaunliche Vorhaben Dr. Totenkopfs sehr ansprechend und könnte auch entsprechend umgesetzt werden (Fans werden zum Beispiel Anspielungen auf King Kong und die weiße Frau [1933] – darunter auch das Schiffswrack der Venture am Meeresgrund – und George Lucas THX 1138 [1971] entdecken). Doch die Art und Weise wie die Figuren sich verhalten, wie sie miteinander reden und umgehen, wirkt dagegen platt und unbeholfen. Niemand erwartet bei einem solchen Thema Shakespeare-Qualitäten, trotzdem hätten inbesondere die Kabbeleien der Hauptakteure ein wenig anspruchsvoller ausfallen können. Es wäre zweifelsohne besser gewesen, wenn ein zweiter Autor das Skript nochmals überarbeitet und sich der offensichtlichen Mängel angenommen hätte. Die Grundstory selbst ist gut, die Durchführung aber der Thematik und des Aufwands nicht würdig.

Letzterer ist es auch, der bei Sky Captain and the World of Tomorrow am längsten im Gedächtnis haftet. Zwar ist die Technik bei weitem nicht so "bahnbrechend" und neu, wie einem die Macher das in den Promotion-Interviews verkaufen wollen, jedoch so imposant umgesetzt, dass man bisweilen in den malerischen Bildern versinkt.
Die eigentlich einzigen realen Elemente des Filmes sind die Darsteller, deren Interaktionen mit einer Vielzahl nicht vorhandener Kreaturen und Umgebungen stets vor grünen oder blauen Hintergründen gefilmt wurden. Die Orte, ja sogar Mobiliar und viele Statisten wurden erst nachträglich per Computer eingefügt. Dieses Verfahren ermöglichte es außerdem, dass Angelina Jolie für ihre Auftritte lediglich drei Tage benötigte, und der ganze Film in nur 26 Tagen abgedreht wurde. Um flexibler sein zu können, nahm Regisseur Conran viele Statisten separat auf, damit er sie so später nach Belieben in den Film integrieren und ihr Erscheinungsbild manipulieren konnte.
Wirklich innovativ ist diese Machart aber nicht, immerhin verwendet George Lucas bei seinen neuen Star Wars-Filmen zu 90 Prozent dieselbe Technologie, und im kommenden Jahr startet mit der Comic-Verfilmung Sin City [2005] das nächste, mit Ausnahme der Darsteller ausschließlich am Computer entstandene Werk. Bei Sky Captain and the World of Tomorrow ging der Regisseur sogar so weit, dass die animierten Storyboards, die er vor dem Film anfertigte, alle Kamerawinkel und Schnitte beinhalteten, die er im endgültigen Film sehen wollte. Prinzipiell wurden die dort noch computeranimierten Figuren später lediglich durch die echten Darsteller ausgetauscht.
Richtig zur Geltung kommen die Bilder und Panoramen verständlicherweise erst auf einem digitalen Medium wie DVD, oder in speziellen Kinosälen, in denen ein digitales Master direkt auf die Leinwand projiziert wird – im gewöhnlichen Kino kann man zwar die malerischen Farben (die allesamt bewusst mit einem überzeichnenden Filter verfälscht wurden, um einen 50er-Jahre ähnlichen Stil zu erzeugen) genießen, die Bildschärfe lässt mitunter dagegen zu wünschen übrig. Trotzdem fällt der deutliche Kontrast zwischen den Aufnahmen mit realen Akteuren und vollständig computergenerierten Sequenze ins Auge. Der Unterschied ist zwar nicht mehr so groß wie bei Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger [2002], aber in den meisten Fällen stören die echten Schauspieler in den CGI-Bildern mehr, als anders herum (dank der verfälschten Farben ist der Übergang jedoch meist fließend) – auch wenn das wohl nicht allen Zuschauern auffallen wird.
Die geschickt eingesetzten Unschärfen, die meist überzeugend eingehaltenen Größenverhältnisse der Figuren mit ihrer Umgebung und die außerordentlich lebendige Umwelt lassen Kerry Conrans Regiedebüt zu einem der optisch umwerfendsten und atemberaubendsten Filme der letzten Jahre werden. Der Zuschauer bekommt hier Bilder präsentiert, die er sich kaum hat vorstellen können und die man so auch nie wieder sehen wird. Auf diese Weise macht Sky Captain and the World of Tomorrow einen deutlich teureren Eindruck – und enttäuscht noch mehr, angesichts des Potentials, das durch das Drehbuch nicht genutzt wurde.

Was bei vielen computergenerierten Filmen, ebenso wie bei vielen Videospielen, immer wieder verwundert, ist die Tatsache, dass es die Macher trotz immenser technischer Möglichkeiten nicht auf die Reihe bekommen, das Gezeigte interessant und erstklassig zu inszenieren.
Kerry Conran scheint mit den fehlenden realen Ansatzpunkten für Kamera und Schnitt genauso Probleme zu haben. So entbehrt die Verfolgungsjagd des Sky Captains und Totenkopfs Flugzeugen durch die Straßen von New York nicht nur jeglicher Logik – weswegen sollte der Held noch mehr Tote und Verletzte riskieren, indem ständig auf Häuser geschossen wird und die Gegner darin abstürzen? –, sie ist darüber hinaus äußerst einfallslos choreografiert. Ständig sieht man irgendwelche Flugzeuge an der Kamera vorbei fliegen und erkennt doch dieselben Straßenzüge. Die Sequenz bietet schon allein deshalb keine Höhepunkte, weil die Helden ständig beschossen und auch getroffen werden, ohne dass dies allerdings irgendeine Auswirkung auf das Flugverhalten des Sky Captains haben würde. Die Gefahr für die Figuren wird nie spürbar und isst deshalb in keinster Weise mitreißend.
Ein wahres Debakel in dieser Hinsicht ist das Finale des Films, das mit einem Zweikampf von Sky Captain und der Helferin Totenkopfs beginnt und wenig später genauso endet. Ungeachtet dessen, dass ein eine Minute langer Countdown im Film urplötzlich dreimal so lange dauert, die Figuren finden auch stets noch die Zeit, einen unoriginellen, gezwungen-lustigen Spruch abzulassen, ehe es weitergeht. Zudem bekommt man gerade bei den Kämpfen sich wiederholende Einstellungen zu Gesicht, die zudem nicht sonderlich spektakulär wirken. So auch beim zweiten Handgemenge an Bord der Rakete gegen Schluss, das bisweilen einen fast schon unfreiwillig komischen Eindruck macht.
Was dazu sicherlich einen Teil beiträgt, ist die Tatsache, dass zwar in den Flugszenen die Kamera sehr bewegt eingesetzt wird. Sobald die Darsteller aber in Großaufnahme zu sehen sind, greifen die Macher auf eine statische Kamera zurück, anstatt sie um das Geschehen kreisen zu lassen, oder sie nahe an den Figuren dynamisch anzuwenden. Der Grund hierfür ist sicher einleuchtend und verständlich, immerhin ist es bedeutend schwerer (und kostspieliger), die digitalen Hintergründe im selben Maße zu verschieben wie es bei realen Charakteren und Umgebungen in einer bewegten Einstellung der Fall ist – und man läuft Gefahr, dass die Aufnahme als CGI-Effekt wahrgenommen wird –, allerdings stehen die einzelnen, wirklich spektakulären Bilder von Sky Captain and the World of Tomorrow nun im krassen Gegensatz zur großteils eintönigen Choreografie der Sequenzen.

Dass die Darsteller ihre Mühe mit der blauen und grünen Studio-Umgebung hatten, merkt man ihnen von Zeit zu Zeit sichtlich an; Angelina Jolie ist noch die routinierteste Aktrice des Films und mimt ihre witzige Rolle mit der notwendigen Leichtfüßigkeit und Ironie, sodass es Spaß macht – auch wenn ihr Auftritt überaus kurz ausgefallen ist.
Giovanni Ribisi hat zwar nicht viel zu tun, wirkt aber gerade zu Beginn des Films deutlich motivierter als im letzten Drittel, in dem er lustlos, beinahe schon genervt, agiert.
Michael Gambon und Ling Bai haben keine Gelegenheit zur Höchstform aufzulaufen, sie überzeugen aber in ihren Rollen ebenso, wie Omid Djalili, der den meisten Zuschauer mit seinem lustigen Part in Die Mumie [1999] in Erinnerung geblieben sein dürfte.
Sir Laurence Oliviers Auftritt ist hingegen nur einem Kniff der Macher zu verdanken, immerhin verstarb der Darsteller bereits vor 15 Jahren; Regisseur Conran manipulierte Archiv-Aufnahmen, um die Szenen in Sky Captain and the World of Tomorrow einsetzen zu können – als Hommage ist zudem Oliviers berühmtes Zitat aus Der Marathon Mann [1976] zu hören.
Jude Law schwankt in seinem Schauspiel von amüsiert bis gelangweilt; in einigen Einstellungen, in denen es nun gar nicht passt, lächelt der Darsteller spitzbübisch und scheint sich des Trash-Gehalts des Drehbuchs bewusst, in anderen starrt er so verbissen in die Kamera, als ob er nicht wüsste, dass seine klischeebeladene Figur nicht erst gemeint ist – und dennoch ist sein Sky Captain einer der gelungensten Charaktere und er selbst einer der besten Akteuere im Film.
Selbiges kann man von Gwyneth Paltrow leider nicht behaupten. Die in den USA geborene Schauspielerin, die mit ihrem tränenreichen Gefühlsausbruch bei der Oscar-Verleihung 1999 für ihre Rolle in Shakespeare in Love [1998] die Chancen auf einen erneuten Gewinn nicht unbedingt gesteigert hat, stiert mit einer derart gelangweilten und unfreiwillig komischen Grimasse auf die beim Dreh nicht existenten Roboter und bewegt sich unbeholfen durch die virtuellen Sets, dass es wirklich nicht mehr spaßig ist. Selbst das Zitat "sie haben die Sixth Avenue erreicht ... sie haben die Fifth Avenue erreicht ... sie sind noch ein Hundert Yards entfernt" (aus Orson Welles Hörspiel "Der Krieg der Welten") zu Beginn klingt aus ihrem Mund wie das Laufband der Aktienkurse eines Nachrichtenfernsehsenders. Wer allerdings damit rechnet, dass ihre Leistung im Laufe des Films besser wird, muss sich schmerzlicherweise das Gegenteil beweisen lassen – da hilft auch er überstrapazierte Running-Gag mit den verbliebenen Fotos in der Kamera nicht weiter. Die holprige und unmotivierte deutsche Synchronisation trägt noch entscheidend zu diesem Eindruck bei, aber schon mimisch schafft Paltrow keine solide Grundlage. Dass sie ansich spielen kann, hat sie nicht nur mit Shakespeare in Love, sondern auch in Ein Perfekter Mord [1998] und sogar mit ihrem kleinen Part in Sieben [1995] nachdrücklich bewiesen. Weswegen sie ihr zweifellos vorhandenes Talent in den letzten fünf Jahren in Grotesken wie Flight Girls – Blondinen im Anflug [2003] oder Schwer verliebt [2001] hat verkümmern lassen, wird wohl ihr persönliches Geheimnis bleiben. Für ihre Rolle in Sky Captain and the World of Tomorrow ist sie jedenfalls hoffnungslos fehlbesetzt und kostet den Film viele Sympathien.

Komponist Ed Shearmur, der zuletzt unter anderem mit Johnny English [2003] zu hören war, verleiht Conrans Film durch seine pompöse, klassische Musik ein ansprechendes Flair, das genau zur dargestellten Zeit und Thematik passt.
Was man am Score jedoch vermisst, ist ein Wiedererkennungswert, ein Thema, das man sofort mit dem Sky Captain identifiziert. Das von Shearmur eingeführte Motiv findet stattdessen auch in Situationen Verwendung, die nicht zwangsläufig den Helden zeigen, so dass man die Melodie nicht mit der Hauptfigur verbindet. Im Ergebnis ist die Musik zwar ständig präsent und immer mit vollem Einsatz beim Geschehen (in den Action-Sequenzen fällt sie dennoch nicht unangenehm auf), allerdings mit dem Abspann auch schon wieder vergessen.
Das Retro-Element ist Shearmur aber sehr gut gelungen, sogar die ruhigen Szenen versetzen den Kinobesucher sofort in die Zeit von King Kong oder ähnlichen Klassikern – Soundtrack-Fans werden zudem einige Themen erkennen, die sich stark an John Williams Scores für die Indiana Jones-Reihe orientieren.
Insgesamt ist die Musik stimmig gelungen und bisweilen einfallsreich; zu den Bildern passt sie wie angegossen und ist für Fans durchaus ein Anhören ohne Bilder wert. Dass Shearmur mit seiner zeitgemäßen Orchestrierung und seinen Melodien trotzdem nicht jeden Geschmack trifft, dürfte gleichzeitig kaum verwundern.

Dass es sich Filmemacher Conran nicht nehmen ließ, in sein Erstlingswerk zahlreiche Anspielungen auf Hollywood einzubauen, spricht für den Regisseur – dabei sind seine Anleihen mitunter so subtil, dass sie nur aufmerksamen Filmfans auffallen werden.
So stammt das Geräusch, das die Roboter erzeugen, wenn sie die Generatoren ausgraben, aus Kampf der Welten [1953].
Sullivan wird bei dem fliegenden Flugzeugträger auf die Landeplattform 327 beordert, wohin auch Han Solos Rasender Falke in Star Wars: Episode V - Das Imperium schlägt zurück [1980] gelotst wird.
Ein witziger Einfall ist zudem, dass zu Beginn ein Zeppelin an das Empire State Building andockt – zwar wurde der Wolkenkratzer tatsächlich so gebaut, dass dies möglich wäre, allerdings stellen die Aufwinde in den Straßenzügen New Yorks ein zu großes Risiko dar, als dass es je in Wirklichkeit versucht wurde.
Regisseur Conran selbst war weder vor noch während der Produktion des Films in New York; er erschuf die digitale Stadt im Computer anhand von alten Luftaufnahmen, von denen einige sogar im Film enthalten sind.

Wenn man im Nachhinein Sky Captain and the World of Tomorrow Revue passieren lässt, fallen einem die imposanten und von Zeit zu Zeit überragend realistischen Bilder wieder ein, wohingegen der Ton an manchen Stellen nicht vernünftig ausgesteuert erscheint – doch das kann auch an der deutschen Tonspur liegen, die außergewöhnlich dumpf klingt (die vereinzelten im englischen Originalton belassenen Gespräche sind klar, hell und verständlich).
Was man recht schnell wieder vergessen hat, ist allerdings die Story des Films, die rasant startet und dem Zuschauer wenig Zeit zum Nachdenken gibt, sich aber im Endeffekt als aufgeblasener erweist, als das darunter liegende Gerüst stützt. Die Scheunentor großen Löcher und die schablonenhaften Figuren kann man auf die Natur dieser Pulp-Hommage schieben, die bisweilen erzwungen komischen Situationen und dürftigen Dialoge dagegen ebenso wenig, wie eine Hauptdarstellerin, die durch die künstlichen Kulissen stelzt als hätte sie ihren Arbeitseifer zu Hause vergessen.
Und so gelungen die Optik von Conrans Film auch ist – er ist nie spannend oder mitreißend, nie faszinierend oder witzig. Inhaltlich bleibt er deutlich hinter den Pulps zurück, die er mitunter zu persiflieren versucht.


Fazit:
Die Hoffnungen des Studios waren hoch, immerhin hat man deutlich mehr Geld in das Projekt hineingesteckt, als ursprünglich geplant. Umso ernüchternder ist nun die Reaktion bei Produzenten und Zuschauern.
Die Technik raubt dem Publikum den Atem und versetzt es erstaunlich überzeugend in eine Fantasiewelt, die detailreich und faszinierend zugleich ist. Die Grundgeschichte orientiert sich an bekannten Science-Fiction-Mustern und bietet willigen Fans eine Vielzahl versteckter Anspielungen, bei denen man unwillkürlich schmunzeln muss.
Doch während Regisseur Kerry Conran eine visuell überragende und spektakuläre Technologie-Demonstration erschuf, hinkt sein Drehbuch der optischen Imposanz hoffnungslos hinterher. So ist der Kinobesucher mehr als einmal gelangweilt, bisweilen amüsiert, aber nie an der Seite der Figuren, die einem stets fremd bleiben. Dass gerade die Actionsequenzen noch wie Rohfassungen der eigentlich beabsichtigten Szenen wirken und nie mitzureißen vermögen, trübt den Gesamteindruck ebenso, wie eine völlig lustlose Gwyneth Paltrow, die mimisch nicht nur hinter Jude Law und Angelina Jolie, sondern auch den eindrucksvollen Robotern zurücksteht.
Als Huldigung der Pulps ist Sky Captain and the World of Tomorrow etwas für Retro-Fans, aber bei weitem keine Offenbarung und trotz der imponierenden Bilder durch die moderne Technik im Innern altbacken und hohl.