Sherlock Holmes: Verhängnisvolle Reise [1943]

Wertung: 2.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 03. Oktober 2002
Genre: Krimi

Originaltitel: Sherlock Holmes in Washington
Laufzeit: 60 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1943
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Roy William Neill
Musik: Frank Skinner
Darsteller: Basil Rathbone, Nigel Bruce, Marjorie Lord, Henry Daniell


Kurzinhalt:
Während des Zweiten Weltkriegs transportiert ein Mann Pläne für eine gefährliche Waffe von London nach Washington. Doch er wird von Gangstern entführt und die Polizei weiß keinen Rat. Sie bitten den berühmtesten Detektiv aller Zeiten um Hilfe: Sherlock Holmes (Basil Rathbone), der mit seinem Assistenten Dr. Watson (Nigel Bruce) von London nach Washington fliegt und sich dort auf die Suche nach den hochbrisanten Dokumenten macht.


Kritik:
Im Jahr 1943 waren die USA bereits in den Krieg eingetreten – die Filmwelt wurde zum ersten Mal mit Spionen, Bomben, Geheimplänen und vielem mehr konfrontiert. So versuchte natürlich auch Hollywood, dem Rechnung zu tragen. Da die Sherlock Holmes-Reihe erfolgreich lief, wurden Autoren angeheuert, die eine neue Geschichte in diesem (neuen) Zeitrahmen erfinden sollten, denn bekanntermaßen war dies knapp 50 Jahre nach den letzten von Autor Sir Arthur Conan Doyle verfassten Original-Holmes-Geschichten.

Es wurde eine Story konstruiert, die großteils in Amerika spielt und allerlei technischen Schnickschnack enthielt – wer dachte damals schon an Mikrofilme?
Anschließend wurde der Charakter Sherlock Holmes hineingeschrieben und alle bekannten Zutaten der Zusammenarbeit mit ihm und Watson eingestreut. Watsons Unglaube, dass man aus einem simplen Gegenstand etwas herauslesen kann, die Tatsache, dass er lange nicht versteht, worauf ihn Holmes hinweisen möchte und einiges mehr.
Nur leider geht dabei jegliche Authentizität der Geschichte und der Charaktere verloren. Die Story ist so einfallsreich wie das Rezept für Wasser. Es geht von Punkt A nach Punkt B nach Punkt C. Der Zuschauer hat den Film im Geiste schon beendet, bevor die zweite Hälfte überhaupt erst begonnen hat, und dabei geht der Film nicht mehr als eine Stunde. Die einzelnen Szenen laufen genau so ab, wie man es vermuten würde – Überraschungen sucht man vergebens. Zwar gibt es hin und wieder ein paar nette Einfälle, großteils sieht man aber mehr oder weniger gelangweilt dem Treiben auf dem Bildschirm zu.

Es gibt auch nicht, wie sonst bei Holmes üblich, eine richtige Aufklärung, wieso und weshalb alles passierte. Nach kurzer Zeit geht es darum, eine Person zu finden, über die Hintergründe muss niemand mehr nachdenken.
Auch das bewusst actionbetonte Finale passt überhaupt nicht in die Holmes-Welt und wirkt nicht nur aufgesetzt, sondern teilweise auch noch leicht lachhaft. Reaktionsvermögen und Entschlussfreudigkeit findet man bei keiner einzigen Figur im Film.

Zwar spielen Basil Rathbone und Nigel Bruce ihre Rollen wie gewohnt gut (und Rathbone gehört zu den besten Holmes-Darstellern überhaupt), aber sie fügen den Charakteren überhaupt keine neuen Facetten hinzu – und Watsons Schwerfälligkeit, ja fast schon Dämlichkeit, wird nach kürzester Zeit überaus störend.

Wer unbedingt alle Sherlock-Holmes-Filme sehen möchte, sollte einschalten; alle anderen können dieses unterdurchschnittliche Werk getrost ignorieren.


Fazit:
Hier war kein Arthur Conan Doyle am Werk – schon den Zeitrahmen der Sherlock-Holmes-Geschichten zu verändern, halte ich für fatal, aber die Story ist auch noch vorhersehbar, die Handlungsweisen meistens unverständlich und von der berühmten Deduktionsfähigkeit des Meisterdetektivs ist nicht viel geblieben. Von dem Charme, der Durchtriebenheit der Gangster, sowie einer überraschungsreichen Geschichte ist in diesem Film nichts zu sehen.
Die mäßig unterhaltsame Eigenkonstruktion der Autoren hat den "Holmes" im Titel nicht wirklich verdient.